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Das Lichttonverfahren ist das alteste und noch heute gebrauchliche Tonfilm Verfahren bei dem Bild und Toninformation auf demselben Trager aufgebracht sind Der Ton eines Kinofilms wird dabei auf einem maximal einen Zehntel Zoll also maximal 2 54 mm breiten Tonspur genannten Streifen zwischen den Einzelbildern und den Perforationslochern des Films fotografisch gespeichert Da die Bilder schrittweise weiterbefordert werden wahrend ein analoges Tonsignal vom konstant laufenden Filmstreifen abgetastet werden muss werden hier Bild und Ton zeitlich versetzt auf dem Trager gespeichert siehe Zeitversatz Filmbild mit zwei Lichttonspuren fur Stereoton in Zackenschrift zwei Doppelzackenspuren Alternativ zum Lichttonverfahren wird das Magnettonverfahren eingesetzt Gegenuber dem Magnettonverfahren hat das Lichttonverfahren mehrere Vorteile Zum einen wird die Tonspur bei der Filmherstellung mitkopiert es sind also keine zusatzlichen Schritte erforderlich Zum anderen ist die Tonspur zeitlich stabiler und kann nicht versehentlich geloscht werden Nachteil ist wie beim eigentlichen Filmbild auch die Anfalligkeit fur Kratzer was zu Tonstorungen fuhren kann Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufzeichnungsprinzip 2 1 Intensitatsverfahren Sprossenschrift 2 2 Amplitudenverfahren Zackenschrift 2 3 Farbe der Tonspur 2 4 Digitale Verfahren 3 Wiedergabeprinzip 4 Versatz zwischen Bild und Ton 5 Markennamen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Lichttonverfahren war das erste Verfahren bei dem der Ton auf demselben Tragermedium wie das Bild aufgezeichnet wurde Es wurde erstmals offentlich vorgestellt von Sven Berglund 1921 und am 9 Juni 1922 in den Vereinigten Staaten vom polnischen Ingenieur Jozef Tykocinski Tykociner demonstriert Wenige Monate spater zeigten die deutschen Ingenieure Hans Vogt Joseph Massolle und Joseph Benedict Engl ihre ersten Filme Der erste Film mit integrierter Lichttonspur Der Brandstifter des Produzenten Erwin Baron wurde in Deutschland 1922 in den Berliner Alhambra Lichtspielen aufgefuhrt 1 Die Rechte am Verfahren wurden 1928 an William Fox verkauft Die Technik blieb nicht allein auf den Film beschrankt Beispielsweise arbeitete die weltweit erste Zeitansage ab 1933 in Paris ebenfalls nach diesem Verfahren 2 nachdem die mechanische Abtastung im Versuchsbetrieb die hohen Anforderungen fur den Dauerbetrieb nicht erfullte Erste kommerzielle Erfolge mit dem Lichttonverfahren beim Film hatte der Erfinder Lee de Forest der dafur 1960 einen Ehrenoscar erhielt Es wird aber berichtet dass er in den fruhen 1920er Jahren seinem Mitschuler Theodore Willard Case in Yale die Idee zum Tonfilm gestohlen habe Seit 1976 gibt es Lichtton mit dem Dolby A Rauschunterdruckungssystem Dieses System verbesserte die Tonqualitat erheblich Es war ausserdem moglich zwei Lichttonspuren auf dem Raum unterzubringen den fruher eine Spur benotigte und in diesen beiden Spuren noch die Information fur einen Surroundkanal und einen Centerkanal unterzubringen Das war der Beginn von Dolby Stereo Seit 1987 wurde das Dolby Spectral Recording Rauschunterdruckungssystem Dolby SR benutzt Demnach nannte man den Lichtton Dolby Stereo SR oder einfach Dolby SR Aufzeichnungsprinzip Bearbeiten nbsp Sprossenschrift und Zackenschrift Doppelzacke Zur Herstellung gibt es zwei Verfahren Das Intensitatsverfahren Sprossenschrift und das Amplitudenverfahren Zackenschrift Intensitatsverfahren Sprossenschrift Bearbeiten Der Ton wird auf dem Filmstreifen in gleichbleibender Breite aufgezeichnet die Schwarzung oder Dichte ist jedoch veranderlich was bei der Filmherstellung durch den je nach Amplitude unterschiedlich starken Lichteinfall verursacht wird Die Periode der aufgezeichneten wellenformigen Schwarzung entspricht dem Quotienten aus Filmgeschwindigkeit und der Audio Frequenz Die dadurch auf dem Filmstreifen entstehende Aufzeichnung wird als Sprossenschrift bezeichnet Durch Verwendung zweier Spuren kann Stereoton aufgezeichnet werden Das Verfahren hat den Nachteil dass die Dichtekurve einen grossen Einfluss auf die Tonqualitat hat und es auch beim Kopieren zu zunehmenden Verzerrungen kommen kann Einer der ersten Erfinder der eine Tonaufzeichnung nach diesem Prinzip erdachte war Heinrich Stefan Peschka Amplitudenverfahren Zackenschrift Bearbeiten Beim Amplitudenverfahren wird die Toncodierung von hoher Schwarzung umgeben zackenformig auf den Filmstreifen aufgezeichnet Die Amplitude bestimmt die Breitenschwankungen der Zacken die Frequenz ihre Periode Das dadurch entstehende Abbild wird Zackenschrift genannt Zur Erzeugung von Stereoton sind hier nicht unbedingt zwei Tonspuren erforderlich die Auslenkung der Zacken auf je einer Seite bestimmt dann je einen Kanal des Stereotons Bei Auslenkung nach zwei Seiten nennt man die Schrift auch Doppelzackenschrift Fur analoge Stereoaufzeichnung werden meist zwei Doppelzackenspuren verwendet Bei alteren Kopien kann es besonders am Anfang und Ende jeder Rolle zu starken Storgerauschen kommen Die Intensitat der Storungen Schmutz ist abhangig vom Anteil der hellen Bereiche der Tonspur Deshalb wird normalerweise mit einer hellen Wellenform auf dunklem Hintergrund gearbeitet Dadurch treten in leisen Bereichen nur schmale weisse Wellenform weniger Storungen auf In lauten Passagen mit vorwiegend tiefen Tonen kann das kratzende Gerausch aber durchaus storend horbar sein da es nicht von hohen Frequenzanteilen uberdeckt wird seine Intensitat schwankt mit der Lautstarke des Nutzsignals Deshalb werden auch dunkle Doppelzackenschriften auf hellem Hintergrund eingesetzt Um dabei den Weissanteil im Tonbild so gering wie moglich zu halten wird um die eigentliche Wellenform eine schwarze Hullkurve gelegt die so eng wie moglich an den Spitzen der Wellenform verlauft Diese Hullkurve muss allerdings mit ihrer Eigenfrequenz unter der untersten Wiedergabefrequenz der ublichen Kinotonanlagen liegen um selbst unhorbar zu bleiben Werden fur Tieftonwiedergabe z B fur Katastrophenfilme modifizierte Anlagen verwendet kann die Hullkurve u U als Infraschall wiedergegeben werden was fur den Zuschauer zwar nicht bewusst horbar ist aber durch unbewusste Wahrnehmung zu Angstgefuhlen fuhren kann Deshalb sollten solche Kinoanlagen mit schaltbaren Tieftonfiltern ausgerustet sein die fur normale Spielfilme die Hullkurvenmodulation herausfiltern Farbe der Tonspur Bearbeiten Bei Farbfilmen hangt die Farbe der Tonspur vom Verfahren ab Wahrend meist eine schwarz weisse Tonspur verwendet wird setzte das fruhe Farbfilmverfahren Cinecolor eine blaue Tonspur ein Diese war nicht optimal fur die Wiedergabe mit den ublichen Projektoren geeignet Allgemein durchgesetzt hat sich im Filmpositiv Kinokopie die schwarz weisse Tonspur deren Kontrast durch das Aufbringen Schleimen einer silberhaltigen Losung Tonschleim verstarkt wurde Das war notwendig um bei der Lichttonabtastung am Filmprojektor mit weissem Licht eine optimale Tonqualitat zu erhalten Da jede Kinokopie einzeln geschleimt werden musste war das Verfahren sehr zeitaufwendig und damit teuer Zusatzlich wurde argumentiert dass die Silberbeschichtung giftig sei Deshalb suchte man nach Alternativen und beschloss Anfang der 1990er Jahre die analoge Lichttonspur auf die Farbe Cyan umzustellen Cyan Dye Track und mit rotem Laserlicht oder roten Leuchtdioden abzutasten Dazu mussten die Kinos ihre Filmprojektoren von Weisslicht auf Rotlicht umrusten Da die Umstellung der Filmprojektoren nicht gleichzeitig erfolgen konnte und ein Cyan Lichtton mit Weisslichtabtastung unbrauchbare Tonqualitat liefert wurde fur die Ubergangszeit die magentafarbene Hi Magenta Lichttonspur eingefuhrt Diese brachte sowohl mit Weisslicht als auch mit Rotlicht akzeptable Tonqualitat Nachdem Anfang der 2000er Jahre die Umrustung der Kinoprojektoren auf Rotlicht weitgehend abgeschlossen war wurde flachendeckend die Cyan Lichttonspur eingefuhrt Digitale Verfahren Bearbeiten nbsp 35 mm Film mit analogen und digitalen Tonspuren Mittlerweile existieren digitale Lichttonspuren wie Dolby Stereo SR Digital heute meist einfach Dolby Digital genannt das am weitesten verbreitete digitale Tonverfahren oder SDDS ein System der Firma Sony Bei diesen Verfahren wird im Gegensatz zu analogen Lichttonverfahren der Ton nicht analog auf den Film kopiert sondern digitale Informationen die von einem Fotoempfanger erfasst werden und dann in einem Dekoder zu Tonsignalen umgewandelt werden Diese Verfahren erlauben eine hohere Dynamik geringere Anfalligkeit gegenuber Beschadigungen und mehr Kanale was eine bessere raumliche Abbildung und mehr gestalterischen Freiraum im Ton erlaubt Des Weiteren sind bei Dolby Digital und SDDS die Tonspuren redundant aufgebracht d h dass selbst bei Beschadigungen an einzelnen Bildern das gesamte Tonsignal rekonstruiert werden kann Beim System DTS wird der Ton nicht auf dem Film gespeichert sondern lediglich ein Zeitsignal Timecode das dazu benutzt wird das Bild und den auf einer externen CD ROM gespeicherten Ton zu synchronisieren Die Verbreitung von DTS ist rucklaufig da viele Filmverleiher den damit verbundenen erhohten logistischen Aufwand scheuen Es gibt Erweiterungen dieser digitalen Systeme um mehr Kanale zum Beispiel DSRDEX als Erweiterung von DSR D Dolby Digital THX ist kein eigenes Tonsystem sondern ein Zertifizierungsverfahren fur optimierte Tonwiedergabe Dazu werden Elemente der Tonanlage wie auch die Akustik und Optik in Kinosalen uberpruft und zertifiziert Die von THX proklamierte Qualitatsverbesserung ist unter Fachleuten jedoch umstritten Wiedergabeprinzip Bearbeiten nbsp Filmprojektor MechanikEine kleine Lampe leuchtet auf den Tonstreifen der je nach Amplitude und Frequenz des aufgezeichneten Tonsignals mehr oder weniger viel Licht durchlasst analoge Tonspeicherung Somit fallt Licht wechselnder Starke auf eine Fotodiode bzw fruher auf eine Fotozelle die auf der anderen Seite des Films befestigt ist Die Fotodiode wandelt das Licht in eine Wechselspannung die verstarkt und anschliessend den Lautsprechern im Kinosaal zugefuhrt wird Eine Spaltblende sorgt dafur dass jeweils nur ein sehr kurzes Stuck der Tonspur durchleuchtet wird um so auch hohe Frequenzen wiedergeben zu konnen Versatz zwischen Bild und Ton BearbeitenJedes Filmbildchen engl Frame Phasenbild eines laufenden Filmstreifens kann im Kino auf der Leinwand nur gezeigt werden indem es fur einen kurzen Moment eine Vierundzwanzigstel Sekunde 0 04166 sek angehalten und mit einer starken Lampe so durchleuchtet wird dass sein Bildinhalt auf die Kinoleinwand projiziert wird ahnlich wie bei einem Dia Dann wird der Filmstreifen ruckartig durch ein Malteserkreuz weiter bis zum nachsten Filmbildchen transportiert und wieder angehalten und durchleuchtet Diese intermittierende ruckartige Bewegung des Filmstreifens erfolgt 24 mal pro Sekunde Fur das menschliche Auge entsteht daraus durch Verschmelzung der Einzelbildchen im Gehirn ein kontinuierlicher Bewegungseindruck Wir sehen also eine Bewegung obwohl wir uns nur stehende Phasenbilder ansehen Das Gehirn suggeriert uns lediglich die Bewegung Der zu den einzelnen Phasenbildern gehorende Filmton ist jedoch nur durch einen mit extremer Gleichmassigkeit laufenden Filmstreifen abgreifbar ahnlich wie bei einem laufenden Tonbandgerat Bedingt durch die beiden verschiedenen Transportmechanismen mussen die Filmbildchen und der dazugehorige Lichtton um 20 Phasenbilder verschoben versetzt auf dem Filmstreifen aufbelichtet sein Das wird zuvor im Kopierwerk erledigt Im Kinoprojektor wird also der Filmton zeitlich gesehen nicht auf gleicher Hohe wie die dazugehorenden Filmbildchen abgegriffen sondern danach Da dieser Versatz bekannt ist erklingt der Ton dennoch synchron zum Bildeindruck Das gilt fur analoge und digitale Verfahren gleichermassen Markennamen BearbeitenIn den Vereinigten Staaten waren Lichttonverfahren in den 1920er Jahren unter folgenden Markennamen verbreitet DeForest Phonofilm war ein 1919 von Lee De Forest patentiertes Intensitatsverfahren das nach 1929 jedoch schon nicht mehr gebrauchlich war Verwendung fand es u a in den De Forest Produktionen Songs of Yesterday Noble Sissle and Eubie Blake Sing Snappy Songs und Ben Bernie and All the Lads Movietone war ein von Theodore Caste und Earl I Sponable 1925 aus DeForest Phonofilm entwickeltes Verfahren das von 1926 an von der Fox Film Corporation verwendet wurde RCA Phonophone war ein 1925 von General Electric patentiertes und bald darauf von RCA ubernommenes Amplitudenverfahren das von Walt Disney RKO Republic Pictures Warner Bros und 20th Century Fox verwendet wurde Siehe auch BearbeitenSelenophon Licht und Tonbildgesellschaft Fotoelektrische Klangerzeugung Phonofilm Ekta SoundLiteratur BearbeitenJoachim Polzer Hrsg Weltwunder der Kinematographie Beitrage zu einer Kulturgeschichte der Filmtechnik Aufstieg und Untergang des Tonfilms mit Geschichtsdarstellungen zu Lichtton und Magnetton 6 Ausgabe 2002 Polzer Media Group Potsdam 2002 ISBN 3 934535 20 8 Hans Vogt Die Erfindung des Tonfilms Ein Ruckblick auf die Arbeiten der Erfindergemeinschaft Engl Massolle Vogt Erlau bei Passau 1954 Karl Rower Die Technik fur Filmvorfuhrer VEB Wilhelm Knapp Verlag Halle Saale 1953 Nr 380 49 51Weblinks BearbeitenDie Erfindung des Lichttonfilms von Hans Vogt Aus Deutsches Museum Abhandlungen und Berichte 32 Jahrgang 1964 Heft 2 Aktualisierte Fassung des Buches von 1954 Der Tonfilmprojektor von TRIERGON Memento vom 29 Marz 2014 im Internet Archive Auszug aus Meisterwerke aus dem Deutschen Museum Band VEinzelnachweise Bearbeiten Der Brandstifter in der IMDb Website des Pariser Observatorium L horloge parlante officielle francaise de l Observatoire de Paris La premiere horloge parlante au monde Die offizielle Franzosisch sprechende Uhr des Observatoriums von Paris Die erste sprechende Uhr der Welt abgerufen am 22 Februar 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lichttonverfahren amp oldid 235398968