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Das Liederspiel war eine modische Theatergattung in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts und entsprach in etwa dem franzosischen Vaudeville Inhaltsverzeichnis 1 Charakterisierung 2 Auffuhrungspraxis 3 Autoren und Beispiele 4 LiteraturCharakterisierung BearbeitenIm Unterschied zu den komodiantischen als frivol empfundenen Handlungen der franzosischen Komodien und den artistischen Arien der italienischen Opern bevorzugte das Liederspiel sentimentale oft patriotische Stoffe mit volksliedartigen musikalischen Einlagen Die Grenze zu andern musiktheatralischen Gattungen ist fliessend Wenn die musikalischen Einlagen neu komponiert waren und uber volksliedhafte Schlichtheit hinausgingen gehorten die Stucke eher zum Singspiel dem deutschen Gegenstuck der Opera comique Als einer der ersten gebrauchte der Komponist Johann Friedrich Reichardt um 1801 den Ausdruck Liederspiel Sein Stuck Lieb und Treue 1797 hielt sich jahrelang im Berliner Repertoire Im Sinne der zweiten Berliner Liederschule um Reichardt und Carl Friedrich Zelter sollte das Musikalische im Liederspiel betont schlicht bleiben Es behielt in Deutschland eine lokale Bedeutung konnte sich aber in Wien der damals grossten deutschsprachigen Stadt nicht durchsetzen Um die Jahrhundertmitte kam das Liederspiel aus der Mode Auffuhrungspraxis BearbeitenIm Unterschied zum Singspiel oder der Spieloper war das Liederspiel nicht fur spezialisierte Sanger sondern fur singende Schauspieler konzipiert Die eingelagerten Lieder waren nicht opernhaft oft nur strophisch und liessen sich leicht nachsingen Manchmal wurden dabei neue Texte zu bekannten Volks Melodien gesungen und offenbar sang auch das Publikum manchmal mit was wie ein ins Theater transportierter kirchlicher Gemeindegesang gewirkt haben mag Damit wurde das Theater zum Privatraum oder Sakralraum gemacht ahnlich wie bei Franz Schuberts Liedern der Glanz des Operngesangs zum scheinbar intimen Erlebnis umgeformt wurde Autoren und Beispiele BearbeitenBedeutende Textdichter von Liederspielen waren August von Kotzebue und spater Karl von Holtei Der alte Feldherr 1825 mit dem damals beruhmten Mantellied der selbst in ihnen auftrat und sich auf der Gitarre begleitete Johann Wolfgang Goethe hat sich in dieser Gattung versucht aber keine Publikumserfolg erzielt Die meisten Liederspiele waren trotz der Bemuhung etwas spezifisch Deutsches mit ihnen zu schaffen aus dem Franzosischen ubersetzt Eines der beruhmtesten Liederspiele von dem man noch Jahrzehnte spater in Gesellschaftskreisen sprach war das im Berliner Salon von Elisabeth von Staegemann 1816 aufgefuhrte Gesellschaftsspiel Rose die Mullerin Eine zyklische Vertonung der eingelegten Gedichte erfolgte durch Ludwig Berger unter dem Titel Die schone Mullerin Gesange aus einem gesellschaftlichen Liederspiel op 11 Dieser Zyklus geht dem Schubertschen Liederzyklus Die schone Mullerin von 1823 voraus denn Wilhelm Muller lieferte auch hierzu funf von insgesamt zehn Gedichten Komponisten wie Ludwig Berger Conradin Kreutzer Friedrich Heinrich Himmel Fanchon oder das Leyermadel 1804 Franz Carl Adelbert Eberwein Lenore 1829 zu einem Text von Holtei spater noch Carl Zeller Die Thomasnacht 1869 haben Liederspiele vertont Literatur BearbeitenJohann Friedrich Reichardt Etwas uber das Liederspiel in Allgemeine musikalische Zeitung 43 1801 Susanne Johns Das szenische Liederspiel zwischen 1800 und 1830 Ein Beitrag zur Berliner Theatergeschichte Frankfurt am Main Lang 1988 ISBN 3 631 40435 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liederspiel amp oldid 206554919