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Paolo Mantegazza 31 Oktober 1831 in Monza Kaisertum Osterreich 28 August 1910 in San Terenzo war ein italienischer Neurologe Physiologe und Anthropologe sowie ein bedeutender Arzt und Bewusstseinsforscher Mantegazza publizierte mehrere Arbeiten uber die Wirkungen psychotroper Pflanzen auf das menschliche Bewusstsein zahlreiche andere wissenschaftliche Schriften und mehrere Romane die zu seiner Zeit Bestseller waren inzwischen jedoch nahezu in Vergessenheit geraten sind Il Senatore erotico Paolo Mantegazza der Pionier der Pioniere der Sexualwissenschaft Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Pionier der Drogenforschung 3 Sexualwissenschaft 4 Schriften Auswahl 4 1 Aufsatze 4 2 Monographien 5 Literatur 6 Quellen 7 Einzelnachweise 8 WeblinksLeben BearbeitenPaolo Mantegazza wurde im lombardischen Monza bei Mailand als erstgeborener Sohn wohlhabender Eltern aus dem Grossburgertum geboren Sein Vater war Giovan Battista Mantegazza seine Mutter Laura Solera Mantegazza war eine der ersten Sozialreformerinnen Italiens eine Freundin Garibaldis und Patriotin des Risorgimento 1 Um 1850 grundete sie die erste Tagesstatte fur Kleinkinder armer Leute und 1870 die erste Berufsschule fur Frauen in Italien Paolo Mantegazza schrieb 1876 ihre erste Biographie La mia mamma nbsp Philanthropin Laura Mantegazza circa 1865Mantegazza studierte zuerst in Pisa und Mailand Medizin und schloss sein Studium 1854 in Pavia ab Danach bereiste er Indien und Sudamerika wo er in Argentinien und in Paraguay als Arzt praktizierte 1858 kam er nach Italien zuruck und wirkte in Mailand als Chirurg 1860 wurde er als Professor fur Pathologie an die Universitat zu Pavia berufen wo er das erste Institut fur allgemeine Pathologie in Europa grundete Der Mediziner und Physiologe und spaterer Nobelpreistrager Camillo Golgi promovierte 1865 an diesem Institut Die medizinische Fakultat der Universitat in Pavia gehorte seit dem 17 Jahrhundert zu den fuhrenden Forschungsstatten in Italien und galt in der Mitte des 19 Jahrhunderts als eine der fortschrittlichsten in Italien 1870 wurde Mantegazza Professor der Anthropologie am Istituto di Studi Superiori in Florenz Hier grundete er das Museo Antropologico Etnografico di Firenze anthropologisches und ethnographisches Museum sowie 1871 mit Felice Finzi die noch heute erscheinende Fachzeitschrift Archivio per l Antropologia e l Etnologia Zu jener Zeit standen Kultur und Wissenschaft in Italien weit mehr als heute unter dem Einfluss der katholischen Kirche Mantegazza wurde immer wieder von kirchlichen Kreisen angefeindet insbesondere weil er ein Verfechter des Darwinismus und Atheist war 2 Von 1868 bis 1875 hatte er einen regen Briefwechsel mit Charles Darwin Von 1865 bis 1876 war Mantegazza Deputierter von Monza in der italienischen Abgeordnetenkammer und ab 1876 Senator im Konigreich Italien Mantegazza starb 1910 in seinem Sommersitz in San Terenzo Pionier der Drogenforschung BearbeitenBei seiner mehrjahrigen Tatigkeit als Arzt in Sudamerika beobachtete Mantegazza die Gewohnheit der einheimischen Kokabauern die Blatter der Kokastrauche zu kauen Im Dienst der Wissenschaft begann er es ihnen nachzutun mit drei Tagesdosen von je drei Gramm Kokablattern 1859 publizierte er die Schrift Sulle virtu igieniche e medicinali della coca e sugli alimenti nervosi in generale Uber die hygienischen und medizinischen Vorzuge des Koka und die Nervennahrung im Allgemeinen fur die er eine Auszeichnung erhielt und die sowohl in Italien wie auch im Ausland fur grosses Aufsehen sorgte Aufgrund der Tatsache dass Mantegazza in seinen Schriften zwischen coca und cocaina unterscheidet wird vermutet dass er bereits 1859 das Alkaloid Kokain aus den Kokablattern extrahiert und selbst eingenommen hatte Mantegazza wird in der Literatur deshalb oft mit Kokain in Verbindung gebracht doch sein Interesse fur die Wirkungen psychotroper Substanzen reichte viel weiter und er publizierte zahlreiche Schriften mit Abhandlungen uber die berauschende Wirkung von diversen Rauschmitteln wie Alkohol Mate Guarana Opium Haschisch Kava oder auch Ayahuasca agahuasca und klassifizierte sie 1859 nach ihren Wirkungen mehr als sechzig Jahre bevor Louis Lewin seine Klassifikation 1924 in seinem Werk Phantastica vornahm Sexualwissenschaft BearbeitenNahezu vergessen zu seiner Zeit herausragend waren seine vielfachen Publikationen auf dem erst spater konstituierten Gebiet der Sexualwissenschaft Fisiologia del piacere 1854 Fisiologia dell amore 1873 Igiene dell amore 1886 Gli amori degli uomini Saggio di una etnologia dell amore 1886 und Fisiologia della donna 1893 in denen er Beobachtungen eigene Experimente und anthropologisch ethnologische Ergebnisse umfangreicher Sammlungen Recherchen und Reisen zusammenfasst im Sinne einer Phanomenologie der heterosexuellen Liebe die ihresgleichen in der Geschichte der Sexualwissenschaft sucht Schon mit 22 Jahren verfasst er Grundzuge der Edonologie oder der Wissenschaft vom Genusse heute als Hedonismus zu verstehen und wendet sich gegen falsche Puritaner bzw den truben stinkenden Nebel der Heuchelei Volkmar Sigusch in Deutsches Arzteblatt 7 2007 s Weblink Schriften Auswahl BearbeitenAufsatze Bearbeiten Sulle origine igieniche e medicinali della coca e sugli alimenti nervosi in generale In Annali Universali di Medicina Bd 167 1859 S 449 519 Sull introduzione in Europa della coca nuovo alimento nervoso In Annali di Chimica applicati alla Medicina Bd 29 1859 S 18 21 Lettere mediche Lettera VIII sul mate In Gazzetta medica Italiana Lombarda Bd 4 1859 S 85 92 Del guarana nuovo alimento nervoso Ricerche sperimentali In Annali di Chimica applicati alla Medicina Bd 192 1865 April S 8 13 Monographien Bearbeiten Fisiologia del piacere G Bernardoni Mailand 1854 Physiologie des Genusses Zenith Verlag Leipzig 1928 ubersetzt von H Passarge Quadri della natura umana Feste ed ebbrezze Brigola Mailand 1871 2 Bde Fisiologia dell amore G Bernardoni Mailand 1873 Die Physiologie der Liebe Die beliebtesten Romane der Weltliteratur Bd 11 Verlag der Schillerbuchhandlung Berlin 1924 Igiene dell amore G Bernardoni Mailand 1877 Die Hygiene der Liebe Zenith Verlag Leipzig 1927 Fisiologia del dolore Marzocco Florenz 1948 Nachdr d Ausg Florenz 1880 Gli amori degli uomini Saggio di una etnologia dell amore G Bernardoni Mailand 1886 Die Geschlechtsverhaltnisse des Menschen Die bunten Romane der Weltliteratur Bd 12 Verlag der Schillerbuchhandlung Berlin 1925 3 La mia mamma Piccola biblioteca del popolo italiano Bd 11 G Barbera Florenz 1886 Le estasi umane Mantegazza Edizione Mailand 1887 2 Bde Die Ekstasen des Menschen Costenoble Jena 1888 2 Bde Fisiologia dell odio Treves Mailand 1889 Die Physiologie des Hasses Costenoble Jena 1889 Fisiologia della donna Treves Mailand 1893 Die Physiologie des Weibes 8 Aufl Verlag Neufeld amp Henius Berlin 1911 L Anno 3000 Viaggio verso Andropoli Tipheret Rom 2010 ISBN 978 88 649 6028 9 EA Mailand 1887 Das Jahr 3000 Ein Zukunftsroman Verlag von Reeken Luneburg 2012 ISBN 978 3 940679 67 3 EA Jena 1897 Literatur BearbeitenMonika Antes Die Vermessung der Liebe Paolo Mantegazza 1893 1910 und seine bahnbrechenden Entdeckungen Verlag Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2012 ISBN 978 3 8260 4688 9 Monico Boni L erotico senatore Vita e studi di Paolo Mantegazza I sentieri dell uomo Bd 6 Name Genua 2002 ISBN 88 87298 64 5 Cosimo Chiarelli und Walter Pasini Paolo Mantegazza Medico antropologo viaggiatore Firenze University Press Florenz 2002 ISBN 88 8453 039 3 Pierre E Frevert und Volkmar Sigusch Paolo Mantegazza 1831 1910 In Volkmar Sigusch und Gunter Grau Hrsg Personenlexikon der Sexualforschung Campus Verlag Frankfurt M 2009 S 442 451 ISBN 978 3 593 39049 9 Walter Pasini Paolo Mantegazza Ovvero l elogio dell eclettismo Panozzo Rimini 1999 ISBN 88 86397 46 1 Volkmar Sigusch Geschichte der Sexualwissenschaft Campus Verlag Frankfurt M 2008 S 121 143 und 552 558 ISBN 978 3 593 38575 4 Volkmar Sigusch Sexualmedizin Wider den truben stinkenden Nebel der Heuchelei In Deutsches Arzteblatt Bd 104 2007 Heft 7 S 121ff ISSN 0012 1207 Volkmar Sigusch The birth of sexual medicine Paolo Mantegazza as pioneer of sexual medicine in the 19th century In The Journal of Sexual Medicine Bd 5 2008 Heft 1 S 217 222 ISSN 1743 6095 Jaroslav Hasek Die Schicksale eines geselligen Menschen in der Kurzgeschichtensammlung Wie ich dem Autor meines Nachrufs begegnete Aufbau Verlag Berlin amp Weimar 1978 S 99 Quellen BearbeitenPaolo Mantegazza Trilogie der Liebe 1873 86 In Projekt Gutenberg DE Bibliothek der Sexualwissenschaft 36 Klassiker der Sexualwissenschaft als Faksimile auf DVD Verlag Hille amp Partner Hamburg 2008 ISBN 978 3 86511 524 9 Paolo Mantegazza L anno 3000 Mailand 1897 in Italienisch HTML Volltext mit Konkordanz von IntraText Digital Library Paolo Mantegazza Un giorno a Madera in Italienisch HTML Volltext mit Konkordanz von IntraText Digital Library Giorgio Samorini Paolo Mantegazza 1831 1910 Pioniere italiano degli studi sulle droghe In Eleusis Nr 2 1995 S 14 20 Einzelnachweise Bearbeiten Paolo Colussi Una tranquilla famiglia borghese Paolo Mantegazza Ricordi politici di un fantaccino del Parlamento Florenz Bemporad 1896 S 72 Fruherer Titel Anthropologisch kulturhistorische Studien uber die Geschlechterverhaltnisse des Menschen Costenoble Jena 1886 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Paolo Mantegazza Quellen und Volltexte nbsp Commons Paolo Mantegazza Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Paolo Mantegazza im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Paolo Mantegazza in der Internet Speculative Fiction Database englisch Werke von und uber Paolo Mantegazza bei Open Library SWR2 Wissen Paolo Mantegazza Darwin auf ItalienischNormdaten Person GND 119032430 lobid OGND AKS LCCN n86873153 NDL 00524138 VIAF 51791211 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mantegazza PaoloKURZBESCHREIBUNG italienischer Neurologe Physiologe und AnthropologeGEBURTSDATUM 31 Oktober 1831GEBURTSORT MonzaSTERBEDATUM 28 August 1910STERBEORT San Terenzo Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paolo Mantegazza amp oldid 222948666