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Das unter dem Namen Ophitendiagramm bekannt gewordene Diagramm der Ophianer ist eine Zeichnung mit schriftlichen Zusatzen die tiefe Einblicke in Weltanschauung und Kultus dieser gnostischen Sekte ermoglicht Rekonstruktion des Ophitendiagramms 1 Inhaltsverzeichnis 1 Uberlieferung 2 Rekonstruktion 3 Funktion 4 Bedeutung 5 Einzelnachweise 6 LiteraturUberlieferung BearbeitenDie Zeichnung selbst ist nicht erhalten In einer polemischen Schrift gegen die Christen dem Alethes Logos etwa zu ubersetzen mit Wahres Wort beschrieb der Platoniker Celsus in der zweiten Halfte des 2 Jahrhunderts unserer Zeitrechnung eine Zeichnung der gnostischen Sekte der Ophianer Auch die Schrift des Celsus ist nur in Auszugen enthalten und zwar in der als Kata Kelsou oder Contra Celsum bekannten Gegenschrift des alexandrinischen Theologen Origenes 185 254 2 Origenes behandelt den entsprechenden Abschnitt der Celsusschrift in Buch VI Kapitel 22 38 seiner Erwiderung 3 Auch Origenes konnte sich noch ein Exemplar der Zeichnung besorgen In seiner Erwiderung distanziert er sich von den Ophiten und polemisiert gegen diese ebenso wie gegen seinen eigentlichen Widerpart Celsus Allerdings kann man davon ausgehen dass Celsus ein Bild des Christentums zeichnet das schon zu Origenes Lebzeiten in dieser Vielfalt nicht mehr existierte Rekonstruktion BearbeitenIn ihrer Polemik sind sich sowohl Celsus als auch Origenes uber die Hauptelemente des Ophitendiagramms einig Zehn Kreise zusammengehalten von einem Kreis 4 und Die sieben archontischen Kreise wurden von einem Kreis umschlossen von dem sie behaupten er sei die Seele des Alls und heisse Leviathan 5 In einigen Zusatzen etwa bei den Namen fur tiergestaltige Untergotter die sogenannten Archonten oder deren Engelnamen gibt es Abweichungen ebenso bei hinzugefugten Formeln Daraus lasst sich schliessen dass entweder die Exemplare des Ophitendiagramms bei Celsus und Origenes leicht voneinander abwichen oder dass das Exemplar des Origenes bereits stark beschadigt war Durch die Wiedergabe von Beschworungsformeln wird ein Abstieg durch die einzelnen mit Hilfe der Kreise dargestellten Spharen beschrieben 6 Daher ist es heute wissenschaftliche Opinio communis dass es sich um konzentrische Kreise handelt 7 Es existieren aber auch abweichende Rekonstruktionsversuche 8 Funktion BearbeitenCelsus leitete seine Beschreibung des Ophitendiagramms mit der Beschreibung der Mithrasmysterien ein Den dort vollzogenen Aufstieg des Mysten bis in die Fixsternsphare wertet er positiv um den im Ophitendiagramm beschriebenen Abstieg kontrastieren zu konnen Diese Argumentationsweise ermoglicht die Schlussfolgerung einer Verbindung des Ophitendiagramms mit dem Kultus ebenso die Vielzahl von Formeln und Beschreibungen die sich in den schriftlichen Zusatzen findet 9 Nach zuruckhaltender Sicht handelt es sich um ein didaktisches Schaubild 10 Mutigere Beschreibungen sehen in der Darstellung eine Art gnostisches Mandala 11 ein Meditationsbild oder diagramm 12 Die erste Auffassung schliesst die zweite nicht aus 13 Ebenfalls wurde die Auffassung vertreten dass es sich um ein gnostisches Diagramm eine Bezeichnung die auf Celsus und Origenes zuruckgeht handele welches die Reise einer Seele als Aufstieg zu und Abstieg von anderen Spharen darstellt 14 Bedeutung BearbeitenDie Zeichnung zeigt Hauptelemente eines recht fruhen gnostischen Systems Es verdeutlicht dass Dualismus und die Weltablehnung konstitutiv fur diese Art esoterischer Religiositat sind Es gibt heute kaum eine umfassende Darstellung der Gnosis die auf das Ophitendiagramm verzichtet sei es durch eine Beschreibung sei es durch Wiedergabe einer Zeichnung Als Darstellung eines einfachen gnostischen Systems gibt das Ophitendiagramm ein Beispiel dafur nach welchen Prinzipien eine weltablehnende esoterische Lehre gestaltet sein kann Seine Elemente stammen aus der altagyptischen der judischen und der christlichen Religion Die Gnosis wird zwar im Allgemeinen zu den spatantiken Mysterienreligionen gezahlt doch gibt es derzeit wieder esoterische Gruppierungen die sich als Gnostiker stehend begreifen 15 oder sich sogar als Ophiten bezeichnen Wegen der Schlangensymbolik werden die Ophiten haufig als Vorlaufer des Satanismus betrachtet 16 beziehungsweise Satanisten selbst fuhren ihren Kult ausdrucklich auf die Ophiten zuruck Einzelnachweise Bearbeiten Bernd Witte Ophitendiagram S 152 Abbildung 2 Robert Bader Alethes Logos Marcel Borret Origene Contre Celse III S 232 272 griechischer Text mit franzosischer Ubersetzung Bernd Witte Ophitendiagramm S 39 83 griechischer Text mit deutscher Ubersetzung Bernd Witte Ophitendiagram S 50 51 Bernd Witte Ophitendiagram S 73 75 So zuerst Wolfgang Ullmann Apokalyptik und Magie im gnostischen Mythos S 188 Bernd Witte Ophitendiagram S 142 142 Gerhard Raabe Gnosis und Freimaurerei S 270 271 Bernd Witte Ophitendiagram S 5 14 Uberblick uber die Forschungsgeschichte Stellenangaben auch bei Gerhard Raabe Gnosis und Freimaurerei S 296 Birger Pearson Gnostik Iconography S 252 257 Christoph Markschies Bilderbucher S 107 Gnostik Iconography S 252 257 So zuerst Wolfgang Ullmann Apokalyptik und Magie im gnostischen Mythos S 188 Im Anschluss an Bernd Witte Ophitendiagramm S 37 auch Birger Pearson Gnostic Iconography S 257 und Gerhard Raabe Gnosis und Freimaurerei S 269 Gerhard Raabe Gnosis und Freimaurerei S 259 Siegfried G Richter Die Aufstiegspsalmen des Herakleides Untersuchungen zum Seelenaufstieg und zur Seelenmesse bei den Manichaern Sprachen und Kulturen des Christlichen Orients Band 1 Reichert Verlag Wiesbaden 1997 S 23 27 Karl Wolfgang Troger Gnosis S 296 216 Ernst gemeinte Ableitung der Satanisten von den Ophiten Literatur BearbeitenRobert Bader Der Alethes Logos des Kelsos Tubinger Beitrage zur Altertumswissenschaft 33 Stuttgart Berlin 1940 Marcel Borret Origene Contre Celse Band III Sources Chretiennes 147 Paris 1969 Christoph Markschies Gnostische und andere Bilderbucher in der Antike In Zeitschrift fur Antikes Christentum Jahrgang 9 2005 S 100 121 Birger A Pearson Gnostic Iconography In Birger A Pearson Gnosticism and Christianity New York 2004 S 249 267 Studies in Antiquity and Christianity Gerhard Raabe Gnosis und Freimaurerei In Quatuor Coronati Jahrgang 44 2007 S 265 274 Karl Wolfgang Troger Die Gnosis Heilslehre und Ketzerglaube Freiburg im Breisgau 2001 ISBN 3 451 04953 8 Wolfgang Ullmann Apokalyptik und Magie im gnostischen Mythos In Karl Wolfgang Troger Altes Testament Fruhjudentum Gnosis Berlin 1980 S 169 194 Bernd Witte Das Ophitendiagramm nach Origenes Contra Celsum VI 22 38 Arbeiten zum spatantiken und koptischen Agypten 6 Altenberge 1993 ISBN 3 89375 090 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ophitendiagramm amp oldid 235112892