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Mehrebenenanalysen englisch Multilevel Modeling 1 auch als Hierarchisch Lineare Modellierung englisch Hierarchical Linear Modeling 2 bekannt sind eine Gruppe multivariater statistischer Verfahren zur Analyse hierarchisch strukturierter Daten englisch nested data die vor allem in der empirischen Sozialforschung Anwendung finden Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Ebenen 3 Messwiederholungen 4 Anwendung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenIm Gegensatz zu Modellen mit nur einer Ebene werden die Daten auf mehreren Ebenen gesampelt Als Ebenen kommen die Mikroebene Mesoebene und Makroebene in Betracht die sich nach aufsteigendem Aggregationsgrad unterscheiden Mehrebenenanalysen sind deutlich flexibler als beispielsweise Anwendungen des allgemeinen linearen Modells wie Varianzanalyse und Lineare Regression dadurch allerdings auch methodisch deutlich anspruchsvoller Die Schatzung der Parameter erfolgt mittels Maximum Likelihood Methode eine rechnerische Bestimmung ist nicht moglich Fur den Einsatz eines Mehrebenenmodells gibt es klassischerweise 2 Grunde 1 Es liegen gruppierte geclusterte Daten vor siehe Abschnitt Ebenen 2 Es liegen Daten im Langsschnitt vor siehe Abschnitt Messwiederholungen Verwandte Begriffe sind das Paneldatenmodell mit festen Effekten englisch fixed effects model und das Paneldatenmodell mit zufalligen Effekten englisch random effects model Gemischtes Modell 3 Varianzkomponentenmodell 4 oder Latent Curve Analysis 5 6 7 Inzwischen haben alle grosseren Statistik Software Pakete Mehrebenenmodelle implementiert so heisst die Prozedur z B in IBM SPSS Statistics MIXED in SAS PROC MIXED Ebenen BearbeitenViele Daten v a in den Sozial und Naturwissenschaften sind hierarchisch strukturiert d h man kann sie Gruppen oder Clustern zuordnen z B Kinder zu Familien Schuler zu Schulklassen Personen zu Wohnorten Patienten zu Kliniken etc Auch viele Experimente in den Sozialwissenschaften fuhren zu einer Gruppenbildung z B Teilnehmer an Studienzentren bei einer multizentrischen Studie 8 Beispiele fur hierarchische Daten sind z B die Gruppierung von Schulern in Klassen und Schulen 3 Ebenen Modell Mikroebene individueller Schuler Mesoebene Schulklasse Makroebene Schule oder die Zuordnung von Individuen zu Familien 2 Ebenen Modell Ebene 1 Kind Ebene 2 Familie Kann ein untersuchtes Individuum einer Gruppe zugeordnet werden ist von einem wechselseitigen Einflussprozess zwischen Individuum und Gruppe auszugehen Daher kann die Vernachlassigung von Gruppierungseffekten zur Fehlinterpretation von empirischen Ergebnissen fuhren 7 Messwiederholungen Bearbeiten Hauptartikel Paneldatenanalyse Wird beim selben Individuum dieselbe Messung wiederholt durchgefuhrt kann die Zuordnung der Ebenen folgendermassen erfolgen Ebene 1 einzelne Messung beim Individuum i Ebene 2 Individuum iVerfahren wie z B Varianzanalysen fur Messwiederholungen erfordern eine spezielle Datenstruktur z B dieselbe Anzahl Messzeitpunkte fur alle Individuen oder Vollstandigkeit der Daten fur ein Individuum uber alle Messzeitpunkte Bei Anwendung von Mehrebenenmodellen kann die Anzahl der Messzeitpunkte variieren was die Methode weniger anfallig bezuglich einzelner fehlender Daten macht Zu dem flexiblen Umgang mit fehlenden Daten haben Mehrebenenmodelle den Vorteil dass sie im Gegensatz zu traditionellen Regressionen das Subjekt korrekt mit dessen Messwiederholungen assoziieren Weiterhin wird ermoglicht zwischen zeitlich stabilen und instabilen Pradiktoren zu unterscheiden und die intra und interindividuellen Varianzanteile der Versuchspersonen besser zu schatzen 8 2 6 Anwendung BearbeitenMehrebenenmodelle werden unter anderem in der sozialwissenschaftlichen Modellbildung und Simulation eingesetzt insbesondere um Kontexteffekte zu modellieren In der Psychotherapieforschung werden Mehrebenenmodelle beispielsweise im Rahmen des sog Patient Profiling eingesetzt um anhand von Kontextfaktoren zu Therapiebeginn z B Eigenschaften des Patienten Therapieart Hinweise auf den zu erwartenden Therapieverlauf beim jeweiligen Patienten zu erhalten 9 Literatur BearbeitenAnthony S Bryk amp Stephan W Raudenbush Hierarchical Linear Models Applications And Data Analysis Methods Sage Publications 1992 Ditton Hartmut Mehrebenenanalyse Grundlagen und Anwendungen des Hierarchisch Linearen Modells Juventa Verlag Weinheim und Munchen 1998 Engel Uwe Einfuhrung in die Mehrebenenanalyse Grundlagen Auswertungsverfahren und praktische Beispiele Opladen Wiesbaden Westdeutscher Verlag 1998 ISBN 978 3531221823 Harvey Goldstein Multilevel Statistical Models Chichester Wiley 4 Aufl 2011 ISBN 978 0 470 74865 7 Hox J J Multilevel analysis Techniques and applications Mahwah Lawrence Erlbaum 2002 Langer Wolfgang Mehrebenenanalyse Eine Einfuhrung fur Forschung und Praxis Wiesbaden VS Verlag 2 Aufl 2009 ISBN 978 3 531 15685 9 Jan de Leeuw und Erik Meijer Handbook of Multilevel Analysis Springer 2008 ISBN 978 0 387 73183 4 Long J D Longitudinal Data Analysis for the Behavioral Sciences Using R Thousands Oaks Sage 2012 Einzelnachweise Bearbeiten Harvey Goldstein Multilevel Models in Educational and Social Research London Griffin 1987 a b Anthony S Bryk Stephen W Raudenbush Application of Hierarchical Linear Models to Assessing Change Psychological Bulletin 1987 S 147 158 P Diggle K Liang S Zeger Analysis of Longitudinal Data New York Oxford Univ Press 1994 S R Searle G Casella C E McCulloch Variance components New York Wiley 1992 W Meredith J Tisak Latent curve analysis Psychometrika 55 1990 S 107 22 a b Stephen W Raudenbush Comparing Personal Trajectories and Drawing Causal Inferences from Longitudinal Data Annual Review of Psychology 2001 52 S 501 525 a b Ferdinand Keller Analyse von Langsschnittdaten Auswertungsmoglichkeiten mit hierarchischen linearen Modellen Zeitschrift fur Klinische Psychologie und Psychotherapie 2003 32 1 S 51 61 a b Harvey Goldstein Multilevel Statistical Models First Internet Edition 1999 http www ats ucla edu abgerufen am 14 Mai 2012 Wolfgang Lutz Zoran Martinovich Kenneth I Howard Patient Profiling An Application of Random Coefficient Regression Models to Depicting the Response of a Patient to Outpatient Psychotherapy Journal of Consulting and Clinical Psychology 1999 67 4 S 571 77 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mehrebenenanalyse amp oldid 226626624