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Das Kaiser Guttman Kriterium haufig auch nur Kaiser Kriterium genannt ist ein Verfahren zur Bestimmung der Faktorenzahl bei der explorativen Faktorenanalyse Das Kriterium wurde in den 1950er Jahren von Louis Guttman sowie Kaiser und Dickman entwickelt und ist aufgrund seiner Einfachheit und Eindeutigkeit das vorherrschende Verfahren in der Praxis obwohl sich bereits auch andere etabliert haben 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund zur Faktorenauswahl 2 Grundannahme und Vorgehensweise 3 Kritik 4 Alternativen 5 Siehe auch 6 Einzelnachweise 7 LiteraturHintergrund zur Faktorenauswahl BearbeitenDie explorative Faktorenanalyse hat die Reduktion der Dimensionalitat eines Variablensets zum Ziel indem ihre Varianz durch zu konstruierende sog latente Faktoren erklart modelliert wird Damit gehort die explorative Faktorenanalyse zu den sog hypothesengenerierenden statistischen Verfahren im Gegensatz zu den hypothesentestenden statistischen Verfahren Weil das Ziel einer explorativen Faktorenanalyse stets die Reduktion der Dimensionalitat ist muss das Ergebnis einer Faktorenanalyse immer weniger latente Faktoren als die Anzahl der Ausgangsvariablen aufweisen Daher stellt sich die Frage mit wievielen latenten Faktoren die Variablenvarianz am zufriedenstellendsten erklart modelliert werden kann Fur die Anzahl der zu extrahierenden latenten Faktoren gibt es kein festes einziges Kriterium Verfahren denn die latenten Faktoren sind statistisch mathematische Konstrukte mit denen man die Datenwirklichkeit datenreduzierend abbilden modellieren mochte Es kann deshalb kein einziges eindeutiges objektiv richtiges Faktorenanalysenergebnis geben Es hangt sehr stark vom Anwendungsfall ab ist aber mitnichten beliebig weil es statistisch gerechtfertigt werden muss Es gibt jedoch Kriterien Verfahren deren Anwendung zum Vorschlag einer bestimmten Faktorenanzahl fuhrt Die Faktorenlosungen sollten aber stets auch immer inhaltlich theoretisch erklart und gerechtfertigt werden Ein solches Kriterium zur Bestimmung der Faktorenanzahl ist das Kaiser Guttman Kriterium es ist aber sehr konservativ und seine Anwendung zumindest in der Psychometrie veraltet Es fuhrt in nahezu allen Anwendungsfallen dazu dass die Dimensionalitat erheblich uberschatzt wird Allerdings kann es als Instrument dienen gewissermassen die Obergrenze d h die maximal zu rechtfertigende Faktorenanzahl zu bestimmen Grundannahme und Vorgehensweise BearbeitenDa es sich bei der Faktorenanalyse um ein datenreduzierendes Verfahren handelt erscheint es sinnvoll als Maximalanzahl nur diejenigen Faktoren beizubehalten die mehr Varianz erklaren als die ursprunglichen Variablen Dies ist nur bei Faktoren mit Eigenwerten grosser eins gegeben Ausgehend von einer Korrelationsmatrix Pearson oder polychorische Korrelationen werden die moglichen Faktoren bzw Eigenvektoren sowie deren Eigenwerte bestimmt Das Kaiser Guttman Kriterium besagt dass nur Faktoren mit Eigenwerten grosser eins falls die Variablen standardisiert sind Faktoranalyse auf Basis der Korrelationsmatrix der Variablen bzw grosser als der Mittelwert der Eigenwerte falls die Variablen unstandardisiert sind Faktoranalyse auf Basis der Kovarianzmatrix der Variablen beibehalten die anderen aber verworfen werden Kritik BearbeitenDas Kaiser Guttman Kriterium ist sehr einfach anzuwenden und fuhrt stets zu einer eindeutigen Losung Es wird daher in vielen Statistikpaketen standardmassig bei der Durchfuhrung einer Faktorenanalyse zugrunde gelegt Es uberschatzt die Dimensionalitat haufig und ist fur die Gewinnung sinnvoll interpretierbarer Faktoren kaum hilfreich Alternativen BearbeitenNeben dem Kaiser Guttman Kriterium gibt es verschiedene andere Kriterien den Scree Test auch Ellenbogenkriterium genannt oder die Parallel Analyse nach Horn 3 Grundsatzlich sollten mehrere Kriterien herangezogen werden Insbesondere im Zweifelsfall bietet es sich an mehrere Faktorenzahlen durchzurechnen und im Hinblick auf Ladungen und Interpretierbarkeit zu uberprufen Siehe auch BearbeitenDas Kaiser Meyer Olkin Kriterium das ebenfalls bei der Faktorenanalyse angewendet wird hat mit dem Kaiser Guttman Kriterium nichts zu tun und darf nicht mit ihm verwechselt werden Einzelnachweise Bearbeiten Guttman L Some necessary conditions for common factor analysis in Psychometrika 19 149 161 1954 Kaiser H F Dickman K Analytic determination of common factors in American Psychologist 14 425 1959 Abstract Horn J L A rationale and test for the number of factors in factor analysis in Psychometrika 30 179 185 1965 Modifikation nach Horn Literatur BearbeitenBortz J amp Schuster C 2010 Faktorenanalyse In Statistik fur Human und Sozialwissenschaftler 7 Auflage S 385 433 Berlin und Heidelberg Springer ISBN 978 3 642 12769 4 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaiser Guttman Kriterium amp oldid 235509977