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Die Jotamfabel ist eine Fabel aus dem Buch der Richter des Tanach bzw des christlichen Alten Testaments Sie wird Jotam in den Mund gelegt der sie auf dem Berg Garizim den Bewohnern von Sichem und Bet Millo vortragt Die Fabel thematisiert die Legitimitat des Konigtums und ist ein klassisches Beispiel fur einen biblischen Apolog Inhaltsverzeichnis 1 Die Fabel 2 Einordnung in den Zusammenhang 3 Deutung 4 Ursprung und Entstehungsgeschichte 5 Literatur 6 EinzelnachweiseDie Fabel BearbeitenDie Fabel lautet 8 Einst machten sich die Baume auf um sich einen Konig zu salben und sie sagten zum Olbaum Sei du unser Konig 9 Der Olbaum sagte zu ihnen Soll ich mein Fett aufgeben mit dem man Gotter und Menschen ehrt und hingehen um uber den anderen Baumen zu schwanken 10 Da sagten die Baume zum Feigenbaum Komm sei du unser Konig 11 Der Feigenbaum sagte zu ihnen Soll ich meine Sussigkeit aufgeben und meine guten Fruchte und hingehen um uber den anderen Baumen zu schwanken 12 Da sagten die Baume zum Weinstock Komm sei du unser Konig 13 Der Weinstock sagte zu ihnen Soll ich meinen Most aufgeben der Gotter und Menschen erfreut und hingehen um uber den anderen Baumen zu schwanken 14 Da sagten alle Baume zum Dornenstrauch Komm sei du unser Konig 15 Der Dornenstrauch sagte zu den Baumen Wollt ihr mich wirklich zu eurem Konig salben Kommt findet Schutz in meinem Schatten Wenn aber nicht dann soll vom Dornenstrauch Feuer ausgehen und die Zedern des Libanon fressen Ri 9 8 15 EU Dem Olbaum dem Feigenbaum und dem Weinstock wird angeboten Konig zu werden und alle drei lehnen nacheinander ab sodass die Konigswurde dem Dornenstrauch angetragen wird Charakteristisch fur diese Fabel ist dass sie auf eine theologische Argumentation oder ein gottlich legitimiertes Urteil verzichtet und vielmehr profan argumentiert JHWH kommt nicht vor stattdessen werden sehr ungewohnlich im Alten Testament Gotter und Menschen mehrfach in einem Atemzug genannt Einordnung in den Zusammenhang BearbeitenDas neunte Kapitel des Richterbuchs beschreibt die Zeit als Abimelech Richter von Israel war davor hatte sein Vater Gideon mit dem Beinamen Jerubbaal Ri 6 32 EU dieses Amt inne Abimelech gelang es die Bevolkerung des Stadtstaates Sichem dazu zu bewegen statt der Herrschaft von siebzig Mannern Ri 9 2 EU ihn als alleinigen Fuhrer einzusetzen Dazu gaben sie ihm siebzig Silberstucke aus der Tempelkasse des Baal des Bundes des Stadtgottes von Sichem womit Abimelech sich eine Soldnertruppe anheuerte So uberfiel er Ofra den Herkunftsort seines Vaters Gideon Jerubbaal um die fuhrende Familie seine eigene Verwandtschaft umzubringen Daraufhin wurde er von den Burgern von Sichem und Bet Millo zum Konig gekront Einzig Jotam der jungste Sohn uberlebte den Mordzug Abimelechs an seiner Familie da er sich versteckt hatte Vers 5 Nachdem er von dessen Konigskronung erfahrt hielt er der Bevolkerung auf dem Gipfel des Berges Garizim mit erhobener Stimme Vers 7 eine Rede Verse 8 20 die mit der Erzahlung dieser Fabel beginnt An diese schliesst sich eine Mahnung an Wenn es treu redlich und dem Vater Jerubbaal und dem ausgeloschten Haus gebuhrend war Abimelech zum Konig zu machen so haben Volk und Konig aneinander Freude andernfalls gehe vom Volk und von Abimelech Feuer aus welches sie gegenseitig verzehre Im Anschluss an seine Rede flieht Jotam vor seinem Bruder Abimelech nach Beer Vers 21 um sich dort niederzulassen Nachdem Abimelech drei Jahre lang uber Israel geherrscht hatte sandte Gott einen bosen Geist zwischen Abimelech und die Burger von Sichem sodass die Burger von Sichem von Abimelech abfielen Das Verbrechen an den siebzig Sohnen Jerubbaals d h seinen siebzig Brudern sollte sich rachen uber ihren Bruder Abimelech der sie umgebracht hatte sollte die Strafe fur das Blutvergiessen kommen und ebenso uber die Burger von Sichem die ihm tatkraftig bei der Ermordung seiner Bruder geholfen hatten Vers 23f Es kommt zu einem Aufstand gegen Abimelech Als Strafaktion zerstort er Sichem die Stadt die ihn zum Konig gemacht hatte tausend Menschen seien dabei umgekommen Vers 49 In der nordlich von Sichem gelegenen Stadt Tebez die er anschliessend zu erobern versucht kommt Abimelech um Eine Frau wirft ihm von einer Burg aus einen Muhlstein auf den Kopf Da rief er seinen Waffentrager und sagte zu ihm Schnell zieh dein Schwert und tote mich Man soll nicht von mir sagen Eine Frau hat ihn umgebracht Der junge Mann durchbohrte ihn und er starb Vers 54 So scheiterte das Gewaltkonigtum Abimelechs an seiner eigenen Gewalt Deutung BearbeitenIn der kunstvoll gestalteten Fabel lassen sich zwei in der altorientalischen Konigsideologie haufige Motive erkennen Der Konig ist Frucht und Lebensbaum fur sein Volk Der Konig schutzt sein Volk und bietet ihm Schatten Die Pointe ist nun dass keiner der drei Fruchtbaume die Konigswurde ubernehmen will sondern ausgerechnet der Dornstrauch die Wahl annimmt und sich dabei als Beschutzer und Schattenspender ausgibt Die klassische Deutung ist dementsprechend eine Kritik an der monarchischen Herrschaft Das Konigtum verspreche was es nicht halten kann Wie stark die Kritik am Konigswesen ist ist allerdings umstritten Viele Exegeten sehen in der Fabel eine sehr scharfe oder prinzipielle Ablehnung des Konigtums Martin Buber ging sogar so weit sie als starkste antimonarchische Dichtung der Weltliteratur 1 zu bezeichnen Andere Deutungen gehen nicht so weit und meinen die Fabel warne lediglich davor fur die Konigswurde Ungeeignete mit dem Amt zu betrauen Ursprung und Entstehungsgeschichte BearbeitenDa die Jotamfabel formgeschichtlich nur beschrankt in den dargestellten Textzusammenhang passt gehen die meisten Exegeten von einem ursprunglich selbststandig uberlieferten Stuck aus das erst spater in den ohnehin literarisch holzschnittartigen Zusammenhang von Richter 9 eingeflochten wurde Nach Rudiger Bartelmus geht ihre Entstehung auf gebildete aristokratische Kreise aus der Zeit des Konigs Jehu ca 841 ca 814 v Chr zuruck die dem Konigtum aufgrund ihrer negativen Erfahrungen wie Unterdruckung und Ausbeutung ablehnend gegenuberstanden Literatur BearbeitenReinhard Muller Konigtum und Gottesherrschaft Untersuchungen zur alttestamentlichen Monarchiekritik Mohr Siebeck 2004 Hanna Liss Die Fabel des Yotam in Ri 9 8 15 Versuch einer strukturellen Deutung in Biblische Notizen 89 1997 12 18 Martin Mulzer Jotam In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff Einzelnachweise Bearbeiten Martin Buber Konigtum Gottes 1932 Seite 29 Heidelberg 1956 Seite 24 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Jotamfabel amp oldid 237962399