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In der Moxos Ebene spanisch Llanos de Mojos befinden sich umfangreiche Uberreste vorkolumbianischer landwirtschaftlicher Gesellschaften die uber den grossten Teil des Departamento Beni in Bolivien verstreut sind Die Uberreste zeugen von einer gut organisierten und zahlreichen indigenen Bevolkerung 1 Dies widerspricht der traditionellen Ansicht von Archaologen insbesondere von Betty Meggers dass das Amazonasbecken okologisch nicht in der Lage war eine grosse Bevolkerung zu ernahren und dass seine indigenen Bewohner Jager und Sammler oder Brandrodungsbauern waren 2 In den 1960er Jahren gehorten Geologen der Erdolgesellschaft und der Geograf William Denevan zu den ersten die die Existenz umfangreicher von Menschenhand geschaffener Erdwerke im Amazonasgebiet insbesondere in den Llanos de Moxos publik machten Lage der Moxos Ebene in Bolivien In den Llanos wurden viele Arten von Erdwerken dokumentiert darunter Hugelbeete naturliche und kunstlich angelegte Waldinseln Kanale und Damme Ringgraben und Fischwehre Es gibt keine Hinweise darauf dass die Bewohner in vorkolumbianischer Zeit politisch geeint waren vielmehr scheinen sie in einer Vielzahl kleiner unabhangiger Gemeinwesen organisiert gewesen zu sein die verschiedene nicht miteinander verbundene Sprachen sprachen Die archaologischen Untersuchungen in den Llanos sind bisher nicht sehr umfangreich und es bleiben viele Fragen uber die Kulturen der prahistorischen Bewohner offen Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Erdwerke 3 Regionale Unterschiede 4 Bevolkerung 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeographie Bearbeiten nbsp Eine endlose feuchte Ebene charakterisiert die LlanosDie Moxos Ebene umfasst je nach Definition ein Gebiet von 110 000 km bis 200 000 km 3 Die Landschaft ist eben und von zahlreichen von der Ostabdachung der Anden kommenden Flussen durchzogen Das Klima ist tropisch mit ausgepragten Regen und Trockenzeiten Funfzig bis sechzig Prozent der Flache werden regelmassig oft fur mehrere Monate im Jahr uberflutet 4 Die Ebene liegt zum grossten Teil im Einzugsgebiet des Rio Mamore Das wichtigste stadtische Zentrum des Gebiets ist Trinidad Archaologen und Geographen waren lange Zeit der Ansicht dass grosse komplexe prakolumbianische Gesellschaften in den Tieflandwaldern des Amazonasbeckens aufgrund schlechter Boden fur die Landwirtschaft Proteinmangels der Bewohner Mangels an domestizierten Tieren und begrenzter Technologie nicht in der Lage waren sich zu entwickeln und zu gedeihen Diese Ansicht wird durch die Ruinen in der Moxos Ebene in Frage gestellt 5 Generell nimmt die Bodenfruchtbarkeit in der Ebene von Suden nach Norden ab Die Boden des sudlichsten Teils profitieren von den Sedimentablagerungen der Flusse die aus den nahegelegenen Anden fliessen Die Mengen dieser Sedimente nehmen nach Norden hin ab und es herrschen die typischen unfruchtbaren lateritischen Boden des Amazonas vor 6 Im Bereich der prahistorischen Siedlungen findet sich allerdings fruchtbare dunkle Erde die Terra Mulata oder Terra Preta genannt wird Diese hochproduktiven Boden sind das Produkt menschlicher Besiedlung und Bemuhungen die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern 7 Die Menschen der Moxos Ebenen domestizierten ihre Landschaft indem sie Hugelbeet Gartenbau praktizierten und die Boden durch die Zugabe von organischem Material verbesserten 8 Erdwerke Bearbeiten nbsp Wahrscheinlich kunstlich angelegte Insel in der Moxos Ebene nbsp Prahistorischer Damm zur Verbindung zweier Inseln in der Moxos EbeneIn der Forschung besteht keine Einigkeit uber den anthropogenen Ursprung vieler der Erdwerke in der Moxos Ebene Ebenso sind die Fachleute uneinig uber die Anzahl der Bewohner und die Komplexitat der Sozialstruktur der Menschen die die Erdwerke errichteten Einige gehen von einer hohen Bevolkerungszahl aus andere nehmen an dass kleine Gruppen uber grosse Zeitraume hinweg die Erdwerke angelegt haben Feste Bauten aus Stein wurden nicht gefunden da es in der Region kein Oberflachengestein gibt 9 Hugel Spanisch lomas finden sich uber die gesamte Ebene verstreut Ihre Gesamtzahl wird auf 20 000 geschatzt Bei zwei bis dreihundert handelt es sich um grosse Hugel die sich drei bis funfeinhalb Meter uber ihre Basis erheben und Flachen von zwei bis elf Hektar einnehmen In einigen Gebieten ist die Anzahl der Hugel auffallig hoch was darauf hindeutet dass mehrere regionale Gemeinschaften existierten jede mit ihren Wohn und Zeremonialzentren Die kleineren Hugel mit unter drei Metern Hohe dienten vermutlich dem Wohnen und der Landwirtschaft 10 Hugelfelder Die Landwirtschaft wurde in der Moxos Ebene in der Regel auf langen schmalen Landstreifen betrieben die von den Bewohnern auf eine Hohe von bis zu einem Meter uber dem Hochwasserspiegel erhoben wurden Die Uberreste dieser Felder Spanisch canellones genannt sind bis zu 600 Meter lang und 20 Meter breit Diese erhohten Felder ermoglichten die Entwasserung wahrend der Regenzeit Man schatzt die gesamte von Hugelfeldern eingenommene Flache auf bis zu 1 000 000 Hektar 11 Man nimmt an dass dort hauptsachlich Mais und Maniok angebaut wurden 12 Waldinseln erheben sich uber die umgebenden Sumpfe Viele sind von Menschenhand geschaffen und gehen auf verlassene Hugel und menschliche Siedlungen zuruck Die Waldinseln wurden zum Errichten von Hausern genutzt fur die Landwirtschaft die Jagd und das Sammeln wilder Fruchte 13 Kanale und Damme verbanden haufig Gebiete menschlicher Siedlungen und gingen strahlenformig von den grossen Hugeln aus Sie dienten dem Transport der Entwasserung ebenso wie dem Fischen und als Grenzmarkierungen Im Zickzack verlaufende Damme werden als Fischwehre interpretiert Fisch war vermutlich die wichtigste Proteinquelle der prakolumbianischen Bevolkerung 14 Ringgraben sind in vielen Gebieten zu finden Die von Menschenhand geschaffenen Graben umschliessen menschliche Siedlungen und dienten sowohl der Entwasserung in der Regenzeit als auch dem Speichern von Wasser wahrend der Trockenzeit Sie waren meist weniger als einen Meter tief und 5 Meter breit 15 Regionale Unterschiede BearbeitenIn der Moxos Ebene werden vier oko archaologische Regionen unterschieden Region eins Nordlich der Stadt Santa Ana del Yacuma und westlich des Rio Mamore River befindet sich ein Gebiet mit wassergesattigten mageren Boden Viele grosse landwirtschaftliche Hochflachen die zur Entwasserung und Verbesserung der Boden notwendig waren erinnern an ihre prahistorischen Bewohner Obwohl es in dieser Region wahrscheinlich eine zahlreiche prahistorische Bevolkerung gab gibt es kaum Hinweise auf eine komplexe Gesellschaftsstruktur 16 Region zwei Ostlich des Rio Mamore und um die Stadt Baures und den gleichnamigen Fluss herum befindet sich ein Gebiet mit zahlreichen bewaldeten Inseln die grosstenteils naturlichen Ursprungs sind Sie waren bewohnt und umgeben von landwirtschaftlichen Anbauflachen Ringgraben und Fischwehren Hier finden sich ausserdem viele Kanale und Zickzack Damme Es scheint dass die Erdwerke in diesem Gebiet nicht lange vor der Ankunft der Spanier errichtet wurden 17 Region drei Westlich der Stadt Trinidad um die Stadt San Ignacio de Moxos herum befindet sich ein Gebiet in dem die Boden verhaltnismassig fruchtbar sind Hier wurden zahlreiche Erdwerke gefunden vor allem Hugel kunstliche Waldinseln Hugelfelder und Damme Die hohe Zahl von Erdwerken und ihre Vielfalt deuten darauf hin dass hier eine Gesellschaft mit einer komplexeren Sozialstruktur existierte als in den Regionen eins und zwei 18 Region vier Ostlich von Trinidad und um die Siedlung Casarabe herum liegt die fruchtbarste und am wenigsten sumpfige Region der Moxos Ebene Dort wurden zahlreiche kunstlich errichtet Hugel mit dazugehorigen Anbauflachen und Erdwerken gefunden Diese Region war vermutlich die Heimat der am weitesten entwickelten Gesellschaften der prahistorischen Moxos Ebene 19 Um 500 bis 1400 lag hier ein Zentrum einer ausgedehnten steinlosen urbanen Kultur die grosse Bewasserungsbauwerke errichtete 20 Bevolkerung BearbeitenDie altesten Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen sind etwa 10 000 Jahre alt Es handelt sich um Muschelhaufen die auf einigen Waldinseln gefunden wurden 21 Radiokarbondatierungen einiger der Artefakte die in den kunstlichen Hugeln gefunden wurden reichen zuruck bis 800 v Chr 22 Die ersten Spanier fanden sechs grosse ethnische Gruppen in der Moxos Ebene vor Moxos Movimas Canichana Cayuvava Itonama und Baure 26 weitere Ethnien sind dem Namen nach bekannt Die Spanier betrachteten die Baure als das zivilisierteste Volk gefolgt von den Moxos Die anderen Gruppen lebten in kleineren Gemeinschaften und auf armeren Boden Die Canichana waren kriegerische Jager die die Ufergebiete des Rio Mamore bewohnten 23 In der Moxos Ebene wurden zahlreiche oft nicht miteinander verwandte Sprachen gesprochen Die Baures und Moxos sprachen Arawak Sprachen Sprachwissenschaftler gehen davon aus dass die Arawakvolker ihren Ursprung weiter nordlich im zentralen Amazonasbecken hatten und von dort in die Moxos Ebene eingewandert sind wobei sie ihre auf dem Maniok Anbau basierende Landwirtschaft mit sich brachten Die meisten anderen ethnischen Gruppen waren wahrscheinlich alteren Ursprungs als die Arawak obwohl es moglich ist dass die Krieger und Jagerkultur der Canichana erst deutlich spater zur Zeit des ersten Kontakts mit den Spaniern die Ebene erreichte 24 Der Archaologe Clark Erickson fasste die Beschreibungen die die ersten Spanier von den Dorfern der Baure gaben so zusammen Die Dorfer waren nach amazonischen Standards gross und wurden nach Planen angelegt die Strassen geraumige offentliche Platze Hauserringe und grosse zentrale bebederos kommunale Mannerhauser umfassten Nach Ansicht der Jesuiten wurden viele dieser Dorfer durch den Bau von tiefen Rundgraben und Holzpalisaden die die Siedlungen umschlossen verteidigt Die Siedlungen waren durch Damme und Kanale verbunden die das ganze Jahr uber Reisen ermoglichten Swintha Danielsen 25 Fruhe spanische Entdecker berichteten 1617 von Dorfern mit bis zu 400 Hausern Moderne Forscher haben berechnet dass ein solches Dorf eine Bevolkerung von etwa 2000 Menschen hatte 26 Die fruhen Berichte deuten darauf hin dass in der weitlaufigen Ebene eine Vielzahl unterschiedlicher Volker und Kulturen nebeneinander existierte Jager und Sammler ebenso wie Ackerbauern mit spezialisierten Handwerkern z B Weber und Topfern 27 Denevan schatzt die prakolumbianische Bevolkerung der Moxos Ebene auf etwa 350 000 und auf etwa 100 000 im Jahr 1690 als Jesuiten begannen die Missionssiedlungen der Moxos zu errichten Dagegen schatzt David Block die Bevolkerung im Jahr 1679 auf nur etwa 30 000 Jedenfalls ist sicher dass die prakolumbianische Bevolkerung durch das Einschleppen europaischer Krankheiten die Folgen der Eroberung und die Versklavung und Verschleppung Einheimischer durch Spanier und Portugiesen bis zum spaten 17 Jahrhundert stark zuruckgegangen war Im Jahr 1720 zahlten die Jesuiten in der Moxos Ebene etwa 30 000 Bewohner ihrer Missionen Von da an bis ins 19 Jahrhundert hinein blieb die Bevolkerungszahl einigermassen konstant 28 Weblinks BearbeitenMoxos Una limnocultura Cultura y medio natural en la Amazonia boliviana Artikel auf der Website der CEAM ONG Interview mit Josep Barba Prasident der ONG CEAM zur Hydrokultur der Moxos Ebene YouTube Video Lomas de ocupacion en los llanos de Moxos Artikel auf der Website der CCAT SAS Artikel uber die Hydrokultur der Moxos Ebene Fruher Urbanismus im Amazonas gefunden agencia latinapress Newsletter 26 Mai 2022Einzelnachweise Bearbeiten Freda Kreier Amazonien Ein Dschungel voller Hugelstadte In Spektrum de 7 Juni 2022 abgerufen am 5 Juli 2022 Betty J Meggers Revisiting Amazonia Circa 1492 In Science 302 Jahrgang Nr 5653 19 Dezember 2003 S 2067 2070 doi 10 1126 science 302 5653 2067b PMID 14684803 Walker John H 2008a The Llanos de Moxos in Handbook of South American Archaeology ed by Helaine Silverman and William H Isbell New York Springer p 927 Block David 1994 Mission Culture on the Upper Amazon Lincoln University of Nebraska Press p 11 Central South America Northern Bolivia World Wildlife Fund http worldwildlife org ecoregions nt0702 abgerufen am 22 September 2021 Erickson Clark L 2008 Amazonia The Historical Ecology of a Domesticated Landscape in Handbook of South American Archaeology herausgegeben von Helaine Silverman und William H Isbell New York Springer S 157 158 Lombardo Umberto Kanal Beeby Elisa und Norwich Heinz Velt 2011 Okoarchaologische Regionen im bolivianischen Amazonas Geographica Helvetica Bd 66 Nr 3 p 179 Walker John H 2011 Amazonian Dark Earth and Ring Ditches in the Central Llanos de Mojos Bolivien Kultur Agriculture Food and Environment Bd 33 Nr 1 S 2 Erickson S 157 158 Erickson Clark L 2000 Lomas de ocupacion en los Llanos de Moxos Arqueologia de las Tierras Bajas hrsg v Alicia Duran Coirolo and Roberto Bracco Boksar Montevideo Uruguay Comision Nacional de Arqueologia pp 207 226 http ccat sas upenn edu cerickso fishweir articles Lomas pdf Englische Fassung http ccat sas upenn edu cerickso fishweir articles EricksonLomasMoxos2000 pdf beide abgerufen am 22 September 2021 Erickson 2000 pp 207 226 Renard D Iriarte J Birk J J Rostain S Glaser B and McKey D 2012 Ecological engineers ahead of their time The functioning of pre Columbian raised field agriculture and its potential contributions to sustainability today Ecological Engineering Bd 45 p 31 http www sas upenn edu cerickso applied3 html abgerufen am 22 September 2021 Erickson 2008 p 169 Walker 2008a p 930 Erickson 2008 p 174 Walker John H 2008b Pre Columbian Ring Ditches along the Yacuma and Rapulo Rivers Beni Bolivia A Preliminary View Journal of Field Archaeology Vol 33 No 4 pp 421 422 Lombardo et al p 177 Walker 2008a pp 929 930 Lombardo et al pp 177 178 Walker 2008a pp 929 930 Lombardo et al pp 177 178 Walker 2008a pp 929 930 Lombardo et al pp 177 178 Walker 2008a pp 929 930 Ulf von Rauchhaupt Stadte ohne Steine auf faz net 1 Juni 2022 Lombardo U Szabo K Capriles JM May J H Amelung W Hutterer R et al 2013 Early and Middle Holocene Hunter Gatherer Occupations in Western Amazonia The Hidden Shell Middens PLoS ONE 8 8 e72746 doi 10 1371 journal pone 0072746 Erickson 2000 Block pp 16 18 Block pp 16 18 Danielsen Swintha 2007 Baure An Arawak Language of Bolivia Research School of Asian African and Amerindian Studies Universiteit Leiden The Netherlands p 2 Denevan William M 2014 Estimating Amazonian Indian Numbers in 1492 Journal of Latin American Geography Bd 13 Nr 2 p 213 Walker 2008a p 933 Block pp 19 22 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moxos Ebene Archaologie amp oldid 238577559