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Die indischen Tamilen indischstammigen Tamilen oder Hochlandtamilen sind derjenige Teil der tamilischen Bevolkerung Sri Lankas deren Vorfahren wahrend der britischen Kolonialzeit ab 1840 grosstenteils als Plantagenarbeiter aus Sudindien Tamil Nadu einwanderten Sie unterscheiden sich sprachlich kulturell und vom Selbstverstandnis von den einheimischen Sri Lanka Tamilen Die rund 840 000 indischstammigenen Tamilen stellen 4 2 Prozent der Bevolkerung Sri Lankas 2012 Die meisten indischstammigen Tamilen leben im Hochland Sri Lankas Nur im Distrikt Nuwara Eliya stellen sie die Bevolkerungsmehrheit Grosstenteils sind sie als Arbeiter auf Teeplantagen beschaftigt Bevolkerungsanteil der indischen Tamilen in Sri Lanka nach der Volkszahlung 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnung 2 Geschichte 2 1 Kolonialgeschichte 2 2 Nach der Unabhangigkeit 2 3 Ethnischer Konflikt 2 4 Bevolkerungsentwicklung 3 Demografie 4 Kultur 5 Religion 6 Einzelnachweise 7 LiteraturBezeichnung Bearbeiten nbsp Die meisten indischen Tamilen in Sri Lanka leben auf Teeplantagen im zentralen Hochland der Insel Im offiziellen sri lankischen Sprachgebrauch werden die Tamilen deren Vorfahren aus Indien stammen als indische Tamilen englisch Indian Tamils Tamil இந த யத தம ழர Intiyat tamiḻar bezeichnet Viele Angehorige dieser Bevolkerungsgruppe empfinden die Bezeichnung indische Tamilen aber als diskriminierend da sie ihnen implizit ihr Srilankischsein abspricht Sie bevorzugen daher die Bezeichnung Hochlandtamilen englisch Up Country Tamils oder Hill Country Tamils Tamil மல யகத தம ழர Malaiyakat tamiḻar die ihre Verbindung zum zentralen Hochland Sri Lankas unterstreicht Da ein Grossteil der indischen Tamilen in Sri Lanka auf Teeplantagen arbeitet wird haufig auch die Bezeichnung Plantagentamilen englisch Estate Tamils oder Plantation Tamils Tamil த ட டத தம ழர Tōṭṭat tamiḻar verwendet die jedoch wegen des geringen Prestiges der Plantagenarbeit oft als stigmatisierend empfunden wird Viele indische Tamilen die in Stadten wie Colombo leben lehnen auch den Begriff Hochlandtamilen ab da sie nicht mit den statusniedrigen Plantagenarbeitern in Verbindung gebracht werden wollen und bezeichnen sich stattdessen als indischstammige Tamilen englisch Indian origin Tamils இந த ய வம ச வள த தம ழர Intiya vamcavaḷit tamiḻar 1 Geschichte BearbeitenKolonialgeschichte Bearbeiten nbsp Tamilische Plantagenarbeiterin auf Ceylon 1907 Fur den Aufbau einer grossen Plantagenwirtschaft in Sri Lanka damals Ceylon konnten die Briten ab Anfang des 19 Jahrhunderts den Bedarf an Arbeitern durch die lokale meist singhalesische Bevolkerung nicht mehr decken Deshalb wurden indische Tamilen aus Sudindien Tamil Nadu als Gastarbeiter auf die Insel geholt Zunachst war die Plantagenwirtschaft der Englander auf Ceylon auf den Anbau von Kaffee orientiert eine Blattkrankheit fuhrte jedoch dazu dass Tee zum wichtigsten Anbauprodukt wurde Hierfur waren ganzjahrige Arbeitskrafte notwendig Mit dem Aufschwung des Teeanbaus holten die Arbeiter ihre Familien nach 2 Sie siedelten sich vor allem im Teeanbaugebiet im zentralen Hochland der Insel an 3 Nicht alle indischen Tamilen kamen als Plantagenarbeiter nach Sri Lanka Rund ein Viertel von ihnen waren Handler Geldverleiher oder ubten andere Berufe aus Der Anteil der indischen Tamilen uberschritt bald den der einheimischen Tamilen Ihren hochsten Wert erreichten sie in den 1930er Jahren mit 15 Prozent an der Gesamtbevolkerung gegenuber 11 Prozent Anteil der einheimischen Tamilen 2 Nach der Unabhangigkeit Bearbeiten Nach der Unabhangigkeit Ceylons vom Britischen Weltreich im Jahr 1948 anderte sich die Situation der indischen Tamilen in Sri Lanka Im Ceylon Citizenship Act von 1948 wurde ihnen kollektiv die Staatsburgerschaft entzogen 780 000 meist schon in Sri Lanka geborene Tamilen indischer Abstammung wurden staatenlos Vordergrundig wurden dazu singhalesisch nationalistische Erklarungen abgegeben Allerdings wurde dieser Schritt auch von bedeutenden Vertretern der einheimischen Tamilen wie Ponnambalam Ramanathan unterstutzt der durch die indischen Tamilen den Einfluss und die kulturelle Eigenstandigkeit seiner Bevolkerungsgruppe gefahrdet sah Der kurz nach der Unabhangigkeit 1948 verabschiedete Ceylon Citizenship Act 4 schloss die vor allem im Norden lebenden fruh zugewanderten ethnischen Sri Lanka Tamilen von der ceylonesischen Staatsangehorigkeit aus 5 Etwa elf Prozent der Bevolkerung wurden somit staatenlos Der Indian and Pakistani Residents Citizenship Act 6 im Folgejahr erlaubte zwar den Erwerb der Staatsburgerschaft nach 7 10 Jahren forderte aber ein extrem hohes Mindesteinkommen von rund 875 000 Antragen wurden nur 135 000 positiv beschieden 1964 und 1974 wurden zwischen Indien und Sri Lanka zwei Vertrage ausgehandelt die die Repatriierung von 600 000 Tamilen indischer Abstammung nach Indien vorsahen 7 375 000 indischen Tamilen wurden unter strengen Konditionen die sri lankische Staatsburgerschaft zugesprochen In der Folgezeit bemuhte sich die Regierung um die Abschiebung der nicht eingeburgerten indischen Tamilen Dies gestaltete sich jedoch schwierig vor allem wegen der schlechten Verwaltung und der Ablehnung der Tamilen in ein fur sie fremdes Land auszuwandern So konnten auch uber zehn Jahre spater nur etwa die Halfte aller indischen Tamilen nach Indien abgeschoben werden In den Jahren 1984 1985 verfugte die Regierung eine generelle Einburgerung fur alle verbliebenen Tamilen indischer Abstammung in Sri Lanka Dies geschah um weitere Interventionen Indiens in Sri Lanka zu unterbinden Den nach 1982 nach Indien gelangten tamilischen gut 300 000 Kriegsfluchtlingen von denen 2018 noch ca 101 000 dort lebten wird die indische Staatsangehorigkeit verwehrt Ethnischer Konflikt Bearbeiten Nach der Unabhangigkeit verscharfte sich in Sri Lanka der ethnische Konflikt zwischen der singhalesischen Mehrheit und der tamilischen Minderheit Vor allem die einheimischen Tamilen im Norden und Osten Sri Lankas forderten Autonomie fur die Tamilengebiete oder gar einen unabhangigen Staat Tamil Eelam Auch wenn sich die indischen Tamilen in Sri Lanka nicht direkt an diesem Konflikt beteiligten waren auch sie von den anti tamilischen Pogromen betroffen die 1958 1977 und 1983 Schwarzer Juli stattfanden Die Spannungen mundeten schliesslich in einen Burgerkrieg der zwischen 1983 und 2009 zwischen der sri lankischen Regierung und tamilischen Rebellenorganisationen vor allem den Liberation Tigers of Tamil Eelam LTTE ausgetragen wurde Zwar betonten die srilankatamilischen Separatisten die Solidaritat aller Tamilen doch waren sie kaum an den Belangen der indischstammigen Tamilen interessiert Auch der geforderte Staat Tamil Eelam hatte nicht die Siedlungsgebiete der indischen Tamilen im Zentrum Sri Lankas umfasst Auch wenn viele indischstammige Tamilen mit der LTTE sympathisierten sahen sie ihre Zukunft daher eher in einem multiethnischen Sri Lanka Gleichwohl waren auch sie angesichts der Polarisierung durch den ethnischen Konflikt zunehmender Diskriminierung durch die singhalesische Bevolkerungsmehrheit ausgesetzt 8 Bevolkerungsentwicklung Bearbeiten Bei der sri lankischen Volkszahlung werden seit 1911 indische und sri lankische Tamilen separat gezahlt Die folgende Tabelle zeit die Anzahl der indischen Tamilen in Sri Lanka sowie ihren Anteil an der Gesamtbevolkerung seit 1911 9 Jahr Zahl Prozent1911 531 000 12 8 1921 602 700 13 4 1931 818 500 15 4 1946 780 600 11 7 1953 974 100 12 0 1963 1 123 000 10 6 1971 1 174 900 9 3 1981 818 700 5 5 2001 855 000 5 1 2012 842 300 4 2 Demografie Bearbeiten nbsp Tamilische Arbeiterinnen auf einer Teeplantage in Sri LankaNach der Volkszahlung 2012 leben in Sri Lanka rund 840 000 indische Tamilen was einem Anteil von 4 2 Prozent an der Gesamtbevolkerung entspricht 10 Die Zensusdaten beruhen allein auf den Angaben der Befragten Wahrscheinlich identifizierten sich viele indischstammige Tamilen bei der Volkszahlung als Sri Lanka Tamilen Die tatsachliche Anzahl der indischen Tamilen in Sri Lanka durfte also noch hoher liegen auch wenn sie sich nicht genau beziffern lasst 11 Fast 90 Prozent der indischen Tamilen leben im Hochland im Zentrum Sri Lankas wo sich die Teeplantagen befinden Am hochsten ist ihr Anteil im Distrikt Nuwara Eliya wo sie mit 53 Prozent die Bevolkerungsmehrheit stellen Auch in den Distrikten Badulla Kandy Ratnapura Kegalle und Matale gibt es eine nennenswerte indisch tamilische Bevolkerung 10 Nach wie vor ist ein grosser Teil der indischstammigenen Tamilen auf Teeplantagen ansassig Nach der Volkszahlung 2012 lebten 81 Prozent der indischen Tamilen in Sri Lanka auf Plantagen Gleichzeitig waren 75 Prozent der auf Plantagen ansassigen Bevolkerung indische Tamilen 12 Kultur BearbeitenDie soziale Struktur der indischen Tamilen ist dieselbe wie im landlichen Tamil Nadu Die Gemeinschaft ist durch das Kastensystem bestimmt Auf den Teeplantagen ist die Teefabrik das Zentrum aller Aktivitaten Die tamilischen Arbeiter leben auf der Teeplantage die ihr gesamtes Leben bestimmt Bis heute sind die Teepfluckerinnen in Sri Lanka ausnahmslos indische Tamilinnen Die Manner sind fur Arbeiten in der Fabrik und zum Zuschneiden der Teebusche verantwortlich Zur Armut und zur Isolation der Plantagenarbeiter beigetragen haben auch die Jahrzehnte in denen indische Tamilen keine Staatsburger Sri Lankas waren Sie waren keine Wahler und keine politische Gruppierung hat sich fur ihre Interessen starkgemacht Die Kindersterblichkeit und Unterernahrung bei indisch tamilischen Kindern liegt weit uber dem Landesdurchschnitt Die eigene Stellung in der Gesellschaft ist dadurch gepragt in welche Kaste man geboren wurde Dabei unterscheidet sich das Kastensystem der indischen Tamilen von dem der einheimischen Sri Lanka Tamilen in einigen Punkten Als hohere Kasten angesehen werden die Vellalas Kallar Agamudaiyar Maravar Naidus Reddiars und Nairs sie haben bessere Wohnmoglichkeiten und Arbeitsplatze Die harteren korperlichen Arbeiten werden meistens von den Mitgliedern der als niedrig angesehenen Kasten wie Pallars Paraiyars und Sakkiliar verrichtet Das Kastensystem spielt gerade bei den indischen Tamilen noch eine grosse Rolle wobei es auch hier zu Modernisierungen kommt Siehe auch Kastensystem in Sri LankaReligion BearbeitenEtwa 90 Prozent der indischen Tamilen sind Hindus etwa 8 Prozent Christen davon die meisten Anglikaner und Katholiken und etwa 2 Prozent Muslime Einzelnachweise Bearbeiten Daniel Bass Everyday Ethnicity in Sri Lanka Up Country Tamil Identity Politics Routledge London New York 2013 S 63 71 a b Jakob Rosel Sri Lanka In Wolfgang Gieler Hrsg Handbuch der Auslander und Zuwanderungspolitik Von Afghanistan bis Zypern LIT Berlin Hamburg Munster 2003 S 601 Jakob Rosel Der Burgerkrieg auf Sri Lanka Singhalesische Hegemonie und tamilische Irredenta In Reinhard Mutz Ulrich Ratsch Bruno Schoch Hrsg Friedensgutachten 2000 LIT Berlin Hamburg Munster 2000 S 310 18 of 1948 vom 20 Aug in Kraft 15 Nov Der Ceylon Parliamentary Elections Amendment Act 48 of 1949 entzog ihnen auch das Wahlrecht Unterschieden werden die kolonialzeitlichen Zuwanderer die vor allem auf den Teeplantagen im Hochland leben 4 der Bevolkerung und die Jaffa Tamilen 11 2 Weiterfuhrend Peebels Patrick Plantation Tamils of Ceylon 2001 Leicester Univ Press ISBN 0718501543 3 of 1949 Nehru Kotelawala Pact 18 Jan 1954 Agreement on Persons of Indian Origin in Ceylon 30 Okt 1964 bekannt als Indo Ceylon Agreement oder Sirima Shastri Pact Sirimavo Gandhi Pact 28 Juni 1974 indischerseits gekundigt 1982 Weiterfuhrend Pillai R S Indo Sri Lankan Pact of 1964 and the Problem of Statelessness A Critique Afro Asian Journal of Social Sciences Vol 3 2012 3 S 1 14 Bass 2013 S 4 8 53 Department of Census and Statistics Sri Lanka Population by ethnic group census years Internet Archive a b Department of Census and Statistics Sri Lanka Population by ethnic group according to districts 2012 Bass 2013 S 61 63 Department of Census and Statistics Sri Lanka Census of Population and Housing 2012 Sri Lanka Population Tables S 19 Literatur BearbeitenDaniel Bass Everyday Ethnicity in Sri Lanka Up Country Tamil Identity Politics Routledge London 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Indische Tamilen in Sri Lanka amp oldid 221286558