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Kannitverstan ist eine Kalendergeschichte des deutschen Dichters Johann Peter Hebel die erstmals 1808 im Rheinlandischen Hausfreund erschien Sie erzahlt von einem Handwerksburschen der in Folge eines Missverstandnisses zu der Erkenntnis der Verganglichkeit des Irdischen gelangt und so seine Zufriedenheit zuruckgewinnt Illustration von Rudolf Geissler fur die Munchener Bilderbogen 1895 Der Handwerksbursche trifft auf den Leichenzug von Herrn Kannitverstan Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Quelle 3 Rezeption 4 Sonstiges 5 Ausgaben 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenEin junger Handwerksbursche aus Tuttlingen besucht zum ersten Mal in seinem Leben die hollandische Weltstadt Amsterdam und bewundert dort ein besonders prachtiges Haus und ein gewaltiges Schiff aus dem die kostbarsten Waren gerade entladen werden Er fragt nach den Besitzern des Gebaudes und des Schiffes und erhalt beide Male die Antwort Kannitverstan Ich kann Euch nicht verstehen Der deutsche Handwerksbursche aus Tuttlingen glaubt jedoch dass es sich dabei um den Namen des Eigentumers handele und ist beeindruckt vom Reichtum des vermeintlichen Herrn Kannitverstan Betrubt vergleicht er dessen Gluck mit seiner eigenen Situation und hadert mit seinem Schicksal bis er schliesslich auf einen Leichenzug trifft und nach dem Namen des Verstorbenen fragt Als er daraufhin wieder die Antwort Kannitverstan erhalt versohnt er sich mit der Ungleichheit in der Welt und bedauert den Verstorbenen dessen grosser Besitz ihn doch nicht vor dem Tod hat bewahren konnen Der Leichenzug wird ihm zum Memento mori und es wird ihm klar dass Herr Kannitverstan ihm nichts voraus hat Quelle BearbeitenDie Erzahlung Kannitverstan beruht auf einer wahren schriftlich fixierten Begebenheit Im Jahre 1757 reiste der 17 jahrige franzosische Graf Adam Philippe de Custine nach Amsterdam und bestaunte dort ein besonders schones Landhaus und eine auffallig elegante Dame Ausserdem horte er wie der Gewinner der hollandischen Lotterie ausgerufen wird und beobachtete einen Trauerzug Neugierig fragte er nach den Namen der Personen und erhielt stets die Antwort Ik kan niet verstaan Der junge Graf glaubte daraufhin es existiere ein Herr Kannitverstan Als Custine wenig spater die schone Dame wieder sah sprach er ihr sein Beileid zum Tode ihres Gemahls des Herrn Kannitverstan aus was naturlich zu grossem Gelachter und zur Aufklarung des Missverstandnisses fuhrte Diese amusante Begebenheit erschien in schriftlicher Form erstmals 1782 in der Aufsatzsammlung Les numeros von Charles Peyssonel und wurde 1783 in deutscher Ubersetzung im Luzernischen Wochenblatt abgedruckt Rezeption BearbeitenIn der Literaturwissenschaft gilt Hebels Kannitverstan als eine Erzahlung deren Kernaussage sich allen Lesern muhelos erschliesst Jeder Mensch soll zufrieden sein mit dem was er hat und was er ist denn am Ende ereilt jeden gleich ob arm oder reich der unbestechliche Tod Allerdings ist auch der scherzhafte Stil hervorzuheben in dem diese ernste Mitteilung gemacht wird Kannitverstan wurde darum schon zu Lebzeiten Hebels bekannt und zusammen mit anderen Kalendergeschichten aus dem Rheinlandischen Hausfreund in Schullesebucher aufgenommen Sonstiges BearbeitenDie Stadt Tuttlingen vergibt als derzeit hochste Auszeichnung das Ehrengeschenk des Kannitverstan dargestellt durch eine Bronzeplastik des Tuttlinger Bildhauers Roland Martin 1 Ausgaben BearbeitenJohann Peter Hebel Schatzkastlein des rheinischen Hausfreundes Kritische Gesamtausgabe mit den Kalender Holzschnitten Hrsg von Winfried Theiss Reclam Stuttgart 1981 Universal Bibliothek 142 ISBN 3 15 000142 0 Luzernisches Wochenblatt Dienstag den 22sten April 1783 16tes Stuck Seiten 65 67 Fragment vom Nationalstolze in Sprachen Auf den Seiten 66 67 befindet sich die Geschichte vom Herrn Kannitverstan der hier allerdings Herr Kaniverstan heisst Der Protagonist ist ein junger Pariser auf der Reise nach Amsterdam Literatur BearbeitenKurt Franz Johann Peter Hebel Kannitverstan Ein Missverstandnis und seine Folgen Texte Kommentar Abbildungen Carl Hanser Munchen 1985 Literatur Kommentare 23 ISBN 3 446 14303 3 Siegfried Hajek Kannitverstan Geschichte eines Literarischen Motivs In Jahrbuch der Raabe Gesellschaft Hrsg von Josef Daum und Werner Schultz Braunschweig 1973 S 71 87 Heinz Hartl Zur Tradition eines Genres Die Kalendergeschichte von Grimmelshausen uber Hebel bis Brecht In Weimarer Beitrage Zeitschrift fur Literaturwissenschaft Asthetik und Kulturtheorie 24 Jahrgang 1978 S 58 95 Ludwig Rohner Kalendergeschichte und Kalender Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Wiesbaden 1978 Hannelore Schlaffer Hrsg Johann Peter Hebel Schatzkastlein des Rheinischen Hausfreundes Ein Werk in seiner Zeit Mit Bilddokumenten Quellen historischem Kommentar und Interpretation Tubingen Rainer Wunderlich Verlag Hermann Leins Tubingen 1980 ISBN 3 8052 0343 8Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Kannitverstan Quellen und Volltexte Kannitverstan im Projekt Gutenberg DE Kannitverstan bei Zeno org Lesung Kannitverstan Peter Meinhardt Einzelnachweise Bearbeiten Ehrungen Stadt Tuttlingen Abgerufen am 18 Mai 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kannitverstan amp oldid 239179460