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Mario Alvera 1882 in Venedig 1945 1 war von 1930 bis 1938 Podesta Venedigs also nicht gewahlter Sindaco sondern von den Faschisten ernannter Burgermeister Mit ihm kam 1930 ein verlasslicher Anhanger des faschistischen Regimes Mussolinis in das Amt des Podesta 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Erste Amtszeit 1930 1935 Verhaltnis zu Volpi und dem Gruppo veneziano 1 2 Zweite Amtszeit 1935 1938 2 Literatur 3 AnmerkungenLeben BearbeitenAlvera studierte Rechtswissenschaft an der Universitat Padua Der 1882 geborene Venezianer und Kaufmann war Socius der Familie Ratti in ihrem Eisenwarengeschaft 1914 wurde er in die Administration auf der Liste der von Grimani gefuhrten moderat klerikalen Gruppe gewahlt Dort spielte er eine Rolle in den kommunalen Wirtschaftsinstitutionen Er war einer der ersten die Geld in die von Giuseppe Volpi in Porto Marghera gegrundete Gesellschaft investierten Ab 1922 bekleidete er bedeutende Positionen in der Handelskammer Erste Amtszeit 1930 1935 Verhaltnis zu Volpi und dem Gruppo veneziano Bearbeiten 1928 wurde er Prasident der Wirtschaftssektion im Consiglio provinciale dell economia und im selben Jahr wurde er Sindaco der Federazione provinciale des Partito Nazionale Fascista Er behielt daneben Zugang zu katholischen Kreisen zu den bedeutenden stadtischen Familien aber auch zum Konigshof nbsp Einweihung des Ponte del Littorio des spater Freiheitsbrucke genannten Bauwerks am 25 April 1933 in Anwesenheit Mussolinis 1946 gedruckte Postkarte die ein Foto von 1933 tragt Der Bau war 1931 unter Federfuhrung von Eugenio Miozzi begonnen worden Neben dem am 26 Juni 1930 beschlossenen Ausbau der Eisenbahnbrucke fur den Autoverkehr die Venedig mit dem Festland verband verfolgte Alvera weitere Ziele Giuseppe Volpis 1930 bestand die Consulta comunale das Gremium das unter den Faschisten den Stadtrat ersetzte aus 32 ernannten Personen zu denen Vittorio Cini und Gino Damerini zahlten Die ubrigen waren Wirtschaftsvertreter und Faschisten Der Prafekt Giovanni Bianchetti der sich von Juli 1929 bis September 1933 in der Stadt aufhielt forderte ein Ende der fruchtlosen Konflikte andere forderten konkreter den Bau der Brucke zum Festland eine Wasserversorgung uber ein Aquadukt einen Schlachthof die Starkung der touristischen Strukturen des Lido Doch die ersten vier Amtsjahre Alveras waren eher von der Konsolidierung des stadtischen Haushalts gepragt erst die zweiten vier Jahre sahen die Umsetzung einiger Projekte Der Richtungswechsel vollzog sich innerhalb der faschistischen Partei mit der Ernennung von Michele Pascolato zum Fuhrer der Partei und der Ernennung der dritten Consulta municipale am 30 Januar 1935 Zugleich beendeten sie letztendlich die Ara der fast uneingeschrankten Herrschaft Volpis uber die Stadt Zunachst aber verfugte die Stadt weder uber finanzielle Reserven noch uber einen ausreichenden Zugang zum Kreditmarkt zudem mangelte es an Einnahmen Mit der Eingemeindung von Mestre verbesserte sich die Einnahmesituation trotz der Folgen der Weltwirtschaftskrise Hingegen brachte Porto Marghera entgegen den Versprechungen seiner Befurworter wenig ein Auch uberstiegen die Kosten fur die Industriezone auf dem Festland bei Weitem die Einnahmen Zudem konnte sich Alvera nicht gegen Parteiinteressen durchsetzen wenn es um die Einfuhrung einer Steuerliste fur die Finanzbehorden oder die Kosten der Krankenhauser ging Als Projekte verfolgte Alvera weiterhin Regulierungen zu Mestre ab 1934 den Bau des neuen Schlachthofes die Wiederherstellung der Kanale Schulbauten und die Renovierung des historischen Zentrums 1933 wurde der Rio Nuovo fertiggestellt der nun vom Piazzale Roma dem Hauptparkplatz fur PKWs bis an den Canal Grande bei der Ca Foscari reichte dann die Holzbrucke an der Accademia 1934 wurde der 1932 begonnene Ponte degli Scalzi fertiggestellt wie die Brucke zum Festland unter Leitung von Eugenio Miozzi Auch versuchte man das gravierende Problem der Arbeitslosigkeit anzugehen kritisiert wurde die Burokratisierung und Tertiarisierung der Stadt 1934 gelang es einen ausgeglichenen Haushalt zu prasentieren Eine Untersuchung unter Federfuhrung von Raffaello Vivante ergab jedoch dass die Lebenssituation in der Stadt katastrophal war Mit einem Sondergesetz mit Bestimmungen zur Rettung des lagunaren und monumentalen Charakters Venedigs versuchte Alvera diese Probleme anzugehen nbsp Besuch Mussolinis und Hitlers 1934Nach dem Besuch Mussolinis und Hitlers im Juni 1934 plante man ein Spielcasino Neben dem Haushalt der sich stabilisierte gelang es dem Podesta den alles beherrschenden Einfluss Volpis des Dogen im schwarzen Hemd zuruckzudrangen Dieser hatte seinen Einfluss geltend gemacht um aus dem Festland eine rohe Industriezone unter den korporatistischen Bedingungen des Regimes zu machen also praktisch ohne Interessenvertretung der Arbeiterschaft und gleichzeitig aus dem historischen Zentrum eine deindustrialisierte Kulturmetropole in der er seine Tourismus und Hotelgeschafte betreiben konnte Nachdem er 1930 die Leitung der Festlandsangelegenheiten an Vittorio Cini abgegeben hatte wurde er Prasident der Biennale Bald entstand das Festival der Gegenwartsmusik die Biennale des Films 1932 und die des Theaters 1934 1934 wurde Volpi Prasident des Industriellenverbandes Im selben Jahr stand Volpi auf dem Hohepunkt seiner Macht Uber den Sekretar Pascolato kontrollierte er sogar die Faschisten Hingegen wechselten in der faschistischen Partei 1934 erneut die fuhrenden Kopfe Giorgio Suppiej wurde durch Michele Pascolato ersetzt der 1907 in Venedig geboren worden war Seit 1921 Parteimitglied stieg er bis in das direttorio nazionale auf Die Faschisten konnten auf 8 500 Mitglieder in der Stadt zuruckgreifen die in 46 Fasci di combattimento und 15 Sestiere Gruppen gegliedert waren dann 1 615 Faschistinnen 1 000 Studenten und 8 000 junge Faschisten 179 852 Personen waren in faschistischen Korporationen registriert was 31 der Bevolkerung der Provinz entsprach Zweite Amtszeit 1935 1938 Bearbeiten Am 30 Januar 1935 begann der zweite Podestat Alveras Es vurden zwei Vize Podesta ernannt von denen Vilfredo Casellati ein Parteiganger Volpis war wahrend Leonida Macciotta Spezialist fur Verwaltungsrecht und Mitarbeiter der Rivista Amministrativa war und eine neue Consulta municipale die aus 36 statt 32 Mitgliedern bestand Von den bisherigen Beratern blieb nur Domenico Ceccon Reprasentant der machtigen Unione fascista dei commercianti In der neuen Consulta sassen nun Manner wie Vittorio Umberto Fantucci er plante den Ausbau der Brucke zum Festland und Giorgio Suppiej dazu Parteiaufsteiger wie Giovanni Marcello Paolo Foscari und Alessandro Brass Weitere Mitglieder wie Michele Ricci vom Sindacato delle imprese elettriche der die Elektrounternehmen vertrat oder Francesco Villabruna Prasident der Unione provinciale fascista degli industriali hatten das Potenzial einen Gegenpol gegen die Volpianer zu bilden Alvera verfolgte weiterhin eine Politik des Haushaltsausgleichs Regulierungen zu den Gondolieri oder zur Gasversorgung folgten 1936 konnte er hoffen sein Ziel zu erreichen So konnte er 1937 die Steuern auf Konsumguter senken doch war die Entscheidungsgrundlage eher eine politische als eine fiskalische denn der Haushalt war keineswegs ausgeglichen Im Februar 1935 erfolgte der Kauf des Fenice Theaters am 30 Juni 1936 wurde die Einrichtung eines Spielkasinos verkundet 1924 hatte noch Davide Giordano der seinerzeitige Podesta zusammen mit der Kurie eine solche Einrichtung bekampft Die Compagnia Italiana Grandi Alberghi unter Volpis Leitung befurwortete den Lido als Standort fur das Kasino denn sie besass dort eine Reihe grosser Hotels Der Podesta hingegen praferierte einen Standort in der Altstadt Daruber kam es innerhalb der Partei zu heftigen Auseinandersetzungen Man versuchte sich auf einen winterlichen Standort im Zentrum und auf einen sommerlichen auf dem Lido zu einigen Am 1 August 1936 eroffnete das Haus im Hotel Excelsior auf dem Lido doch Alvera verfolgte weiterhin seine Zentrumsplane Schon im Juni 1936 wurde das Ridotto das Casino des 18 Jahrhunderts ein Anhang des Palazzo Giustiniani Rund 2 Millionen Lire aus dem ehemaligen Hotel Europa wurden 1937 dafur angekundigt Doch nun begann die Gegenoffensive der Lido Befurworter Die Compagnia Italiana Grandi Alberghi versuchte uber ihren Berater Alfredo Campione das Vorhaben zu blockieren Volpis Gesellschaft bot der Stadt einen Teil des Excelsior zu einem extrem gunstigen Preis an wahrend Vizepodesta Brass in der Sitzung am 20 Januar 1937 verlangte dass das fur das Casino vorgesehene Geld fur Pferderennbahnen oder ein Schwimmbad investiert werden sollte um den amtierenden Podesta in Schwierigkeiten zu bringen Mussolini ordnete wenige Tage spater den Standort auf dem Lido an Der Kampf innerhalb der Partei setzte sich dennoch fort Die Beziehungen zwischen dem Prafekten dem Senator Giuseppe Carlo Catalano und dem Podesta waren ausserst gespannt Zugleich verstarkte sich der Zugriff der Faschisten auf die Kommunen Mussolinis Partei beherrschte zunehmend die Gesellschaft im Sinne des Totalitarismus und es begann eine ideologische Offensive Sie verlangte dementsprechend zunehmend die Kontrolle uber die zu erwartenden Einnahmen agierte vor allem im Sport und Freizeitbereich in den entsprechende Mittel flossen Dort wurde dementsprechend im Sinne der Faschisten Propaganda betrieben Solange Alvera einen annahernd ausgeglichenen Haushalt vorlegen konnte wie 1936 blieb seine Stellung trotz allem stabil Doch bereits 1937 gingen die Einnahmen zuruck wahrend die Ausgaben stiegen darunter die fur das Casino Ein wichtiges Instrument um Einfluss auszuuben das die Faschisten unter ihre Kontrolle brachten war die Liste der zu unterstutzenden Armen Wahrend 1934 erst 32 000 Venezianer hierin eingetragen waren stieg deren Zahl im folgenden Jahr auf 38 000 und 1937 sogar auf 43 000 Damit konnte die Partei als Wohltaterin auftreten Im Februar 1938 wurde Alessandro Brass zum Vize Podesta ernannt der seit 1928 Prasident der Ente sportivo fascista war Er betonte die angebliche Verburgerlichung des Faschismus womit der Angriff auf den Podesta begann Volpi erwarb inzwischen die wichtigste Tageszeitung Il Gazzettino endgultig im Marz 1939 Brass und eine wachsende Zahl von Amtstragern griffen Alvera wegen der schlechten Haushaltslage an ein Bericht offenbarte die problematische Situation Am 14 August 1938 erschien der erste als Brief aus Venedig ausgegebene Angriff gegen den Podesta im Regime Fascista der Zeitung Roberto Farinaccis des Parteisekretars wahrend die Parteileitung unter Pascolato gelobt wurde Nun forderte der Vizepodesta den Prafekten dazu auf das Ansehen des Podestats zu schutzen was einer kaum verklausulierten Forderung nach Absetzung Alveras entsprach Die faschistische Partei seit Oktober 1937 von Lodovico Foscari gefuhrt hatte bereits entschieden Alvera durch Giovanni Marcello zu ersetzen der bereits als bedeutendster Widersacher des Podestas galt Tatsachlich wurde Giovanni Marcello am 5 September 1938 zum Podesta ernannt Er blieb bis zum 9 Januar 1941 im Amt dem Tag als er zurucktrat Er entstammte dem Zweig von San Polo der adligen Familien also dem der Marcello Grimani Wenige Monate spater am 17 November wurden die faschistischen Rassengesetze verabschiedet Literatur BearbeitenKate Ferris Everyday Life in Fascist Venice 1929 40 Palgrave Macmillan 2012 Anmerkungen Bearbeiten Jan Andreas May La Biennale di Venezia Kontinuitat und Wandel in der venezianischen Ausstellungspolitik 1895 1948 S 131 Dies und das Folgende nach Renato Camurri L ottocento e il novecento 2 La societa veneziana La classe politica nazionalfascista Storia di Venezia 2002 Kapitel 4 PersonendatenNAME Alvera MarioKURZBESCHREIBUNG italienischer Politiker ernannter Burgermeister Podesta Venedigs 1930 1938 GEBURTSDATUM 1882GEBURTSORT VenedigSTERBEDATUM 1945 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mario Alvera amp oldid 239608696