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Eine Veranderung des Strahlungsantriebs fuhrt zu einer globalen Klimaveranderung Die damit einhergehenden Temperaturveranderungen sind an den Polen weit ausgepragter als an anderen Orten der Erdoberflache Dieses Phanomen wurde von Syukuro Manabe und Ronald J Stouffer im Jahr 1980 Polar Amplification genannt 1 die Bezeichnung hat sich seitdem etabliert Im deutschen Sprachraum wird oft die Ubersetzung polare Verstarkung oder auch polare Amplifikation gefuhrt Bezogen auf die nordliche bzw sudliche Polarregion spricht man auch von Arktischer Amplifikation bzw Antarktischer Amplifikation Inhaltsverzeichnis 1 Prozesse 2 Beobachtungen 3 Unterschiede Arktis Antarktis 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseProzesse Bearbeiten nbsp Dunkle Wasserflachen absorbieren mehr Warme als helle Schnee und EisflachenFur die polare Verstarkung spielen je nach Jahreszeit unterschiedliche physikalischer Prozesse eine Rolle Die Eis Albedo Ruckkopplung wird als der wichtigste Prozess angesehen Schnee und Eisflachen reflektieren bis zu 90 der eingestrahlten Sonnenenergie ins Weltall Das Abschmelzen der Schnee und Eisflachen bringt die darunter liegenden Land und Wasseroberflachen zum Vorschein die einen grosseren Teil der Sonnenenergie absorbieren wegen ihrer dunkleren Farbe Die absorbierte Energie erwarmt die Oberflache zusatzlich 2 Klimasimulationen zeigen jedoch dass dies nur der zweitwichtigste Effekt ist die polare Verstarkung ist auch ganz ohne den Einfluss der Albedoanderung beobachtbar Die wichtigsten Effekte sind hierbei der in der Arktis veranderte atmospharische Temperaturgradient und die erhohte Abstrahlung bei hoheren Temperaturen Da die Atmosphare an den Polen flacher als in niedrigen Breiten ist muss auch weniger Masse aufgeheizt werden 3 Aufgrund des Stefan Boltzmann Gesetzes steigt die abgestrahlte Leistung P displaystyle P nbsp mit der vierten Potenz der Temperatur T displaystyle T nbsp gemessen in Kelvin Bezeichnet man die Anderung der abgestrahlten Leistungsdichte E P A displaystyle E P A nbsp Leistung pro Flacheneinheit mit D E displaystyle Delta E nbsp und die Temperaturanderung mit D T displaystyle Delta T nbsp so folgt durch Differenzieren des Stefan Boltzmann Gesetzes der Zusammenhang D T D E 4 s T 3 displaystyle Delta T frac Delta E 4 sigma T 3 nbsp 4 Eine Anderung der Leistungsdichte D E displaystyle Delta E nbsp 1 W m2 benotigt demnach bei einer Ausgangstemperatur von 30 C 243 K eine Temperaturerhohung um 0 31 K bei einer Ausgangstemperatur von 30 C 303 K jedoch nur eine Erwarmung um 0 16 K 5 Der Ruckgang der Meereisbedeckung und dicke fuhrt daneben dazu dass das Meer in diesen Gebieten seine Isolation gegenuber niedrigen Luftschichten verliert Im Sommer speichert das Wasser mehr Warme aus diesen Luftschichten Im Herbst wenn die Sonneneinstrahlung endet gibt der dann im Vergleich zur Atmosphare relativ warme Ozean seine Warme an die Atmosphare ab Meerwasser besitzt eine erheblich hohere Warmekapazitat als Luft oder Gestein Daher dauert es vergleichsweise lang bis sich Eis bilden kann Wahrend der einsetzenden Eisbildung wird daruber hinaus auch die Kristallisationsenthalpie an die Luft abgegeben Die mit dem Ruckgang des Meereises verbundenen Prozesse fuhren besonders im Herbst und Winter zu einer verstarkten Erwarmung der Luft uber dem Meer und in der Folge im Fruhling zu dann auch dunnerem Eis Uber Landflachen dagegen erwarmt sich die Luft nahe der Oberflache besonders im Fruhling denn hier wirkt sich allein die Schnee bzw Eis Albedo Ruckkopplung aus 6 Durch die gegenuber niedrigeren Breiten niedrigeren Temperaturen in der Arktis fuhrt eine Erwarmung nur in geringerem Umfang zu einer Verdunstung so dass mehr Energie zur Lufterwarmung bereitsteht Ausserdem fuhrt eine Erwarmung zu veranderten ozeanischen und atmospharischen Zirkulationen was eine weitere Erwarmung fordert 3 Anderungen des Netto Warmetransports in der Atmosphare und durch Meeresstromungen etwa durch die Atlantische Multidekaden Oszillation erklaren eine beobachtete verstarkte Erwarmung hoherer Luftschichten im Sommer 6 Anders als in niedrigeren Breitengraden wirken Wolken in der Arktis eher erwarmend als kuhlend Sie verstarken die atmospharische Ruckstrahlung und behindern die Abgabe von Warme in das All Dagegen spielt ihre Albedo im dunklen arktischen Herbst und Winter keine kuhlende Rolle Die Wolkenbedeckung in der Arktis reagiert besonders stark auf Anderungen der Oberflachenalbedo Mehr freie Meeresflachen und hohere Verdunstung und moglicherweise auch der verstarkte Transport feuchter Luft aus niedrigen Breiten fuhren in der Arktis zu einem hoheren Wasserdampfgehalt und hoherer Wolkenbedeckung Gleichzeitig konnten diese wiederum einen verstarkten Warmetransport aus niedrigeren Breiten bewirken Simulationen deuten darauf hin dass die durch die Wolken Ruckkopplung verursachte Erwarmung die der Eis Albedo Ruckkopplung noch ubertreffen konnte 6 Jungere Untersuchungen deuten darauf hin dass der Ruckgang in der Konzentration kuhlender Sulfataerosole und die Zunahme erwarmend wirkender Russpartikel ebenfalls eine wichtige Rolle in der gegenwartigen Erwarmung der Arktis spielt 6 Auch die Zunahme von Schmelzwassertumpeln auf Eisoberflachen kann eine Erwarmung verstarken indem sie die Oberflachenalbedo verringert und zur Meereisschmelze beitragt 7 Die Anderung der Vegetation in arktischen Regionen verringert die Albedo und erhoht die Evapotranspiration kann aber auch den Boden beschatten und Permafrost schutzen In Summe fuhren Vegetationsanderungen wahrscheinlich zu einer weiteren Verstarkung der Erwarmung in hohen Breiten 8 Beobachtungen Bearbeiten nbsp Verstarkter Temperaturtrend in der Arktis 1981 2009Palaoklimatische Untersuchungen weisen darauf hin dass fruhere Temperaturschwankungen in der Arktis um den Faktor Drei bis Vier uber den Schwankungen der gesamten Nordhemisphare lagen Instrumentelle Messungen zeigen mittlerweile deutlich die gegenwartige arktische Amplifikation Der Erwarmungstrend in der Region zwischen 70 N und 90 N in den Jahren 1970 2008 betrug etwa das Dreifache des globalen Erwarmungstrends Die arktische Amplifikation ist besonders ausgepragt uber dem arktischen Ozean und im Herbst und Winter Simulationen der kunftigen Klimaentwicklung deuten darauf hin dass sie in den nachsten Dekaden noch zunehmen wird 6 Unterschiede Arktis Antarktis BearbeitenWerden Klimamodelle so lange durchgerechnet bis ein stabiler Gleichgewichtszustand eintritt Jahrhunderte bis mehrere Jahrtausende ist die polare Verstarkung in der Arktis wie auch in der Antarktis zu beobachten Fur das vergangene Jahrhundert zeigten Messdaten aber auch Modellrechnungen fur die Antarktis mit Ausnahme der Westantarktis keine beobachtbare polare Verstarkung Grund ist dass die viel grosseren Wassermassen und die tiefe Ozeanzirkulation des Sudpazifik die eingebrachte Warme weitestgehend absorbierten Das arktische Eis ist in erster Linie Meereis Dieses wird nicht nur von oben von der Sonne sondern auch von unten von sich erwarmendem Meerwasser geschmolzen Antarktisches Eis befindet sich zu grossen Teilen auf Land und wird diese Landflachen auch im 21 Jahrhundert nahezu vollstandig bedecken Eine Schnee und Eis Albedo Ruckkopplung wie in der Arktis ist in der Antarktis daher in naher Zukunft nicht zu erwarten In der Antarktis ist aus diesen Grunden die polare Amplifikation nach Erhohung der Treibhausgaskonzentration in Klimamodellen erst nach sehr langer Zeit erkennbar 6 Das Ozonloch fuhrte in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts in der Antarktis sogar zu einer Abkuhlung 9 Von 1992 bis 2017 war zwar eine Zunahme des ostantarktischen Eisschildes zu beobachten diese wurde jedoch von einer Abnahme des westantarktischen Eisschilds in derselben Zeitspanne mehr als aufgewogen 10 Die Eismassen im Meer sind in einigen Regionen der Antarktis grosser in anderen hingegen kleiner geworden 11 Eine mogliche Erklarung fur die Unterschiede zwischen der Arktis und der Antarktis sind laut einer 2016 in Nature veroffentlichten Studie langfristige innerozeanische Schwankungen im Pazifik mit einer seit 1999 wahrenden Abkuhlung des tropischen Ostpazifiks 12 Weblinks BearbeitenCLIMAP net Arctic amplification ThinkProgress org what exactly is polar amplification and why does it matter Cecilia Bitz 2006 Polar Amplification in RealClimate org National Snow And Ice Data Center Monthly Highlights September 2009 Arctic AmplificationEinzelnachweise Bearbeiten Syukuro Manabe Ronald J Stouffer Sensitivity of a global climate model to an increase of CO2 concentration in the atmosphere In Journal of Geophysical Research Band 85 C10 Januar 1980 S 5529 5554 doi 10 1029 JC085iC10p05529 englisch Kristina Pistone Ian Eisenman Veerabhadran Ramanathan Radiative Heating of an Ice Free Arctic Ocean In Geophysical Research Letters Band 0 Nr 0 20 Juni 2019 ISSN 1944 8007 doi 10 1029 2019GL082914 a b Arctic Climate Impact Assessment 2004 Arctic Climate Impact Assessment Cambridge University Press ISBN 0 521 61778 2 siehe online Memento des Originals vom 28 Juni 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www acia uaf edu V Ramanathan A Inamdar Chap 5 The radiative forcing due to clouds and water vapor In J T Kiehl V Ramanathan Hrsg Frontiers in Climate Modelling Cambridge University Press 2011 ISBN 978 0 521 29868 1 Felix Pithan Thorsten Mauritsen Arctic amplification dominated by temperature feedbacks in contemporary climate models In Nature Geoscience 2 Februar 2014 ISSN 1752 0894 doi 10 1038 ngeo2071 a b c d e f Mark C Serreze Roger G Barry Processes and impacts of Arctic amplification A research synthesis In en Global and Planetary Change Band 77 Nr 1 2 Mai 2011 S 85 96 doi 10 1016 j gloplacha 2011 03 004 M Nicolaus C Katlein J Maslanik S Hendrick Changes in Arctic sea ice result in increasing light transmittance and absorption In Geophysical Research Letters Band 39 Nr 24 Dezember 2012 doi 10 1029 2012GL053738 englisch core ac uk PDF Changes in Arctic sea ice result in increasing light transmittance and absorption Memento des Originals vom 26 August 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot core ac uk abgerufen am 26 August 2016 Richard G Perso u a Shifts in Arctic vegetation and associated feedbacks under climate change In Nature Climate Change 31 Marz 2013 doi 10 1038 nclimate1858 David W J Thompson u a Signatures of the Antarctic ozone hole in Southern Hemisphere surface climate change In Nature 2011 doi 10 1038 NGEO1296 Review Article Andrew Shepherd et al The IMBIE team Mass balance of the Antarctic Ice Sheet from 1992 to 2017 In Nature Band 556 Juni 2018 S 219 222 doi 10 1038 s41586 018 0179 y englisch uliege be PDF John King A resolution of the Antarctic paradox In Nature Band 505 23 Januar 2014 S 491 492 nature com Gerald A Meehl Julie M Arblaster Cecilia M Bitz Christine T Y Chung Haiyan Teng Antarctic sea ice expansion between 2000 and 2014 driven by tropical Pacific decadal climate variability In Nature Geoscience Band 9 2016 S 590 595 nature com Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polare Verstarkung amp oldid 235440869