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Dieser Artikel befasst sich mit dem Buch Meere Fur die entsprechenden Gewasser siehe Meer Meere ist ein Roman von Alban Nikolai Herbst Die Erstausgabe erschien 2003 im marebuchverlag Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Thema 2 Verbotsgeschichte 3 Offentliche Reaktion 4 Einigung 5 Freigabe der Originalversion 6 Rezensionen 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt und Thema BearbeitenMeere beschreibt die Liebesgeschichte zwischen dem Objektkunstler Fichte und der zwanzig Jahre jungeren Deutschinderin Irene Schon direkt am Anfang des Buches steht ein kurzer Text der klarmacht dass die Beziehung zwischen den beiden zerbrochen ist denn er endet mit dem Satz Ein Wiedersehen mit Frau Adhanari Jessen hat Fichte bis heute verweigert Im weiteren Verlauf schildert das Buch eine sadomasochistische Beziehung die durch eine ununterbrochene Kette von Grenzverletzungen psychischer und physischer Art letztendlich scheitern muss Der Roman fuhrt dabei in seinen kompromisslosen Detailbeschreibungen den Leser weit uber die Grenzen des Gewohnten und mitunter Ertragbaren 1 Meere ist aber auch ein Kunstlerroman in dem der Protagonist Fichte letztendlich erkennt dass seine Selbsterfindung gescheitert ist Denn eigentlich heisst er Julian von Kalkreuth und ist der Enkel des zum Tode verurteilten Naziverbrechers Wernher von Kalkreuth Als Fichte gelang ihm in der Kunstszene scheinbar alles was ihm als Kalkreuth verwehrt war In dieser Figur erkundet Herbst ohne Rucksichten die eigene Lebensgeschichte denn er selbst wurde als Alexander von Ribbentrop und Grossneffe des in Nurnberg gehangten Nazi Aussenministers Joachim von Ribbentrop geboren In der Beschreibung Fichtes erforscht er so den Umgang der Enkel mit der Schuld ihrer Grosseltern Verbotsgeschichte BearbeitenAm 24 September 2003 wurde Herbst per einstweiliger Verfugung und unter Androhung einer Geldstrafe von bis zu 250 000 Euro verboten aus seinem Roman vorzulesen oder vorlesen zu lassen Klagerin war eine ehemalige Lebensgefahrtin des Autors die durch den Roman ihre Personlichkeitsrechte verletzt sah Noch im selben Monat wurde dem Verlag der weitere Verkauf und jede Werbung fur den Roman durch das Landgericht Berlin untersagt 2 Trotz des Verbots las der Autor Anfang Oktober 2003 in einer ARD Kultursendung aus seinem Buch Die Fernsehzuschauer horten allerdings nichts sondern konnten stattdessen eine Einblendung lesen in der auf das Leseverbot hingewiesen wurde und die mit dem Satz endete Literatur im Foyer begrusst die damit in Gang gebrachte Entrumpelung der deutschen Literaturgeschichte und schlagt vor Goethes Werther Thomas Manns Lotte in Weimar sowie die Buddenbrooks baldmoglichst aus dem Verkehr zu ziehen 3 Autor und Marebuchverlag legten gegen die einstweiligen Verfugungen Widerspruch ein Dabei bestritt Herbsts Anwalt ausdrucklich dass die Klagerin fur die grosse Mehrheit der Leserschaft erkennbar gewesen sei zumindest bis zur Klageeinreichung Am 23 Oktober verwarf das Landgericht Berlin aber die Antrage Meere blieb verboten 4 Offentliche Reaktion BearbeitenDie Macher von Literatur im Foyer waren nicht die Einzigen die auf das Verbot mit Unverstandnis reagierten Angesichts der ahnlich gelagerten Verbotsgeschichte um Maxim Billers Roman Esra beschlich den taz Kulturredakteur Gerrit Bartels die Ahnung dass einstweilige Verfugungen gegen Romane und Schriftsteller in Kurze inflationar ausgestellt werden Julia Encke fragte in der Suddeutschen Zeitung ob die Grenzuberschreitung tatsachlich so radikal ist Und Gregor Eisenhauer lobt das Werk in der Frankfurter Rundschau als einen der wenigen wirklichen ergreifenden Liebesromane und Schlusselroman uber den Kunstlerbetrieb 5 Der Literaturkritiker Christoph Jurgensen fasste die offentliche Auseinandersetzung 2004 so zusammen Die Frage nach dem Legierungsverhaltnis von Dichtung und Wahrheit in einem Text ist etwa so alt wie die Literatur selbst Tatsachlich lassen sich die Vorbilder fur literarische Charaktere trotz aller literaturwissenschaftlichen Vorbehalte gegenuber der Uberschreitung der Text Kontext Grenze immer wieder derart leicht und wohl auch beabsichtigt identifizieren dass sich Gerichte fur ein Verbot der Texte entscheiden wie etwa in den ausserst prominenten Fallen von Klaus Manns Mephisto oder Thomas Bernhards Holzfallen zu deren Wirkungsstrategien die Dechiffrierbarkeit ihrer Anspielungen aber gerade konstitutiv gehorte Im Falle von Meere so Jurgensen sei aber diese Frage nach dem Verhaltnis von Realitat und Fiktionalisierung nicht entscheidbar da Herbsts Exfreundin keine Person der Zeitgeschichte und uber sie deshalb auch nichts bekannt sei Dennoch wendet sich Jurgensen gegen den Vorwurf der Zensur denn Zensur sei ein Eingriff von staatlicher Seite gegen den keine juristische Verteidigung moglich ist Im Falle der Verbote von Esra und Meere prallen stattdessen zwei Grundrechte aufeinander namlich die Freiheit der Kunst und der Schutz der Personlichkeit 6 Und in beiden Fallen wurde von den Gerichten dem Schutz der Personlichkeit Vorrang eingeraumt Herbst selbst stand den Urteilen naturlicherweise ablehnend gegenuber Zwar halt er die Verachtlichmachung einer der Allgemeinheit erkennbaren Person fur justiziabel aber Das was aus einer realen Vorlage die Kunstfigur macht namlich der Stil eines Buches und die semantischen Hofe die in ihm leuchten konnen und durfen dem Urteil eines Gerichts gar nicht zuganglich sein Fur ihn als Schriftsteller stelle sich nur die Frage inwieweit ist die formale Durchdringung eines Stoffes gegluckt das heisst ebenfalls Inwieweit wurde aus einer erkennbaren naturlichen Person eine literarische Figur Um letzte handelt es sich immer dann wenn der im Roman beschriebene Charakter auch ohne Kenntnis der oder des vermeintlich Portratierten auskommt Es musse doch moglich sein sowohl Erlebtes als auch Mythisches und Uberliefertes zu literarisieren sonst engt man den juristischen Spielraum von Literatur auf sehr wenige Segmente ein bzw uberlasst es dem Zufall ob sich gegen ein Buch Klager finden oder nicht 7 Einigung BearbeitenNachdem sich im Marz 2007 Autor und Klager vor dem Berliner Landgericht einigten hatte sich die Einstweilige Verfugung erledigt 8 Alban Nikolai Herbst hat sich dann ohne Anerkennung einer Rechtspflicht fur eine modifizierte leicht geanderte letztgultige Fassung entschieden die ungehindert erschien und bereits einige Wochen spater vollstandig in einer Sonderausgabe der Wiener Literaturzeitschrift Volltext abgedruckt wurde 9 Seitdem ist der Roman wieder offentlich zuganglich und ist seit Mai 2008 auch wieder als Buch erhaltlich 10 Freigabe der Originalversion BearbeitenNachdem im Fruhjahr 2017 die Klagerin im Gesprach mit dem Autor Alban Nikolai Herbst ihr Einverstandnis gab das Buch in der Originalversion erscheinen zu lassen kann der Verlag Mare ab Herbst 2017 das vor 14 Jahren gedruckte aber nur in geringer Stuckzahl in den Verkauf gelangte Buch an die Buchhandlungen ausliefern Auch Lesungen aus der Originalausgabe durch den Autor sind wieder moglich 11 Rezensionen BearbeitenSammlung von Rezensionen bei perlentaucherWeblinks BearbeitenIch bin kein Realist In Der Spiegel Nr 11 2007 S 167 online Interview A N Herbst Albert Meier Nebendinge Poetisch juristische Implikationen der Fiktionalitat in Alban Nikolai Herbsts Meere 2021 Einzelnachweise Bearbeiten vgl Christoph Jurgensen Ich ist ein anderer Alban Nikolai Herbst erzahlt in Meere nah an der Wirklichkeit entlang In literaturkritik de Nr 7 Juli 2004 Suddeutsche Zeitung 26 September 2003 Privatsphare gegen Freiheit der Literatur In Berliner Zeitung 30 September 2003 S 11 Erb Lasten Woher wir kommen Wohin wir gehen In Literatur im Foyer ARD SWR Erstsendung 3 Oktober 2003 Christian Bommarius Meere bleibt verboten In Berliner Zeitung 24 Oktober 2003 S 12 taz 26 September 2003 S 17 Suddeutsche Zeitung 27 Oktober 2003 Frankfurter Rundschau 8 Oktober 2003 Christoph Jurgensen Ich ist ein anderer Alban Nikolai Herbst erzahlt in Meere nah an der Wirklichkeit entlang In literaturkritik de Nr 7 Juli 2004 Stephan Kleiner Roman Kern Personen des offentlichen Interesses Ein Gesprach mit Alban Nikolai Herbst In literaturkritik de Nr 7 Juli 2004 s Stefan Andres Roman Meere ist nicht mehr verboten Memento des Originals vom 1 Januar 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot kritische ausgabe de Kritische Ausgabe v 8 Marz 2007 Ich bin kein Realist In Der Spiegel Nr 11 2007 S 167 online Interview A N Herbst Volltext Nr 2 2007 Memento des Originals vom 23 Januar 2009 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot volltext net Meere erscheint Memento des Originals vom 29 August 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde 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