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Das Huygenssche Okular wurde im 17 Jahrhundert vom niederlandischen Astronom Mathematiker und Physiker Christiaan Huygens entwickelt und ist somit eines der altesten Linsensysteme Huygens optische Berechnungen hatten gezeigt dass durch eine Aufteilung der damals ublichen plankonvexen einzelnen Okular Linse in zwei Einzellinsen die Farbfehler chromatische Aberration im achsnahen Bereich der Linse sowie spharische Aberrationen und der Astigmatismus verringert werden konnten Inhaltsverzeichnis 1 Historische Entwicklung 2 Aufbau 3 Heutige Verwendung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseHistorische Entwicklung BearbeitenChristiaan Huygens begann im Jahre 1653 sich fur die Theorie der Linsen zu interessieren woraufhin sich sein ihm nahestehender Bruder Constantijn Huygens seinem Vorhaben anschloss und sie sich gemeinsam die Kunst des Linsenschleifens aneigneten um Linsen Linsensysteme sowie Teleskope herstellen zu konnen Die Ergebnisse der geschliffenen Linsen waren anfanglich gut bis hin zu einer exzellenten Schleiftechnik die zu dieser Zeit schon maschinell unterstutzt wurde 1 Huygens Theorie welche die Regeln fur das Verhaltnis zwischen Form der Linse und dem Mass der Aberration herleitete war zu seiner Zeit mehr als aussergewohnlich Diese war die Basis fur die Entwicklung seiner Linsen Linsensysteme und den damit verbundenen Teleskopen sowie Mikroskopen 2 Huygens gelang es 1662 durch unzahlige praktische Versuche ein Okular herzustellen von dem er anfanglich trotz Fehlern wie Farbsaumen am Rand in seinen Aufzeichnungen schlussfolgerte dieses nicht weiter verbessern zu konnen Wir geben hier wenn auch nicht die beste Kombination aller Linsen deren Erkundung lange dauern wurde und vielleicht unmoglich sein konnte so doch eine die durch die Erfahrung sich als tauglich erwiesen hat 3 Aus theoretischer Sicht naherte er sich ebenfalls der Entwicklung des Okulars Im Jahr 1666 ging Huygens davon aus die optimale Kombination eines konvexen Objektivs zusammen mit einem konkaven Okular berechnet zu haben um spharische Aberrationen aufzuheben Huygens beauftragte seinen Bruder seine optischen Berechnungen praktisch umzusetzen und ihm diese geschliffenen Linsen zukommen zu lassen Die Anfertigungen entsprachen jedoch nicht Christiaan Huygens Vorstellungen da trotz vermeintlich richtigen Berechnungen Aberrationen das optische Bild storten Er hinterfragte seine Theorie der gefertigten Linsen nicht sondern suchte den Grund bei der nicht ganz korrekten Ausfuhrung der Schleifung durch seinen Bruder und schlussfolgerte auf Grund dessen den Misserfolg Drei Jahre spater am 1 Februar 1669 gelang es ihm schlussendlich eine Konfiguration zweier Linsen welche die storenden Farben spharischen Aberrationen aufhob und das sogenannte Huygensche Okular konnte in Teleskopen sowie Mikroskopen Verwendung finden 4 Aufbau Bearbeiten nbsp Huygenssches OkularDas Huygenssche Okular setzte sich aus zwei plankonvexen Linsen bestehend aus der gleichen Glasart zusammen die durch eine Luftschicht voneinander getrennt sind Die planen Seiten der Linsen sind hierbei auf das Auge gerichtet Die grossere der beiden Linsen wird als Feldlinse oder Kollektivlinse die kleinere als Augenlinse welche wie eine Lupe wirkt bezeichnet Durch eine bestimmte Anordnung kann die chromatische Vergrosserungsdifferenz behoben werden Diese Platzierung der beiden Linsen impliziert dass die Brennweite der Feldlinse dreimal so gross wie die der Augenlinse sein muss und der Abstand sich auf die doppelte Brennweite der Augenlinse belauft Diese Okularkonstruktion wies immer noch Farbsaume auf jedoch gelang es Christiaan Huygens mit seiner Konstruktion die spharischen Aberrationen der Astigmatismus und die Verzerrungen zu verringern Das Huygensche Okular kann mitunter gestutzt durch die Verwendung bis heute als die wichtigste Verbesserung des Okulars im 17 Jahrhundert bezeichnet werden 5 Die Brennebene liegt zwischen den Linsen Wenn die Linsen aus Material mit identischen Brechungsindizes hergestellt wurden und das System mit einem ruhenden Auge als Teleskop fur die Beobachtung eines annahernd unendlich weit entfernten Objektes genutzt wird kann der ideale farbfehlerarmste Abstand der Linsen wie folgt berechnet werden d f A f B 2 displaystyle d frac f A f B 2 nbsp hierbei sind f A displaystyle f A nbsp und f B displaystyle f B nbsp die Brennweiten der beiden Linsen Heutige Verwendung BearbeitenDas optische Design des Huygens Okulars gilt heute als uberholt da man das Auge sehr dicht ans Okular fuhren muss Auch lasst es nur ein kleines Gesichtsfeld zu hat eine hohe Bildverzerrung besonders bei Teleskopen mit kleiner Brennweite und noch restliche Farbfehler Dennoch werden die Okulare bis heute in billigen Teleskopen und Mikroskopen verwendet da die Herstellung vergleichsweise gunstig ist Auch in der Optik wird dieses Linsensystem noch als Beispiel fur ein sehr einfaches zusammengesetztes Objektiv verwendet Der grosste Vorteil des Huygensschen Okulars zeigt sich bei der Sonnenbeobachtung mit der Projektionsmethode Denn die einzelnen Linsen sind nicht miteinander verklebt weshalb das System auch durch intensives Sonnenlicht kaum beschadigt werden kann Die Gefahr bei anderen Systemen besteht vor allem darin dass sich der Kitt zwischen den Linsen Kanadabalsam uberhitzt und dann auflost Schlieren bildet oder gar zu brennen beginnt Eine Weiterentwicklung des Systems ist das Kellner Okular oder das Mittenzwey Okular welches statt der plankonvexen Linsen zwei Menisken konkav konvex besitzt und dadurch ein grosseres Gesichtsfeld aufweist was sich auf bis zu 50 belauft Literatur BearbeitenFokko Jan Dijksterhuis Huygens und das Licht des 17 Jahrhunderts In Bohlmann Fink Weiss Hrsg Lichtgefuge des 17 Jahrhunderts Munchen 2008 Georg Franke Christian Huygens In Kurt Fassmann Hrsg Die Grossen der Weltgeschichte Zurich 1974 Ernst Gerlach Hrsg Leibnizens und Huygens Briefwechsel mit Papin Nebst der Biographie Papins und einigen zugehorigen Briefen und Actenstucken Berlin 1881 Dieter Gerlach Geschichte der Mikroskopie Frankfurt am Main 2009 Christiaan Huygens Dioptrique 1653 1666 1685 1692 Œuvres completes de Christiaan Huygens publiees par la Societe Hollandaise des Sciences Bande 13 1 und 13 2 Den Haag 1916 Vermij Rienk Newton and Huygens In Mandelbrote Pulte Hrsg The Reception of Isaac Newton in Europe London 2019 Joella Yoder Unrolling time Christiaan Huygens and the mathematization of nature Cambridge University Press New York 1988 ISBN 0 521 34140 X Einzelnachweise Bearbeiten Georg Franke Christian Huygens In Kurt Fassmann Hrsg Die Grossen der Weltgeschichte Band 5 Zurich 1974 S 996 1013 Fokko Jan Dijksterhuis Huygens und das Licht des 17 Jahrhunderts In Bohlmann Fink Weiss Hrsg Lichtgefuge des 17 Jahrhunderts Munchen 2008 S 59 77 Christiaan Huygens Dioptrique 1653 1666 Œuvres completes de Christiaan Huygens publiees par la Societe Hollandaise des Sciences Bande 13 1 Den Haag 1916 Fokko Jan Dijksterhuis Huygens und das Licht des 17 Jahrhunderts In Bohlmann Fink Weiss Hrsg Lichtgefuge des 17 Jahrhunderts Munchen 2008 S 59 77 Dieter Gerlach Geschichte der Mikroskopie Frankfurt am Main 2009 S 118 119 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Huygens Okular amp oldid 239334873