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Indopazifisch ist eine von Joseph Greenberg 1971 vorgeschlagene Makrofamilie die ausser den Papua Sprachen Neuguineas und umliegender Inseln auch die andamanischen und tasmanischen Sprachen umfasst Diese indopazifische Hypothese fand nur sehr wenig Unterstutzung und wurde von den meisten Forschern abgelehnt Komponenten des Indopazifischen BearbeitenDie indopazifische Makrofamilie etablierte Joseph Greenberg in seinem Artikel The Indo Pacific Hypothesis von 1971 nachdem er seine erfolgreiche Klassifizierung der afrikanischen Sprachen abgeschlossen hatte Er fasste als indopazifisch folgende Sprachgruppen zusammen Indopazifisch Andamanisch die Sprachen der andamanischen Urbevolkerung West Indopazifisch Papua Sprachen von Halmahera Timor und West Neuguinea Nukleares Neuguinea Papua Sprachen aus Nord Sudwest Sud Zentral und Ostneuguinea Nordost Neuguinea Papua Sprachen aus Nordost Neuguinea Pazifisch Papua Sprachen der Archipele Neubritannien Bougainville Salomonen Santa Cruz Tasmanisch die ausgestorbenen Sprachen der tasmanischen UrbevolkerungDie australischen Sprachen schloss Greenberg vom Indopazifischen explizit aus Er begrundete seine indopazifische Hypothese durch elf umfangreiche grammatische Argumente und durch insgesamt 84 indopazifische Wortgleichungen die allerdings vor allem die Papua Sprachen heranziehen wahrend die andamanische Komponente nur in geringem Umfang die tasmanische kaum berucksichtigt wird Problematik und fehlende Akzeptanz BearbeitenEin Problem von Greenbergs Theorie bestand darin dass er sie weniger auf sprachlichen Gemeinsamkeiten als auf zeitgenossischen ethnologischen Thesen aufbaute Ausschlaggebend waren hierfur die Werke von Griffith Taylor Environment and Race 1927 wonach Tasmanier und Negritos u a Andamanen die erste Bevolkerungsschicht bildeten gefolgt von den Australiern den Papua den Melanesiern und schliesslich den Polynesiern Zu Zeiten Greenberg wurden auf Basis von Taylors Thesen unterschiedliche Bevolkerungswellen Modelle entwickelt wobei Greenberg die These unterstutzte dass Tasmanier Negritos und Papua zur selben Schicht gehoren Die indopazifische Hypothese fand daher in der Fachwelt fast keine Unterstutzung oder Akzeptanz obwohl sie im weitverbreiteten Buch des Greenberg Schulers Merritt Ruhlen A Guide to the World s Languages von 1987 ausfuhrlich beschrieben und vertreten wurde Dies hat mehrere Grunde Die etwa 800 sogenannten Papua Sprachen 4 Millionen Sprecher sind nur negativ als nicht austronesische Sprachen Neuguineas und umliegender Inselgruppen definiert sie bilden nach Auffassung fast aller Fachleute keine genetische Einheit sondern zerfallen in mindestens 12 separate Einheiten die nach heutigem Kenntnisstand nicht genetisch miteinander verwandt sind und funf isolierte Sprachen siehe die ausfuhrliche Darstellung im Artikel Papua Sprachen Die andamanischen Sprachen bilden eine kleine Sprachfamilie von 13 Sprachen davon sind neun ausgestorben die noch von maximal 500 andamanischen Ureinwohnern der Andamanen gesprochen werden Die tasmanischen Sprachen sind bereits im 19 Jahrhundert ausgestorben genauer die etwa 5000 tasmanischen Ureinwohner wurden von den englischen Kolonisatoren innerhalb von 80 Jahren ausgerottet 1888 starb der letzte reinblutige Tasmanier und mit ihm die tasmanische Sprache Die Aufzeichnungen uber die etwa zwolf Sprachen sind so durftig und fehlerhaft dass man nicht einmal feststellen kann ob sie zu einer oder mehreren Sprachfamilien gehoren Greenberg vereinigt also in seiner Hypothese sehr weit geographisch auseinanderliegende vollig inhomogene Sprachgruppen Dazu war der Kenntnisstand uber die Papua Sprachen 1971 noch relativ durftig der uber die andamanischen Sprachen noch weit geringer und Wissen uber die tasmanischen Sprachen aus den genannten Grunden kaum vorhanden Die Beschreibung des Tasmanischen umfasst in der genannten Arbeit Greenbergs nur funf Zeilen von insgesamt etwa 30 Seiten Greenberg hatte naturlich nicht die Moglichkeit auf rekonstruierte Protosprachen seiner Gruppen zuruckzugreifen sondern wahlte fur seine Wortgleichungen willkurlich aus den vielen Sprachen der einzelnen Gruppen ahnlich aussehende Worter mit ahnlichen Bedeutungen aus Alles in allem ist es so nicht verwunderlich dass die indopazifische Hypothese keine Unterstutzung oder auch nur Beachtung fand und inzwischen wahrscheinlich vergessen ware wenn Ruhlen sie nicht in seinem zitierten Buch popularisiert hatte Von allen von Greenberg vorgeschlagenen Makrogruppierungen hatte das Indopazifische den geringsten Erfolg Literatur BearbeitenJoseph Greenberg The Indo Pacific Hypothesis In Thomas A Sebeok Hrsg Current Trends in Linguistics Vol VIII Linguistics in Oceania Mouton Den Haag 1971 Wieder abgedruckt in Greenberg 2005 Joseph Greenberg Genetic Linguistics Essays on Theory and Method Edited by William Croft Oxford University Press 2005 Merritt Ruhlen A Guide to the World s Languages Edward Arnold London 1987 Erweiterte Paperback Ausgabe 1991 John Lynch Pacific Languages An Introduction University of Hawai i Press Honolulu 1998 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Indopazifisch amp oldid 214746526