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Als Katakomben von Paris franzosisch catacombes de Paris wird das stadtische Beinhaus in Paris 1 Avenue du Colonel Henri Rol Tanguy zuvor Place Denfert Rochereau 14 Arrondissement bezeichnet das ab 1785 im Zuge der Schliessung vieler Pariser Pfarrfriedhofe in einem jenseits der damaligen Stadtgrenze im Suden von Paris gelegenen Teil der stillgelegten unterirdischen Steinbruche von Petit Montrouge angelegt wurde Bis zu Beginn des 19 Jahrhunderts waren die Gebeine von etwa 6 Millionen Pariser Einwohnern in die Katakomben uberfuhrt worden Eingangsgebaude zu den Katakomben von ParisDer fruher zur Gemeinde Montrouge gehorende Ortsteil Petit Montrouge wurde 1860 in das neu geschaffene 14 Arrondissement von Paris eingemeindet Inhaltsverzeichnis 1 Steinbruche 2 Nutzung zur Bestattung 3 Umbau zum Museum 4 Heutige Situation 5 Cataphiles 5 1 Illegale Forscher 5 2 Untergrund Kultur 5 3 Filmische Rezeption 6 Literatur 6 1 Franzosisch 6 2 Deutsch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseSteinbruche BearbeitenUber eine Zeitspanne von fast 2000 Jahren lieferte der Untergrund von Paris sowohl die Steine die fur den Bau der Stadt erforderlich waren als auch Gips und Ton Der Abbau erfolgte zunachst in offenen Bergwerken und seit dem 12 Jahrhundert zunehmend unter Tage in einer Tiefe von 5 bis 35 m So entstand unter fast allen heutigen Pariser Stadtbezirken ausser dem 1 bis 4 ein unterirdisches Stollennetz von ungefahr 300 km Lange Zusatzlich werden die Nebengange die auf den amtlichen Planen der Inspection des Carrieres Generalinspektion der Steinbruche als Carriere inexploree unerforschter Steinbruch gefuhrt werden auf eine Lange von etwa 100 km geschatzt 1 nbsp Berghaspeln der Steinbruche am chemin de Bourg la Reyne in den Ebenen von Montrouge heute rue de la Tombe Issoire bei der Kreuzung mit der rue Dareau 14 Arrondissement Paris Auszug aus dem Plan von Jouvin de Rochefort 1672Die Gefahren die sich aus der massiven Unterhohlung der Stadt ergaben fuhrten dazu dass ab 1600 erste Massnahmen ergriffen wurden mit dem Ziel die Stollen aufzufullen Diese blieben aber ohne Folgen Erst gemass einer Verfugung vom 30 April 1772 wurden erste Plane erstellt woraufhin die unerwarteten Ausmasse der unter der Zollmauer franzosisch Mur des Fermiers generaux entdeckten Hohlraume zu massiven Beschwerden der beunruhigten Bevolkerung fuhrten Am 4 April 1777 wurde die Inspection Generale des Carrieres ins Leben gerufen Noch 1782 schrieb Sebastien Mercier In den Mont Rouge benachbarten Ebenen sieht man diese Rader sich drehen die einen Durchmesser von 25 bis 30 Fuss haben und welche die Steinbruche erschopfen 2 Nachdem mangels Sicherung der Hohlraume beim Abbau des Kalksteins der Untergrund an verschiedenen Stellen nachgegeben hatte und mehrere Strassenzuge eingebrochen waren wurden die Steinbruche kurze Zeit spater geschlossen und fortan als Beinhaus genutzt Seit der Zeit nennt man den fruheren Haupteingang zu den Steinbruchen und jetzigen offiziellen Zugang zu den Katakomben s u auch Barriere d enfer Schranke der Holle Nutzung zur Bestattung Bearbeiten nbsp Der Fotograf Nadar in den Katakomben 1861 im letzten Jahr der Uberfuhrung von Gebeinen in die Katakomben nbsp Nutzung der Katakomben von Paris als Beinhaus 2004 nbsp Schadel in den Katakomben von Paris 2010 nbsp Aufgeschichtete Schadel und Knochen in einem Beinhaus nbsp Gedenktafel in einem BeinhausEnde des 18 Jahrhunderts ergab sich ein weiteres Problem Die wachsende Bevolkerung Seuchen und Hungersnote fuhrten zu einer Uberfullung der Pariser Friedhofe Die Ruhefristen fur Verstorbene verkurzten sich zusehends weil dringend Platz fur neue Tote geschaffen werden musste Das Exhumieren nur halb verwester Leichen fuhrte zu katastrophalen hygienischen Zustanden 1779 erstickten angeblich mehrere Bewohner der Rue de la Lingerie am Gestank der von dem benachbarten Cimetiere des Innocents heruber wehte So wurde behordlicherseits verfugt dass der Friedhof zu raumen und zu schliessen sei Die dort exhumierten Gebeine wurden ab 1785 in die Katakomben uberfuhrt Durch einen Schacht in der Avenue Rene Coty wurden sie in die Tiefe versenkt Spater wurden auch die Friedhofe von Saint Eustache und Saint Landry geraumt Die Gebeine der Toten stapelten sich wahrend dieser Zeit unorganisiert in den Gangen uber mehrere 100 Meter Umbau zum Museum BearbeitenNachdem die notwendigsten Umbettungen abgeschlossen waren wurden die Katakomben geschlossen und blieben fur fast 20 Jahre unbeachtet Dann wurde weiterer Platz fur neue Strassen und Platze benotigt und es ergaben sich Probleme der Stabilitat der Hauser uber dem ausgehohlten Untergrund In den nachsten Jahren wurden die Gewolbe durch Pfeiler abgestutzt erweitert um die Gebeine von weiteren Friedhofen die der Stadtplanung im Wege standen und gleichzeitig unter dem Baumeister Hericart de Thury der ab 1809 den Titel Generalinspekteur der Carrieres bekam zu einem Museum ausgebaut 3 4 Zunachst bei der Vorgehensweise etwas unorganisiert begannen die Totengraber schliesslich damit Schadel und Knochen aufzuschichten und ihnen durch bestimmte Anordnung ein dekoratives Element zu verleihen Gedenktafeln und Holzkreuze kennzeichneten die Herkunftsfriedhofe Dieses Museum offnete als grosste Nekropole der Welt im Jahr 1809 und ist seitdem fur die Offentlichkeit zuganglich 5 Heutige Situation BearbeitenBis heute ist ein kleiner Teil der Katakomben ca zwei Kilometer als Museum ausgebaut und fur Besucher zuganglich siehe Weblink Offizielle Seite Der Hauptteil bleibt jedoch unzuganglich weil er zur Verlegung von Versorgungsleitungen genutzt wurde Ein Trakt der Katakomben gehort der Banque de France die dort den Goldschatz der franzosischen Nationalbank untergebracht hat Der Eingang zu den offentlich zuganglichen Katakomben liegt an der Place Denfert Rochereau Dort erfolgt der Abstieg uber 136 Stufen in den Untergrund Die Temperatur in den Katakomben betragt 14 C An den ersten Besichtigungspunkten der Route konnen ehemalige unterirdische Steinbruche besichtigt werden Nach dem Passieren des Eingangs zum Beinhaus sind an weiteren Besichtigungspunkten die aufgeschichteten Knochen und Schadel zu sehen Nach einem Aufstieg uber 83 Stufen wird das Strassenniveau wieder erreicht Der Ausgang befindet sich in der Rue Remy Dumoncel Fur die Begehung der zwei Kilometer langen Route durch die offentlich zuganglichen Katakomben sind etwa 45 Minuten erforderlich Cataphiles BearbeitenDas franzosische Wort Cataphiles Katakombenliebhaber bezeichnet eine Subkulturszene die die ungesicherten Stollen illegal erforscht oder nutzt 6 Beamte der Pariser Polizei sind eigens fur den Einsatz im Untergrund abgestellt Illegale Forscher Bearbeiten Bis heute ist ein grosser Teil der unterirdischen Anlagen bei denen es sich nicht nur um echte Katakomben handelt nicht vollstandig erforscht und kartiert Damit beschaftigen sich Hobbyforscher Zwar ist deren Tatigkeit illegal ein harter Kern von ca 150 Personen ist der Polizei jedoch personlich bekannt und geniesst ein Vertrauen das bisweilen vor der Strafverfolgung schutzt Die Ergebnisse solcher Forschungen kursieren in der Szene und teilweise im Internet Untergrund Kultur Bearbeiten Eine andere Gruppe von Cataphiles nutzt die unterirdischen Anlagen fur illegale Konzerte Partys oder schwarze Messen Diese Kulturveranstaltungen werden rigoros bekampft da sie gegen viele Schutzbestimmungen wie Brandschutz Fluchtwege etc verstossen Bei derartigen illegalen Veranstaltungen wurden in der Vergangenheit oftmals erhaltenswerte Anlagen beschadigt alte Grabstatten geschandet oder Hohlen als Mullhalde hinterlassen Filmische Rezeption Bearbeiten Von einer fiktiven Gruppe jugendlicher Forscher und ihrer Expedition in die unerforschten Teile der Pariser Katakomben handelt der 2014 in die Kinos gebrachte Horrorfilm Katakomben Auch in der Netflix Produktion Lupin spielen die Katakomben von Paris eine wichtige Rolle Literatur BearbeitenFranzosisch Bearbeiten Emile Gerards Paris Souterrain Garnier freres Paris 1908 Nachdruck DMI edition Torcy 1991 ISBN 2 84022 002 4 Barbara Glowczewski Jean Francois Matteudi La Cite des cataphiles Mission anthropologique dans les souterrains de Paris Sociologies au quotidien Bd 9 Editions Librairie des Meridiens Paris 1983 ISBN 2 86563 074 9 Alain Gribel Rue des Catacombes Cote sud Eigenverlag Paris 1996 Patrick Saletta A la decouverte des souterrains de Paris SIDES Antony 1990 ISBN 2 86861 075 7 Rene Suttel Catacombes et carrieres de Paris Promenade sous la capitale SEHDACS Paris 1986 ISBN 2 9501258 0 8 Deutsch Bearbeiten Gunter Liehr Text Olivier Fay Fotos Der Untergrund von Paris Ort der Schmuggler Revolutionare Kataphilen Ch Links Verlag Berlin 2000 ISBN 3 86153 205 0 Peter Schwindt Flusternde Schatten Libri Mortis Bd 1 cbj fantasy Munchen 2010 ISBN 978 3 570 40057 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Katakomben von Paris Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die offizielle Seite der Katakomben in Paris englisch und franzosisch Plan des gesamten Netzes im Internet franzosisch Virtueller Rundgang mit Cataphiles Atmosphare franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Rene Suttel Sebastien Mercier Tableau de Paris Der Pariser Untergrund bei Planet Wissen ZDF Dokumentation Geheimes Paris verfugbar in Mediathek bis 31 Dezember 2020 Rubrik L Histoire auf der offiziellen Webseite der Katakomben franzosisch Barbara Glowczewski La Cite des cataphiles48 834009 2 332321 Koordinaten 48 50 2 4 N 2 19 56 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Katakomben von Paris amp oldid 237721375