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Lucky Imaging ist eine Variante der Speckle Interferometrie und wird hauptsachlich in der Astrofotografie benutzt Die Technik dahinter steckt in einer Kamera die ausreichend kurze Belichtungszeiten erlaubt Die Belichtungszeiten sind dann ausreichend kurz wenn die von der Erdatmosphare verursachten optischen Storungen sich in dieser Zeitspanne nicht oder nur minimal andern Lucky Image des Kerns von M15Beim Lucky Imaging mit Belichtungszeiten von typischerweise einigen zehn Millisekunden werden aus vielen oft mehreren Tausend Einzelbildern die besten beispielsweise 10 aller Bilder ausgewahlt Diese werden an einem Referenzpunkt markiert und daraus mit der Shift and add Methode ein endgultiges Bild erzeugt Das Ergebnis fuhrt zu einem Bild mit verbesserter Auflosung im Vergleich zu einer gleich lang belichteten Aufnahme Die Tatsache dass die von der Erdatmosphare verursachten optischen Storungen zufallig zwischen geringen und starken Storungen schwanken erlaubt die Auswahl genau der Aufnahmen mit den geringsten optischen Storungen daher die damit verbundene Bezeichnung Lucky Imaging fur die wahrend der Bilderstellung stattfindende Beschrankung auf die gegluckten Aufnahmen Inhaltsverzeichnis 1 Erklarung 2 Veranschaulichung des Prinzips 3 Geschichte 4 Popularitat der Technik 5 Alternative Methoden 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseErklarung BearbeitenBilder vom Weltall die mit bodengebundenen Teleskopen aufgenommen werden sind deutlich unscharfer als Bilder von Weltraumteleskopen gleicher Grosse Der Grund dafur ist die von der Erdatmosphare verursachte optische Turbulenz Diese fuhrt neben der Unscharfe auch zur mit dem blossen Auge beobachtbaren Szintillation bzw dem Funkeln von Sternen Die verursachte Unscharfe in der Astronomie auch Seeing genannt liegt im Bereich von Bogensekunden Die theoretische erreichbare Auflosung genauer Winkelauflosung von modernen Grossteleskopen liegt dagegen im sichtbaren Spektralbereich bei einigen zehn Millibogensekunden ist also um zwei Grossenordnungen besser Das Lucky Imaging ist eins von mehreren Verfahren die atmospharisch verursachte Unscharfe zu reduzieren Durch Auswahl der besten kurzbelichteten Einzelbilder einer langeren Bildsequenz ist es moglich die Beugungsgrenze eines 2 5 m Teleskops zu erreichen Diese liegt unter 100 Millibogensekunden im sichtbaren Spektralbereich nbsp Doppelstern 3 Bootes Barenhuter aufgenommen mit dem Nordic Optical Telescope am 13 Mai 2000 und der Lucky Imaging Methode Die sogenannten Airyscheiben um die Sterne entstehen durch Beugung an der Teleskopapertur nbsp Typische kurzbelichtete Aufnahme des Doppelsterns ohne Anwendung des Lucky Imaging Der durch die Erdatmosphare verursachte optische Effekt ist an den kleinen Einzelpunkten den sogenannten Speckles erkennbar Veranschaulichung des Prinzips BearbeitenDie folgende Bildsequenz zeigt das Funktionsprinzip des Lucky Imaging 1 Aus einer Serie von 50 000 Bildern aufgenommen mit einer Geschwindigkeit von ca 40 Bildern pro Sekunde wurden funf unterschiedlich lang belichtete Aufnahmen generiert Zusatzlich zeigt die Bildreihe ganz am Anfang ein Einzelbild mit schlechter optischer Qualitat welches nicht fur die Lucky Imaging Methode ausgewahlt wurde und danach ein Einzelbild mit sehr hoher optischer Qualitat welches ausgewahlt wurde Alle Aufnahmen zeigen das Objekt mit der 2MASS ID J03323578 2843554 Norden ist oben und Osten links nbsp Einzelaufnahme mit geringer optischer Qualitat wird nicht fur das Lucky Imaging Verfahren ausgewahlt nbsp Einzelaufnahme mit hoher optischer Qualitat wird fur das Lucky Imaging Verfahren ausgewahlt nbsp Das Bild zeigt den Mittelwert aller 50 000 Einzelaufnahmen entsprechend einer Langzeitbelichtung von 21 Minuten 50 000 40 Sekunden Dies ist das Seeing limitierte Bild Das Objekt ist etwas elongiert Die Halbwertsbreite FWHM der Seeingscheibe betragt ca 0 9 Bogensekunden nbsp Das Bild zeigt den Mittelwert aller 50 000 Einzelaufnahmen allerdings wurde jedes Bild vor der Mittelung auf einen festgelegten Referenzwert verschoben Dies entspricht einer Bildstabilisierung der langbelichteten Aufnahme Bereits durch dieses Verfahren werden mehr Details des Objektes erkennbar nbsp Das Bild zeigt den Mittelwert der 25 000 besten Einzelaufnahmen nachdem das hellste Pixel in allen Aufnahmen an die gleiche Referenzposition verschoben wurde Durch die 50 Auswahl sind weitere Details drei Punktquellen erkennbar nbsp Das Bild zeigt den Mittelwert der 5 000 10 besten Einzelaufnahmen nachdem das hellste Pixel in allen Aufnahmen an die gleiche Referenzposition verschoben wurde Das umhullende Halo ist weniger ausgepragt und ein Beugungsring um das hellste Objekt ist klar erkennbar nbsp Das Bild zeigt den Mittelwert der 500 1 besten Einzelaufnahmen nachdem das hellste Pixel in allen Aufnahmen an die gleiche Referenzposition verschoben wurde Das umhullende Halo ist noch deutlicher unterdruckt Das Signal zu Rausch Verhaltnis der hellsten Quelle ist in diesem Bild das hochste im Vergleich zu allen vorherigen Die Differenz zwischen dem Seeing limitierten Bild 3 Bild von oben und dem Lucky Imaging Ergebnis bei dem die 1 besten Einzelbilder ausgewahlt wurden ist bemerkenswert Auf letzterem kann ein Dreifach System beobachtet werden das auf dem anderen Bild nicht zu erkennen ist Die hellste Komponente im Westen auf den Bildern rechts ist ein Stern der Spektralklasse M4V mit einer Magnitude von V 14 9 Dieser Stern wurde als Referenzquelle fur das Lucky Imaging benutzt d h dass das jeweils hellste Pixel um diesen Punkt auf einen vorher festgelegten Referenzpunkt verschoben wurde erster Teil der Shift and add Methode Die schwachere Komponente besteht aus zwei Sternen der Spektralklassen M4 5 und M5 5 Das System befindet sich in einer Entfernung von ca 45 parsecs pc Airy Ringe sind erkennbar und zeigen an dass die Beugungsgrenze des Calar Alto Observatorium 2 2 m Teleskopes erreicht wurde Das Signal zu Rausch Verhaltnis der Punktquellen nimmt mit strengerer Auswahl zu das Seeing Halo wird mit strengerer Auswahl mehr und mehr unterdruckt Der Abstand zwischen den beiden hellen Objekten betragt ca 0 53 Bogensekunden zwischen den beiden schwachsten Komponenten weniger als 0 16 Bogensekunden Auf die Entfernung umgerechnet entspricht dies etwa dem 7 2 fachen Abstand der Erde zur Sonne ungefahr 1 Milliarde Kilometer Geschichte BearbeitenLucky Imaging Methoden wurden erstmals Mitte des 20 Jahrhunderts benutzt Sie wurden popular durch die Beobachtung von Planeten in den 1950er und 1960er Jahren mit Kinokameras teilweise mit Bildverstarkern Es dauerte weitere 30 Jahre bis die Technologie so weit war dass Lucky Imaging praktikabel wurde Die erste numerische Berechnung der Wahrscheinlichkeit von Aufnahmen hoher optischer Qualitat den Lucky Images stammt von David L Fried 2 aus dem Jahr 1978 3 Nahm man fruher an dass die Erdatmosphare Aufnahmen von astronomischen Objekten verschmiert oder einfach unscharf macht verzerrt verwackelt im Englischen blurring genannt nutzten Nieto und Thouvenot 1991 4 die Halbwertsbreite FWHM von Punktquellen im Bild als Auswahlkriterium um die Auflosung zu steigern Spatere Studien 5 6 nutzten die Tatsache dass die Erdatmosphare astronomische Aufnahmen nicht verschmiert bzw unscharf macht sondern generell mehrfache scharfe Kopien der Punktquellen erzeugt die sogenannten Speckles Neuere Methoden nutzten diese Erkenntnis um deutlich scharfere Bilder zu erzeugen als es mit den Vorlaufermethoden gelang Anfang des 21 Jahrhunderts wurde genauer untersucht wie die atmospharischen Bedingungen das Seeing sich auf kurzen und langen Zeitskalen verhalt 7 Ein beobachtetes quasi periodisches Verhalten des Seeings auch innerhalb kurzer Zeitspannen beispielsweise innerhalb der Beobachtungszeit einer Lucky Imaging Sequenz kann die Wahrscheinlichkeit Aufnahmen mit hoher optischer Qualitat lucky images zu erhalten erhohen 8 9 Popularitat der Technik BearbeitenSowohl Amateur als auch Profi Astronomen nutzen die Technik des Lucky Imaging Moderne Webcams und Camcorder bieten die Moglichkeit kurz belichtete Aufnahmen mit hoher Empfindlichkeit uber langere Beobachtungszeiten abzuspeichern Werden diese Kameras mit Teleskopen gekoppelt und nachfolgend auf dem Computer die Shift and add Methode 10 auf die Daten angewandt lassen sich Aufnahmen mit beeindruckender Qualitat und Auflosung erzielen Fur die Auswahl der besten Bilder stehen verschiedene Methoden zur Verfugung unter anderen die Strehl Auswahl Methode welche zuerst 11 von John E Baldwin 12 vorgeschlagen wurde sowie Selective Image Reconstruction eine Bildkontrast Methode von Ron Dantowitz 13 Die Entwicklung und kommerzielle Verfugbarkeit von EMCCDs auch LLLCCD L3CCD Low Light Level CCD genannt ermoglicht das Lucky Imaging auch fur schwache leuchtende Objekte Alternative Methoden BearbeitenWeitere Methoden um die Einschrankungen des Auflosungsvermogens durch die Erdatmosphare aufzuheben sind neben der adaptiven Optik die optische Interferometrie wie beispielsweise das VLTI andere Formen der Speckle Interferometrie sowie weltraumbasierende Teleskope wie beispielsweise das Hubble Weltraumteleskop Literatur BearbeitenC L Stong Concerning the Problem of Making Sharper Photographs of the Planets In Scientific American Vol 194 Juni 1956 S 157 Interviewing scientist Robert B Leighton Fruhes Beispiel einer Bildauswahl mit Hilfe von mechanischer Tip Tilt Korrektur Benutzt wurde Kinofilm mit Belichtungszeiten von 2 Sekunden und mehr William A Baum Electronic Photography of Stars In Scientific American Vol 194 March 1956 Der Artikel diskutiert die Auswahl kurzbelichteter Aufnahmen in Momenten in denen das Teleskop die scharfsten Bilder liefert Es wurde ein Bildverstarker mit kurzen Belichtungszeiten verwendet Weblinks Bearbeiten alle englischsprachig Lucky Imaging at the Institute of Astronomy University of Cambridge Amateur lucky imaging Lucky imaging with Astralux at the 2 2 m Calar Alto telescope Details of the Calar Alto and La Silla lucky imaging instruments Details of the LuckyCam instrument at the Nordic Optical Telescope BBC News article Clearest images taken of space Lucky imaging using gen 3 intensifier tubesEinzelnachweise Bearbeiten Hippler et al The AstraLux Sur Lucky Imaging Instrument at the NTT PDF 9 9 MB In The ESO Messenger 137 2009 bibcode 2009Msngr 137 14H David L Fried in der englischsprachigen Wikipedia David L Fried Probability of getting a lucky short exposure image through turbulence In JOSA 68 1978 S 1651 1658 doi 10 1364 JOSA 68 001651 Nieto Thouvenot Recentring and selection of short exposure images with photon counting detectors I Reliability tests In A amp A 241 1991 S 663 672 bibcode 1991A amp A 241 663N Law et al Lucky Imaging High Angular Resolution Imaging in the Visible from the Ground In A amp A 446 2006 S 739 745 doi 10 1051 0004 6361 20053695 Robert Nigel Tubbs Lucky Exposures Diffraction limited astronomical imaging through the atmosphere PDF Dissertation 2003 VDM Verlag Dr Muller 2010 ISBN 3 8364 9769 7 Batchelor Townsend The nature of turbulent motion at large wave numbers In Proceedings of the Royal Society of London A 199 1949 S 238 255 doi 10 1098 rspa 1949 0136 Baldwin Warner Mackay The point spread function in Lucky Imaging and variations in seeing on short timescales In A amp A 480 2008 S 589 597 doi 10 1051 0004 6361 20079214 Robert N Tubbs The effect of temporal fluctuations in r0 on high resolution observations In SPIE 6272 2006 S 93T doi 10 1117 12 671170 shift and add in der englischsprachigen Wikipedia Baldwin et al Diffraction limited 800 nm imaging with the 2 56 m Nordic Optical Telescope In A amp A 368 2001 S L1 L4 doi 10 1051 0004 6361 20010118 John E Baldwin in der englischsprachigen Wikipedia Dantowitz Teare Kozubal Ground based High Resolution Imaging of Mercury In AJ 119 2000 S 2455 2457 doi 10 1086 301328 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lucky Imaging amp oldid 238987262