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Mitteladriatische Kultur it cultura medio adriatica ist ein archaologischer Sammelbegriff fur die vorromische Bevolkerung der Abruzzen in Italien Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Ausgrabungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenDie wohl beruhmteste Hinterlassenschaft der mitteladriatischen Kultur stellt eine Skulptur aus Kalkstein dar Der sogenannte Krieger von Capestrano ist eine Grabstatue die im eponymen Graberfeld 1934 zusammen mit einem weiblichen Torso und Fragmenten von weiteren Statuen gefunden wurde die heute im Museo Archeologico Nazionale in Chieti AQ aufbewahrt werden Die zur Statue gehorige Bestattung ist unbekannt auch wenn in der Folge durch eine intensive Grabungstatigkeit weite Teile der Nekropole von Capestrano mit ca 200 Bestattungen freigelegt wurden Bis in die 1990er Jahre war die Eisenzeit in den Abruzzen nur wenig erforscht Bekannt waren lediglich das grosse Graberfeld von Alfedena in den sudlichen Abruzzen dessen Fundgeschichte mit Ereignissen am Ende des Zweiten Weltkrieges verbunden ist und der Bestattungsplatz von Campovalano in den nordlichen Abruzzen in der Nahe der Adria dessen Grabinventare erst vor einigen Jahren systematisch vorgelegt wurden Aufgrund der Ahnlichkeit der Grabausstattungen wurde in den 1970er Jahren von Valerio Cianfarani der Begriff mitteladriatische Kultur gepragt der alle archaologischen Gruppen bzw Stammesgruppen der Eisenzeit 7 5 Jahrhundert v Chr zwischen den Abruzzen und der Molise einbezieht Genauer lasst sich die Abgrenzung beschreiben als das Gebiet zwischen den Flussen Tronto im Norden Biferno im Suden und den inneren Zentralapennin Linguistisch betrachtet bilden sie einen Teil der als Italiker bezeichneten Volker die durch eine gemeinsame oskisch umbrische Sprachfamilie verbunden sind Ausserdem wird der Begriff mitteladriatische Kultur auch historisch und geographisch definiert was zu Unklarheiten im Sprachgebrauch fuhrte 1 Geographisch ist manchmal der gesamte ostadriatische Bereich vom Monte Conero bis zum Gargano Apulien gemeint was somit auch die Marken das ehemalige Picenum miteinschliesst aber der ursprunglichen Begrifflichkeit Valerio Cianfaranis nicht entspricht Das fuhrte in letzter Zeit dazu im Umkehrschluss das eindeutig geographisch und archaologisch definierte Gebiet der Picener 2 bis in die Abruzzen auszudehnen was weder archaologisch noch historisch zu begrunden ist Spatestens seit dem 5 Jh v Chr wird eine klare ethnische Differenzierung von Vertretern der beiden Gruppen selbst vorgenommen So erscheint auf den Stelen die 1974 in Penna Sant Andrea im Gebiet um Teramo und Campovalano gefunden wurden der Name Safin safinus safinum safinas safina der in der sudpicenischen Sprachgruppe sabinisch bedeutet also die zu den Sabinern gehorigen Gemeinschaften Im Gegensatz dazu wird auf den Inschriften der Stelen aus den heutigen Marken die Form pupun verwendet was picenisch bedeutet Der Begriff mitteladriatische Kultur bleibt aber letztendlich ein Kunstbegriff der den einzelnen facies bzw archaologischen Gruppen nur zum Teil gerecht wird da sie wie neuere Forschungen zeigen weitaus grossere Unterschiede zueinander besitzen Solange aber keine bessere Alternative gefunden ist sollte der Begriff verwendet werden um die abruzzesischen Stamme von den Picenern abzugrenzen Ausgrabungen BearbeitenDurch die fortschreitende Industrialisierung und touristische Erschliessung der zuvor rein landwirtschaftlich genutzten Flachen in den Abruzzen kommen bis heute immer mehr archaologische Hinterlassenschaften zu Tage die unsere Vorstellung von der abruzzesischen Eisenzeit stark wandeln Von diesen forschungsbedingten Veranderungen ist vor allem der nordwestliche Raum betroffen Die Ausgrabungen in der Provinz L Aquila haben bis jetzt mehr als zehn neue Graberfelder erbracht die sich von Montereale bis nach Capestrano verteilen Charakteristisch fur die Nekropolen die in den Flusstalern des Aterno Pescara angelegt worden sind ist der lange meist ununterbrochene Belegungszeitraum der von der fruhen Eisenzeit bis in die romische Kaiserzeit reicht Als erstes vorromisches Graberfeld wurde Fossa vollstandig vorgelegt ein Bestattungsplatz mit bislang 600 entdeckten Grabern wovon circa 150 in die altere Eisenzeit datieren Uberlieferte StammesnamenIn den Abruzzen werden folgende italische Stamme zur mitteladriatischen Kultur gerechnet die allerdings erst ab dem 3 Jh v Chr eindeutig als Ethnien bezeugt sind Vestiner Pratuttier Equer Marser Paligner Marruciner Frentaner Caracener Pentrer Aus den Stammen der sudlichen Abruzzen und der Molise entstanden im 5 Jh v Chr die Samniten Literatur BearbeitenValerio Cianfarani Hrsg Antiche civilta d Abruzzo Edizioni De Luca Rom 1969 Ausstellungskatalog Vincenzo d Ercole Elisa Cella Il Guerriero di Capestrano In Maria Ruggeri Hrsg Guerrieri e Re dell Abruzzo antico Warriors and Kings of ancient Abruzzo Carsa Pescara 2007 ISBN 978 88 501 0096 5 S 32 47 Luisa Franchi Dell Orto Hrsg Die Picener Ein Volk Europas Edizioni De Luca Rom 1999 ISBN 88 8016 330 2 Ausstellungskatalog I Piceni e l Italia medio adriatica Atti del XXII Convegno di Studi Etruschi ed Italici Ascoli Piceno Teramo Ancona 9 13 aprile 2000 Istituti Editoriali e Poligrafici Internazionali Pisa u a 2003 ISBN 88 8147 355 0 Adriano La Regina Penna Sant Andrea Le stele paleosabelliche In Luisa Franchi Dell Orto Maurizio Anselmi Hrsg Documenti dell Abruzzo teramano Band 2 1 La valle del medio e basso Vomano Edizioni De Luca Rom 1986 S 125 130 online Delia Giuliana Lollini La civilta picena In Popoli e Civilta dell Italia Antica Band 5 Biblioteca di Storia Patria Rom 1976 S 107 195 Alessandro Naso I Piceni Storia e archeologia delle Marche in epoca preromana Archeologia Bd 29 Longanesi Mailand 2000 ISBN 88 304 1599 5 Maria Ruggeri Hrsg Guerrieri e Re dell Abruzzo antico Warriors and Kings of ancient Abruzzo Carsa Pescara 2007 ISBN 978 88 501 0096 5 Gianluca Tagliamonte I Sanniti Caudini Irpini Pentri Carricini Frentani Biblioteca di archeologia Bd 25 Longanesi Mailand 1996 ISBN 88 304 1372 0 2 edizione aggiornata ebenda 2005 Gianluca Tagliamonte Hrsg Le necropoli Contesti e materiali Atti dell incontro di studio Cavallino Lecce 27 28 maggio 2005 Ricerche di archeologia medio adriatica Bd 1 Archeologia e storia Bd 8 Congedo Galatina 2008 ISBN 978 88 8086 817 0 Joachim Weidig Der Drache der Vestiner Zu den Motiven der durchbrochenen Bronzegurtelbleche vom Typ Capena In Archaologisches Korrespondenzblatt Bd 35 2005 S 473 492 Einzelnachweise Bearbeiten Tagliamonte Le necropoli 2008 S 6 8 Naso I Piceni 2000 S 18 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mitteladriatische Kultur amp oldid 225345447