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Bei Paneldaten handelt es sich um zweidimensionale Daten die im Rahmen einer Panelstudie erhoben werden Von Paneldaten zu unterscheiden sind Querschnittsdaten in denen die Einheiten zu einem einzigen Zeitpunkt erfasst werden und Zeitreihendaten in denen eine einzige Einheit uber mehrere Zeitperioden beobachtet wird Neben den immer selben Untersuchungseinheiten z B Personen Haushalte oder Unternehmen im Panel und der mehrfachen Durchfuhrung der Erhebung z B monatlich jahrlich oder zweijahrlich wird als drittes Merkmal genannt dass dieselben oder zumindest die gleichen Inhalte erfragt oder erhoben werden 1 Die Paneldatenanalyse ist die statistische Analyse von Paneldaten im Rahmen der Panelforschung Obwohl es sich bei einem Panel weiterhin um Beobachtungsstudien handelt es findet keine Intervention statt besteht ein wesentliches Ziel darin der Kausalanalyse so nah wie moglich zu kommen Paneldaten werden in Tabellen organisiert die aus Zeilen und Spalten bestehen Dabei gibt es zwei wesentliche Formate Beim Wide Format entspricht eine Zeile einem Untersuchungsobjekt und die Messwerte der Zeitpunkte werden als Spalten angehangt Anders beim Long Format in dem fur jede durchgefuhrte Beobachtung eine Zeile hinzugefugt wird also dasselbe Objekt in mehreren Zeilen auftaucht vgl Wide Format und Long Format Wird jede Person Jahr Kombination als einzelne Beobachtung betrachtet spricht man von gepoolten Daten Inhaltsverzeichnis 1 Beurteilung 1 1 Vorteile 1 2 Nachteile 2 Einteilungen und Eigenschaften von Panels 2 1 Einteilung nach Untersuchungsobjekt 2 2 Einteilung nach Paneldesign 3 Weitere Panels 4 Literatur 5 EinzelnachweiseBeurteilung BearbeitenVorteile Bearbeiten Gegenuber Querschnittserhebungen bei denen alle relevanten Variablen gleichzeitig mit einer einmaligen Messung erhoben werden haben Panels den Vorteil dass kausale Fragestellungen wesentlich besser bearbeitet werden konnen weil Veranderungen auf Individualdatenniveau am selben Untersuchungsobjekt festgestellt werden konnen Allerdings ist der kausale Schluss aufgrund von vielen nicht ausschliessbaren Einflussgrossen nicht sonderlich valide wie es bei allen quasi experimentellen Untersuchungen der Fall ist Gegenuber Trenderhebungen bei denen fur jede Untersuchung neue Teilnehmer ausgewahlt werden haben Panel Untersuchungen den Vorteil dass das Verhalten der Befragten uber mehrere Messzeitpunkte hinweg beobachtet werden kann So werden Zeitreihenuntersuchungen auf Individualdatenniveau moglich aus denen auf Kausalbeziehungen zwischen mehreren im Panel erhobenen Variablen geschlossen werden kann Naturlich konnen die Panelteilnehmer daneben auch an zusatzlichen Ad hoc Untersuchungen teilnehmen Gegenuber klassischen Ad hoc Methoden lassen sich in den Haushalts Verbraucherpanels sonst uber klassische Screening Methoden oftmals schwer oder gar nicht auffindbare Spezial Zielgruppen bspw Haushalte die sich in dem letzten Quartal ein bestimmtes Produkt gekauft haben reprasentativ selektieren und somit marktforschungs okonomisch befragen Grundlage hierfur bilden die Einkaufs Daten aus den kontinuierlichen Trackings die in den Panels stattfinden Da die Daten je Haushalt vorliegen konnen befragungsrelevante Zielgruppen per Knopfdruck reprasentativ ausgewahlt werden Nachteile Bearbeiten Konstanz der Messinstrumente Der soziokulturelle Wandel fuhrt dazu dass sich die Bedeutung von Begriffen verandert Deshalb kann es dazu kommen dass dieselbe Fragestellung 10 Jahre spater nicht mehr die gleiche Auspragung des gleichen Konstrukts misst Gleichzeitig werden auch neue zum Teil bessere sozialwissenschaftliche Mess und Auswahlverfahren entwickelt Hieraus ergibt sich ein Konflikt zwischen dem Bestreben Messverfahren mit moglichst hoher Gute einzusetzen und die Konstanz der Messinstrumente zu gewahrleisten Panelmortalitat Im Verlauf von Panel Untersuchungen kommt es haufig dazu dass Teilnehmer z B aufgrund von Krankheit Umzug oder Verlust der Teilnahmemotivation langere Zeit nicht aktiv an der Untersuchung teilnehmen oder ausscheiden Von besonderem Interesse fur die Untersuchung sind daher diejenigen Teilnehmer die wahrend des gesamten Untersuchungszeitraums aktiv im Panel waren Diese Teilgruppe des Panels wird als durchgehende Masse bezeichnet Die durchgehende Masse wird umso kleiner je langer der Untersuchungszeitraum ist Dieses Problem wird als Panelsterblichkeit oder Panelmortalitat bezeichnet Sie ist vor allem deshalb problematisch weil sie zu systematischen Verzerrungen fuhren kann Haufig weichen die ausgeschiedenen Personen hinsichtlich eines oder mehrerer Merkmale systematisch von den im Panel verbleibenden Probanden ab Um dem Problem der Panelmortalitat entgegenzuwirken wird versucht die Ausfallrate durch Panelpflege gering zu halten und die Stichprobe ausreichend gross zu wahlen Paneleffekte Durch die wiederholte Befragung konnen sich die untersuchten Objekte verandern Es kann passieren dass die befragten Personen ihre Einstellungen zu einem bestimmten Thema erst durch die Befragung entwickeln Ausserdem konnen bestehende Einstellungen und Verhaltensweisen durch die wiederholte Befragung verandert oder gefestigt werden Beide Verzerrungen werden als Paneleffekte zusammengefasst Ausserdem kann die Kenntnis des Untersuchungsablaufs das Antwortverhalten im Vergleich zur Erstbefragung verandern In Interviewstudien kann die Ausbildung freundschaftlicher Beziehungen zwischen Interviewern und Befragten das Antwortverhalten ebenfalls beeinflussen Panelerstarrung Auch wenn die Befragungseinheit gleich bleibt konnen personliche Veranderungen der befragten Personen wie z B die Geburt von Kindern oder der berufliche oder finanzielle Aufstieg dazu fuhren dass das Panel seine Reprasentativitat fur die Grundgesamtheit verliert Panelselektionseffekte bezeichnen die systematischen Verzerrungen des Ergebnisses einer Panelstudie durch selektive Rekrutierungsverfahren und selektive Ausfalle Dieses Problem tritt vor allem dann auf wenn die Stichprobe aus Personen gebildet wird die sich freiwillig zur Teilnahme an der Panel Untersuchung bereit erklaren wie dies bei Access Panels in der kommerziellen Marktforschung geschieht Personeller und finanzieller Aufwand Ein weiterer Nachteil der Panelforschung wenngleich nicht methodischer Art liegt im hoheren personellen und finanziellen Aufwand der Teilnehmerverwaltung und betreuung Einteilungen und Eigenschaften von Panels BearbeitenEinteilung nach Untersuchungsobjekt Bearbeiten In Betriebs Panels werden wiederholt die gleichen Unternehmen befragt Das wichtigste Betriebs Panel ist das IAB Betriebspanel Unternehmens Panels befragen wiederholt dieselben Unternehmen Dabei ist die Beobachtungseinheit das rechtlich selbststandige Unternehmen das aus einer oder mehreren Betriebsstatten bestehen kann Das Unternehmen kann dabei Teil einer Gruppe Organschaft etc sein Eines der sowohl nach Fallzahl als auch nach Variablenzahl umfangreichsten Unternehmens Panel ist das German Business Panel das verschiedene Erhebungsdesigns alternierend rotierend geteilt und Erhebungsmethoden CAWI CATI verbindet Bei Personen Panels werden dieselben Personen wiederholt befragt Je nach Zielsetzung der Untersuchung kann das Panel ein Individual Panel sein bei dem es um einzelne Personen geht ein Haushaltspanel bei dem alle Personen des Haushalts von Interesse sind oder ein spezialisiertes Panel wie z B Autofahrer Panel Kinder Panel usw Die wichtigsten Personen Panel in der Bundesrepublik sind das Sozio oekonomische Panel SOEP und der Mikrozensus dieser wird auch in Osterreich und in der Schweiz erhoben Befragt werden jedes Jahr 1 der Privathaushalte in Deutschland was etwa 390 000 Haushalten mit 830 000 Menschen entspricht 2 Die Kohortenstudie kann als ein spezielles Personen Panel aufgefasst werden Ihre Besonderheit ist dass alle Personen einer Stichprobe derselben Kohorte angehoren d h dass in ihrem Lebenslauf annahernd zum selben Zeitpunkt ein bestimmtes biographisches Ereignis z B Geburt Einschulung Hochzeit oder Scheidung eingetreten ist Die wichtigste Kohortenstudie in der Bundesrepublik ist das Nationale Bildungspanel NEPS Einteilung nach Paneldesign Bearbeiten In der einfachen Panelstudie wird in jeder Erhebung die gesamte Stichprobe befragt Um den Einfluss von Panelmortalitat und Paneleffekten einzudammen wurden weitere Panel Designs entwickelt Nach der Durchfuhrung kann man beispielsweise Online Panels unterscheiden Grosse Untersuchungen werden auch mit gemischten Methoden durchgefuhrt etwa Computer Assisted Telephone Interview Balancierte Daten balanced panel data stellen einen idealtypischen Datensatz dar bei dem fur alle Individuen alle Daten fur alle Zeitpunkte vorliegen Sie sind statistisch etwas leichter zu beschreiben In der Realitat sind die Daten meist unvollstandig man spricht dann von unbalancierten Panels Die Verwendung unbalancierter Daten stellt bei den betrachteten Modellen kein Problem dar sofern die Daten zufallig fehlen und genugend aufeinander folgende Beobachtungen vorhanden sind Systematisch fehlende Beobachtungen fuhren dagegen zu einem Selection bias und machen spezielle Schatzverfahren notwendig Ein weiterer Vorteil liegt in der Vergrosserung der Datenbasis Meist liegen unbalancierte unbalanced Paneldaten vor bei denen Individuen fruher aus der Befragung ausscheiden oder spater einsteigen Bei dem alternierenden Panel wird die Stichprobe in Subgruppen eingeteilt die abwechselnd befragt werden Zum Beispiel konnte in der ersten Erhebung nur die erste Subgruppe befragt werden in der zweiten Erhebung nur die zweite in der dritten Erhebung wieder die erste und so weiter Auf diese Weise wird die Belastung fur die Versuchspersonen verringert und durch die langeren Zeitabstande ist die Gefahr von Paneleffekten verringert Dieses Verfahren sollte allerdings nur bei ausreichend grossen Stichproben angewendet werden Eine weitere Design Variante ist das rotierende Panel Hier scheidet in jeder Erhebungswelle eine Subgruppe aus und wird durch eine neue ersetzt Dadurch nimmt allerdings jede Subgruppe unterschiedlich oft an der Erhebung teil Die Gruppe welche nur einmal teilgenommen hat muss ausgeschlossen werden Die Panelmortalitat der Gruppe welche an allen Erhebungen teilgenommen hat ist besonders gross Das geteilte Panel split panel survey hat den Vorteil dass zu jeder Erhebungswelle eine Kontrollgruppe vorhanden ist Auf diese Weise kann festgestellt werden ob Paneleffekte auftreten und wie stark diese sind Dazu bildet man zwei Gruppen Mit der ersten Gruppe wird eine einfache Panelstudie durchgefuhrt siehe oben Die zweite Gruppe durchlauft entweder ein rotierendes Panel oder eine wiederholte Querschnittsuntersuchung Nachfolgend dargestellt sind Beispieldaten eines balancierten und unbalancierten Panels Auf der rechten Seite liegen nicht fur jede Person zu jeder Zeit Daten vor Beide Tabellen zeigen Paneldaten im Long Format balanciertes Panel unbalanciertes Panel P e r s o n J a h r E i n k o m m e n A l t e r G e s c h l e c h t 1 2001 1300 27 1 1 2002 1600 28 1 1 2003 2000 29 1 2 2001 2000 38 2 2 2002 2300 39 2 2 2003 2400 40 2 displaystyle begin matrix mathrm Person amp mathrm Jahr amp mathrm Einkommen amp mathrm Alter amp mathrm Geschlecht 1 amp 2001 amp 1300 amp 27 amp 1 1 amp 2002 amp 1600 amp 28 amp 1 1 amp 2003 amp 2000 amp 29 amp 1 2 amp 2001 amp 2000 amp 38 amp 2 2 amp 2002 amp 2300 amp 39 amp 2 2 amp 2003 amp 2400 amp 40 amp 2 end matrix nbsp P e r s o n J a h r E i n k o m m e n A l t e r G e s c h l e c h t 1 2001 1600 23 1 1 2002 1500 24 1 2 2001 1900 41 2 2 2002 2000 42 2 2 2003 2100 43 2 3 2002 3300 34 1 displaystyle begin matrix mathrm Person amp mathrm Jahr amp mathrm Einkommen amp mathrm Alter amp mathrm Geschlecht 1 amp 2001 amp 1600 amp 23 amp 1 1 amp 2002 amp 1500 amp 24 amp 1 2 amp 2001 amp 1900 amp 41 amp 2 2 amp 2002 amp 2000 amp 42 amp 2 2 amp 2003 amp 2100 amp 43 amp 2 3 amp 2002 amp 3300 amp 34 amp 1 end matrix nbsp Weitere Panels BearbeitenSurvey of Health Ageing and Retirement in Europe Deutsches Mobilitatspanel pairfam Sachsische Langsschnittstudie Deutscher AlterssurveyLiteratur BearbeitenMartin Gunther Ulrich Vossebein Raimund Wildner Marktforschung mit Panels Arten Erhebung Analyse Anwendung 2 vollstandig uberarbeitete Auflage Gabler Wiesbaden 2006 ISBN 3 409 22244 8 S 1 72 Rainer Schnell Paul B Hill Elke Esser Methoden der empirischen Sozialforschung 7 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage Oldenbourg Munchen u a 2005 ISBN 3 486 57684 4 S 237 245 Andreas Diekmann Empirische Sozialforschung Grundlagen Methoden Anwendungen rororo Rowohlts Enzyklopadie 5567818 Auflage vollstandig uberarbeitete und erweiterte Neuausgabe 1 Auflage der Neuausgabe Rowohlt Taschenbuch Verlag Reinbek bei Hamburg 2007 ISBN 978 3 499 55678 4 S 304 312 Einzelnachweise Bearbeiten Baur N amp Blasius J Eds 2014 Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung Wiesbaden Germany Springer VS S 925 Mikrozensus Zur Erhebung In destatis de Methoden und Verfahren Statistisches Bundesamt Deutschland 31 August 2007 abgerufen am 19 Oktober 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Paneldaten amp oldid 224649339