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Neotopia ist ein zweisprachiger Atlas der Schweizer Grafikerin Manuela Pfrunder 1979 aus dem Jahr 2002 der eine utopische gerechte und egalitare Welt vorstellt Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Kartografische Aspekte 3 Entstehung des Atlas 4 Wurdigung 5 Literatur 6 WeblinksInhalt BearbeitenIm ersten Teil des Atlas wird eine utopische Fortsetzung der Schopfungsgeschichte erzahlt Die Menschen waren unzufrieden als sie sich der grossen Ungerechtigkeiten auf der Welt gewahr wurden Neid Missgunst und Kriege waren die Folge Mit der Zeit gelang es jedoch die vorhandenen Guter allen Menschen auf der Welt zuganglich zu machen Die Menschheit baute in der Folge die Welt so um dass jeder einzelne Mensch an seinem Wohnort die ihm anteilsmassig zustehenden Hauser Acker Walder Wusten Seen Gletscher und Meergebiete besass Sogar die Sonne wurde in sechs Teile aufgeteilt damit fur alle identische klimatische Bedingungen herrschten Es wurde ruhig auf der Erde und Friede kehrte ein da die Menschen wussten dass sie alles besassen was man besitzen konnte Im zweiten Teil des Atlas zeigt die Autorin wie derartige regelmassige Einheiten fur jeden Menschen aussehen wurden Jeder der 6 442 450 944 Menschen besitzt eine uniforme quadratische Einheit von 291 5 m Kantenlange Davon sind allerdings nur 29 Land der Rest ist Wasser Der Landanteil besteht zum grossten Teil aus Wald und Odland zum kleineren Teil aus produktivem Acker und Kulturland Mit Beispielen wird erlautert was dies fur einen Menschen auf einer solchen utopischen Einheit konkret bedeutet er rodet jahrlich 16 Quadratmeter Regenwald wodurch dieser in 187 Jahren vollig abgeholzt sein wird pro Jahr werden 8 5 kg Fleisch 94 kg Weizen und 16 g Seide produziert 60 Tage jahrlich leidet jeder Mensch an Hunger da er 40 der Getreideproduktion an Tiere verfuttert dafur erhalt er 6 62 US Dollar an Entwicklungshilfe und gibt zugleich 125 US Dollar fur Rustung aus arztliche Hilfe kann er nur maximal 80 Minuten jahrlich beanspruchen eine Zeitung gibt es alle zwei Wochen auf jeder Einheit gibt es 20 cm Schienen Die im Atlas genannten Daten sind nicht fiktiv sondern wurden statistischen Jahrbuchern internationaler Organisationen z B Statistical Yearbook der UNO 1999 entnommen und auf einen einzelnen Menschen umgerechnet Der Atlas stellt naturgemass nur eine Momentaufnahme dar Auf der Webprasenz siehe Weblinks wird jedoch die Weltbevolkerung laufend nach oben korrigiert Dadurch verkleinert sich naturlich auch die Einheit die jedem Menschen zur Verfugung steht Kartografische Aspekte BearbeitenObwohl jede Flache die einem Menschen zur Verfugung steht sich in nichts von den Flachen aller anderen Menschen unterscheidet entwirft die Autorin eine mehrstufige Massstabsreihe Zuerst wird die Erdoberflache in sechs selbstverstandlich identische Teile geteilt die nach den sechs Sonnen Haky Leso Ofga Raxs Ulse und Viro genannt werden Die Welt wird anschliessend gedanklich in vier Kartenwerken verschiedener Massstabe abgebildet das erste Kartenwerk besteht aus 1536 6 256 quadratischen Kartenblattern das zweite aus 393 216 6 256 256 das dritte aus 100 663 296 6 256 256 256 und das vierte schliesslich aus genau so vielen Kartenblattern 6 256 256 256 64 wie es Einheiten und Menschen gibt Jedes Kartenblatt d h jede Einheit und jeder einzelne Mensch verfugt zur Lokalisierung uber einen eindeutigen Code der aus dem Namen der Sonne sowie vier Gruppen von Ziffern und Buchstaben eines Suchgitters besteht Der vollstandige Lokalisierungscode fur eine Einheit lautet beispielsweise Ulse 1a 1a 11b 6f Da alle Einheiten exakt gleich aussehen wird im zweiten Teil des Atlas nur eine Einheit stellvertretend fur alle anderen im Massstab 1 1600 dargestellt Entstehung des Atlas BearbeitenManuela Pfrunder studierte an der Fachklasse fur Grafik der Hochschule fur Gestaltung und Kunst Luzern Ihre Abschlussarbeit im Jahr 2000 zum Thema Uniform stand unter dem Titel Die Fortsetzung der Schopfung Damit gewann sie den Forderpreis 2000 des Schweizer Grafikerverbands SGV und im Rahmen der Veranstaltung Design Preis Schweiz 2001 den Willy Guhl Preis fur Kommunikationsdesign Hierauf aufbauend entstand das Buchprojekt Neotopia das durch Unterstutzung des UNICEF 2002 beim Limmat Verlag in Zurich erschien Neotopia wurde auch auf Ausstellungen in Zurich Berlin und Wien gezeigt Wurdigung BearbeitenDurch die Reduktion an Komplexitat und die Umrechnung auf einen einzelnen Menschen werden unvorstellbar grosse Zahlen fur alle fassbar so zum Beispiel der Umfang der Reisproduktion die Flache des jahrlichen Regenwaldverlustes die Hohe der weltweiten Rustungsausgaben oder die zuruckgelegten Flugstrecken Dadurch wird auf spielerische Weise eindrucklich dargelegt wie es um unsere Welt steht Der Atlas ist demnach nur scheinbar ein Abbild einer Utopie denn in Tat und Wahrheit wird die Lage der Welt um den Jahrtausendwechsel gezeigt Das gestellte Thema Uniform wird auf radikal neue Weise behandelt Zwar ist die luckenlose Unterteilung des Globus in quadratische Einheiten gemass der spharischen Geometrie nicht moglich aber dies schmalert die statistische Aussage nicht Literatur BearbeitenNeotopia Atlas zur gerechten Verteilung der Welt Atlas of equitable distribution of the world 2 Auflage Zurich Limmat Verlag 2003 ISBN 3 85791 405 X Weblinks BearbeitenWebprasenz von Neotopia Rezensionsnotiz bei Perlentaucher nach NZZ vom 6 Juli 2002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neotopia amp oldid 173598780