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Miele Ein Charakterbild ist der Titel einer 1920 publizierten Erzahlung 1 des Schriftstellers Johannes Schlaf uber das Leben einer Haushaltsgehilfin und Kunststickerin in der Weimarer Standegesellschaft Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Eingewohnung Kp 1 4 1 2 Kunststickerei Kp 5 10 1 3 Das Erlebnis Kap 11 13 1 4 Das weitere Leben Kap 14 2 Form 3 Rezeption 4 Adaption 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenMit 15 Jahren wird Emilie Miele Zabel die Tochter einer kinderreichen Kossatenfamilie aus dem Kreis Apolda von ihrem Vater bei der gehbehinderten Witwe des Okonomierats Behring im Weimar als Dienstmadchen in Stellung gegeben Kap 1 Im Mittelpunkt der Charakter und Milieu Studie stehen die ersten drei Jahre ihres Arbeitslebens Eingewohnung Kp 1 4 Bearbeiten Als schlankes aber etwas blasses und mickriges Ding ubernimmt sie die taglichen Verrichtungen eines Alleinmadchens Kap 2 anheizen putzen sauber machen die Herrschaft und ihre Gaste bedienen Geschirr spulen Einkaufe und Botengange erledigen beim Kochen und Backen der Frau Okonomierat helfen Strumpfe stricken usw Gehemmt und wenig gesprachig ordnet sie sich der resoluten Herrin unter zumal das wie der Pfarrer in seiner Beurteilung schreibt ordentliche akkurate bescheidene und arbeitsame Madchen an Befehlsausfuhrungen ohne Widerrede gewohnt ist und den Standard der neuen Unterkunft und der Mahlzeiten als Verbesserung ihrer Lebensverhaltnisse sieht So akzeptiert sie den barschen Ton der sparsam wirtschaftenden und misstrauischen Frau Okonomierat die zwar ihren Fleiss bemerkt ohne sie jedoch zu loben Auch dass ihr der Lohn nicht ausbezahlt wird und sie ausser zum Kirchgang keinen Ausgang erhalt stort das angstliche introvertierte Madchen nicht da es kein Bedurfnis nach Gesellschaft und Galanteriewaren hat Kunststickerei Kp 5 10 Bearbeiten Mieles Interesse fur Kunststickerei beginnt mit ihrer Faszination von den bunten Kirchenfenstern Kap 4 und einem mit einer Schaferszene bestickten Ofenschirm in der guten Stube Kap 3 Frau Behring lasst sich von ihr nachmittags aus einer abonnierten illustrierten Zeitschriften vorlesen wahrend sie fur ihren unverheirateten Sohn Oberlehrer in Jena als Weihnachtsgeschenk ein Paar Hausschuhe bestickt Miele beobachtet genau die Arbeitsvorgange und kann sich die Dinge gut merken Abends versucht sie insgeheim mit Kanevas Abfallstucken und Wollfadenresten eine Rosenstickerei nach dem Vorbild des Ofenschirms Kap 5 Unter dem Vorwand auch fur sich Strumpfe stricken zu wollen lasst sie sich von ihrer Arbeitgeberin Geld auszahlen und kauft weitere Materialien Als die Okonomieratin zufallig das gut gelungene Rosenbild entdeckt stellt sie Miele wegen ihres geheimen Werks zur Rede Da aber kein finanzieller Betrug vorliegt bleibt es bei einem Donnerwetter Am selben Tag beklagt Frau Behring die Unbotmassigkeit ihres Dienstmadchens bei ihrer Kaffeegesellschaft doch die Damen reagieren anders als erwartet und loben Mieles Begabung Vor allem Frau Schulze eine ehemalige Hotelbesitzerin aus Berlin setzt sich fur die Kinstlerin ein und vermittelt ihr Auftrage von der Hoflieferantin Frau Weissbach Kap 6 Miele verdient dadurch zusatzlich etwas Geld das sie bei ihrer Herrin abliefert die es fur sie aufbewahrt Frau Schulze kritisiert in diesem Zusammenhang die patriarchalische Haltung ihrer Freundin Sie habe in Berlin das neue Zeitalter des Amerikanismus und die Emanzipation erlebt Das Dienstpersonal erhebe Anspruche und man musse sich darauf einstellen Sie rat der Tante Rat Mieles Selbstbewusstsein zu starken sie in ihr Leben einzubeziehen padagogisch zu betreuen und ihr Genie zu fordern Frau Behring geht auf diese modernen Ideen nicht ein Das ware noch schoner Dienstbote is Dienstbote Dienstboten gehoren nicht an den Herrentisch Kap 7 und 10 Miele findet in der Stickerei ihre volle Erfullung Sie leidet nicht unter den Einschrankungen ihres Freiraumes und der Bevormundung Vielmehr entwickelt sie zunehmend eine emotionale Bindung an ihre Herrin und akzeptiert sie als Vormund Auch fuhlt sie sich von der alten Frau in gewisser Weise beschutzt Als deren Sohn sich bei einem Besuch uber das Madchen belustigt aussert eine Venus sei sie gerade nicht antwortet ihm seine Mutter so is sie doch ein gutes und rechtschaffenes Madchen Eine kurze Zeit lang wahrend der schweren Influenza der Frau Rat Kap 8 entwickelt sich eine gegenseitige Beziehung Frau Behrens hat Angst zu sterben und ist fur die Pflege dankbar Sie erzahlt dem jungen Madchen wie einer Erwachsenen vertraulich ihre Geschichte mit den sechs am Leben gebliebenen Kindern interessiert sich fur Mieles Familiensituation und verspricht ihr sie bei ihrem Erbe zu berucksichtigen Kap 9 Aber nach ihrer Genesung kehrt sie zur alten Rollenverteilung den getrennten Lebensbereichen und zu ihrer murrischen Tonart zuruck Allerdings werden einige Dinge beibehalten Frau Behrens uberlasst Miele die ganze Haushaltsfuhrung und auch das Kochen Miele fuhlt sich jetzt fur alles verantwortlich Als Frau Schulze ihr bei einer Begegnung in der Stadt den Vorschlag macht in ihren Haushalt zu wechseln und anbietet als Ersatz ein anderes Dienstmadchen fur die Freundin zu suchen lehnt sie dies mit einem entschiedenen Na schroff ab Sie furchtet die Padagogik Frau Schulzes die sich in den Kopp jesetzt hat etwas aus dem Meechen zu machen und es in die frische Luft zu bringen und bleibt lieber bei den vertrauten getrennten Lebensbereichen Kap 10 Das Erlebnis Kap 11 13 Bearbeiten Ein Wendepunkt in Mieles Leben der Wechsel von der Angestellten zur Ehefrau und Mutter hatte das Erlebnis der 18 Jahrigen mit dem in Weimar stationierten Leutnantsburschen August Pfannstiel sein konnen Im Fruhling lernt sie den adretten jungen Mann durch ihre Schulfreundin und Kollegin Lina Meinert und deren Schatz einen herrschaftlichen Diener bei ihren Abendspaziergangen in der Umgebung der Stadt kennen Sie verliebt sich in ihn und wird nach anfanglicher Schuchternheit seinen Annaherungsversuchen gegenuber zuganglich Sie taut auf und lernt von ihm auf einem Feldweg das Tanzen von seiner Tenorstimme begleitet Er erzahlt ihr von seiner Familie von seinem Militardienst der Chance Unteroffizier zu werden und spater eine Zivilstelle zu bekommen Sie willigt ein sein Schatz zu werden sie besiegeln ihren Bund mit einem Verlobungskuss und sie holt sich bei der Frau Okonomierat zehn Mark um ihm aus einer finanziellen Verlegenheit zu helfen Doch am selben Nachmittag sieht sie ihn in der Stadt mit einem aufgeputzten Madchen seinem eigentlichen Schatz am Arm und ihr wird klar dass er sie nicht liebt und nur an ihrem Geld interessiert ist Das weitere Leben Kap 14 Bearbeiten Miele kehrt zu ihrem alten Lebensrhythmus zuruck arbeitet noch 12 Jahre bei der Okonomieratin und lernt die schwierigsten und feinsten Seidenstickereien auszufuhren Nachdem Frau Behring 85 jahrig gestorben ist finden ihre Kinder bei der Haushaltsauflosung eine Schachtel mit dem gesammelten Lohn tausend Mark Im Testament ist Miele nicht berucksichtigt und die Einnahmen fur die Stickereien etwa viertausend Mark hat die alte Dame offenbar zu deklarieren vergessen Miele in Geldsachen unerfahren bemerkt den Verlust nicht und hat die Versprechungen langst vergessen Miele findet schnell eine neue Anstellung bei einer reichen alten Dame die ihr nach ihrem Tod eine Summe vermacht die zusammen mit ihrem Ersparten und dem durch die Seidenstickerei verdienten Geld ausreicht um sie vor einem Alter in Armut zu bewahren Form BearbeitenDie Erzahlung auch als Novelle bezeichnet 2 schildert in 14 Kapiteln im Stil des Naturalismus das unspektakulare Leben eines Dienstmadchens in der Thuringer Residenzstadt In schlichter dokumentarischer Form charakterisiert ein Auktorialer Erzahler das soziale Milieu des Madchens vom Land die wortkarge Miele spricht durchgehend thuringischen Dialekt in ihrer dem stadtischen Burgertum untergeordneten Standespragung Rezeption BearbeitenLudwig Bate wurdigt Schlafs Erzahlung als kostbare s Charakterbild vielleicht seine schonste leise an Flaubert gemahnende Novelle fein und zart in der seelischen Entfaltung eines Thuringer Landkindes wie in dem landschaftlichen Mitschwingen Und ebenso ungewohnlich in dem Wagnis die genug gepriesene klassische Atmosphare Weimars gelassen beiseite zu schieben wie er es am Rande der Stadt wohnend eigentlich selbst tat ein taglicher Gast der freien und klaren Acker und Waldflachen jenseits des Ortes 2 Adaption BearbeitenTV Film 1987 Miele ein Charakterbild Regie Hansgunther Heyme Buch Lothar Hirschmann und Johannes Schlaf Rollen Miele Inge Andersen Mieles Vater Hans Weicker Frau Okonomierat Behring Angelika Hurwicz Frau Schulze Renate Heuser Frau Weissbach Ilse Anton August Pfannstiel Ulrich Wiggers Steuerberater Peter Kaghanovitch Weblinks BearbeitenMiele auf projekt gutenberg orgEinzelnachweise Bearbeiten Johannes Schlaf Miele Ein Charakterbild Reclam Leipzig 1920 a b Ludwig Bate Nachwort zu Johannes Schlafs Miele Stuttgart 1960 S 96 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Miele Erzahlung amp oldid 209824265