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Pop Sunday engl fur Pop am Sonntag war eine Literatur und Musiksendung im Bayerischen Rundfunk Sie lief von 1968 bis 1984 und galt als die progressivste Sendung des BR ihrer Zeit Pop Sunday lag ein basisdemokratisches Modell zugrunde das aus dem Denken der Studentenbewegung der 1960er Jahre stammte Pop Sunday Cassettenmitschnitte um 1980 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Bedeutung 1 1 Gert Heidenreich 1 2 Basisdemokratie in den Redaktionssitzungen 1 3 Anlaufstelle fur junge Autoren 1 4 Ende der Sendung 2 Pop Sunday Autoren Auswahl 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte und Bedeutung BearbeitenGert Heidenreich Bearbeiten Pop Sunday entstand 1968 als ein Element beim Aufbau der Welle Bayern 3 Jugendfunk Redaktionsleiter Walther von La Roche beauftragte den Schriftsteller Gert Heidenreich eine einstundige Sendung mit politischer Lyrik zu aktuellen Ereignissen und fur damalige Verhaltnisse progressiver Rockmusik zu erstellen Diese Gedichte hatten meist linken aphoristischen Charakter und stammten von Heidenreich selbst oder von Einsendungen uber die Horerpost Den Titel der Sendung hatte der langjahrige BR Moderator Georg Kostya erfunden aus seiner Plattensammlung stammte auch die rhythmisch stolpernde Anfangsmusik der Sendung Painting for Freakout von John Simon Die Musiken innerhalb der Sendungen wahlte Heidenreich aus Es waren zumeist Titel die zu extrem fur die erste populare Rockmusiksendung des BR namlich Club 16 waren In diesen Sendungen wurden vermutlich ARD weit erstmals lange Stucke wie In A Gadda Da Vida ausgespielt 17 Minuten Heidenreich gestaltete und moderierte die Sendung jeden Sonntag zunachst um 9 Uhr dann 10 Uhr dann 11 Uhr stets live Um die Texte redaktionell abnehmen zu lassen telefonierte er meist am Abend zuvor mit La Roche und las sie ihm vor Die Themen der Sendung waren fur den Bayerischen Rundfunk radikal blieben jedoch wegen des Test Status von Bayern 3 ein Geheimtipp La Roche kannte das Risiko das damit verbunden war spurte aber dass die Sendung dem Zeitgeist des politischen Aufbruchs und der Studentenbewegung entsprach Im Fruhjahr 1970 kam es zum Zerwurfnis zwischen dem Redakteur und seinem Moderator Erstmals hatte Heidenreich wegen Krankheit eine Sendung vorproduziert statt live zu senden Sie enthielt Musik wie Arthur Brown s satanistischen Song Fire und Heidenreichs eigene in mehrere Portionen aufgeteilte Erzahlung Prozedur 1 In dem Text phantasiert ein Schuler wie er mit Schulinstrumenten gegen seinen sadistischen Lehrer vorgeht Walther von La Roche setzte in Heidenreichs Abwesenheit die Sendung mit der Begrundung ab sie rufe offen zum Lehrermord auf und ersetzte sie durch eine Stunde mit Schlagermusik Der Vorfall fuhrte zum Bruch zwischen den beiden Initiatoren von Pop Sunday La Roche bat Heidenreich den nachsten Sonntag zu senden dieser lehnte ab und brachte seinen Kollegen Carl Ludwig Reichert ins Spiel Reichert erhielt unmittelbar danach ein Telegramm vom BR ob er fur Pop Sunday aus seinem Buch Kinderspiele vorlesen wolle Diese Sendung strahlte der Sender am besagten Sonntag aus 1971 wurde Bayern 3 Vollprogramm mit einer leichteren Ausrichtung Pop Sunday kam in die Stunde vor Mitternacht sonntags auf Bayern 2 wo die Sendung bis zum Ende blieb Sie war nicht moderiert sondern bestand nur aus den spater immer aufwendiger produzierten Texten der Autoren zusammen mit meist von den Autoren selbst ausgesuchter Musik Das Kernteam das sich anlasslich Heidenreichs Ausstieg aus der Sendung bildete und die Geschicke uber Jahre hinweg steuerte bestand neben Reichert aus Gerald Brauner Michael Czernich und Michael Fruth 2 Basisdemokratie in den Redaktionssitzungen Bearbeiten nbsp Redaktions interne Sendungsubersicht 1976Walter Schricker leitete die Redaktionssitzungen der ersten ca 10 Jahre in den Funkhausern Munchen und Nurnberg Zu diesen nicht im Rundfunk ubertragenen meist mehrstundigen Konferenzen wurden uber Mundpropaganda oder uber die Sendungen Club 16 und spater Zundfunk junge unbekannte Autoren eingeladen Sie konnten vor Ort ihre Texte vorlesen und uber die Texte anderer Autoren mit abstimmen Jeder im Raum einschliesslich Mitglieder der Redaktion hatte eine Stimme Diese Form der Basisdemokratie war aus der Studentenbewegung der spaten 1960er Jahre entsprungen und zog unter anderem die vom Establishment der grossen Verlage abgestossenen alternativen Literaturzeitschriften und ihre Autoren an Zu den ersten damals schon bekannteren Autoren zahlten Wolf Wondratschek Elfriede Jelinek und Herbert Achternbusch Anlaufstelle fur junge Autoren Bearbeiten Mitte der 1970er Jahre war Pop Sunday eine feste Grosse in der ARD Rundfunklandschaft keine andere Rundfunkanstalt konnte mit einer so anspruchsvollen wochentlichen Sendung mit junger neuer Literatur aufwarten Die Sendung war politisch konzipiert schongeistige Texte hatten keinen Platz Die Underground Rockmusik unterstrich das Fur manche Autoren wie etwa Helmut Krausser der als 16 Jahriger hier seine erste Sendung hatte war Pop Sunday ein Sprungbrett in eine eigene Karriere Andere wie Thomas Brasch Jorg Fauser Fitzgerald Kusz oder Thomas Meinecke machten ihre ersten Rundfunkerfahrungen Pop Sunday wurde mit den Jahren immer aufwandiger produziert Manche Sendungen hatten um 1980 Horspiel Charakter Die Autoren fuhrten haufig selbst Regie es existierte aber auch ein fester Stamm freier Journalisten die mit oder ohne eigene Texte in die Sitzungen kamen und ihre Regieerfahrung mit einbrachten Ende der Sendung Bearbeiten Nach Walter Schricker haufig vertreten durch Konrad Franke wurde Christoph Lindenmeyer Jugendfunk Chef und leitete die Sitzung im Wechsel mit Dagmar Reim Lindenmeyer beendete die Reihe Anfang 1984 unter anderem weil sich die basisdemokratische Form nach 16 Jahren totgelaufen habe immer weniger neue Autoren Interesse an dem Programm zeigten und nicht in der Lage waren ihre Texte akustisch anspruchsvoll aufzubereiten Die Nachfolgesendung mit dem Titel Zundfunk Nachtausgabe hatte nicht mehr den Anspruch neuen Autoren ein Forum zu bieten sondern rekrutierte sich aus dem inzwischen etablierten Stamm von freien Journalisten aus dem Kernteam von Pop Sunday wie zum Beispiel Herbert Kapfer Claus Biegert Thomas Palzer Pop Sunday Autoren Auswahl BearbeitenHerbert Achternbusch Claus Biegert Thomas Brasch Franz Dobler Heinz Ehemann Jorg Fauser Ludwig Fels Werner Fritsch Gert Heidenreich Gunther Hiessleitner Franz Hohler Herbert Kapfer Dietrich Krusche Fitzgerald Kusz Angelika Koller Helmut Krausser Thomas Meinecke Klaus Morsch Thomas Palzer Lutz Rathenow Rosy Rosy Lorenz Schroter Wolf WondratschekLiteratur BearbeitenChristoph Lindenmeyer Pop Sunday Wenn es dunkel wird in Bayern Zum 10 jahrigen Jubilaum der Sendung Kartenhaus Verlag Zeitlarn bei Regensburg 1980 ISBN 3 88533 000 8 Einzelnachweise Bearbeiten Prozedur erschien 1986 bei Piper in der Anthologie Die Gnade der spaten Geburt ISBN 3 492 03069 6 Zu diesem Team finden sich andere Kooperationshinweise in den Artikeln uber Carl Ludwig Reichert und die Avantgarde Rockband Sparifankal Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pop Sunday amp oldid 237664993