www.wikidata.de-de.nina.az
Unter Progression wird in der Didaktik und Methodik des gesteuerten Fremdsprachenerwerbs des institutionalisierten Fremdsprachenunterrichts die Anordnung des Lern und Lehrstoffes im Lern Lehr und Ubungsmaterial oft nach Menge und in einer Abfolge verstanden die sich an den Lernzielen den Lernenden der zur Verfugung stehenden Unterrichtszeit dem Lernort u a ausrichten sollte Die Anordnung des Stoffes bezieht sich meist auf Systemeigenschaften der Morphologie Syntax und der Phonologie Ziel der Progression ist die Entwicklung eines Automatismus in Aufnahme Verstehen und Gebrauch des Lernstoffes Progression im Spracherwerb BearbeitenIm ungesteuerten Fremdsprachenerwerb wird sich Progression im Spracherwerb Verstehen und Gebrauch pragmatisch vollziehen und damit nach anderen Kriterien als im gesteuerten Spracherwerb verlaufen Fur Lernende bedeutet Progression den Zuwachs an Sprachbeherrschung die sich darin zeigt dass das angebotene Sprachmaterial selbststandig und kreativ zu sinnvollen eigenen Ausserungen und nicht mehr nur reproduktiv verwendet wird Als Progression wurde und wird u a das Fortschreiten vom Leichten zum Schwereren vom Bekannten zum Unbekannten in Inhalt Themen Problemen und sprachlichen Phanomenen und den sich daraus entwickelnden oder zugehorigen weiteren Lerngegenstanden gesehen Progression sollte jedoch nicht zu eng gehandhabt werden da sonst sprachliche Kombinations und Assoziationsfahigkeit und Fantasie zu wenig gefordert und gefordert werden und darunter die produktive Sprachverwendung leidet Progression in Lehrwerken BearbeitenFur und in Lehrwerken wird immer wieder auf eine vorhandene Progression verwiesen meist ist dabei nur eine grammatische Progression Morphologie und Syntax betreffend gemeint jedoch nicht deutlich gemacht wie sie sich manifestiert Dies ist wohl auch darum so schwierig weil in den dort genannten Teilbereichen der Grammatik nicht immer eine Systematik besteht die Progression moglich macht Auch wird selten bedacht dass es nicht nur eine Art der Progression gibt sondern verschiedenen Arten die sich kaum oder nur schwer trennen lassen bzw immer wieder gemischt auftreten werden Es kann gesprochen werden vonlernpsychologischer Progression das Fortschreiten vom Bekannten zum Unbekannten vom Leichten zum Schwierigen und bestimmter Vernetzung der Lernelemente im Gehirn des Lernenden wie sie neuere Erkenntnisse der Neurophysiologie und Neurolinguistik nachweisen linguistischer Progression auf grammatischer Ebene also morphologisch syntaktischer Art wie z B die Reihenfolge der Einfuhrung Behandlung von Tempora Prasens vor Perfekt und dessen Bildung und des Perfekts vor dem Prateritum in normalen Kursen oder des Perfekts sogar vor dem Prasens in Kursen mit dem vorwiegenden Lernziel mundlicher Kommunikation oder z B die Verbindung des parallelen Erwerbs bestimmter prapositionaler Nominalphrasen und jener Gliedsatze die den gleichen Sachverhalt wiedergeben wegen weil trotz obwohl oder lexikalisch semantischer Art bei der die Auswahl der zu vermittelnden Lexik unter Bezug auf die Lernenden und deren Lernziele keine Rolle spielt die unterschatzt werden darf alltagssprachliche und oder zusatzlich berufs fachsprachliche Orientierung Ausserdem ist das Verhaltnis der voneinander verschiedenen Worter zur Gesamtzahl der Worter Wortdichte wie auch das Verhaltnis der neuen Worter zu den bereits bekannten Steilheitsgrad nicht unerheblich Auch ausgangssprachliche Faktoren sind zu berucksichtigen z B Bedeutungsvielfalt gegen Bedeutungseinschrankung in der einen oder anderen Sprache oder Bedeutungsunterschiede bei fast gleichem ausseren Erscheinungsbild false friends Weiterhin gehoren unter Einschluss der Morphologie auch Fragen der Wortbildung z B Ableitung von Verb zu von Nomen zu von Adjektiv Pra und Suffixe und deren Integration in den Ablauf der Wortschatzvermittlung hierher Kommunikative Progression kann sich in verschiedene Richtungen orientieren Ihr Ausgangspunkt sind Situations und Handlungsbezogenheit und die sich daraus ergebenden Sprechakte Dies fuhrt zu pragmatischen Fragestellungen und Losungen fur das Lernangebot die sich nicht mit einer grammatischen Progression decken werden So kann u U zunachst der Fragesatz behandelt werden dem der entsprechende Aussagesatz folgt dem wiederum sofort die Negation mit ihren verschiedenen Moglichkeiten zugesellt wird Daraus erweist sich sofort ein Eingehen auf die Wortstellung also die Syntax als notwendig Auch die Orientierung an Sprechintentionen und ihren verschiedenen sprachlichen Realisierungen z B bitten um etwas mit Imperativ Gib hoflichem Imperativ Bitte gib mir Fragesatz Gibst du Kannst du mir geben Modalsatz Ich mochte gern haben oder entsprechenden Umschreibungen wie Ware es moglich usw fuhrt von einer strengen grammatischen Progression weg hin zu einer pragmatischen und stilistischen mit zyklischer Wiederaufnahme der entsprechenden Probleme und Phanomene Auch sind hier thematisch inhaltliche Bezuge etwa Begrussung Vorstellung und die sich daraus ergebenden weiteren kommunikativen Verhaltensweisen die mit linguistischer Progression verbunden sind von Bedeutung Zu beachten ist aber immer dass jede kommunikative Progression nur auf solider linguistischer Grundlage moglich ist d h Kommunikation ohne Grammatik bleibt fragmentarisch und fragwurdig Textsortenbezogene Progression wird fur den Fremdsprachenunterricht allgemein und auch fur DaF noch weitgehend vernachlassigt obwohl sich hier viele rezeptive wie produktive Moglichkeiten fur den Fremdsprachenunterricht bieten Im Bereich der Rezeption ist an Horverstehen und an das in dieser Hinsicht vernachlassigte Seh Hor Verstehen Film Video und Leseverstehen hier besonders an Lesekurse und die Progression der Vermittlung der fur beide Bereiche notwendigen Techniken zu denken Auch fur die Textproduktion mundlich wie schriftlich ist textsortenbezogene Progression ein Weg der viele Moglichkeiten bietet so z B die Umwandlung einer kurzen Nachricht in ein Protokoll einen Bericht einen Brief oder gar eine Erzahlung Naturlich geht dies nicht ohne linguistische Grundlagen zu berucksichtigen und eine entsprechende Ubungs und Aufgabentypologie einzusetzen In allen Bereichen kommt der ubungs aufgabentypologischen Progression ein besonderer Stellenwert zu Ubungen und Aufgaben werden in ihrer Art ihrem Aufbau und ihrem Schwierigkeitsgrad durch das angestrebte Lernziel den erreichten und zu erreichenden Sprachstand die Arbeits und Lernfahigkeit der Lernenden usw bestimmt Ubungen zur Festigung und der eng gelenkten Anwendung meist als Transfer bezeichnet sollten sich an den Interessen der Lernenden orientieren und damit motivierend wirken sie sind aber anders gestaltet als Aufgaben zur freien Anwendung Die freie Anwendung ist inhaltsorientiert unter selbststandiger Verwendung bisher gelernter Sprachmittel Daher werden Ubungen und Aufgaben fur die sprachliche Selbstandigkeit eher inhaltliche Impulse geben und Lernenden mehr Raum zur kreativen Sprachanwendung lassen Landeskundliche Progression fuhrt von den fur das Alltagsleben wichtigen Verhaltensweisen Gestik Mimik Institutionen usw weiter ggf gebunden an textsortenbezogene Progression zu besserem Verstehen und Verstandnis des jeweiligen deutschsprachigen Ziellandes und der Moglichkeit interkulturellen Vergleichs und Miteinanders Bibliographie BearbeitenWolfgang Butzkamm Unterrichtsmethodische Problembereiche In Karl Richard Bausch et al Hrsg Handbuch Fremdsprachenunterricht 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Tubingen Basel 1995 S 188 194 Alexis Feldmeier Buchstabenprogression in der Alphabetisierung auslandischer Erwachsener In Deutsch als Zweitsprache Nr 1 2003 S 26 32 J A Comenius Grosse Didaktik Ubersetzt und herausgegeben von Andreas Flitner mit einem Nachwort von Klaus Schaller Hrsg Andreas Flitner Stuttgart 1992 Albert Reiner Glaab Literaturdidaktik und literarisches Curriculum In Karl Richard Bausch et al Hrsg Handbuch Fremdsprachenunterricht 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Tubingen Basel 1995 S 149 156 Ian Laine Progressing through the attainment targets CILT London 1992 englisch Diethard Lubke Grammatische Ubungsprogression In Der fremdsprachliche Unterricht Nr 29 1995 S 22 24 U Nebe Zur Progression von allgemeinsprachlichen Lesetexten im studienvorbereitenden Unterricht Deutsch als Fremdsprache Frankfurt 1991 Dietmar Rosler Deutsch als Fremdsprache Stuttgart Weimar 1994 S 93 97 Dietmar Rosler Universitarer Anfangerunterricht ausserhalb des deutschsprachigen Raums In Deutsch als Fremdsprache Nr 36 1999 S 17 25 G Zimmermann Das sprachliche Curriculum In Karl Richard Bausch et al Hrsg Handbuch Fremdsprachenunterricht 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Tubingen Basel 1995 S 135 142 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Progression Sprachunterricht amp oldid 241294856