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Die Hypothese permanenter Einkommen ist eine Hypothese in der Makrookonomie gemass derer private Haushalte ihre Konsumentscheidungen an ihrem permanenten Einkommen also dem durchschnittlichen Lebenszeiteinkommen ausrichten Sie geht massgeblich auf Milton Friedmans Werk A Theory of the Consumption Function von 1956 zuruck Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Dogmatischer Ansatz 3 Politische Implikationen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenBei der makrookonomischen Betrachtung von Erwartungen und Konsumnachfrage fur einen langeren Zeitraum konnen die zum Beispiel im IS LM Modell getroffenen temporaren Annahmen nicht weiterverwendet werden Vielmehr existieren verschiedene Einkommenshypothesen die mittels unterschiedlicher Ansatze valide Prognosen zu treffen versuchen Gemass der Hypothese treffen die privaten Haushalte ihre Konsumentscheidung nicht auf Basis ihres kurzfristig verfugbaren Einkommens sondern auf Basis ihres permanenten Einkommens Das permanente Einkommen ist das durchschnittliche Einkommen je Periode das ein Haushalt bei Berucksichtigung eines langeren Zeithorizonts erwartet Die Schlussfolgerung der Hypothese ist dass vorubergehende kurzfristige Einkommensanderungen der Konsumenten nur geringe Auswirkungen auf deren Konsumausgaben haben marginale Konsumneigung ist sehr klein wahrend permanente Einkommensanderungen grossere Auswirkungen auf das Konsumverhalten haben konnen 1 Wie auch die Lebenszyklushypothese ist die Hypothese des permanenten Einkommens eine Weiterentwicklung der keynesianischen Konsumfunktion Dogmatischer Ansatz BearbeitenHaushalte verdienen in jeder Periode t displaystyle t nbsp ein bestimmtes Einkommen Y t displaystyle Y t nbsp welches verschieden vom Einkommen der Folgeperiode t 1 displaystyle t 1 nbsp Y t 1 displaystyle Y t 1 nbsp sein kann Dabei wird der Einfachheit halber ein unendlicher Zeithorizont zugrunde gelegt der sich mit Vererbungsmotiven ubersetzen lasst Das Einkommen setzt sich dabei aus den Gegenwartswerten von Arbeitseinkommen Finanzeinkommen und Unternehmenseinkommen zusammen Das Gesamtvermogen X t displaystyle X t nbsp ergibt sich als Summe aller abgezinster zukunftiger Einkommen X t Y t d Y t 1 1 r t Y t n 1 r t n 1 displaystyle X t Y t d frac Y t 1 1 r t ldots frac Y t n 1 r t n 1 ldots nbsp Das permanente Einkommen Y t displaystyle tilde Y t nbsp ist der gewichtete Durchschnitt aller zukunftigen Einkommen im Zeitpunkt t displaystyle t nbsp Damit lasst sich das Vermogen alternativ als Summe des harmonischen Mittels als Summe der abgezinsten Strome permanenter Einkommen darstellen X t Y t Y t 1 r t Y t 1 r t n 1 Y t 1 1 1 r t 1 1 r t n 1 displaystyle X t tilde Y t frac tilde Y t 1 r t ldots frac tilde Y t 1 r t n 1 ldots tilde Y t left 1 frac 1 1 r t ldots frac 1 1 r t n 1 ldots right nbsp Nach einfacher Algebra lasst sich die Summe reduzieren X t Y t 1 1 1 1 r t Y t 1 r t r t displaystyle X t tilde Y t frac 1 1 frac 1 1 r t tilde Y t frac 1 r t r t nbsp Das permanente Einkommen kann somit als ewige Rente auf das Vermogen eines Wirtschaftssubjektes verstanden werden Y t r t X t 1 r t displaystyle tilde Y t frac r t X t 1 r t nbsp Die entsprechende Konsumfunktion lautet dann C t C Y t C r t X t 1 r t displaystyle C t C tilde Y t C left frac r t X t 1 r t right nbsp Politische Implikationen BearbeitenDie Hypothese kann erklaren warum Konsumanreize fur Haushalte durch Steuersenkungen oder ahnliches nicht die von der keynesianischen Theorie vorhergesagten Effekte auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage haben In der keynesianischen Theorie ist namlich die Grenzneigung zum Konsum als konstant angekommen Das bedeutet dass ein Haushalt von jedem zusatzlich verfugbaren Euro Einkommen den gleichen Anteil in den Konsum steckt Dem gegenuber steht die Hypothese permanenter Einkommen gemass welcher die Grenzneigung zum Konsum vom Vermogen des Haushalts abhangt Entsprechend wird eine einmalige Erhohung des Einkommens zu geringeren Effekte fuhren weil die Haushalte die Gewinne uber einen langeren Zeithorizont strecken Matthew D Shapiro und Joel Slemrod fanden 2003 in ihrem Aufsatz Consumer Response to Tax Rebates empirische Evidenz fur diese eine Sichtweise 2 Literatur BearbeitenMilton Friedman A Theory of the Consumption Function Princeton University Press Princeton NJ 1956 ISBN 978 0 691 13886 2 S 296 englisch nber org PDF Franz W Peren Einkommen Konsum und Ersparnis der privaten Haushalte in der Bundesrepublik Deutschland seit 1970 Analyse unter Verwendung makrooekonomischer Konsumfunktionen Peter Lang Frankfurt am Main Bern New York 1986 ISBN 3 8204 9006 X Einzelnachweise Bearbeiten A Two Period Model The Consumption Savings Decision and Credit Markets In Stephen D Williamson Macroeconomics Pearson Canada 2010 ISBN 978 0 321 66140 1 Shapiro Matthew D und Joel Slemrod Consumer Response to Tax Rebates In American Economic Review Band 93 Nr 1 2003 S 381 396 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hypothese permanenter Einkommen amp oldid 184722151