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Maurice Herbert Dobb 24 Juli 1900 in London 17 August 1976 in Cambridge war ein britischer marxistischer Wirtschaftswissenschaftler Von 1924 bis zu seinem Tod 1976 lehrte er an der Universitat Cambridge bis 1959 als Lecturer danach als Reader ab 1948 war er dort auch Fellow des Trinity College Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Das theoretische Werk 2 1 Vorgehende Koordinierung 2 2 Externe Effekte 2 3 Variablen der Planung 3 Schriften 4 Sekundarliteratur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeboren in London besuchte er das Pembroke College Cambridge ab 1919 mit Hilfe eines Stipendiums und studierte Geschichtswissenschaft Nach einem Jahr wechselte er jedoch das Studienfach und studierte nunmehr Wirtschaftswissenschaft In den Jahren 1921 und 1922 absolvierte er die Classical honours tripos ein Cambridge spezifisches dreijahriges Studium der klassischen Literatur Nachdem er zwei Jahre lang an der London School of Economics eine Stelle als Forscher innehatte und den Grad eines PhD erlangt hatte kehrte er nach Cambridge zuruck wo er 1924 eine Stelle als Lecturer bekam In dieser Funktion unterrichtete er auch an seinem alten College Nach der Scheidung von seiner ersten Ehefrau Phyllis und der Hinwendung zum Marxismus wurde ihm die Befugnis entzogen am gemeinsamen Essen teilzunehmen auch wandten sich seine Studenten von ihm ab Jedoch fand Dobb bald eine Stelle am Trinity College mit dem er 50 Jahre lang verbunden war obwohl er erst 1948 Fellow und erst 1959 zum Reader ernannt wurde Dobb der 1920 der Communist Party of Great Britain beigetreten war war der Mittelpunkt der sich in den 1930ern entfaltenden kommunistischen Bewegung an der Universitat Einer von denen die er fur die Partei warb war Kim Philby spater ein hochangesiedelter Maulwurf im britischen Geheimdienst Man sagt Dobb nach er habe zahlreiche fahige Mitarbeiter fur die Komintern angeworben 1 1971 wurde er zum Mitglied Fellow der British Academy gewahlt 2 Das theoretische Werk BearbeitenDobb war ein Wirtschaftswissenschaftler dessen Hauptanliegen die Interpretation der neoklassischen Theorie von einem marxistischen Standpunkt aus war Er beteiligte sich an der Debatte um die Wirtschaftsrechnung im Sozialismus insbesondere kritisierte er Marktmodelle auf der Basis kapitalistisch marktwirtschaftlicher sozialistsch planwirtschaftlicher oder marktsozialistischer Vorstellungen auf der Grundlage eines neoklassischen Gleichgewichts Dobb kritisierte Oskar Lange und sein marktsozialistisches Modell sowie die Beitrage neo klassischer Sozialisten wegen ihrer Verengung des Blickwinkels auf Austauschrelationen Economists and the Economics of Socialism 1939 Zahlreiche seiner Werke sind in andere Sprachen ubersetzt worden Seine kurze Introduction to Economics wurde ins Spanische ubersetzt von dem mexikanischen Intellektuellen Antonio Castro Leal fur den bedeutenden mexikanischen Verlag Fondo de Cultura Economica und erlebte mehr als zehn Auflagen Fur Dobb bestehen die zentralen okonomischen Herausforderungen fur den Sozialismus darin die Dynamik von Produktion und Investitionen richtig zu steuern Er machte drei Hauptvorteile einer Planwirtschaft aus vorhergehende Koordinierung die Berucksichtigung externer Effekte und die Moglichkeit von Planungsvariablen Vorgehende Koordinierung Bearbeiten Eine Planwirtschaft erfordert eine vorhergehende Koordinierung der Wirtschaftsbereiche Im Gegensatz dazu behandelt eine Marktwirtschaft die Akteure als Atome deren Entscheidungen keine gesicherten Informationen zugrunde liegen Es besteht ein Mangel an Informationen der oft zu einem Ungleichgewicht fuhrt das wiederum nur ex post vom Markt korrigiert werden kann was Vergeudung von Ressourcen mit sich bringt Ein Vorteil vorhergehender Planung besteht in der Beseitigung dieser Unsicherheit jedenfalls bis zu einem bestimmten Grad durch koordiniertes und vereinheitlichtes Sammeln von Informationen und eine Entscheidungsbildung die der Inanspruchnahme von Ressourcen vorausgeht Externe Effekte Bearbeiten Dobb war einer der ersten Wissenschaftler die die Bedeutung externer Effekte fur eine Marktwirtschaft erkannten In einer Marktwirtschaft trifft jeder Akteur Entscheidungen auf der Grundlage begrenzter Informationen wobei weiterreichende soziale Auswirkungen von Produktion und Konsumtion ausser Acht gelassen werden Wenn es externe Effekte in einem signifikanten Umfang gibt werden diejenigen Informationen unwirksam die Aussagen uber Marktpreise enthalten so dass diese Preise die echten sozialen Opportunitatskosten nicht widerspiegeln Entgegen den landlaufigen Annahmen von Mainstream Okonomen sind signifikante externe Effekte in modernen Marktwirtschaften uberall wirksam Eine Planung die miteinander verknupfte Entscheidungen koordiniert bevor diese in die Praxis umgesetzt werden kann einer grosseren Zahl von sozialen Auswirkungen Rechnung tragen Dies hat wichtige Auswirkungen auf eine effiziente Industrieplanung einschliesslich Entscheidungen in Bezug auf die externen Effekte einer ungleichmassigen Entwicklung verschiedener Wirtschaftssektoren in Bezug auf externe Effekte bei offentlichen Arbeiten und bei der Entwicklung junger Industrien Hinzu kommen die viel beachteten negativen Auswirkungen auf die Umwelt Variablen der Planung Bearbeiten Berucksichtigt man den gesamten Komplex der in Betracht kommenden Faktoren dann wird klar dass nur eine Planung die eine vorhergehende Koordinierung einschliesst eine reibungslose Zuweisung der Ressourcen ermoglicht denn vieles das in einem statischen Modell als Daten erscheint kann in einem Planungsprozess als Variable gehandhabt werden Als Beispiele seien angefuhrt die Investitionsrate die Verteilung der Investitionen auf Kapital und Konsum die Wahl der geeigneten Produktionstechnik der geographischen Verteilung der Investitionen die Festlegung der relativen Wachstumsraten der Sektoren Transport Brennstoff Energie und Landwirtschaft im Verhaltnis zum Wachstum der Industrie das Tempo der Einfuhrung neuer Produkte die Auswahl welche neuen Produkte eingefuhrt werden der Grad der Standardisierung der Produktion und ihrer Vielfalt je nach der Stufe auf der sich die Volkswirtschaft befindet Schriften BearbeitenCapitalist Enterprise and Social Progress 1925 Russian Economic Development since the Revolution 1928 Wages 1928 Economic Theory and the Problems of a Socialist Economy 1933 EJ Political Economy and Capitalism Some essays in economic tradition 1937 Marx as an Economist 1943 Studies in the Development of Capitalism 1946 deutsch Die Entwicklung des Kapitalismus vom Spatfeudalismus bis zur Gegenwart ubersetzt von Franz Becker Kiepenheuer amp Witsch Koln 1970 Soviet Economic Development Since 1917 1948 Some Aspects of Economic Development 1951 On Economic Theory and Socialism 1955 Wages 1956 deutsch Der Lohn EVA Frankfurt a M 1970 An Essay on Economic Growth and Planning 1960 deutsch Okonomisches Wachstum und Planung ubersetzt von Erwin Weissel Europaische Verlagsanstalt Frankfurt am Main 1960 Papers on Capitalism Development and Planning 1967 Zur politischen Okonomie des Kapitals In Marxistische Blatter Sonderheft 2 1967 Marxistische Blatter 1967 S 30 36 Welfare Economics and the Economics of Socialism 1969 The Sraffa System and Critique of the Neoclassical Theory of Distribution 1970 De Economist Socialist Planning Some problems 1970 Theories of Value and Distribution Since Adam Smith 1973 deutsch Wert und Verteilungstheorien seit Adam Smith eine nationalokonomische Dogmengeschichte ubersetzt von Cora Stephan Suhrkamp Frankfurt a M 1977 ISBN 3 518 10765 8 Some Historical Reflections on Planning and the Market 1974 in Abramsky Hrsg Essays in Honour of E H Carr London Macmillan PressAufsatz im Sammelband An Outline of Modern Knowledge redigiert von William Rose und herausgegeben von Victor Gollancz 1931 zusammen mit anderen wissenschaftlichen Autoritaten der damaligen Zeit wie Roger Fry C G Seligman F J C Hearnshaw und G D H Cole Sekundarliteratur BearbeitenEric Hobsbawm Maurice Dobb In C H Feinstein Socialism Capitalism and Economic Growth Essays Presented to Maurice Dobb Cambridge University Press Cambridge 1967 S 1 9 Harvey J Kaye The British Marxist Historians 2 erweiterte Ausgabe mit einem Vorwort von Eric Hobsbawm Macmillan Basingstoke 1995 ISBN 0333662423 Erstausgabe Polity Cambridge 1984 David Ormrod Agrarian Capitalism and Merchant Capitalism Tawney Dobb Brenner and Beyond In Jane Whittle Hrsg Landlords and Tenants in Britain 1440 1660 Tawney s Agrarian Problem Revisited Boydell Press Woodbridge 2013 ISBN 9781299789531 S 200 215 Timothy Shenk Maurice Dobb Political Economist Palgrave Macmillan New York 2013 ISBN 9781137297013 Willie Thompson Setting an Agenda Thomson Dobb Hill and the Communist Party Historians Socialist History Society London 2012 ISBN 9780955513855 Ronald L Meek Maurice Herbert Dobb 1900 1976 In Proceedings of the British Academy Band 63 1978 S 333 344 thebritishacademy ac uk PDF Weblinks BearbeitenTim othy Shenk A Marxist in Keynes Court in Jacobin 11 12 2013 Papers of Maurice Herbert Dobb Archivubersicht uber die nachgelassenen Schriften Dobbs in der Trinity College Library Cambridge Einzelnachweise Bearbeiten Phillip Knightley Philby The Life and Views of the KGB Masterspy Andre Deutsch London 1988 S 30 31 45 Deceased Fellows British Academy abgerufen am 21 Mai 2020 Normdaten Person GND 129923958 lobid OGND AKS LCCN n80014413 NDL 00438009 VIAF 250737582 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dobb MauriceALTERNATIVNAMEN Dobb Maurice Herbert vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG britischer WirtschaftswissenschaftlerGEBURTSDATUM 24 Juli 1900GEBURTSORT LondonSTERBEDATUM 17 August 1976STERBEORT Cambridge Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maurice Dobb amp oldid 232387670