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Klaus Holzkamp 30 November 1927 in Berlin 1 November 1995 ebenda war ein deutscher Psychologe am Psychologischen Institut der Freien Universitat Berlin im seinerzeit sogenannten Fachbereich I Sein Lebenswerk war die Begrundung der Kritischen Psychologie die er in Zusammenarbeit mit anderen Professoren und Studenten ab dem Ende der 1960er Jahre in West Berlin entwickelte Klaus Holzkamp 1988 Grabstelle auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin Feld 10 423 Inhaltsverzeichnis 1 Akademischer Werdegang 2 Privatleben 3 Ein Lehrender lernt 4 Hochschulpolitische Auseinandersetzungen 5 Holzkamps Werk und seine Nachwirkungen 6 Schriften Auswahl 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksAkademischer Werdegang BearbeitenHolzkamp arbeitete seit dem Sommersemester 1949 am Psychologischen Institut der FU zunachst an theoretischen und experimentellen Untersuchungen zum Ausdrucksverstehen Dissertation 1956 Nachdem er Mitte der 1950er Jahre ein Forschungsprojekt zu nationalen Vorurteilen abgeschlossen hatte wandte er sich der Untersuchung von Prozessen sozialer Wahrnehmung soziale Kognition 1 zu Schon zu dieser Zeit ausserte er sein Unbehagen gegenuber gewissen Vagheiten in der herkommlichen Psychologie d h der mangelnden Aussagekraft psychologischer Experimente 1964 erschien seine Habilitation Theorie und Experiment in der Psychologie in der er auf Basis des Konstruktivismus die mangelnde Ubereinstimmung von psychologischer Theorie und experimenteller Anordnung kritisierte Er schlug einen Kriterienkatalog vor durch dessen Befolgung die Beliebigkeit psychologischer Experimentier Anordnungen reduziert und die Aussagekraft der einzelnen Experimente erhoht werden sollten 2 Privatleben BearbeitenEr war in erster Ehe mit Christine Holzkamp in zweiter Ehe mit Ute Osterkamp verheiratet Ein Lehrender lernt BearbeitenDie Kritische Psychologie verdankt ihre Entstehung den gesellschaftskritischen Impulsen der in Berlin besonders aktiven Studentenbewegung Die hochschulpolitischen Auseinandersetzungen die sich spater zu der Studentenbewegung verdichteten begannen an der FU Berlin bereits 1965 als ein Protest des Publizisten Erich Kuby durch den FU Rektor verboten wurde Die darauf folgenden studentischen Proteste engagierten sich anfangs vor allem fur Redefreiheit und Demokratie Sie vereinten sich jedoch schon 1966 mit Protesten gegen den Vietnamkrieg und gipfelten in einer sozialistisch gefarbten radikalen Kritik der westdeutschen Gesellschaft Diese Gesellschaftskritik geht mit einer Wissenschaftskritik einher die Holzkamp und sein Werk stark pragt Nach dem damals herrschenden liberalen Verstandnis von Psychologie kenne die Psychologie keine Werturteile Diese stunden ausserhalb des Wissenschaftsprozesses der zwar Erkenntnisse aber keine gesellschaftlichen Ziele kenne Die Studierenden wandten sich gegen dieses vermeintlich neutrale und unpolitische Wissenschaftsverstandnis seine Ausklammerung jeder Gesellschaftlichkeit fuhre dazu dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse jederzeit fur soziale Kontrolle oder staatliche Unterdruckung missbraucht werden konnten Ein solch instrumentelles Verstandnis von Wissenschaft sei daher gefahrlicher als eine politisierte Wissenschaft die Gesellschaftskritik mitdenken konne Diese aus der Kritischen Theorie und dem Positivismusstreit in der Soziologie entlehnten Argumentationen bestarkten Holzkamp in seiner eigenen Kritik an der hergebrachten Psychologie Im Gegensatz zu seinen Kollegen die den Studenten mit Verboten und Verurteilungen begegneten ging er auf die Kritik der Studenten ein beteiligte sich an studentischen Diskussionsrunden und ubernahm die Ergebnisse fur seine Forschungen Holzkamp wandte sich nun von seinen fruheren Versuchen zur Prazisierung der traditionellen Psychologie ab und versuchte eine grundsatzliche kritische Neubegrundung der Psychologie auf Basis einer marxistischen Gesellschaftstheorie Hochschulpolitische Auseinandersetzungen BearbeitenDie Diskussionen um die Stellung der Kritischen Psychologie als marxistische Theorie fuhrten in Berlin als der Frontstadt des Kalten Krieges zu einer heftigen Kampagne der Springer Presse und anderer burgerlicher Medien die Holzkamp und seine Anhanger in den Jahren 1967 1971 stark unter Druck setzte Die Vorwurfe konzentrierten sich vor allem auf den von Studenten geleiteten Kinderladen Rote Freiheit ein Projekt fur das Holzkamp nominell die Leitung ubernommen hatte Infolge dieser Auseinandersetzungen nahmen auch die Auseinandersetzungen innerhalb des Psychologischen Instituts an Harte zu Nachdem Anfang 1969 unter Zustimmung von Studierenden wissenschaftlichen Mitarbeitern und Professoren die Satzung des Instituts demokratisiert wurde hatten alle drei Gruppen gleiche Mitspracherechte am Institut Drittelparitat Danach kristallisierte sich recht bald heraus dass Holzkamp und die mit dem Projekt einer Kritischen Psychologie sympathisierenden Studenten und Mitarbeiter eine Mehrheit im Institutsrat hatten Trotz Kooperationsbereitschaft gegenuber der Fraktion der liberalen Professorenschaft verweigerte diese nach einiger Zeit ihre Mitarbeit und propagierte die Grundung eines eigenen Institutes Gegen den heftigen Widerstand der Studenten wurde die Spaltung im Jahre 1970 vollzogen Von nun an gab es an der FU das kritisch psychologische Psychologische Institut PI und das der traditionellen burgerlichen Psychologie verpflichtete Institut fur Psychologie Diese Spaltung war unerfreulich eroffnete aber die Moglichkeit einer ungestorten Ausarbeitung der Theorie welche 1983 in Holzkamps Hauptwerk Grundlegung der Psychologie gipfelte Der Marxist 3 Holzkamp stiess etwa Mitte der 1970er Jahre als nicht offenes Mitglied zur SEW die am PI stark vertreten war Dadurch hatte er es wesentlich leichter sich mit den grossen Psychologen der UdSSR abzustimmen und auch Psychologen aus der DDR zu kontaktieren Allerdings hielt er auch Distanz zur dortigen Psychologie deren Mainstream er als dem Fach im Westen zu ahnlich betrachtete 4 Als sich in der SEW eine Oppositionsstromung Die Klarheit formierte positionierte sich Klaus Holzkamp indirekt dazu als er in einem der Organisationsfrage gewidmeten Beitrag auf der Volksuni 1980 des Wolfgang Fritz Haug gegen die Bildung von informellen Oppositions Gruppchen innerhalb von fortschrittlichen Organisationen argumentierte Holzkamps Werk und seine Nachwirkungen BearbeitenDie Grundlagen der Kritischen Psychologie nach Holzkamp sind in dem Eintrag Kritische Psychologie nachzulesen Holzkamp selbst widmete sich nach Vollendung seines Hauptwerkes Grundlegung der Psychologie der Padagogischen Psychologie und schrieb Lernen in dem er eine subjektwissenschaftliche Lerntheorie entwickelte die heute besonders in der Erwachsenenbildung rezipiert wird Mit der Zusammenlegung der konkurrierenden Institute im Jahr 1994 wurde das kritische Psychologische Institut praktisch abgewickelt Die bereits in die Wege geleitete Einsetzung einer Professur fur Kritische Psychologie an der FU wurde nie durchgefuhrt so dass die Kritische Psychologie ihr institutionelles Zentrum verlor Dennoch wird sie durchaus noch von einzelnen Vertretern in Deutschland und international gelehrt sowie von Studenten rezipiert Nach wie vor existiert auch die Zeitschrift Forum Kritische Psychologie die Raum fur wissenschaftliche Diskussionen in und um die Kritische Psychologie bietet Wilhelm Kempf Lehrstuhl Methodenlehre Uni Konstanz zum Beispiel arbeitet seit den 1980er Jahren im Sinn einer empirischen Subjektwissenschaft an der Entwicklung von konkreten Methoden fur die psychologische Forschung Seit 1997 gibt das Berliner Institut fur kritische Theorie eine siebenbandige Klaus Holzkamp Werkausgabe im Argument Verlag heraus Zu den Herausgebern im Institut gehoren Ute Osterkamp die mit Klaus Holzkamp verheiratet war sowie Wolfgang Maiers und Frigga Haug Schriften Auswahl Bearbeiten1964 Theorie und Experiment in der Psychologie de Gruyter Berlin 2 um ein Nachwort erweiterte Auflage 1981 erneut in Schriften Bd 2 Argument Hamburg 2005 ISBN 3 88619 398 5 1968 Wissenschaft als Handlung de Gruyter Berlin erneut in Schriften Bd 3 Argument Hamburg 2006 ISBN 3 88619 399 3 1971 Wissenschaftstheoretische Voraussetzungen kritisch emanzipatorischer Psychologie Arbeitstexte Verlag Hamburg 1972 Kritische Psychologie Fischer Frankfurt 1973 Zur Einfuhrung in A N Leontjew s Probleme der Entwicklung des Psychischen mit Volker Schurig Athenaum Verlag Frankfurt 1973 ISBN 3 8072 4018 7 S XI LII 1973 Sinnliche Erkenntnis Athenaum Frankfurt ISBN 3 8072 4100 0 mehrere weitere Auflagen erneut in Schriften Bd 4 Argument Hamburg 2006 ISBN 978 3 88619 405 6 1983 Grundlegung der Psychologie 2 Aufl Campus Frankfurt 2003 1993 Lernen Subjektwissenschaftliche Grundlegung Campus Frankfurt 1996 Psychologie Selbstverstandigung uber Handlungsbegrundungen alltaglicher Lebensfuhrung In Forum Kritische Psychologie Heft 36 ISBN 3 88619 774 3 seit 1997 Schriften Hrsg Frigga Haug et al Im Auftrag des Instituts fur Kritische Theorie Band I VI Argument Verlag Hamburg 1997 2015 I Normierung Ausgrenzung Widerstand 1997 ISBN 3 88619 397 7 II Theorie und Experiment in der Psychologie 2005 III Wissenschaft als Handlung 2006 IV Sinnliche Erkenntnis Historischer Ursprung und gesellschaftliche Funktion der Wahrnehmung 2006 V Kontinuitat und Bruch Aufsatze 1970 1972 2008 ISBN 978 3 88619 406 3 VI Kritische Psychologie als Subjektwissenschaft 2015 ISBN 978 3 88619 407 0 VII Die gesellschaftliche Natur des Menschen die naturliche Gesellschaftlichkeit des Individuums Aufsatze 1977 1983 2020 ISBN 978 3 86754 598 3 Literatur BearbeitenHans Albert Herbert Keuth Hrsg Kritik der Kritischen Psychologie Hoffmann und Campe Hamburg 1973 Wolfgang Maiers Morus Markard Kritische Psychologie als Subjektwissenschaft Campus Frankfurt 1987 Klaus Holzkamp zum 60 GeburtstagEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Holzkamp Soziale Kognition In Gottschaldt Lersch Sander Thomae Hrsg Handbuch der Psychologie Bd 7 2 Halbband Gottingen 1972 Eine Kritik der dabei zugrunde gelegten Wissenschaftstheorie liefert Hans Albert Konstruktivismus oder Realismus Bemerkungen zu Holzkamps dialektischer Uberwindung der modernen Wissenschaftslehre In Zeitschrift fur Sozialpsychologie 2 1971 S 5 23 Kritischer Psychologe Memento des Originals vom 1 Juli 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www die linke weissenburg de Kritischer Psychologe Memento des Originals vom 1 Juli 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www die linke weissenburg deWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Klaus Holzkamp im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Forum Kritische Psychologie Klaus Holzkamp inkl Texte online Vollstandige Auflistung der Veroffentlichungen Holzkamps Vorlesungen zur Grundlegung der Psychologie 1985 audio youtube Normdaten Person GND 118553305 lobid OGND AKS LCCN n82081739 VIAF 32111814 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Holzkamp KlausKURZBESCHREIBUNG deutscher Hochschullehrer Begrunder der Kritischen PsychologieGEBURTSDATUM 30 November 1927GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 1 November 1995STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klaus Holzkamp amp oldid 234696485