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Als Mardelle werden sowohl temporar als auch ganzjahrig wassergefullte Gelandemulden bezeichnet Sie haben keinen Zu oder Ablauf und speisen sich aus Regenwasser Dadurch variiert der Wasserstand je nach Jahreszeit unter Umstanden sehr stark Durch den Umstand des standigen Wechsels des Wasserstandes hat sich eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren an das Leben in Mardellen angepasst wobei Flora und Fauna sich von Mardelle zu Mardelle unterscheiden 1 Mardellen konnen sowohl flache Dolinen welche naturlich durch Senkung des Bodens entstanden sind als auch kunstliche Gruben sein welche ab der Eisenzeit durch Materialentnahme zu Bau und Topferzwecken ausgehoben wurden Mardelle Inhaltsverzeichnis 1 Kulturhistorische Bedeutung 2 Entstehung und Datierung 2 1 Die Pingo Theorie Die Mardelle als Pingo Ruine 2 2 Die Erdfalltheorie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseKulturhistorische Bedeutung BearbeitenHaufig dienten Mardellen neben der Baumaterialentnahme auch als Flachsroste Holzlagerplatz Viehtranke Fischweiher oder Wasserreservoir 2 So wurde im Grunbachwald bei Bockweiler im Saarland in den 1990er Jahren im Rahmen einer Biotopanlage bei einer Ausgrabung eine etwa 30 m grosse Mardelle untersucht welche im dortigen unteren Muschelkalk liegend aufgrund ihrer Grosse nicht durch naturliche Auswaschung entstanden sein kann Bei der Grabung wurden unter einer bis zu 40 cm dicken Torfschicht ein Henkelkrug und weitere romische Scherben gefunden In 130 m Entfernung zur Mardelle fand sich ein Topferofen aus der Romerzeit und in der naheren Umgebung zwei romische Siedlungsstellen 3 Bei Untersuchungen zu seiner Dissertation uber Mardellen fand David Etienne von der Universitat Nancy ebenfalls bei einigen Mardellen Hinweise auf anthropogene Entstehung und konnte mit Hilfe von Pollenanalysen deren Alter auf ca 2 000 Jahre bestimmen 4 In jungerer Vergangenheit galten Mardellen die im Volksmund auch haufig Pfuhl genannt werden oftmals als unheimliche und bose Orte Zu vielen solcher Pfuhle gibt es auch entsprechende Legenden Im 16 und 17 Jahrhundert kam es im franzosischen Lothringen sogar zu Hexenprozessen im Zusammenhang mit Mardellen 5 Oftmals wurden Mardellen die in offenem Gelande lagen verfullt um sie fur die Landwirtschaft nutzbar zu machen Aus diesen Grunden sind Mardellen im offenen Gelande nur noch selten zu finden Anders verhalt es sich mit Mardellen die in Waldern liegen da dort nur wenige kunstliche Verfullungen vorgenommen wurde Hier konnen diese noch haufiger gefunden werden 1 Entstehung und Datierung BearbeitenDie Art der Entstehung ob naturlich oder durch Menschen und die Datierung des Alters einer Mardelle kann abschliessend nur durch eine aufwendige Ausgrabung oder die Entnahme von Bohrkernen geklart werden Mardellen bilden stets Sedimentfallen mit hervorragenden Erhaltungsbedingungen fur Pflanzen und Holzreste oder menschlicher Siedlungsreste Solche Untersuchungen ermoglichen es weitreichende Aussagen zur Umweltgeschichte wie z B zur Vegetation zu Klima und Siedlungsgeschichte zu treffen Wegen ihres hohen Informationspotentials sowohl fur die Archaologie als auch fur die Umweltgeschichte sollten Mardellen unbedingt als archaologische Denkmaler erfasst und geschutzt werden Das Ausbaggern von weitgehend verlandeten Mardellen im Rahmen des Feuchtbiotopschutzes ist aus den genannten Grunden abzulehnen 6 Die Wissenschaft geht heute bei naturlich entstandenen Mardellen von zwei Entstehungsarten aus Diese sind in der Pingo Theorie und der Erdfalltheorie beschrieben 1 Die Pingo Theorie Die Mardelle als Pingo Ruine Bearbeiten Hauptartikel Pingo RuineGrundsatzlich entstehen Pingos durch die unterschiedliche Gefrierbereitschaft unterschiedlicher Bodenschichten 1 Dabei wird zwischen Pingos des Mackenzie Typ geschlossener Typ oder des E Gronland Typ offener Typ unterschieden Schmilzt der Eiskern fallt der Pingo in sich zusammen und bildet eine Vertiefung im Erdreich die sogenannte Pingo Ruine oder Mardelle Charakteristisch fur Mardellen die auf diese Weise entstanden sind ist der Erdwall der sie umgibt Dieser entsteht durch Erdreich das sich beim Einsacken des Pingos an den Randern ablagert In Europa findet man Pingo Ruinen uberwiegend im nordwestlichen Teil Mitteleuropas Die weltweit meisten Pingo Ruinen befinden sich in Holland einigen Gebieten Alaskas und Nord West Kanadas Mackenzie Delta 7 8 9 Mackenzie Typ geschlossener Typ nbsp Entstehung einer Mardelle nach der Pingo Theorie Mackenzie Typ Diese Pingos entstehen wenn sich Segregationseis wahrend der Permafrost vorruckt unter einem verlandeten Thermokarstsee bildet oder durch Porenwasser das injiziert wird In beiden Fallen druckt der entstandene Eiskern den Boden nach oben Taut der Eiskern ab bricht der Pingo ein und bildet eine Vertiefung im Erdreich E Gronland Typ offener Typ nbsp Entstehung einer Mardelle nach der Pingo Theorie E Gronland Typ Diese Pingos entstehen wenn sich Injektionseis im Erdreich bildet Diese Eis bildet sich durch unter artesischem Druck aufsteigendem Grundwasser aus den nicht gefrorenen Schichten Auch hier bricht der Pingo nach dem Abschmelzen des Eiskerns zusammen und bildet eine Vertiefung im Erdreich Die Erdfalltheorie Bearbeiten nbsp Entstehung einer Mardelle nach der ErdfalltheorieGrundlage der Theorie sind im Boden befindliche Gipslinsen Durch eindringendes Wasser Regenwasser werden diese Gipsblasen allmahlich aufgelost Durch diesen Auflosungsprozess entsteht unter der Oberflache ein Hohlraum der dann durch den Druck des daruber liegenden Erdreiches einsturzt und so eine Vertiefung entstehen lasst 10 Bettina Barth beschreibt zum Beispiel Mardellen im lothringischen Gipskeuper sudlich Saargemund als Produkte einer Auswaschung von Gipslinsen die zu einer Absenkung des daruber liegenden Boden unter gleichzeitiger Abdichtung der Mardellensohle fuhrten Sie unterscheidet Mardellen nach ihrer Morphologie und ihrer Lage Mardellen findet sie immer im Kuppen oder oberen Hangbereich nie am Unterhang oder Talgrund 11 Etienne fand bei Grabungen an Mardellen anlasslich der Trassierung der TGV Bahntrasse Paris Strassburg im lothringischen Keupergebiet keine Gipslinsen und lasst die Erdfalltheorie nur fur Gegenden gelten in denen in geringer Tiefe Kalkstein ansteht und die Bildung von Dolinen zum Einsinken daruber liegender Mergel oder Lehmschichten fuhrt 4 Literatur BearbeitenW Reinhard Die Mardelle ein kaum beachtetes Bodendenkmal In Verband der Landesarchaologen in der Bundesrepublik Deutschland Hrsg Archaologie in Deutschland 3 1996 Juli September Konrad Theiss Verlag GmbH amp Co 1996 ISSN 0176 8522 Aktuelles aus der Landesarchaologie Saarland S 51 Sp 2 3 Bettina Barth 1996 Mardellen im lothringischen Gipskeuper am Beispiel des Foret de Farschviller S 7 60 18 Abb Abhandlungen Dellatinia 22 SaarbruckenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Mardellen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Dieter Dorda Mardellen im sudlichen Bliesgau PDF Schriftenreihe Aus Natur und Landschaft im Saarland Seite 229 bis 236 Abh 22 1996 Eigenverlag der Arbeitsgemeinschaft DELATTINA der Universitat Saarbrucken ISSN 0948 6526 Auf www delattinia de abgerufen am 25 September 2018 Lohr Hartwig Maare Marchen Mardellen wenig beachtete Bodendenkmaler In Kurtrierisches Jahrbuch 25 1985 S 3 9 Europaische Akademie Otzenhausen Archaologentage Otzenhausen Band 3 PDF Memento vom 29 September 2018 im Internet Archive Seite 268 Auf www eao otzenhausen de abgerufen am 25 September 2018 a b David Etienne Les mardelles intra forestieres de Lorraine Origines archives paleo environnementales evolutions dynamiques et gestion conservatoire franzosisch PDF Auf docnum univ lorraine fr abgerufen am 25 September 2018 O Schafer Guignier Vegetationskundliche Untersuchungen an Kleingewassern des Pfalzerwaldes und der Westricher Hochflache Mitt Pollichia 74 175 204 1987 Bad Durkheim Lohr Hartwig Mardellen und ahnliche Sedimentfallen Eine spezifische Feuchtbodensituation im Mittelgebirgsbereich In Archaologische Informationen 9 1986 S 104 109 Pingo Ruinen und Permafrost pingos neu kge suss de archiviert vom Original am 29 September 2018 abgerufen am 12 Januar 2020 www spektrum de Lexikon der Geowissenschaften Auf www spektrum de abgerufen am 25 September 2018 Klaus Eberhard Bleich Zur Entstehung der Pingos im Mackenzie Delta N W T PDF Auf epic awi de abgerufen am 28 September 2018 van Mourik J M Braekmans D Mardellen PDF hollandisch Universitat von Amsterdam Institute for Biodiversity and Ecosystem Dynamics Auf pure uva nl abgerufen am 28 September 2018 Bettina Barth Mardellen im lothringischen Gipskeuper PDF Seite 7 bis 60 Schriftenreihe Aus Natur und Landschaft im Saarland Abh 22 1996 Eigenverlag der Arbeitsgemeinschaft DELATTINA der Universitat Saarbrucken ISSN 0948 6526 Auf www delattinia de abgerufen am 25 September 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mardelle amp oldid 234921074