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Die Obere Kirche in Bad Zurzach ist ein denkmalgeschutztes ehemaliges Gotteshaus das mittlerweile als Ausstellungs und Veranstaltungsstatte dient Blick zur Oberen KircheWandmalereiDeckenstuckDer schlichte Bau besitzt einen eingezogenen Polygonalchor uber einem einstigen Beinhaus Der Saal hat eine flache Decke der Chor liegt um einige Stufen erhoht und ist gewolbt die Wandpilaster tragen Stuckrocaillekapitelle 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Obere Kirche war einst eine sogenannte Leutekirche Sie wurde unmittelbar neben dem Verenamunster errichtet Leutepriester wurden im 13 Jahrhundert mehrmals in Akten erwahnt die heutige Obere Kirche stammt aber aus einer spateren Zeit Ihre Vorgangerbauten fielen 1294 und 1471 Branden zum Opfer so dass in den Jahren 1347 und 1474 Neuweihungen der damaligen Kirche zu unserer lieben Frau notig wurden Im Jahr 1517 bewilligte schliesslich der Bischof von Konstanz einen Neubau Stiftskapitel und Kirchgenossen einigten sich rasch darauf dass das Stift den Chor errichten sollte wohingegen die Kirchgenossen fur das Kirchenschiff sorgen sollten Es wurde eine Kirche im Stil der Spatgotik errichtet die einen spitzen Dachreiter trug und auf der Westseite ein grosses gotisches Fenster hatte Matthaus Merians Ortsdarstellung aus dem Jahr 1642 legt Zeugnis vom damaligen Ausseren der Kirche ab Im Chorbereich durfte sich damals ein gotischer Flugelaltar befunden haben das Sakramentshauschen war an der Nordostseite eingebaut Im Chorbogen hing ein gotisches Kruzifix das mittlerweile seinen Platz an der nordlichen Chorwand gefunden hat Die Wande waren mit Fresken bemalt Diese Malereien wurden wahrscheinlich 1565 erneuert wurden spater ubertuncht sind aber zum Teil erhalten und wieder freigelegt Zu erkennen sind ein heiliger Sebastian und eine Kreuzigung 1 Vermutlich hatte die Kirche in ihrer Anfangszeit zumindest zum Teil farbige Fenster Zehn Jahre nach der Einweihung der Kirche am 24 August 1529 beschlossen die Zurzacher Kirchgenossen die Annahme der reformierten Lehre und am 29 August desselben Jahres wurde in der Kirche die erste Predigt nach dem zwinglianischen Glaubensbekenntnis gehalten In der Folge wurden die Altare und Altarbilder aus der Kirche entfernt die nun ausschliesslich von den Reformierten genutzt wurde Aber bereits Ende 1531 wurden viele Einwohner wieder katholisch Zurzach war nun eine paritatische Gemeinde und die Obere Kirche wurde als paritatische Kirche genutzt was aber zu zahlreichen Streitigkeiten fuhrte So stritt man sich etwa um die Wiederanbringung des Kruzifixes im Chorbogen und die Aufstellung eines Taufsteins der Reformierten Ab 1681 wurde der Bau einer reformierten Kirche geplant und am 4 Mai 1725 zogen die Reformierten mit ihrem umstrittenen Taufstein in die neu errichtete Reformierte Kirche um und uberliessen den Katholiken gegen eine Auskaufsumme von 2000 Gulden den Kirchenschlussel allein Diese barockisierten nun den gotischen Bau Der Dachreiter wurde 1734 durch den heute noch vorhandenen barocken Turm ersetzt ab 1762 wurde der Innenraum durch Lucius Gambs mit Stukkaturen geschmuckt 1771 schuf der Bildhauer Hartmann von Schonau die beiden barocken Seitenaltare und eine Kanzel die mit Moses gekront war Wenig spater wurde ein freistehender Hochaltar hinzugefugt der von einem Kreuzigungsbild des Malers Spiller von Laufenburg uberragt wurde Kirchenbanke und Hauptaltar wurden wahrscheinlich von Franz Ludwig Wind gestaltet Der Barockisierungsprozess war um 1786 abgeschlossen 1876 wurde allerdings das Chorherrenstift aufgehoben und die romisch katholische Gemeinde feierte fortan ihre Gottesdienste in der Stiftskirche Die Obere Kirche wurde seitdem nur noch gelegentlich fur Gottesdienste und Gemeindeversammlungen genutzt geriet nach und nach in einen schlechten Zustand und war fur die Gemeinde im Grunde uberflussig geworden In den 1920er Jahren trug man sich mit dem Gedanken aus dem Gotteshaus eine Schule zu machen Alexander von Senger Zuberbuhler legte einen Entwurf vor der eine Verbindung der Oberen Kirche mit dem benachbarten Propsteischulhaus vorsah aber nicht umgesetzt wurde Weitere Entwurfe wurden von den Architekten Josef Erne aus Zurich und Waldkirch aus Zurzach angefordert Die einberufene Baukommission entschied sich 1932 fur Ernes Vorschlag vier Schulzimmer in der ehemaligen Kirche unterzubringen Doch Pfarrhelfer F A Siegrist der das Baudenkmal erhalten wissen wollte verfasste zahlreiche Aufrufe zur Rettung der Oberen Kirche vor dieser Umgestaltung und auch finanzielle Grunde sprachen gegen die Umsetzung von Ernes Vorschlag Nachdem 1937 entschieden worden war das Schulhaus an der Langwiesstrasse zu bauen wurden jedenfalls die Umbauplane fur die Obere Kirche nicht weiter verfolgt Stattdessen sollte die Obere Kirche als Mobellager an die Firma Minet vermietet werden Ausserdem wurde die Errichtung eines Grenzwachtkontonnements in der Kirche diskutiert 1940 und 1941 wurde die Obere Kirche mit Truppen belegt und als Magazin verwendet Die Kirche deren kleine bleigefasste Scheiben offenbar die Schuljugend im benachbarten Propsteigebaude zu Zielwurfen eingeladen hatten war zu diesem Zeitpunkt schon in einem desolaten Zustand obwohl Pfarrer Dr Adolf Reimann im Jahr 1935 Gelder gesammelt hatte um die Fenster der Kirche zu erneuern und damit die Schaden durch Witterungseinflusse einzudammen Damit konnte sie auch als Lager fur die Besitztumer der Zurzacher dienen die im Rahmen von Entrumpelungsaktionen aus den Dachboden entfernt werden mussten als man schon mit Brandbombenangriffen im Zuge des Zweiten Weltkriegs rechnete Die Zurzacher Jungwacht holte diese Bestande in den Hausern ab und brachte sie in der Kirche unter Walter Edelmann damals Mitglied der Jungwacht erinnerte sich spater an die Ausstattung der umgenutzten Kirche In dieser befanden sich noch die Sitz und Kniebanke Ich erinnere mich gut an die beiden Seitenaltare den linken mit dem Muttergottes Bild sic das jetzt den Marienaltar in der Stiftskirche schmuckt und das Bild von Josefs Heimgang uber dem Altar der Epistelseite Beide Seitenaltaraufbauten waren noch mit einem weiteren Bild geschmuckt namlich mit dem Apostel Petrus auf der einen und der Maria Magdalena auf der anderen Seite Zwischen den beiden Seitenaltaren stand der Taufstein dessen Deckel mit einer Plastik die Taufe Jesus sic im Jordan darstellend geschmuckt war Der Hochaltar war links und rechts vom Tabernakel belebt durch die silbernen Gestalten der Apostel Petrus Paulus Johannes und Jakobus Uber dem Altar in der Mitte erhob sich auf vier Saulen ein tempelartiges Gebilde dessen Dach durch einen vergoldeten Pelikan gekront war der seine Jungen mit dem eigenen Blut futterte 2 Edelmann berichtet auch vom Verbleib der Kunstwerke Die beiden Seitenaltare und die Kanzel seien im Jahr 1938 nach Feusisberg verkauft worden und schmuckten nun die dortige Kirche Der Taufstein sei in die Krypta geschafft worden Die vier Apostelfiguren vom Hochaltar seien einige Zeit noch im Schiff der Oberen Kirche untergebracht gewesen und heute Teil des Kunstschatzes der Verenakirche Der vergoldete Pelikan sei verschwunden die Kirchenbanke seien zum Teil zersagt worden der Hochaltarbau sei wertlos gewesen Uberdies sei der Steinfussboden der Kirche um 1943 aufgerissen gewesen weil man den Untergrund untersucht habe Da am 1 September 1944 der Todestag der Ortsheiligen Verena sich zum 1600 Mal jahrte machte die katholische Jungmannschaft sich ab 1943 Gedanken daruber wie dieses Jubilaum zu begehen sei und richtete schliesslich einen Antrag an die katholische Kirchenpflege die Obere Kirche als Spielstatte fur die Auffuhrung eines Festspiels zur Verfugung zu stellen Im Gegenzug wollte die Jungmannschaft helfen das Bauwerk wenigstens in seinem Inneren wieder in einen benutzbaren Zustand zu versetzen und die notige Geldsammlung zu unterstutzen Der Antrag hatte Erfolg und 1944 wurde das Kircheninnere mit einem finanziellen Aufwand von etwa 25 000 Franken renoviert Ein neuer Riemenboden wurde gelegt eine Beleuchtung eingebaut ein Chorvorhang angebracht und eine Bestuhlung mit Klappstuhlen der Wisa Gloria beschafft Linus Birchler der die Malerarbeiten begleitete verlangte dass die verschiedenen Epochen die ihre Spuren in der Kirche hinterlassen hatten sichtbar gemacht wurden Daher wurden die Fresken unter dem Putz erhalten der Chorbogen aus rotem Sandstein freigelegt und die fruhbarocke Bemalung uber demselben restauriert Birchler verlangte auch eine indirekte Beleuchtung fur den Raum um die Gambler Stuckarbeiten hervorzuheben Am 27 August 1944 fand der Festakt in der renovierten Kirche statt zwar ohne das ursprunglich geplante Festspiel aber mit Konzert und anderen Beitragen Damit begann die Nutzung der Oberen Kirche als Veranstaltungsraum 1958 59 erhielt die Kirche doppelverglaste Fenster und eine Elektroheizung 1963 erfolgte eine Aussenrenovierung 1974 wurde eine neue Bestuhlung angeschafft Die Krypta mit dem Spruch Hodie mihi cras tibi wurde von Pieter van de Cuylen zu einem Meditationsraum umgestaltet Wurde die Kirche in den ersten Jahrzehnten vor allem fur Konzerte genutzt so diente sie 1962 erstmals auch als Ausstellungsstatte und wurde als solche dann eifrig genutzt bis 1989 ihre Ausstattung erneut verandert wurde Pieter van de Cuylen hatte sich 1966 an der Ausstellung Das Kreuz in der Kunst der Gegenwart und 1971 an einer Ausstellung zum Thema Tod in der Oberen Kirche beteiligt 1943 unter Bombentrummern in Berlin verschuttet hatte er damals ein Gelubde abgelegt sein religioses Hauptwerk einer Marienkirche zu stiften Als er erfuhr dass die Zurzacher Obere Kirche einst eine Marienkirche gewesen war wollte er diesen Plan hier verwirklichen Er bot zunachst einen Fensterzyklus fur die Obere Kirche an der aber aus Grunden des Denkmalschutzes abgelehnt wurde Die Entwurfe zu diesem Zyklus befinden sich heute in Bad Zurzach sind aber nicht in der Oberen Kirche ausgestellt im Gegensatz zu zahlreichen Gemalden und plastischen Arbeiten die van de Cuylen ein Jahr vor seinem Tod der katholischen Gemeinde schenkte und die im Rahmen einer Dauerausstellung nun an den Wanden der Oberen Kirche zu sehen sind Nach van de Cuylens Tod gab dessen Witwe das gesamte kunstlerische Werk ihres Mannes nach Zurzach Daraufhin wurde eine weitere permanente Ausstellung mit Werken van de Cuylens im Mauritiushof eingerichtet 1996 erfolgte die vorlaufig letzte Sanierung der Oberen Kirche Sie erhielt unter anderem eine Entfeuchtungszone und einen neuen Aussenanstrich sowie eine Mondscheiben Fensterverglasung mit ausserem Isolierglas in den Eisenfassungen aus dem 18 Jahrhundert Auf der Sudseite wurde ein Garderoben und Magazinanbau errichtet Der Haupteingang wurde mit einer Rampe versehen Drei Grabplatten von Chorherren auf der Aussenseite wurden freigelegt Im Inneren wurde unter anderem der Stuckschmuck restauriert die indirekte Beleuchtung durch Hangeleuchten ersetzt und die 1944 kopierte und nicht original gefasste Chorbogenmalerei entfernt ausserdem wurden die Sandsteinimitationen am Chorbogen und den Fenstergewanden wieder weiss gefasst Literatur BearbeitenWalter Edelmann Die Obere Kirche von Zurzach Ein kultureller Treffpunkt o O 2007Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in ZurzachWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Obere Kirche Bad Zurzach Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b Online Inventar der Kantonalen Denkmalpflege Aargau auf www ag ch Walter Edelmann Die Obere Kirche von Zurzach Ein kultureller Treffpunkt o O 2007 S 4 f 47 586517 8 292851 Koordinaten 47 35 11 5 N 8 17 34 3 O CH1903 664258 270996 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Obere Kirche Bad Zurzach amp oldid 228386049