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Das Pilum murale Plural pila muralia dt Mauerspeer ist ein in der romischen Armee verwendeter holzerner Mehrzweckgegenstand der als Schanzpfahl und Annaherungshindernis beim Feldlagerbau der Legion verwendet wurde Nachbau eines Lagerwallabschnittes in CarnuntumIdealisiert nachgebaute Reihe von pila muralia In Wirklichkeit waren die Pfahle innerhalb einer Einheit wohl nicht so einheitlich wie hier dargestellt Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Gebrauch als Waffe 3 Gebrauch als Schanzpfosten und Annaherungshindernis 4 Literatur 5 Weblinks 6 Einzelnachweise 7 Siehe auchBeschreibung BearbeitenDas pilum murale wurde aus 150 bis 190 Zentimeter langen im Querschnitt meist quadratischen Eichenbalken hergestellt Diese Balken wurden von ihrer Mitte ausgehend zu beiden Enden hin angespitzt Anschliessend erhielten sie in ihrer Mitte eine hand bis uberhandbreite Aussparung die ein Mann umfassen konnte Bei einigen aufgefundenen Stucken ist diese Aussparung auch nicht ganz in der Mitte zu finden Der Durchmesser verschiedener pila muralia auch aus einheitlichen Fundzusammenhangen wie beim Ostkastell Welzheim schwankt gewaltig Vielfach waren die aufgefundenen pila muralia mit den Nummern und Abkurzungen ihrer Einheit versehen Gebrauch als Waffe BearbeitenDas pilum murale wird von verschiedenen romischen Autoren insbesondere Caesar 100 44 v Chr explizit als besonders durchschlagendes Wurfgeschoss erwahnt das von den Mauern auf die Feinde herabgeschleudert worden ist Versuche die der Experimentalarchaologe Marcus Junkelmann bereits in den 1980er Jahren durchfuhrte zeigten dass mit einem 1 70 m langen 2 45 kg schweren und maximal 8 5 cm durchmessenden pilum murale in der Ebene Reichweiten von hochstens 12 m erzielt werden konnten Er stellte zudem fest dass das Geschoss die Tendenz hatte sich im Flug querzulegen Die gunstigsten Eigenschaften zeigte der Mauerspeer wenn er von erhohter Stellung nach schrag unten geworfen wurde So hatten die antiken Autoren seine Einsatzweise auch beschrieben Junkelmann ging aufgrund der technischen Ausfuhrung des Gegenstandes jedoch davon aus dass der Einsatz als Waffe nicht primar gewesen sein kann da das pilum murale hierfur nicht optimal sondern eher plump und unhandlich ausgeformt gewesen ist Diese Meinung hat sich heute in der Fachwelt durchgesetzt Gebrauch als Schanzpfosten und Annaherungshindernis BearbeitenDer Schanzpfahl wurde in der romischen Armee vallus genannt und wird ebenfalls von einigen romischen Schriftstellern erwahnt Diese valli gaben dem Soldaten die Moglichkeit jederzeit und uberall schnell errichtete Feldlager zu improvisieren ohne vorher Baume fallen zu mussen diese heranzutransportieren und Pfahle daraus zu schlagen Nach einem langen beschwerlichen Marschtag ware eine solche viele Stunden dauernde Tatigkeit fur ein nur eine Nacht oder kurzfristig belegtes Lager auch militarisch unsinnig gewesen speziell wenn sich die Truppe im Feindesland befand Ein weiterer Vorteil das eigene Schanzmaterial mitzufuhren war dass die Soldaten unabhangig vom Holzaufkommen der jeweiligen Region operieren konnten Junkelmann identifizierte die pila muralia mit den Schanzpfahlen und schlug vor die Mauerspeere lieber valli zu nennen Wie Dieter Planck leitender Archaologe 1 der von 1976 bis 1981 dauernden Ausgrabungen am Ostkastell Welzheim feststellte konnten die pila muralia auch als Annaherungshindernisse in der Art spanischer Reiter eingesetzt werden 2 Die von Junkelmann durchgefuhrten Versuche zeigten dass drei jeweils schrag in den Boden gerammte und an ihren Einkerbungen mit Seilen verbundene Pflocke ein in wenigen Minuten errichtetes wirksames Hindernis gegen anreitende Kavallerie und geschlossen anmarschierendes Fussvolk gewesen sind Bei ihrem Einsatz als Schanzpfahle wurden die pila muralia mit beiden Handen senkrecht von oben in den zum Wall aufgeworfenen Aushub des Grabens eines Marschlagers gestossen Die so gebildete Pflockreihe wurde an ihren verjungten Mittelteilen durch Seile verbunden und bildeten so eine zusammenhangende Palisade die dem Gegner das Eindringen in ein Nachtlager erschwerte Die Forschung geht davon aus dass fur jeden Soldaten zwei Pfahle auf dem Maultier eines Contuberniums der kleinsten Einheit in der romischen Armee mitgefuhrt worden sind nbsp Spanischer Reiter nbsp Literatur BearbeitenMarcus Junkelmann Die Legionen des Augustus der romische Soldat im archaologischen Experiment Verlag Philipp von Zabern Mainz am Rhein 2003 ISBN 3 8053 0886 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Pilum murale Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Planck Restaurierung und Rekonstruktion romischer Bauten in Baden Wurttemberg In Gunter Ulbert Gerhard Weber Hrsg Konservierte Geschichte Antike Bauten und ihre Erhaltung Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 8062 0450 0 S 149 Dieter Planck Willi Beck Der Limes in Sudwestdeutschland 2 vollig neubearbeitete Auflage Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0496 9 S 94 Siehe auch BearbeitenLegionslager Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pilum murale amp oldid 207911664