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Im Jahr 1979 stellten die Schriftsteller Wassili Aksjonow Andrei Bitow Fasil Iskander Wiktor Jerofejew und Jewgeni Popow einen Literaturalmanach zusammen in dem sie Texte von anerkannten Schriftstellern mit solchen von noch relativ unbekannten Autoren aus dem Untergrund kombinieren wollten Der Almanach sollte uber die Entwicklungen in der Literatur der Metropole Moskau informieren daher der Name Geschichte BearbeitenGemeinsam war den mehr als zwanzig Autoren neben ihrer literarischen Begabung dass niemand von ihnen mit der sowjetischen Macht sympathisierte Von Genre und Stil her waren die Texte bunt gemischt Unter anderem sollte hier zum ersten Mal eine grossere Auswahl von Liedtexten des beruhmten Sangers Wladimir Semjonowitsch Wyssozki publiziert werden Was als literarisches Unternehmen geplant war wurde zu einem der grossen Skandale in der russischen Literaturgeschichte Der Almanach sollte zuerst in zwolf von den Autoren selbst zusammengestellten und geklebten Exemplaren im Eigenverlag Samisdat herausgegeben und dann an die Agentur fur Autorenrechte WAAP und den Staatsverlag Goskomisdatweitergegeben werden Ausserdem wollten sie ihn am 21 Januar 1979 im Rahmen einer Vernissage in einem Cafe prasentieren An diesem Tag wurde der Hauserblock um das Cafe abgeriegelt das Lokal selbst angeblich wegen dort entdeckter Schaben geschlossen Doch bereits am Vortag der Vernissage begann mit einer Vorstandsversammlung des Schriftstellerverbandes eine monatelange Kampagne in der die Herausgeber systematisch von ihren systemtreuen Schriftstellerkollegen denunziert und beschimpft wurden Ihre Literatur wurde als Pornographie des Geistes der Almanach als politische Provokation bezeichnet Man sah in Aksjonow der von allen damals literarisch bereits am starksten etabliert war den von der CIA gelenkten Drahtzieher der Aktion Da sie sich trotz wiederholter Aufforderungen und Vorladungen nicht vom Almanach lossagen und offentlich bereuen wollten wurden Jerofejew und Popow schliesslich aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen was damals so viel wie den literarischen Tod bedeutete Jerofejews Vater verlor seine Stelle als hoher Diplomat in Wien Nach Ansicht Jerofejews hatte die Sache fur sie wesentlich schlimmer namlich im Straflager enden konnen hatten sie nicht die offentliche Unterstutzung sowjetischer und amerikanischer Schriftstellerkollegen gehabt die Amerikaner Kurt Vonnegut William Styron John Updike Arthur Miller und Edward Albee setzten sich in einem am 12 August 1979 in der New York Times veroffentlichten Telegramm fur die Metropol Herausgeber ein in der Sowjetunion schrieben Wassili Aksjonow Andrei Bitow Fasil Iskander Inna Lisnjanskaja Semjon Lipkin und Bella Achmadulina die alle auch am Almanach mitgewirkt hatten Protestbriefe Aksjonow Lisnjanskaja und Lipkin traten aus Solidaritat aus dem Schriftstellerverband aus Aksjonow ging auf Einladung einer dortigen Universitat in die USA und ihm wurde die sowjetische Staatsburgerschaft aberkannt Die anderen folgten der Bitte Popows und Jerofejews nicht auszutreten Der Almanach wurde bald darauf im amerikanischen Verlag Ardis auf Russisch herausgegeben und erschien dann ubersetzt in den USA und in Frankreich Heute ist der Almanach Metropol nicht nur wegen seiner Geschichte sondern auch wegen der Texte ein Denkmal der russischen Literaturgeschichte Vor einigen Jahren gab ihn Viktor Jerofejew in einer Reihe von Anthologien zur russischen Literatur neu heraus Metropol erwies sich als Rontgenapparat der die ganze Gesellschaft durchleuchtete Wir sahen die Macht aus der Nahe sie raste nicht mehr wie einst auf ihrem ideologischen Buldozzer vorwarts sie kroch kaum noch altersschwach degeneriert im Verfall doch gleichzeitig bereit alles Lebendige zu vernichten damit es sie nur nicht hindert in Ruhe fertig zu faulen Und dennoch zeigte das ganze Epos um den Almanach dass es moglich war sich dieser Macht zu widersetzen und dass es notwendig war Mehr noch es wurde klar wie man sich ihr widersetzen kann Viktor Jerofejew im Vorwort zur Ausgabe von 1991 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Literaturalmanach Metropol amp oldid 235191333