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Als Ligne claire franz klare Linie bezeichnet man eine Stilrichtung im frankobelgischen Comic Der Begriff wurde 1976 von Joost Swarte fur den Zeichenstil Herges eingefuhrt 1 Beispiel fur Ligne claire Wandgemalde in Brussel nach Herges Stups und Steppke Ein aufwendigerer Ligne claire Stil Wandgemalde der Figuren Blake und Mortimer von E P Jacobs Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft des Begriffs 2 Definition und Begriffsetablierung 3 Weitere Begrifflichkeiten 4 Kennzeichnende Merkmale 5 Zeichner der Ligne claire 6 Abgrenzung zu anderen Stilen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft des Begriffs BearbeitenAm 20 Dezember 1976 fand eine Vorbesprechung der Ausstellung Kuifje in Rotterdam statt Beteiligte waren Joost Swarte Har Brok und Ernst Pommerel Dabei wurde der Begriff De klare Lijn von Swarte eingefuhrt und als Titel eines der vier Begleitkataloge zur Ausstellung fest gelegt Ursprunglich beschrankte er sich auf eine rein bildasthetische Tradition bei der Herge der Fixpunkt war Von ihm ausgehend wurden aber auch Vorlaufer Alain Saint Organ George McManus Mitarbeiter E P Jacobs Jacques Martin Bob de Moor und Nachfolger Theo van den Boogaard Joost Swarte u a Herges sowie Zeichner die sich ihn zum Vorbild nahmen Jije Maurice Tillieux mit gemeint Der Begriff Klare Lijn umfasste zunachst auch noch Plagiatoren und Bewunderer die sich Herges Streben nach grundlicher Recherche und penibler Dokumentation zum Vorbild nahmen in graphischer und oder erzahlerischen Belangen aber wenig bis gar keine Ubereinstimmung mit ihm hatten Dadurch hatte der Begriff eine gewisse Willkurlich wenn nicht gar Beliebigkeit 2 Bei einer weiteren Besprechung die in Brussel im Januar 1977 folgte war auch Herge selbst beteiligt Dabei wies dieser auf den Lesbarkeitsaspekt seiner Arbeiten hin wobei Lesbarkeit nicht nur die Bildsprache betreffe sondern ausdrucklich auch die Narration einschliesse was der klaren Lijn eine zusatzliche Dimension gab 2 Mit dem 1983 bei Magic Strip erschienenen Buch Les Heritiers d Herge verfasste Bruno Lecigne dann das Grundlagenwerk zur Ligne claire 3 Definition und Begriffsetablierung Bearbeiten1990 wurde vom Institut fur Jugendbuchforschung der Johann Wolfgang Goethe Universitat eine Definition der Ligne claire erstellt und von Bernd Dolle Weinkauf Mitarbeiter des Instituts in seinem Standardwerk uber Comics Comics Geschichte einer popularen Literaturform in Deutschland seit 1945 veroffentlicht Diese beschreibt die Ligne claire als von Herge begrundete stilistische Richtung der Comic Erzahlung die sich durch Verwendung schmaler Umrisslinien weitgehenden Verzicht auf Schattierung Raster oder Schraffuren sorgfaltige Einzelbildkompositionen und eine variantenreiche doch nie manieristische Gestaltung der Sequenzen auszeichnet Nachrangig folgt in der Definition der erzahlerische Aspekt Der Terminus L bezieht sich jedoch nicht nur auf die zeichnerische Ausfuhrung sondern meint ebenso eine gradlinige Erzahlweise ohne Exkurse unterschiedliche Zeitebenen konkurrierende Szenen oder Protagonisten Spatestens mit dieser Definition wurde der Begriff in seiner franzosischen Version Ligne claire statt der ursprunglichen niederlandischen De klare Lijn in der deutschen Comicfachliteratur etabliert Auch wenn Volker Hamann das 1991 erschienene Begleitheft zur Comic Reddition Nr 18 noch mit der eingedeutschten Fassung Die klare Linie betitelte konnte sich diese Version nicht durchsetzen und in spateren Ausgaben der Reddition schreibt auch Hamann selbst von der Ligne claire 4 Weitere Begrifflichkeiten BearbeitenAn den Begriff der Ligne claire sind eine Reihe weitere Bezeichnungen gekoppelt so die Brusseler Schule belgische Schule Schule Herge und Stil Herge In der Verwendung dieser Begriffe oft in dem Versuch Gleiches oder Ahnliches zu erfassen rein plakativ und inhaltlich synonym benutzt bleiben sie aber meist verschwommen und beliebig austauschbar Dabei ist aber zu beachten dass der historisch zuerst namlich bereits zu Beginn der vierziger Jahre aufgekommene Ausdruck Schule Herge damals durchaus eine konkrete Bedeutung hatte Er beschrieb das enge Zusammenwirken Herges mit den seinerzeitigen Mitarbeitern welches 1951 durch die Grundung des Studios Herge institutionalisiert wurde 5 Spater wurde Schule Herge aber durchaus unterschiedlich gesehen Wahrend Lecigne ihn so weit fasste dass er alle in der bildasthetischen Tradition Herges stehenden Kunstler auch die der jungeren Generation der Nouvelle Ligne claire Zeichner umfasste begrenzten andere Kritiker so Har Brok den Begriff auf das Umfeld der Studios Herge 2 Auch der Begriff der Brusseler Schule hat abseits seiner schwammigen oder synonym zur Ligne claire benutzten Verwendung eine konkrete Bedeutung Viele Zeichner die unter Herges Einfluss ihre Karriere begannen haben sich spater von der Ligne claire wieder stilistisch entfernt So ist Edgar P Jacobs ganz bewusst realistischer geworden hat zum Beispiel Licht und Schatten wieder naturalistisch eingesetzt und damit Mittel eingesetzt die es bei Herge nicht gab Aber auch Jacques Martin Tibet oder Paul Cuvelier sind Zeichner die anfangs geradezu Herge horig waren dann aber im Laufe ihrer Karriere eigene Stilmittel fanden Fur diese Zeichner fand Martin den Begriff Brusseler Schule der aber weniger eine stilistische Zugehorigkeit beschreibt sondern mehr fur die raumlichen und arbeitstechnischen Gegebenheiten steht Diese Gruppe der Brusseler Schule hat dabei im wahrsten Sinne des Wortes Schule gemacht und gilt heute als eine Wiege des modernen frankobelgischen Comic 6 Kennzeichnende Merkmale BearbeitenUmrisse aller Figuren und Gegenstande mit schmalen schwarzem Konturstrich Flache Kolorierung mit einfarbigen stark vereinfachenden Farbflachen etwa werden Falten in Textilien mit schwarzem Konturstrich dargestellt statt mit Farbschattierung Weitgehender Verzicht auf Schraffuren oder Schatten die Zeichnungen wirken dadurch simplifiziert Die Mimik handelnder Personen wird oft abstrahierend vereinfacht Laut dem Comiczeichner und theoretiker Scott McCloud erleichtert der dadurch grossere Interpretationsspielraum dem Leser die Identifikation mit dem Charakter 7 Dabei konnen sich abstrahierte Personen vor einem realistisch gezeichneten Hintergrund abhebenZeichner der Ligne claire BearbeitenNeben Herge gelten vor allem auch seine fruheren Mitarbeiter Jacques Martin Alix E P Jacobs Blake und Mortimer und Bob de Moor Barelli als Vertreter der klassischen Ligne claire Zu den modernen Vertretern kann man unter anderem Andre Juillard Frank Le Gall Jacques Tardi Theo van den Boogaard und Vittorio Giardino zahlen Auch Yves Chaland verwendete die Ligne claire Er wandelte sie in den 1980er Jahren zu seinem eigenen Stil ab Dieser wird als Atomstil bezeichnet und beschaftigt sich visuell mit den 1950er Jahren Bekannt ist der Stil aus der Serie Freddy Lombard Abgrenzung zu anderen Stilen BearbeitenDa die Pioniere der Ligne claire ihr Forum vorwiegend in der Comiczeitschrift Tintin fanden diente der Begriff zeitweilig auch zur Abgrenzung gegen das konkurrierende Magazin Spirou dessen vorherrschender Stil unter dem Begriff Ecole Marcinelle zusammengefasst wird Diese stilistische Grenze zwischen den Verlagshausern hat sich jedoch mit der Zeit verwischt da beispielsweise pragende Zeichner der Ecole Marcinelle wie Andre Franquin und Peyo gelegentlich auch fur Tintin arbeiteten Auch haben Vertreter beider Schulen Stilelemente des jeweils anderen Lagers aufgegriffen Literatur BearbeitenUrs Hangartner Herge und die Zeichenwelt Anmerkungen zu 60 Jahren Ligne Claire in Andreas C Knigge Hrsg Comic Jahrbuch 1989 Ullstein 36565 ISBN 3548 36565 5 Bernd Dolle Weinkauff Comics Geschichte einer popularen Literaturform in Deutschland seit 1945 Beltz 1990 ISBN 978 3 407 56521 1 Volker Hamann Die klare Linie Begleitheft der Comic Reddition 18 1991 Roland Mietz Ligne Claire 16 Seiten in Lexikon der Comics Teil 3 Themen und Aspekte Loseblattsammlung Corian Verlag 8 Erg Lfg Dezember 1993 Jorg Petersen Die Bruderschaft der klaren Linie Herges nahe und entfernte Verwandtschaft in Burkhard Ihme Hrsg COMIC Jahrbuch 2011 Stuttgart 2010 ISBN 978 3 88834 941 6 S 62 69 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ligne claire Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Andreas C Knigge Alles uber Comics Eine Entdeckungsreise von den Hohlenbildern bis zum Manga Europa Verlag Hamburg 2004 ISBN 3 203 79115 3 S 227 a b c Roland Mietz Ligne Claire Seite 6 in Lexikon der Comics Teil 3 Themen und Aspekte Loseblattsammlung Corian Verlag 8 Erg Lfg Dezember 1993 Roland Mietz Ligne Claire Seite 1 in Lexikon der Comics Teil 3 Themen und Aspekte Loseblattsammlung Corian Verlag 8 Erg Lfg Dezember 1993 z B im Artikel uber Will PDF 0 3 MB auf reddition de Roland Mietz Ligne Claire Seite 4 in Lexikon der Comics Teil 3 Themen und Aspekte Loseblattsammlung Corian Verlag 8 Erg Lfg Dezember 1993 Dossier Brusseler Schule diverse Autoren in Reddition 58 August 2013 Scott McCloud Comics richtig lesen Carlsen Verlag Hamburg 2001 ISBN 978 3 551 72113 6 S 44 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ligne claire amp oldid 236611351