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Personalcontrolling kann sowohl ein Funktionsbereich des Personalwesens als auch ein Teil des Unternehmenscontrollings sein Der Begriff ist eine neuere Wortschopfung die Teilaufgaben der Personalwirtschaft subsumiert und findet Mitte der 1980er Jahre erstmalige Erwahnung So ist der Begriff Personalcontrolling im Gabler Wirtschaftslexikon in der Auflage von 1988 uberhaupt noch nicht enthalten wohl aber Begriffe wie Personalplanung und Personalinformationssystem Das primare Betrachtungsobjekt des Personalcontrollings ist die Belegschaft des Unternehmens Typischerweise stehen dabei nicht einzelne Mitarbeiter sondern immer Mitarbeitergruppen oder die Gesamtheit der Beschaftigten im Fokus Typische Betatigungsfelder sind Mitarbeiterzahlen Kostenstrukturen Personalplanung Risikomanagement Personalrisiko Kennziffernermittlung Bildungsbedarfsanalyse Erhebung von Stimmungsbildern Organisationseinheiten PlanstellenUnverzichtbare Basis fur jedes Personalcontrolling ist die Verfugbarkeit eines fur die Herstellung von aussagekraftigen Personalstatistiken geeigneten Personaldatenbestandes Nicht geeignet in diesem Sinne sind bereits gruppierte oder summierte Vorselektionen sondern ausschliesslich auf Personenebene dargestellte Datenbestande Personalcontrolling ist weit mehr als eine ruckblickende oder bestenfalls monatsaktuelle Personalstatistik Die Instrumente des Personalcontrollings erlauben eine Zukunftsbetrachtung mit Hilfe von Vorausschau und Prognosedaten Sie ermoglichen zukunftige Zustande vorherzusagen Die Genauigkeit dieser Vorhersagen ist abhangig von der Qualitat der Ausgangsdaten von der Eintrittswahrscheinlichkeit der zugrundeliegenden Annahmen und vom zeitlichen Horizont der Vorhersage Die nachfolgenden Abgrenzungen haben sich als hilfreich erwiesen Ist Daten personenbasierende Daten z B personliche Daten von Mitarbeitern Personalkosten pro Mitarbeiter zur Verfugung stehende Kapazitat etc und Daten der gegenwartigen Organisationsstruktur z B Planstellen und organisatorische Einheiten mit ihren Eigenschaften Vorausschau Daten als gesichert geltende personenbezogene Zukunftsdaten mit sehr hoher Eintrittswahrscheinlichkeit die im Personalsystem bereits erfasst bzw hinterlegt und somit greifbar sind z B zukunftige Ein und Austritte Versetzungen Wechsel in den Ruhestand Arbeitszeitveranderungen Beendigung der Ausbildungszeit etc oder bereits gesicherte Veranderungen in der Organisationsstruktur Prognose Daten ungesicherte oft nicht an bestimmbare Personen gebundene personenbasierende Zukunftsdaten aus Trends Hochrechnungen oder Fortschreibungen z B Fluktuation erwartete Mutterschutz und Elternzeiten Durch die Nutzung von Szenarien und Trends kann das Personalcontrolling im Unternehmen bei Vorbereitung Unterstutzung und Durchfuhrung der Umsetzung organisatorischer Veranderungen und neuer Unternehmensstrategien wertvolle Beitrage leisten Wertschopfung Eine weitere begriffliche Abgrenzung lasst sich zwischen quantitativen und qualitativen Daten vornehmen Quantitative Daten sind in allen Sparten des Controllings auch Unternehmens Finanzcontrolling vorhanden qualitative Daten sind eine Besonderheit des Personalcontrollings Quantitative Daten einzeln oder kumuliert Personalkosten Personalkapazitaten Mitarbeiterzahlen etc Qualitative Daten Mitarbeiterzufriedenheit Leistungsbereitschaft nicht durch Messmethoden aber beispielsweise durch Mitarbeiterbefragungen ermittelbare Kenntnisse und Fertigkeiten soziale und methodische Kompetenzen Betriebsklima Innovationskraft und bereitschaft etc Klassische Bildungsdaten Ausbildungsabschlusse Sprachkenntnisse etc konnen je nach Art der Ermittlung beiden Gruppen zugeordnet werden Controlling wird oft falsch mit Kontrolle ubersetzt Wahrend es sich bei Kontrolle um einen ruckschauenden und statischen Vorgang handelt bezieht sich Steuerung richtige Ubersetzung des Begriffes auf eine vorausschauende planerische und dynamische Betrachtung So werden im Personalcontrolling z B Kennzahlen zu den o g qualitativen oder quantitativen Daten ermittelt und zur Fuhrung des Personalwesen verwendet Ein weiteres von den oben beschriebenen Komponenten vollig getrennt zu betrachtendes Tatigkeitsfeld des Personalcontrollers ist die Evaluation der Personalarbeit selbst Hier geht es darum zu untersuchen wie personelle Massnahmen Planungen und Prozesse des Personalwesens funktionieren und mit welchem Aufwand und welchem Ergebnis sie durchgefuhrt wurden Dieses Aufgabengebiet des Personalcontrollings tendiert stark in Richtung Prozess Organisations und Qualitatsmanagement und wird daher in der Praxis auch oft nicht durch die Personalabteilung vorgenommen Als Besonderheit sei an dieser Stelle noch das internationale Personalcontrolling erwahnt Unter diesem Ableger des Personalcontrollings wird in der Regel eine zentralistische Kontrolle verstanden Als Ziele werden Standardisierung und Anpassung personalwirtschaftlicher Instrumente in verschiedenen Landern genannt Organisatorische Einordnung des Personalcontrolling es gibt zwei Moglichkeiten 1 Zuordnung zum zentralen Controlling meist selbst der Unternehmensplanung zugeordnet 2 Wahrnehmung als eigenstandige Funktion innerhalb des PersonalwesensBerufsbild Personalcontroller BearbeitenDa das Personalcontrolling eine der jungsten Disziplinen der Personalwirtschaft ist fehlen derzeit noch einheitliche Bildungsstandards in betrieblicher und hochschulischer Ausbildung In vielen Unternehmen sind die derzeit tatigen Personalcontroller immer noch die ersten ihrer Art Dieser autodidaktischen Generation wird in Zukunft die Aufgabe zukommen ihr Wissen weiterzugeben Gerade in einem wirtschaftlichen Umfeld immer schnellerer und grosserer Veranderungen Fusion M amp A Outsourcing wird dem qualifizierten vorausschauenden Blick durch die Brille des Personalers eine immer grossere Bedeutung zukommen Das Berufsbild des Personalcontrollers wird ausserst heterogen interpretiert Sowohl Tatigkeitsschwerpunkte als auch der Aufgabenumfang differieren in den Unternehmen erheblich Nicht einmal innerhalb einer Branche gibt es verbindliche Vorgaben uber Inhalte des Personalcontrollings Die somit vorhandene Individualitat wird oft durch weitere Faktoren gefordert fehlende Moglichkeiten des fachlichen Austausches Einzelkampfer Mangel an vorhandenem Know how im Unternehmen unzulangliche Systemumgebung keine geeigneten DV Applikationen Moglichkeiten der Aus und Weiterbildung sind uber das Studium von Fachliteratur hinaus ausschliesslich extern in Form von Foren Arbeitskreisen und Fachkonferenzen gegeben Die personlichen Eigenschaften eines Personalcontrollers lassen sich plakativ als kreative Erbsenzahler Mentalitat beschreiben Die Aufgaben des Personalcontrollings erfordern einerseits Phantasie Visionen und Weitsicht aber auch den Sinn fur Genauigkeit und unbedingte Akribie Die Notwendigkeit der Kombination dieser auf den ersten Blick vermeintlichen Antipoden erschliesst sich dem externen Betrachter nicht immer Der Schlussel zum erfolgreichen Personalcontrolling ist die Vereinigung von personalwirtschaftlichem und DV technischem Know how das idealerweise mit Kenntnissen des Projektmanagements kombiniert wird Eine hohe Zielorientierung und die Bereitschaft zum pragmatischen Querdenken sind vielfach von Vorteil Insgesamt sollte sich ein Personalcontroller im Beziehungsdreieck des Personalcontrollings wohlfuhlen nbsp Komplexe Sachverhalte mussen verstandlich aufbereitet werden konnen vorstandssicheres Reporting Der Personalcontroller betreut interne und externe Kunden verschiedener Hierarchieebenen und sollte deren jeweilige Sprache beherrschen ihre Bedurfnisse kennen und sie in der Auftragsumsetzung berucksichtigen soziale Kompetenz Auch unangenehme und ungern gehorte Botschaften mussen regelmassig uberbracht werden Der Personalcontroller sollte keine Scheu haben diese seinen Kunden gegenuber unmissverstandlich und klar zu vertreten Diplomatie ist immer anzuwenden Euphemismus sollte vermieden werden Die Anforderungen an einen Personalcontroller konnen erganzend uber seine verschiedenen Verantwortlichkeiten beschrieben werden Berichtsverantwortung qualitative Verantwortung fur Inhalt und Form von Auswertungs Ergebnissen Systemverantwortung Kontinuierliche Funktionalitat der datenliefernden Systeme Kommunikationsverantwortung Unterstutzung bei der Interpretation gelieferter Daten Ressourcen und Inhaltsverantwortung Priorisierungs Kompetenz Reihenfolge und Entscheidungskompetenz uber Auftragsausfuhrungen Kausalzusammenhang einer geplanten Indikation Zulassigkeit hinsichtlich der Datenqualitat Interpretierbarkeit Signifikanz von Ergebnissen Die Rolle des Personalcontrollers reicht situativ von der des einfachen Dienstleisters Service bis hin zum qualifizierten Berater Consultant der Geschaftsfuhrung Letzteres erfordert die enge Einbindung der Personalcontrollings in strategische Entwicklungen seitens der Geschaftsleitung offene Kommunikation keine Geheimniskramerei Die kommunikative Skala beginnt im stillen Kammerlein Systementwicklung Konzepte und endet in der Leitung von Projekten und der Beratung von Entscheidern Literatur BearbeitenDeutsche Gesellschaft fur Personalfuhrung Hrsg Personalcontrolling in der Praxis Stuttgart Schaffer Poeschel 2001 ISBN 3 7910 1922 8 Hentze Joachim Kammel Andreas Personalcontrolling Eine Einfuhrung in Grundlagen Aufgabenstellungen Instrumente und Organisation des Controlling in der Personalwirtschaft Bern Haupt 1993 UTB 1706 ISBN 3 8252 1706 X Lisges Guido Schubbe Fred Praxishandbuch Personalcontrolling Freiburg Haufe 2014 4 Aufl ISBN 978 3648048764 Wunderer Rolf Jaritz Andre Unternehmerisches Personalcontrolling Evaluation der Wertschopfung im Personalmanagement 4 Auflage Koln Luchterhand 2007 ISBN 978 3 472 06945 4 Wutscher Tobias Effektives Personalcontrolling Planung Steuerung und Nutzung der Ressource Personal Saarbrucken VDM 2006 ISBN 3 86550 520 1 Schmeisser Wilhelm Sobierajczyk Patrick Zinn Anastasia Chomek Mathias Praxishandbuch Personalcontrolling S 1 248 UKV Konstanz Munchen 2016 ISBN 978 3 86764 688 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Personalcontrolling amp oldid 191224366