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Lucas Rem 14 Dezember 1481 in Augsburg 22 September 1541 ebenda war ein Augsburger Kaufmann der in erster Linie durch sein Tagebuch postum Bekanntheit erlangte Wappen der Rem Augsburger Chronik 1457 1487 Inhaltsverzeichnis 1 Zur Person 2 Leben und Werk 3 Stil und Intention der Aufzeichnungen 4 Quellenwert und Edition 5 Zusammenfassende Einschatzung 6 Ausgabe 7 SekundarliteraturZur Person BearbeitenLucas Rem wurde am 14 Dezember 1481 als Sohn von Lucas Rem 1496 und Magdalena Welser geboren und war damit Mitglied einer Augsburger Patrizierfamilie die 1368 in die Zunfte ubertrat 1479 wurde ihnen die Aufnahme zu den Geschlechtern durch den Rat angeboten und zuerst von ihnen abgelehnt und erst 1538 angenommen Die Rems gehorten allerdings schon lange zu den angesehensten und wohlhabendsten Familien der Stadt Als Stammvater gilt Berchthold Rem 1325 Rems selbst benannter Ahnherr Hans war bereits Burgermeister von Augsburg und zudem Schloss und Dorfbesitzer Rems Vater Lucas erwarb ein reichsunmittelbares Rittergut und die Familie gehorte fortan zum Schwabischen Bund sowie zur Rittergesellschaft Der Augsburger Chronist Wilhelm Rem war ein Cousin von Lucas Rem Im 17 Jahrhundert erlosch diese Familie Leben und Werk BearbeitenRems uber 47 Jahre hinweg bis zu seinem Tod gefuhrtes Tagebuch gibt Aufschluss uber das Selbstverstandnis der Kaufleute indem es in knapper Form uber die Stationen seines Lebens seine Familie und Geschafte berichtet Rem begann wie seine Vorfahren mit 13 Jahren die Kaufmannsausbildung bei den verwandten Welsern dem zweitwichtigsten Handelshaus in Augsburg neben den Fuggern und mit denen wiederum verwandt Nach Lehrjahren in Venedig war er 1499 1517 als Faktor der Welser Vohlin Gesellschaft in der Buchfuhrung tatig zunachst in Lyon 1503 1508 in Lissabon wo er u a die Interessen der Firma an den Indienfahrten vertrat dann wieder in Lyon und ab 1511 in Antwerpen Zahlreiche Reisen Schuldeneintreibung Rechnungsbuch und Kassenprufung fuhrten ihn unter anderem nach Savoyen Sudfrankreich Paris in die Niederlande und die Schweiz Nach Streitigkeiten aufgrund von Unregelmassigkeiten und schlechter Geschaftsfuhrung in Lyon und Augsburg vor allem durch Anton Welser d J trat Lucas mit seinen Brudern Andreas Endres und Hans aus der Welser schen Faktorei aus Er grundete 1518 seine eigene Gesellschaft mittlerer Grosse mit Faktoreien in Koln und Antwerpen mit seinem Bruder Andreas und Ulrich Hanolt Im Mai desselben Jahres heiratete er Anna Ehein deren Brautgeld ein wichtiger Bestandteil des Kapitals der neuen Firma bildete Am 22 September 1541 starb Lucas Rem in Augsburg Rems Buch wurde von ihm bis 1540 gefuhrt und gelangte erst 1861 in den Druck Es besteht aus 50 Pergamentblattern wobei viele Seiten fehlen etwa bei den Verzeichnissen der Hochzeitsgeschenke oder bei den Kindern Die Eintragungen erfolgten chronologisch nach und nach dennoch greift der Begriff des Tagebuchs nicht Rem beschreibt nahezu sein ganzes Leben angefangen in der Kindheit uber die Lehr und Wanderjahre dann sein hausliches und geschaftliches Leben und vor allem die Auslandsreisen die ihn nach Venedig Mailand Lyon Lissabon und Antwerpen fuhrten Beide Autoren erzahlen ausfuhrlich von ihren Kindern und in Stromers Fall zudem von seinen Enkeln Rem gibt sogar Auskunft uber ihre Charaktere trocken aber durchaus ein Beweis fur menschliche Beobachtungsgabe im sonst recht geschaftlich anmutenden Lebensbericht Referenzen werden beilaufig erwahnt So trifft Rem mit dem Konig von Portugal zusammen die ganze Konigsfamilie nimmt personlich Abschied als er von Lissabon delegiert wird Auf der Durchreise empfangt ihn der spanische Konigssohn mit einem Handkuss und mit dem Tross des spanischen Konigs Ferdinand gelangt Rem weiter Rem war uber ein Drittel seines Lebens nicht in seiner Geburtsstadt er war zwangslaufig europaisch orientiert und schrieb dementsprechend viel uber seine Reisen ins Ausland Seine Memoria Liste der Diener hat wohl kaum einen Wert fur die Augsburger Genealogiegeschichte eher schon sein Steuerbericht fur die Wirtschaftsgeschichte Stil und Intention der Aufzeichnungen BearbeitenRems Aufzeichnungen sind anerkanntermassen keine literarische Leistung sie zeigen seinen trockenen Geschaftsstil und holprige Sprache positiv ist ihre Verlasslichkeit Zudem scheint Rem kein grosses Interesse an der bewegten Zeit zu haben der Reichstag von 1530 nur als Datierung nutzlich und sein Ubertritt zum Protestantismus wie der einiger Verwandten wird nur durch die Taufen der Kinder sichtbar Zahnd erkennt den Hang zur Stilisierung als Kaufmann nicht zuletzt anhand der stereotypen Gliederung von Rems Eintragungen nach Datum Ereignis Ort bzw Reiseziel Rems Aufzeichnungen sind eindeutig die eines Kaufmanns strukturiert nahezu vollstandig das heisst zu Ende gerechnet Pragend ist also das kaufmannisch rationale rechenhafte Welt und Selbstverstandnis im Einklang mit individuellem Gewinnstreben Diese Ereignisberichte und Denkwurdigkeiten waren ein schichten spezifisches Phanomen der politischen und wirtschaftlichen Eliten naturlich in lockerer Bindung an die Behorden jedoch keineswegs fur ein offentliches Publikum gedacht Quellenwert und Edition BearbeitenGreiff findet gleich drei Vorzuge an Rems Aufzeichnungen Erstens bilde dieses Tagebuch und sein Anhang ein glanzendes Blatt in der Geschichte der Stadt Augsburg wofur seine Edition der Schlussel ist Zweitens wurde es uns ein vollkommen klares Bild von dem Lebens und Bildungsgang eines Kaufmannes des beginnenden 16 Jahrhunderts entwerfen Und drittens liefert es gelegentlich hochst beachtenswerthe und erwunschte mitunter sogar ziemlich ausfuhrliche Aufschlusse uber die Cultur und Sittengeschichte seiner Zeit Eine recht aufschlussreiche Quelle uber die Einordnung der Aufzeichnungen bietet die Untersuchung der jeweiligen Vorworte der Ersteditionen Der Sekretar des Historischen Kreis Vereins Schwaben und Neuburg Greiff ist durch seine gleichzeitige Tatigkeit als Bibliothekar sozusagen an der Quelle Seiner zweiten Vaterstadt hat er soviel zu verdanken dass es ihn drangt ihr Lob zu mehren und auszubreiten Sein ganzer Stolz auf seine neue Heimat kommt in jedem Satz zum Ausdruck in der er die Beziehung von Lucas Rem zu Augsburg behandelt Gegenuber der Person Rems selber ist er kritisch und zugleich respektvoll eingestellt Rems Buch hingegen ist gepragt von Okonomie und Buchfuhrung und damit weiter entfernt von aristokratischen Wertvorstellungen als andere Werke dieser Zeit In seiner Genealogie kommt die adlige Ahnenschaft nicht vor er fuhrt als Spitzenahn Hans Rem 1340 1396 an der mit Handel und Vermogensanhaufung als Traditionsbildner das familiare Selbstverstandnis reprasentiert Rem leitet aus dieser Person die ihm selber wichtigen Tugenden ab Lernbereitschaft Menschenkenntnis Umganglichkeit Geschaftskenntnis Fleiss und Ausdauer sowie Risikobereitschaft Fur Rem ist nun die Zeit der dirigierende Faktor der uber das geschaftliche Schicksal entscheidet Die Zeit muss sinnvoll genutzt werden und sein Hang zur effektiven Nutzung und zu seiner Rastlosigkeit wird schon in seinen peinlich exakt notierten Geburtszeiten erkennbar Zusammenfassende Einschatzung BearbeitenSieht man sich die wegweisenden Artikel von Rohmann und Johanek zur Geschichtsschreibung des 16 Jahrhunderts in Augsburg an dann gehort Lucas Rems Tagebuch nicht dazu Ebenso wie er in keinem der acht Bande zu Augsburg in der Reihe der Chroniken deutscher Stadte auftaucht Im Gegensatz zu Stromers Puchel dem Beginn der Reihe und ohne dessen Erwahnung kaum ein Aufsatz bezuglich der Nurnberger Stadtchronistik auskommt Wenn Johanek als Prinzipien der spatmittelalterlichen Geschichtsschreibung Erfahrung und Prazedenzfalle die das Leben des Gemeinwesens bestimmen herausarbeitet dann passt Rems Tagebuch in der Tat nicht dazu Die Tatsache dass er geburtiger Augsburger ist und seiner Stadt mit seiner Kaufmannstatigkeit zu Ansehen verhilft reicht nicht aus Oder sie geht vielmehr neben den anderen grossen Chroniken etwa von Kuchlin Meisterlin den Gebruder Mulich oder von seinem Verwandten Wilhelm Rem unter Stein bezweifelt dass allein die historiografischen Werke fur die Identitatsforschung ausreichen werden Er halt fest dass es ein beeindruckendes lokales Selbstverstandnis gab Allerdings muss die Differenzierung der Historiographie beachtet werden die zusammengesetzt eine ganze Skala von Emotionen und dann wiederum eine stadtische Identitat ergeben wird Ausgabe BearbeitenLucas Rem Tagebuch aus den Jahren 1494 1541 Ein Beitrag zur Handelsgeschichte der Stadt Augsburg hg von Greiff B in 26 Jahresbericht des Historischen Kreis Vereins von Schwaben und Neuburg 1861 S 1 110 Digitalisat Sekundarliteratur BearbeitenReinhard Jakob Rem Lucas In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 409 f Digitalisat Peter Johanek Geschichtsschreibung in Augsburg am Ausgang des Mittelalters In Johannes Janota Werner Williams Krapp Hrsg Literarisches Leben in Augsburg wahrend des 15 Jahrhunderts Studia Augustana Band 7 Niemeyer Tubingen 1995 ISBN 3 484 16507 3 S 160 182 Rolf Kiessling Rem Lucas In Lexikon des Mittelalters Band 7 1995 Sp 705 Gregor Rohmann Eines Erbaren Rath gehorsamer amptman Clemens Jager und die Geschichtsschreibung des 16 Jahrhunderts Studien zur Geschichte des bayerischen Schwaben Band 28 Wissner Augsburg 2001 ISBN 3 89639 285 9 zugl Dissertation Universitat Gottingen 2000 Robert Stein Selbstverstandnis oder Identitat Stadtische Geschichtsschreibung als Quelle fur die Identitatsforschung In Hanno Brand u a Hrsg Memoria Communitas Civitas Memoire et conscience urbaines en occident a la fin du Moyen Age Beihefte der Francia Band 55 Thorbecke Ostfildern 2003 ISBN 3 7995 7449 2 S 181 202 Online Wilhelm Vogt Rem Lucas In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 28 Duncker amp Humblot Leipzig 1889 S 187 190 Horst Wenzel Die Autobiographie des spaten Mittelalters und der fruhen Neuzeit Munchen 1980 Bd 1 Die Selbstdeutung des Adels Spatmittelalterliche Texte Band 3 1980 ISBN 3 7705 1941 8 Bd 2 Die Selbstdeutung des Stadtburgertums Spatmittelalterliche Texte Band 4 1980 ISBN 3 7705 1939 6 Urs M Zahnd Die autobiographischen Aufzeichnungen Ludwig von Diesbachs Studien zur spatmittelalterlichen Selbstdarstellung im oberdeutschen und schweizerischen Raume Stampfli Bern 1986 ISBN 3 7272 0494 X zugl Habilitationsschrift Universitat Bern 1986 Thomas Zotz Der Stadtadel im spatmittelalterlichen Deutschland und seine Erinnerungskultur In Werner Rosener Hrsg Adelige und burgerliche Erinnerungskulturen des Spatmittelalters und der Fruhen Neuzeit Formen der Erinnerung Band 8 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2000 ISBN 3 525 35427 4 S 145 161 Normdaten Person GND 123622271 lobid OGND AKS VIAF 72305813 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rem LucasKURZBESCHREIBUNG Augsburger Kaufmann und Autor eines TagebuchsGEBURTSDATUM 14 Dezember 1481GEBURTSORT AugsburgSTERBEDATUM 22 September 1541STERBEORT Augsburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lucas Rem amp oldid 214059196