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Politik der ersten Person ist ein politisches Konzept das eine so genannte Stellvertreterpolitik ablehnt die Trennlinie zwischen privat und offentlich zuruckweist und die Politisierung der Privatsphare beinhaltet Inhaltsverzeichnis 1 Das Private ist politisch 2 Politischer Ansatz in sozialen Bewegungen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDas Private ist politisch BearbeitenDer Slogan Das Private ist politisch wurde erstmals von Carol Hanisch in der 1970 von Shulamith Firestone und Anne Koedt herausgegebenen Publikation Notes for the Second Year Women s Liberation verwendet Er wurde zu einem Grundsatz der fruhen Frauenforschung 1 Anders als noch in der ersten Frauenbewegung ging es nicht nur um Fragen wie die des Wahlrechts oder um die Einbindung und Teilhabe an politischen Entscheidungsprozessen Mit Das Private ist politisch oder auch Das Personliche ist politisch wurde ein neues Politikfeld geoffnet in welchem unmittelbar gekampft wurde 2 Seit Frauen ab Ende der 1960er Jahre in Consciousness Raising Gruppen 3 uber ihre personlichen Beziehungen zu Mannern uber Sexualitat Schwangerschaft Kindererziehung und Gewalt sprachen begannen sie diese Bereiche zu politisieren So heisst es in dem Buch Sexual Politics von Kate Millett aus dem Jahr 1969 Das Wort Politik wird deshalb verwendet weil es bei dem Versuch die wahre Natur der Geschlechtsrangordnung sowohl aus historischer Perspektive wie aus dem Gesichtswinkel der Gegenwart zu untersuchen das einzig zutreffende ist Unsere historische Situation fordert dass wir eine Psychologie und Philosophie der Machtverhaltnisse entwickeln die auf die heutige Zeit zugeschnitten sind und die uber die simplen Begriffskategorien der traditionellen Struktur hinausgehen Man muss die Definition einer Theorie der Politik versuchen die die Machtverhaltnisse auf weniger konventioneller Basis betrachtet als wir es gewohnt sind Es schien mir deshalb angebracht die personlichen Beziehungen und Wechselwirkungen dieser Verhaltnisse zu definieren wie diese sich zwischen Gliedern klar umrissener und ausgepragter Gruppen ergeben seien diese Gruppen Rassen Kasten Klassen oder die Geschlechter Denn gerade weil in verschiedenen politischen Strukturen gewisse Gruppen keine Vertreter haben ist ihre Position so stabil ihre Unterdruckung so wirkungsvoll 4 Waren diese Frauengruppen zunachst auf Hochschulen in den USA Grossbritannien und der BRD beschrankt so gewannen sie durch Kampagnen gegen das Abtreibungsverbot in den 1970er Jahren eine grosse Offentlichkeit Weitere Kampagnen folgten wie Bewegungen gegen Gewalt gegen Frauen Vergewaltigung Gewalt in Medien in der Werbung und Pornografie Diese Bewegungen gingen in der Regel von autonomen Frauengruppen aus die sich zum Teil auch in Institutionen verankern konnten So setzte die Frauenbewegung in Westdeutschland beispielsweise in den Studierendenvertretungen autonome Frauenreferate durch 5 Siehe auch FeminismusPolitischer Ansatz in sozialen Bewegungen BearbeitenDie Politik der ersten Person entstand parallel zur Etablierung der neuen sozialen Bewegungen und hatte einen grossen Einfluss auf die Burgerinitiativbewegung die Alternativbewegung und zunachst auch auf die Partei Die Grunen sowie auf basisdemokratische Konzepte Auch die Bewegung der Autonomen ubernahm weitgehend das Konzept der Politik der ersten Person 6 Auf erkenntnistheoretischer Ebene ist die Politik der ersten Person mit der Standpunkt Theorie verbunden Hieraus folgte auch dass ein Paternalismus strikt abgelehnt wurde und eine Unterstutzung stets nur Hilfe zur Selbsthilfe sein konnte Der Ansatz war hier dass politische Aktionen von den Betroffenen auszugehen haben oder zumindest in enger Abstimmung mit ihnen und nicht uber ihre Kopfe hinweg Siehe auch BearbeitenDirekte AktionLiteratur BearbeitenSebastian Haunss Themen Strategien Aktionen Die Politik der ersten Person In Sebastian Haunss Identitat in Bewegung Prozesse Kollektiver Identitat bei den Autonomen und in der Schwulenbewegung Burgergesellschaft und Demokratie Band 19 VS Verlag 2004 ISBN 3 8100 4150 5 S 115f Hilge Landweer Politik der Subjektivitat Praxis ohne Theorie In Ruth Grossmass Christiane Schmerl Hrsg Philosophische Beitrage zur Frauenforschung Germinal Bochum 1981 ISBN 3 88663 104 4 S 13 34 Ilse Lenz Die Neue Frauenbewegung in Deutschland Abschied vom kleinen Unterschied Eine Quellensammlung 2 aktualisierte Auflage VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 531 17436 5 Einzelnachweise Bearbeiten A M Fellner USA Geschlechterforschung von Women s to Queer Studies In B Kortendiek B Riegraf K Sabisch Hrsg Handbuch Interdisziplinare Geschlechterforschung Geschlecht und Gesellschaft Springer VS Wiesbaden 2019 ISBN 978 3 658 12495 3 S 1447 Ilse Lenz Die Neue Frauenbewegung in Deutschland 2 Auflage VS Verlag 2010 S 47f Deutsch Bewusstseinsbildung Eine Methode bei der ausgehend vom Subjekt die eigene Biografie als Kette von Situationen erinnert und reflektiert wird Daraus entsteht Betroffenheit die intersubjektiv wird wenn sie sich mit der anderer Frauen deckt Vergl Voichita Nachescu Becoming the Feminist Subject Consciousness raising Groups in Second Wave Feminism 2006 Zitiert aus Sexus und Herrschaft Munchen 1974 ISBN 3 423 00973 X S 38 Kristina Schulz Der lange Atem der Provokation die Frauenbewegung in der Bundesrepublik und in Frankreich 1968 1976 Campus 2002 ISBN 3 593 37110 3 uberarbeitete Pdf Version von 2012 Memento vom 24 Februar 2013 im Internet Archive Sebastian Haunss Antiimperialismus und Autonomie Linksradikalismus seit der Studentenbewegung In Roland Roth Dieter Rucht Hg Die Sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945 Ein Handbuch Campus Verlag 2008 ISBN 978 3 593 38372 9 S 459f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Politik der ersten Person amp oldid 234415377