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Die International Swaps and Derivatives Association ISDA ist eine Handelsorganisation von Teilnehmern am Markt fur OTC Derivate mit derzeit uber 800 Mitgliedern aus knapp 60 Landern die sich zum Ziel setzt den Handel privat gehandelter Derivate auf vielfaltige Weise zu vereinfachen 1 Bekannt ist die Vereinigung dabei hauptsachlich durch die von ihr entwickelten und herausgegebenen ISDA Master Agreements eine Reihe von Rahmenvertragen fur den Handel mit spezifischen OTC Produkten in denen grundlegende vertragliche Verpflichtungen zwischen den handelnden Parteien festgelegt sind Logo der ISDADer Hauptsitz der ISDA befindet sich in New York Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundungsphase 1 2 1990er Jahre bis heute 2 Grundprinzipien des Master Agreements 3 ISDAfix 4 Kritik 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundungsphase Bearbeiten Die ISDA ging Anfang 1985 aus den im Vorjahr angelaufenen Bemuhungen einiger Swap Handler hervor standardisierte Vertragsbedingungen fur den Handel mit Zinsswaps auszuarbeiten 2 Hintergrund dieser Initiative waren die erheblichen Transaktionskosten die OTC Transaktionen zuvor mit sich brachten darunter beispielsweise Anwaltskosten fur die Ausfertigung individualisierter Vertrage uber die vollstandigen Transaktionsbedingungen sowie ein hoher zeitlicher Aufwand fur die Einigung auf grundlegende vertragliche Definitionen 3 Zudem stand die fehlende Standardisierung der Handelbarkeit von abgeschlossenen Derivaten auf einem Sekundarmarkt entgegen da in jedem Fall individuell gepruft werden musste ob und unter welchen Bedingungen das Produkt uberhaupt ubertragbar war 4 Im Juni 1985 gab die ISDA mit dem bereits ein Jahr spater ausgebauten Code of Standard Wording Assumptions and Provisions for Swaps ein erstes Dokument mit grundlegenden begrifflichen Definitionen fur die Vertragsgestaltung heraus das sich jedoch noch ausschliesslich auf den Handel mit US Dollar basierten Zinsswaps beschrankte Der enge Anwendungsbereich liess eine weite Verbreitung noch nicht zu und das Ziel der Standardisierung konnte damit nur unzureichend erreicht werden weil noch immer individuelle Vereinbarungen notig waren und die ISDA Musterdefinitionen von den Marktteilnehmern in unterschiedlichem Masse genutzt und an eigene Konzepte angepasst wurden 5 Mit den 1987 veroffentlichten Interest Rate and Currency Exchange Definitions die grundlegende Begriffsdefinitionen und Festlegungen fur weitere vertragliche Festlegungen zwischen den handelnden Parteien enthielten sowie dem Interest Rate and Currency Exchange Agreement mit dem von der ISDA nun auch ein erster tatsachlicher Rahmenvertrag fur den Handel mit Zins und Wahrungsswaps in mehreren Wahrungen geschaffen wurde legte die Organisation den Grundstein fur die grossflachige und insbesondere auch weltweite Durchsetzung ihrer Vorlagen 6 Das Agreement beinhaltete dabei den zwischen zwei Parteien einmalig vereinbarten Rahmenvertrag selbst in diesem waren allgemeine Grundsatze zum Vertragsverhaltnis enthalten vom Vertrag abweichende Bestimmungen konnten zusammengefasst in einem Anhang Schedule festgelegt werden die spezifischen Bedingungen einzelner Transaktionen wurden in kurzen separaten Bestatigungen Confirmations festgelegt 7 Der Entstehungsprozess des Dokuments fusste auf dem Konzept nur bei Einigkeit Ansatze explizit in das Agreement zu ubernehmen gab es hingegen grossere Differenzen zwischen den Marktteilnehmern wurden im Schedule Teil mehrere Optionen festgehalten aus denen die Akteure bei Vertragsabschluss frei wahlen konnten dies stellte die Basis auch fur die spateren Master Agreements dar 8 Inhaltliche Haupterrungenschaft des Agreements auch in den spateren Versionen war die Festlegung eines Netting Verfahrens durch das beispielsweise gegeneinander bestehende Forderungen aus verschiedenen Transaktionen gegeneinander angerechnet werden konnten 9 Unterdessen vergrosserte sich gegen Ende der 1980er Jahre vor dem Hintergrund eines boomenden OTC Marktes die politische Funktion der Organisation dergestalt dass sie sich zunehmend als Quasi Reprasentant der OTC Derivate Industrie etablierte Dabei nahmen ISDA Mitglieder und Vertreter vor Kongressausschussen Stellung und standen vermehrt im Dialog mit Regulierungsbehorden 10 1990er Jahre bis heute Bearbeiten Nachdem das Interest Rate and Currency Exchange Agreement von 1987 in den Folgejahren um mehrere Anhange erganzt worden war die Innovationen am Markt Rechnung tragend seinen Regelungskreis schrittweise auf Zinscaps und Zinsfloors 1989 Cap Addendum und Swaptions 1990 Option Addendum ausgeweitet hatten gingen die Dokumente 1992 schliesslich in aktualisierter Form im ISDA Master Agreement auf Dessen Verwendungsmoglichkeiten reichten uber die des Vorgangers hinaus indem es prinzipiell fur die Verwendung fur mehr oder weniger alle damaligen OTC Derivate konzipiert war darunter zum Beispiel Commodity Swaps Wahrungsoptionen oder Index Swaps 11 Das Agreement bestand genau genommen aus zwei Teilen einer Version fur inlandische und einer anderen fur grenz und wahrungsubergreifende Transaktionen 2 In den Jahren darauf gab die ISDA mehrere Definitionssammlungen heraus durch die der Einsatzzweck des Master Agreements erweitert werden konnte unter anderem fur Warenderivate und bestimmte Bondoptionen sowie die heute weit verbreiteten CDS Produkte 1999 Credit Derivatives Definitions 12 2002 veroffentlichte die ISDA eine neue Version des Master Agreement die den vielfaltigen Marktveranderungen Rechnung tragen sollte die im zuruckliegenden Jahrzehnt zu verzeichnen waren Dabei war es den Marktpartizipanten freigestellt ob sie ihre alten Vertrage ganzlich beibehalten um einige neue Teile standard form amendments erweitern oder was aus Grunden des damit verbundenen Aufwands seltener war vollstandig durch den neuen Rahmenvertrag ersetzen wollten 13 Im Jahr 2003 wurde eine neue Version Credit Derivatives Definitions herausgegeben die auch in den Jahren darauf immer wieder erweitert und uberarbeitet wurden Die Veranderungen gipfelten im Marz und Juli 2009 im Zuge der globalen Finanzmarktkrise in mehreren Protokollen die eine Reaktion auf die hohe Zahl von Kreditereignissen in dieser Zeit darstellten Im so genannten March Settlement wurde die Regelung von 2003 um eine neue Abwicklungsmethode erganzt auction settlements und sollten Heterogenitaten bei der Einordnung von Kreditereignissen dadurch ausgeraumt werden dass nunmehr spezielle in regionale Zustandigkeitsbereiche unterteilte 14 Ausschusse credit derivatives determinations committees DC uber deren Feststellung entscheiden und uber den Abwicklungsprozess wachen sollten 15 Um diese Regelungen nicht nur fur zukunftige Vertragsgestaltungen zu implementieren legte die ISDA zudem das Big Bang Protocol vor durch dessen Beitritt die Parteien die neuen Regularien auch ruckwirkend fur bereits getatigte CDS Transaktionen adaptieren konnten 15 Grundprinzipien des Master Agreements BearbeitenDie gesamte vertraglich festgehaltene ISDA Dokumentation gemass der Fassungen von 1992 und 2002 besteht grundsatzlich aus folgenden Teilen 16 dem Standard Rahmenvertrag Master Agreement dem Anhang Schedule in dem Modifikationen und Erganzungen des Master Agreements vereinbart sind dem Besicherungsanhang Credit Support Annex als Bestandteil des Schedules worin gewohnlich das gesamte Master Agreement betreffend grundlegende Bestimmungen zur Collateral Akzeptanz festgelegt sind oder alternativ einem Credit Support Deed mit gleichem Regelungscharakter aber Unterschieden in den Details der vorgesehenen Modalitaten 17 einer Vielzahl von einzelnen Bestimmungen Confirmations fur einzelne Transaktionen Die Parteien legen dabei zunachst einmalig den Standard Rahmenvertrag samt Schedule und Credit Support Annex fest Einzelne Transaktionen werden danach mittels einer Confirmation vertraglich festgehalten in der transaktionsspezifische Details festgelegt werden Diese Festlegung erfolgt wiederum in Ruckgriff auf die Begriffsbestimmungen einer oder mehrerer der etwas uber einem Dutzend von der ISDA herausgegebene Definitionssammlungen Juristisch beabsichtigt das ISDA Regelwerk dass mit jeder vereinbarten Confirmation ein aus den Elementen 1 4 bestehendes Gesamtvertragswerk entsteht inwiefern dies rechtlich umsetzbar ist ist allerdings umstritten 18 ISDAfix Bearbeiten Hauptartikel ISDAfix Seit 1998 gibt die ISDA unter der Bezeichnung ISDAfix eine Reihe von Referenzzinssatzen fur Zinsswap Geschafte heraus Kritik BearbeitenAuf Kritik stiess die ISDA im Zuge der Griechischen Finanzkrise fur ihr Verfahren bei der Bestimmung von credit events im Rahmen des CDS Instrumentariums Im Fokus steht dabei insbesondere die Tatsache dass die Kompetenz ob durch Restrukturierungsmassnahmen auf griechische Staatsanleihen ein credit event und damit die Auszahlung der CDS Pramien ausgelost wurde schlussendlich bei 15 Vertretern der Finanzindustrie lag die im europaischen Determination Committee vertreten sind Kritiker furchten unter anderem dass es dadurch zu Interessenskonflikten kommen kann 19 Literatur BearbeitenAllen amp Overy An Introduction to the Documentation of OTC Derivatives 2002 Ilsa Binder ISDA Dokumentation von Credit Default Swaps In Josef Gruber Walter Gruber und Hendryk Braun Hrsg Praktiker Handbuch Asset Backed Securities und Kreditderivate Strukturen Preisbildung Anwendungsmoglichkeiten aufsichtliche Behandlung Schaffer Poeschel Stuttgart 2005 ISBN 3 7910 2300 4 S 455 474 Sean M Flanagan The rise of a trade association Group interactions with the International Swaps and Derivatives Association In Harvard Negotiation Law Review Nr 6 2001 S 211 264 Paul Harding Mastering the ISDA Master Agreements A Practical Guide for Negotiation 3 Auflage Prentice Hall 2010 ISBN 978 0 273 72520 6 Bernadette Muscat OTC Derivatives Salient Practices and Developments Relating to Standard Market Documentation In Bank of Valletta Review Nr 39 2009Zum ISDA Master Agreement Paul Harding Mastering the ISDA Master Agreements A Practical Guide for Negotiation 3 Auflage Prentice Hall 2010 ISBN 978 0 273 72520 6 Johan Horst Lex Financiaria Das transnationale Finanzmarktrecht der International Swaps and Derivatives Association ISDA In Archiv des Volkerrechts AVR Band 53 Nr 4 2015 ISSN 0003 892X S 461 500 doi 10 1628 000389215X14551101169927 mohrsiebeck com Johan Horst Transnationale Rechtserzeugung Elemente einer normativen Theorie der Lex Financiaria Mohr Siebeck Tubingen 2019 ISBN 978 3 16 156812 1 Dissertation Universitat Bremen 2017 Gunter Reiner ISDA Master Agreement Kommentar C H Beck Munchen 2013 ISBN 978 3 406 63168 9 Henning von Sachsen Altenburg Die ISDA Master Dokumentation In Jean Claude Zerey Hrsg Finanzderivate Rechtshandbuch 2 Aufl Nomos Baden Baden 2010 ISBN 978 3 8329 5072 9 6 S 143 180 Dieter Zobl und Thomas Werlen 1992 ISDA Master Agreement Unter besonderer Berucksichtigung der Swapgeschafte Schulthess Polygraphischer Verlag Zurich 1995 ISBN 3 7255 3364 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber International Swaps and Derivatives Association im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Offizielle WebprasenzEinzelnachweise Bearbeiten About ISDA International Swaps and Derivatives Association abgerufen am 9 Marz 2012 englisch a b Allen amp Overy 2002 S 3 Flanagan 2001 S 232 von Sachsen Altenburg 2010 Rn 5 von Sachsen Altenburg 2010 Rn 7 Flanagan 2001 S 243 von Sachsen Altenburg 2010 Rn 7 f Flanagan 2001 S 245 Flanagan 2001 S 231 Flanagan 2001 S 245 f Muscat 2009 S 37 Allen amp Overy 2002 S 3 Allen amp Overy 2001 S 4 Uwe Jahn in Herbert Schimansky Hermann Josef Bunte und Hans Jurgen Lwowski Hrsg Bankrechts Handbuch Bd 1 4 Aufl C H Beck Munchen 2011 ISBN 978 3 406 61811 6 114 Ausserborsliche Finanztermingeschafte OTC Derivate Rn 61 Derzeit gibt es funf solcher Ausschusse Nord Mittel und Sudamerika Asien ohne Japan Japan Australien und Neuseeland Europa Mittlerer Osten und Afrika EMEA Vgl ISDA Determinations Committees effective 30 November 2011 Nicht mehr online verfugbar International Swaps and Derivatives Association archiviert vom Original am 26 Februar 2012 abgerufen am 11 Marz 2012 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www isda org a b Torsten Schwarze Reform der CDS Abwicklung durch Big Bang und Small Bang in 2009 In Zeitschrift fur Bank und Kapitalmarktrecht 1 2010 S 42 44 hier S 43 Vgl von Sachsen Altenburg 2010 Rn 14 HM Revenue amp Customs CFM13100 Understanding corporate finance derivative contracts documentation the ISDA Master Agreement Internet http www hmrc gov uk manuals cfmmanual cfm13100 htm abgerufen am 16 Marz 2012 von Sachsen Altenburg 2010 Rn 27 Vgl IFR Defending the ISDA Determinations Committee Memento des Originals vom 30 Dezember 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot uk reuters com Reuters 8 August 2011 abgerufen am 16 Marz 2012 Normdaten Korperschaft GND 5568606 0 lobid OGND AKS LCCN n95104576 VIAF 133510571 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title International Swaps and Derivatives Association amp oldid 232818644