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Lofentanil ist eine synthetisch hergestellte chemische Verbindung aus der Gruppe der Opioide mit hoher Wirksamkeit als Schmerzmittel Es wurde 1975 durch die Forschungslabors der Janssen Pharmaceutica entwickelt und leitet sich ursprunglich von Fentanyl ab Die analgetische Wirkung entspricht etwa dem 6000 fachen der von Morphin 3 StrukturformelAllgemeinesFreiname Lofentanil 1 Andere Namen R 34995 Methyl 3S 4R 3 methyl 1 2 phenylethyl 4 N phenylpropanamido piperidin 4 carboxylat IUPAC Summenformel C25H32N2O3Kurzbeschreibung weisses geruchloses Pulver Lofentanil Hydrogenoxalat 2 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 61380 40 3 61380 41 4 Oxalat PubChem 10070040ChemSpider 8245580DrugBank DB09174Wikidata Q3836402EigenschaftenMolare Masse 408 53 g mol 1Aggregatzustand festSchmelzpunkt 177 C 3 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnungkeine Einstufung verfugbar 4 Toxikologische Daten 0 07 mg kg 1 LD50 Ratte i v 5 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund und Entwicklung 2 Pharmakologische Eigenschaften 3 Klinische Studien mit Lofentanil 4 Sonstiges und Analoga 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHintergrund und Entwicklung BearbeitenUntersuchungen der Zusammenhange von chemischer Struktur und biologischer Wirkung zeigten Anfang der 70er Jahre dass beim Fentanyl die Einfuhrung einer 3 Methylgruppe die Potenz um das bis zu 19 fache cis 3 Methylfentanyl steigert Abgesehen von der beachtlichen Steigerung der Potenz wurden andere pharmakologische Eigenschaften weniger stark verandert Einzig die Wirkungsdauer von 3 Methylfentanyl ist deutlich langer und liegt zwischen Fentanyl und Morphin Auch der Therapeutische Index Sicherheitsbreite von 3 Methylfentanyl ist hoher als jener von Fentanyl 1662 255 Die Ergebnisse wurden in den Jahren 1973 und 1974 publiziert Die Erkenntnisse wurden anschliessend auf Carfentanil ubertragen Die Einfuhrung einer 3 Methylgruppe in das Carfentanil Molekul fuhrt zu vier Isomeren je zwei optisch aktive cis und trans Isomere die sich signifikant in ihrer Aktivitat unterscheiden und getrennt einem pharmakologischen Screening unterzogen wurden Als potentestes und wirksamstes Isomer wurde cis 3 Methylcarfentanil identifiziert das zunachst unter der Nummer R 34995 lief und den Namen LOFENTANIL erhielt Die erstmalige Erwahnung dieser Substanz in der wissenschaftlichen Literatur erfolgte zusammen mit Carfentanil und Sufentanil im Jahr 1976 Pharmakologische Eigenschaften BearbeitenLofentanil ist ein hochlipophiles lipophiler als Carfentanil hochaffines hochpotentes und extrem lang wirkendes Opioid Beim Fentanylmolekul steigerte die Einfuhrung einer 3 Methylgruppe die Potenz um das bis zu 19 fache cis 3 Methylfentanyl beim Carfentanil wird die Potenz durch die analoge Substitution leicht vermindert PotenzFur razemisches cis 3 Methylcarfentanil R 32792 wird die 0 5 0 7 fache Potenz von Carfentanil und die 4600 5600 fache Morphinpotenz angegeben Lofentanil R 34995 ist etwa 1 2 mal potenter als razemisches cis 3 Methylcarfentanil R32792 und 5500 6500 mal potenter als Morphin 6 5 Die Schwellendosis von Lofentanil beim Menschen bei der erste opioidtypische Effekte wie Ubelkeit Erbrechen Sedierung und leichte Analgesie auftreten liegt bei intramuskularer Injektion im Bereich von 250 750 Nanogramm 7 Es ist etwas lipophiler als Carfentanil der Wirkungseintritt erfolgt etwas schneller 8 WirkungsdauerWesentlich starker als die Potenz wird die Wirkungsdauer durch die 3 Methylgruppe beeinflusst Lofentanil und R 32792 gehoren zu den Opioiden mit der langsten Wirkungsdauer die mit steigender Dosis drastisch auf 72 h und langer ansteigen kann Wirkungsdauer bei 4 ED50 R 32792 gt 8 h Morphin 2 61 h Carfentanil 1 55 h 5 Die lange Wirkungsdauer resultiert aus den Bindungseigenschaften und der grossen metabolischen Stabilitat Der Lofentanil µ Rezeptor Komplex zeigt eine sehr hohe Stabilitat und dissoziiert in Gegenwart grosser Mengen Dextromoramid nur sehr langsam Die µ Bindungsaffinitat wird durch Natrium Ionen nicht vermindert unublich fur Opioid Agonisten vgl Natrium Index von Opioid Agonisten Partialagonisten und Antagonisten 9 Toxizitat und Therapeutischer Index Sicherheitsbreite Auch die Toxizitat Wirkung auf das Atemzentrum steigt stark an LD50 Werte Morphin 223 mg kg Carfentanil 3 4 mg kg R 32792 0 2 mg kg Lofentanil 0 066 mg kg 5 8 Folgende Therapeutische Indizes wurden aus Tierversuchen berechnet Morphin 69 Lofentanil R 34995 112 Fentanyl 282 R 32792 raz Lofentanil 285 cis 3 Methylfentanyl 1662 Carfentanil 10 000 RezeptorselektivitatIm Gegensatz zu Carfentanil ein selektiver µ Agonist handelt es sich bei Lofentanil um einen unselektiven Opioidrezeptor Agonisten der mit hoher Affinitat an den µ Rezeptor aber auch signifikant an d und k Rezeptoren bindet 10 Tabelle Bindungsaffinitat Ki nM von Lofentanil an Opioidrezeptoren im Vergleich mit anderen Fentanyl Derivaten Substanz µ DAGO d DPDPE k U 69 593 Lofentanil 0 023 0 24 0 60Carfentanil 0 024 3 3 43Fentanyl 1 2 180 290R 30490 0 09 23 63R 30490 4 Methoxymethylfentanyl Sufentanil Analogon Klinische Studien mit Lofentanil Bearbeiten1983 wurde in einer ersten klinischen Studie 120 Patienten Lofentanil 250 500 und 750 Nanogramm i m mit Piritramid 7 5 und 15 mg i m und Placebo verglichen 7 Im Zeitfenster von 4 6 h nach Applikation waren 15 Milligramm Piritramid bezuglich der schmerzstillenden Wirkung 750 Nanogramm Lofentanil uberlegen und zeigten auch eine langere Wirkungsdauer Die Nebenwirkungen waren in beiden Gruppen vergleichbar Ubelkeit Erbrechen Sedierung 1985 wurde Lofentanil mit Buprenorphin bei postoperativen Schmerzen unter extraduraler Applikation L3 L4 klinisch getestet 11 5 µg Lofentanil zeigten eine langere Wirkungsdauer bis 72 h und eine starkere Wirkung als 300 µg Buprenorphin Unmittelbar nach der Injektion von Lofentanil wurden einige Patienten schlafrig Bei den klinischen Studien zeigte sich dass die Sensibilitat gegenuber Lofentanil individuell sehr stark schwanken kann was die Ermittlung geeigneter Dosen schwierig gestaltet Aufgrund der extrem langen Wirkungsdauer und der schwierigen Antagonisierbarkeit es sind sehr hohe und wiederholte Naloxon Gaben notwendig ist die Substanz fur die klinische Anwendung vollig ungeeignet Sonstiges und Analoga BearbeitenLofentanil ist der internationale Freiname fur levo cis 3 Methylcarfentanil cis 3 Methylcarfentanil Allerdings wurde in der Literatur offensichtlich manchmal auch razemisches cis 3 Methylcarfentanil als Lofentanil bezeichnet Da in einigen Fallen nicht hervorgeht ob es sich um razemische oder optisch aktive Substanz handelt sind Dosisangaben und Angaben zur Potenz daher mit gewisser Zuruckhaltung zu diskutieren cis 3 Methylcarfentanil R 34994 das Enantiomer zu Lofentanil hat im Gegensatz zu Lofentanil nur eine sehr geringe Potenz ED50 2 2 mg kg und eine kurze Wirkungsdauer bei 2 ED50 30 min zum Vergleich Fentanyl 0 011 mg kg Lofentanil 0 00059 mg kg Carfentanil 0 00032 mg kg und zeigt sogar teilweise antagonistische Eigenschaften Partialagonist Beispielsweise antagonisiert cis 3 Methylcarfentanil eine durch Fentanyl induzierte Atemdepression bei Ratten mit einer ED50 von 0 45 mg kg Naloxon 0 03 mg kg 9 trans 3 Methylcarfentanil R 32812 hat Angaben von Janssen zufolge nur 1 15 der Potenz von cis 3 Methylcarfentanil und etwa die 1 3 fache Fentanyl Potenz Chinesischen Untersuchungen zufolge ist trans 3 Methylcarfentanil R 32812 dagegen 0 85 mal so potent wie cis 3 Methylcarfentanil 12 Da sich eine Kombination aus cis 3 Methylgruppe und b Hydroxygruppe beim Fentanyl extrem stark auf die Potenz auswirkte Ohmefentanyl wurden vom 3 Methylcarfentanil ebenfalls einige b Hydroxy Isomere und Analoga untersucht b Hydroxy cis 3 methylcarfentanil keine weiteren Angaben zur Konfiguration vermutlich Isomerengemisch hat chinesischen Angaben zufolge etwa die 2 fache Potenz von cis 3 Methylcarfentanil und die 1 3 fache Potenz von Carfentanil Maus hot plate i p 12 Das National Institute on Drug Abuse NIDA gibt dagegen die 0 7 fache Carfentanil Potenz an Maus hot plate i v Wirkungseintritt und Wirkungsdauer sollen ahnlich Morphin sein Die Substitutionspotenz beim opioidabhangigen Affen betragt das 6000 fache des Morphins und damit etwa 1 4 des Carfentanils 13 Der Analoge Ethylester cis Ethyl 3 methyl 4 N 1 oxopropyl N phenylamino 1 2 hydroxy 2 phenylethyl piperidine 4 carboxylat hat beim Affen die 30000 fache Morphinpotenz Substitution erreicht bei Mausen aber je nach Testmethode maximal nur die 2900 fache Morphinpotenz 14 15 Ersatz der Propionylgruppe gegen einen Cyclopropancarbonyl Rest im R 32792 steigert die analgetische Potenz um den Faktor 1 2 Maus hot plate i p 12 Angaben zur Wirkungsdauer und Toxizitat sind nicht verfugbar Beim Carfentanil wird durch eine analoge Strukturvariation die analgetische Potenz etwas verringert die Toxizitat dagegen um das 21 fache erhoht und die Wirkungsdauer nimmt extrem zu und entspricht etwa dem Lofentanil Ratte tail withdrawal i v Literatur BearbeitenJ de Castro A Van de Water L Wouters R Xhonneux R Reneman B Kay Comparative study of cardiovascular neurological and metabolic side effects of 8 narcotics in dogs Pethidine piritramide morphine phenoperidine fentanyl R 39 209 sufentanil R 34 995 I Comparative study on the acute toxicity and hemodynamic effects of the narcotics in high and massive doses in curarised and mechanically ventilated dogs In Acta Anaesthesiologica Belgica Band 30 Nr 1 Marz 1979 S 5 54 PMID 382728 J de Castro A Van de Water L Wouters R Xhonneux R Reneman B Kay Comparative study of cardiovascular neurological and metabolic side effects of 8 narcotics in dogs Pethidine piritramide morphine phenoperidine fentanyl R 39 209 sufentanil R 34 995 II Comparative study on the epileptoid activity of the narcotics used in high and massive doses in curarised and mechanically ventilated dogs In Acta 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Stoff wurde in Bezug auf seine Gefahrlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlassliche und zitierfahige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden a b c d W F M Van Bever et al N 4 Substituted 1 2 Arylethyl 4 piperidinyl N phenylpropanamides a Novel Series of Extremely Potent Analgesics with Unusually High Safety Margin Arzneimittel Forsch 1976 26 1548 PMID 12771 P G H van Daele et al Synthetic Analgesics N 1 2 Arylethyl 4 substituted 4 Piperidinyl N Arylalkanamides Arzneimittel Forsch 1976 26 1521 PMID 12769 a b G Van den Abeele F Camu Clinical evaluation of the analgesic potency of lofentanil in postoperative pain In Acta Anaesthesiologica Belgica Band 34 Nr 1 1983 S 41 47 PMID 6133403 a b H Waldvogel Analgetika Antinozizeptiva Adjuvanzien Handbuch fur die Pharmazeutische Praxis Springer Berlin a b Alan F Casy Robert T Parfitt Opioid analgesics chemistry and receptors Plenum Press New York 1986 ISBN 0 306 42130 5 Patricia Maguire Nancy Tsai John Kamal Chiara Cometta Morini 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