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Das M Verfahren Kurzform fur Mittenkugelverfahren ist ein Gemischbildungsverfahren fur Dieselmotoren bei dem der Kraftstoff wandverteilt in einen kugelformigen Brennraum eingespritzt wird Es wird zu den unmittelbaren Einspritzverfahren gezahlt Heute gilt das M Verfahren als veraltet Eingesetzt wurde es uberwiegend bei Stationarmotoren und Motoren fur Nutzfahrzeuge 1 Pkw Motoren mit M Verfahren gibt es nicht 2 Prinzip des MAN M VerfahrensM Kolben eines 4 VD 14 5 12 1 SRW Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsprinzip 2 Vielstoffeigenschaften 3 Geschichte 4 Einzelnachweise 5 LiteraturFunktionsprinzip BearbeitenAnders als bei einem konventionellen Einspritzverfahren bei dem der Kraftstoff zur Effizienzsteigerung moglichst weit von der Brennraumwand entfernt bleiben soll wird beim M Verfahren der Kraftstoff gezielt auf die Wand des Brennraumes aufgetragen der als kugelformige Mulde im Kolbenboden ausgebildet ist siehe Bild rechts Durch eine Einloch oder Zweilochduse wird der Kraftstoff tangential zur Brennraumwand mit niedrigem Druck eingespritzt wodurch er sich grosstenteils als Film auf der Wandoberflache verteilt Um die Zundung einzuleiten wird ein geringer Teil des Kraftstoffes luftverteilt Erst durch die hohe Gastemperatur die nach der Zundung im Brennraum herrscht dampft der Kraftstoff von der Brennraumwand ab und wird durch einen starken Luftwirbel schnell mit der Ansaugluft vermischt wodurch er verbrennt Da die Geschwindigkeit des Kraftstoffes gegen 0 geht muss die Geschwindigkeit der Luft erhoht werden um eine hohe Relativgeschwindigkeit zwischen Kraftstoff und Luft zu erzielen Erreicht wird dies mit gedrallten Lufteinlasskanalen 1 Hintergrund des M Verfahrens ist dass durch eine wandverteilte Einspritzung der noch flussige Kraftstoff nicht der hohen Brennraumtemperatur ausgesetzt ist also nicht aufbereitet ist wodurch der Druckanstieg im Zylinder beim Einsetzen der Verbrennung sehr niedrig ist und die Verbrennung langsam ablauft was sich in einem geringen Verbrennungsgerausch bemerkbar macht Zudem fuhrt die wandverteilte Einspritzung zu einer guten Luftausnutzung wodurch Motoren mit M Verfahren nur wenig russen Bis zur Rauchgrenze konnen so hohe Mitteldrucke erreicht werden 1 Nachteilig am M Verfahren ist dass prinzipbedingt hohe Stromungs und Warmeubergangsverluste auftreten was die Effizienz mindert und somit den Kraftstoffverbrauch erhoht Daruber hinaus werden insbesondere der Kolben und der Zylinderkopf einer grosseren thermischen Belastung ausgesetzt weshalb sich Motoren mit M Verfahren nicht gut fur Kompressor oder Turboaufladung eignen Im Teillastbereich ist wegen der sinkenden Temperaturen das Gemischbildungsverhalten schlecht wodurch vermehrt Kohlenwasserstoffe ausgestossen werden 1 Vielstoffeigenschaften BearbeitenDa beim M Verfahren der Kraftstoff prinzipbedingt auf die kaltere Brennraumwand aufgetragen wird und nicht direkt dem heissen Gas ausgesetzt ist eignet sich das Verfahren nicht nur fur konventionelle Dieselkraftstoffe sondern auch fur Erdolfraktionen die bei Temperaturen von 40 C 313 15 K bis 400 C 673 15 K sieden sowie Motorenbenzin mit bis zu 86 Oktan 3 Eine Weiterentwicklung des M Verfahrens ist das FM Verfahren F wie Fremdzundung bei dem die dieselmotortypischen Merkmale der inneren Gemischbildung und qualitativen Regelung beibehalten wurden das Gemisch jedoch kontrolliert mit einer Zundkerze gezundet wird Daher sind Motoren mit FM Verfahren genaugenommen weder Otto noch Dieselmotoren sondern werden zu den Motoren mit hybridem Verbrennungsverfahren gezahlt Gegenuber dem klassischen M Verfahren ist das Abgasverhalten verbessert 1 Beim FM Verfahren ist die Zundkerze mit zwei parallelen Stiftelektroden an der dem Injektor gegenuberliegenden Brennraumwand angeordnet Alternativ kann eine Zundkerze mit drei Masseelektroden am Rand des Brennstoffstrahls positioniert werden 4 Geschichte BearbeitenErste Uberlegungen zum M Verfahren stellte der Ingenieur Kurt Blume 1940 an 1941 wurden diese Uberlegungen erstmals schriftlich festgehalten 3 Das M Verfahren wurde dann von Joachim Siegfried Meurer bei MAN zur Serienreife gebracht 5 Die ersten Motoren mit M Verfahren liefen in den Jahren 1954 und 1955 auf dem Prufstand 6 MAN liess sich seine Fahrzeugmotoren auf Grundlage des Patents auf das M Verfahren schutzen Dies loste einen umfangreichen Rechtsstreit des Ostblocks gegen MAN aus Unter anderem erhob das Institut fur Kraftfahrzeugforschung in Prag im Jahre 1959 eine Nichtigkeitsklage beim deutschen Patentamt Dieser wurde seitens des Bundesgerichtshofs am 25 Februar 1964 nicht entsprochen was seitens der DDR Fachpresse als politisch motiviertes Urteil gewertet wurde Nach Ansicht der Klager handelte es sich bei den seinerzeit von MAN produzierten Motoren gar nicht um das patentierte M Verfahren weil es gar nicht zur direkten Auftragung des Kraftstoffs im Brennraum sondern vorwiegend zu einer vorherigen Zerstaubung Gemischbildung kame 7 Die Patentabteilung von MAN entgegnete darauf dass die Auftragung des Kraftstoffs auf die Brennraumwand entscheidendes Merkmal des patentierten M Verfahrens ist und die unterstellte vorherige Zerstaubung des Kraftstoffs im Motorbetrieb nicht zutreffend sei 8 Schliesslich wurde das M Verfahren in der DDR lizenziert um es ab 1967 fur den Industriemotor 4 VD 14 5 12 1 SRW und weitere Dieselmotoren des Traktorenwerks Schonebeck zu nutzen 9 10 11 Das vom M Verfahren abgeleitete FM Verfahren wurde vom Ende der 1960er Jahre bis in die Mitte der 1980er Jahre genutzt 12 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e v Basshuysen Schafer Handbuch Verbrennungsmotor Grundlagen Komponenten Systeme Perspektiven S 761 Braess Seiffert Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik S 233 a b Hans Christian Graf von Seherr Thoss Die Technik des MAN Nutzfahrzeugbaus in MAN Nutzfahrzeuge AG Hrsg Leistung und Weg Zur Geschichte des MAN Nutzfahrzeugbaus S 438 Richard van Basshuysen Hrsg Ottomotor mit Direkteinspritzung Verfahren Systeme Entwicklung Potenzial 3 Auflage Springer Vieweg Wiesbaden 2013 ISBN 9783658014087 S 21 Gaier Nutzfahrzeuge in der DDR Band 2 S 100 ATZ Automobiltechnische Zeitschrift Band 75 Franck 1973 S 152 Eine hochst interessante patentrechtliche Entscheidung In Kraftfahrzeugtechnik 12 1964 S 442 Zum Patentstreit uber das M A N M Verfahren In Kraftfahrzeugtechnik 5 1965 S 164 Kirchberg Plaste Blech und Planwirtschaft die Geschichte des Automobilbaus in der DDR S 757 Gaier Nutzfahrzeuge in der DDR Band 2 S 89 Weiterentwicklungen im IFA Dieselmotorenbau In Kraftfahrzeugtechnik 10 1969 S 291 297 v Basshuysen Ottomotor mit Direkteinspritzung und Direkteinblasung Ottokraftstoffe Erdgas Methan Wasserstoff S 23Literatur BearbeitenJ Siegfried Meurer Das MAN M Verbrennungsverfahren ATZ Automobiltechnische Zeitschrift Franck Band 58 1956 Nr 4 S 92 u 98 Nr 5 S 127 u 133 J Siegfried Meurer Weiterentwicklung der MAN M und Vielstoffmotoren ATZ Automobiltechnische Zeitschrift Franck Band 59 1957 Nr 7 S 179 u 182 MAN Nutzfahrzeuge AG Hrsg Leistung und Weg Zur Geschichte des MAN Nutzfahrzeugbaus Springer Berlin Heidelberg 1991 ISBN 978 3 642 93490 2 S 436 ff Richard van Basshuysen Fred Schafer Hrsg Handbuch Verbrennungsmotor Grundlagen Komponenten Systeme Perspektiven 8 Auflage Springer Wiesbaden 2017 ISBN 978 3 658 10902 8 Kapitel 15 1 S 761 Robert Bosch GmbH Hrsg Diesel Einspritztechnik Springer Berlin Heidelberg 1993 ISBN 978 3 662 00904 8 S 8 Heinrich Dubbel Dubbels Taschenbuch fur den Maschinenbau 12 Auflage Springer Berlin Heidelberg 1961 ISBN 978 3 662 41644 0 S 175 Hans Hermann Braess Ulrich Seiffert Hrsg Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik 6 Auflage Vieweg Teubner Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 8348 8298 1 S 233 Peter Kirchberg Plaste Blech und Planwirtschaft die Geschichte des Automobilbaus in der DDR 2 Auflage Nicolai Berlin 2001 ISBN 978 3 87584 027 8 S 485 u 757 Achim Gaier Nutzfahrzeuge in der DDR Band 2 2 Auflage Schrader Stuttgart 2002 ISBN 9783613872103 S 89 u 100 Richard van Basshuysen Ottomotor mit Direkteinspritzung und Direkteinblasung Ottokraftstoffe Erdgas Methan Wasserstoff 4 Auflage Springer Wiesbaden 2016 ISBN 9783658122157 S 23 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title M Verfahren amp oldid 228989647