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Dieser Artikel behandelt den Lyrikzyklus von Arno Holz Zu weiteren Bedeutungen siehe Phantasus Begriffsklarung Phantasus ist ein Lyrikzyklus von Arno Holz und gilt als das Hauptwerk dieses Dichters Titelblatt einer Ausgabe von 1898 mit JugendstilornamentikErstmals erschien Phantasus 1898 99 in zwei Heften zu jeweils 50 kurzen Gedichten Nach Vollendung seines grossen Dramas Ignorabimus 1913 begann Holz seinen Gedichtband umzuarbeiten und stark zu erweitern Das vorlaufige Ergebnis dieses Arbeitsprozesses kam 1916 in den Druck 336 Seiten Bis zu seinem Tod 1929 schrieb Holz weiter am Phantasus Die letzte noch von ihm selbst publizierte Fassung von 1924 25 ist 1345 Seiten eine 1961 62 besorgte Nachlassausgabe sogar 1584 Seiten stark Einen grossen Teil der Gedichte des ursprunglichen Phantasus Zyklus hatte Holz bereits in verschiedenen reprasentativen Zeitschriften und Anthologien der Jahrhundertwende publiziert Der auf eine romantische Tradition zuruckweisende Titel des Werkes ist der Name einer Gestalt der antiken Mythologie Bei Holz wird Phantasus griech Phantasos ein Sohn des Schlafes der durch seine vielfaltigen Verwandlungskunste die menschlichen Traume erzeugt zur Allegorie der dichterischen Existenz stilisiert Thema des Phantasus ist das phantasiegelenkte Bewusstsein des Dichters das sich durch eine Fulle von Metamorphosen aller Erscheinungen bemachtigt Zu dieser poetischen Selbstdarstellung erklart Holz Das letzte Geheimnis der Phantasuskomposition besteht im wesentlichen darin dass ich mich unaufhorlich in die heterogensten Dinge und Gestalten zerlege Der naturwissenschaftliche Hintergrund des Phantasus ist vor allem durch die biogenetischen Theorien Ernst Haeckels bestimmt das lyrische Ich durchwandert alle Entwicklungsstadien der lebenden Substanz indem es sie in Metamorphosen nachvollzieht In einer Selbstinterpretation heisst es bei Holz Wie ich vor meiner Geburt die ganze physische Entwicklung meiner Spezies durchgemacht habe wenigstens in ihren Hauptstadien so seit meiner Geburt ihre psychische Ich war alles und die Relikte davon liegen ebenso zahlreich wie kunderbunt in mir aufgespeichert Der lyrische Stil des Phantasus ist ein Pendant zur Technik des von Arno Holz und Johannes Schlaf 1862 1941 gemeinsam fur Drama vgl Die Familie Selicke und Prosa vgl Papa Hamlet entwickelten naturalistischen Sekundenstils Beispiel aus Phantasus Rote Dacher Aus den Schornsteinen hier und da Rauch oben hoch in sonniger Luft ab und zu Tauben Es ist Nachmittag Aus Mohdrickers Gartern her gackert eine Henne die ganze Stadt riecht nach Kaffee Ich bin ein kleiner achtjahriger Jungeund liege das Kinn in beide Fauste platt auf dem Bauchund kucke durch die Bodenluke Unter mir steil der Hof hinter mir weggeworfen ein Buch Franz Hoffmann Die Sclavenjager Wie still das ist Nur druben in Knorrs Regenrinnezwei Spatzen die sich um einen Strohhalm zanken ein Mann der sagt und dazwischen deutlich von der Kirche her in kurzen Pausen regelmassig hammernd der Kupferschmied Thiel Wenn ich unten runtersehe sehe ich grade auf Mutters Blumenbrett ein Topf Goldlack zwei Topfe Levkoyen eine Geranieund mittendrin zierlich in einem Zigarrenkistchen ein Humpelchen Reseda Wie das riecht Bis zu mir rauf Und die Farben Jetzt Wie der Wind druber weht Die wunder wunderschonen Farben Ich schliesse die Augen Ich sehe sie noch immer Das Deutsche Literaturarchiv Marbach verfugt uber eine Sammlung an Manuskripten von Arno Holz einzelne Seiten des Phantasus sind im Literaturmuseum der Moderne in Marbach in der Dauerausstellung zu sehen Ausgaben BearbeitenPhantasus 1898 99 1 Heft Berlin 1898 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv 2 Heft Berlin 1899 Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv Normdaten Werk GND 4235984 3 lobid OGND AKS VIAF 188625550 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phantasus amp oldid 222294771