Heute in Jerusalem ist das Lied, mit dem die Sängerin Ina Wolf unter ihrem damaligen Künstlernamen Christina Simon am Eurovision Song Contest 1979 in Jerusalem teilnahm. Das Lied, dessen Text von André Heller stammt, erreichte unter 19 Beiträgen den geteilten letzten Platz. In mehreren Rezensionen wurden die künstlerischen Qualitäten hervorgehoben.
Heute in Jerusalem | |
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Christina Simon | |
Veröffentlichung | 31. März 1979 |
Länge | 3:09 |
Genre(s) | Chanson, Jazz-Rock |
Text | André Heller |
Musik | Josef Dermoser, auch Peter Wolf zugeschrieben |
Label | Polydor |
Entstehung Bearbeiten
Bereits auf den Konzerten seiner Tournee vom 23. bis 28. November 1975 in Israel hatte Heller ein hymnisches Lied Jetzt fahr’n wir nach Jerusalem gesungen, wovon auch Aufnahmen auf seinem 1978 veröffentlichten Live-Album Bitter und Süß erschienen.
Bei der Anmeldung zum Eurovision Song Contest wurde der Name Josef Dermoser als Komponist angegeben. Auf den nachfolgenden Schallplattenveröffentlichungen erschien dagegen der Name von Peter Wolf, der jedoch das Lied nach eigenen Angaben nicht geschrieben hat.
Peter Wolf war 1973 als Musiker in die Vereinigten Staaten übersiedelt und spielte in der Gruppe des Rockmusikers Frank Zappa. Christina Simon war 1977 ebenfalls in die USA gegangen, kehrte aber für gelegentliche Gastspiele nach Europa zurück.
Heller und Peter Wolf hatten zuvor schon zusammengearbeitet. 1978 erschien die Jazz-Rock-LP André Heller Poetic Sound – Music for Lovers and Loosers des Peter Wolf Objective Truth Orchestra, die allerdings eine reine Instrumentalplatte ist, und Wolf wirkte 1978 bei Hellers LP Basta mit.
Vorschau-Film Bearbeiten
Die Aufnahmen für das vorgeschriebene Vorschau-Video des Wettbewerbsbeitrages wurden im Römersteinbruch St. Margarethen gedreht, der heutzutage zu einer Opernbühne ausgebaut worden ist. Der Film zeigt, wie Simon die Strophe und den 1. Refrain unten vor einem hohen alleinstehenden Felsen singt; während der anschließenden Wiederholung des Refrains wird sie oben auf dem Felsen singend von der schwebenden Kamera umkreist.
Eurovisionswettbewerb Bearbeiten
Beim Eurovisionswettbewerb am 31. März 1979 wurde das Lied als vorletzter der 19 Beiträge dargeboten. Neben dem unterhalb der Bühne platzierten, von Richard Oesterreicher dirigierten Streichorchester wurde Simon durch eine Jazzband aus Saxophon, Klavier, Bass und Schlagzeug begleitet. Der Pianist an einem Konzertflügel und der Saxophonist Lou Marini waren im Bühnenhintergrund platziert.
In der Bewertung erhielt der Beitrag nur fünf Punkte, vier durch Italien und einen von Großbritannien. Es kam damit auf den letzten Platz, gemeinsam mit dem von Micha Marah gesungenen belgischen Beitrag Hey Nana.
Nach dem Wettbewerb Bearbeiten
Es wurden Singles des Liedes in einer deutschen und englischsprachigen Fassungen produziert, die sich allerdings nicht in der Verkaufscharts platzieren konnten.
Ina Wolf und Peter Wolf lebten von 1977 bis 1994 in den USA, wo der österreichische Komponist zu einem erfolgreichen Musikproduzenten wurde. Peter Wolf und Ina Wolf waren von 1979 bis 1995 ein Paar. Peter Wolf ließ die Eheschließung vor einem kalifornischen Gericht annullieren.
Den Appell „Erhebet euch“ zu Beginn der ersten Strophe
verwendete Heller erneut im Refrain seines Liedes Erhebet Euch Geliebte, das er im Konzert „Popstars gegen Pershing“ im Bochumer Ruhrstadion am 11. September 1982 aufführte und 1983 auf dem Album Stimmenhören veröffentlichte.
Rezeption Bearbeiten
Der amerikanische Journalist Ilan Seidner berichtete im Vorfeld:
Der Kabarettist Henning Venske schrieb in seinem Verriss der Jerusalemer Eurovisions-Veranstaltung:
Der Filmregisseur Eckhart Schmidt äußerte 1979, dass Heller, Wolf und Simon
Ein Fernsehbericht über das Lied und ein Studio-Interview mit Ina Wolf wurde am 9. Juli 2000 in der von Thaddäus Podgorski moderierten Sendung Déjà vu (ORF2) ausgestrahlt.
Kobi Oshrat, der Komponist und Dirigent des Siegerliedes „Hallelujah“, erinnerte sich in einem 2011 geführten Interview:
Singles Bearbeiten
- 1. Heute in Jerusalem, 2. Babaya (Musik: Peter Wolf, Text: Christina Simon), 1979, Polydor 2048 245
- 1. Jerusalem (englisch, Text: André Heller), 2. Babaya, 1979, Polydor 2048 246
Weblinks Bearbeiten
- Wolfgang Merkens: Von Wien nach Jerusalem, 8. Juli 2013.
- Heute in Jerusalem bei Discogs
Einzelnachweise Bearbeiten
- Siegfried Schmidt-Joos: Wein? wieder, Spiegel Nr. 50, 8. Dezember 1975
- “This year’s competition shows promise of being on a higher artistic level than previous ones. One reason for that is the Austrian entry, which is a song written by the poet Andre Heller, entitled Heute in Jerusalem, Today in Jerusalem. It pays homage to the city’s beauty, and expresses a yearning for peace. In a recent interview the poet said that Jerusalem ‚is hardly the right place for senseless pop rubbish.‘ The Israeli Eurovision producers could not be more in agreement with those sentiments. Their entire goal is to put on a top quality show”, Ilan Seidner: This Year in Jerusalem. Eurovision: Singing Spectacular, Israel Digest 1979, Band 22, S. World Zionist Organization, American Section, S. 64–65, S. 65
- Henning Venske: Begin, laß die Hosen runter, Konkret Nr. 5, 1979, S. 44–45
- Eckhart Schmidt: Heller hören heißt sehen, Du Nr. 7, 1979, S. 79
- ORF2, Deja vu (Folge 1), Espressorosi.at
- “Christina Simon was a great singer and her song was called ‘Heute in Jerusalem’. She was frustrated that she had not had any time yet to visit the city she was singing about. So I took her down to the old town and the Wailing Wall. She was moved when an orthodox Jew came my way, asking me to put on a tefillin (a set of black leather boxes containing scrolls inscribed with Torah verses, BT). Afterwards, she thanked me profusely and said: ‘Now at least I know what I will be singing about’. I loved her song, but it was doomed from the start: too jazzy and much too complicated for a song festival. Unfortunately, Austria finished last.”, Bas Tukker: And the conductor is … Kobi Oshrat (Porträt)
Vorgänger | Beitrag | Nachfolger |
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Mrs. Caroline Robinson (Springtime) | Österreich beim Eurovision Song Contest 1979 | Du bist Musik (Blue Danube) |