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Der Roman Heimatmuseum von Siegfried Lenz erschien im Jahr 1978 Der grossangelegte Roman ist stark autobiographisch gepragt und schildert den Einfluss der Kriege auf das schone und friedliche Masuren das zwischen die Fronten beider Weltkriege gerat Ahnlich wie sein fruheres Werk So zartlich war Suleyken ist dieser Roman eine Liebeserklarung an seine Heimat In ausfuhrlichen Beschreibungen der Menschen und ihrer Brauche sowie der Landschaft lasst Siegfried Lenz das alte Masuren wiederauferstehen so dass der Roman selbst zu einer Art Heimatmuseum fur Masuren wird 1 Inhalt BearbeitenDer Erzahler des Romans der Teppichwirker Zygmunt Rogalla liegt im Krankenhaus nachdem er sich beim Brand seines Hauses schwere Verletzungen zugezogen hat Dieser Brand ist allerdings nicht zufallig entstanden Vielmehr hat er selbst das Feuer im Nachbarhaus gelegt einem Heimatmuseum das den Landstrich Masuren im ehemaligen Ostpreussen zum Thema hatte Zygmunt Rogalla hat dieses Museum bei seiner Flucht aus seiner masurischen Heimat nach Westen mitgebracht und fand sich schliesslich in einer Situation wieder in der ihm keine Wahl blieb als es zu zerstoren Die Hintergrunde schildert er dem Freund seiner Tochter der ihn als Einziger aus der Familie am Krankenbett besucht in aller Ausfuhrlichkeit In seiner Kindheit die er in der fiktiven Stadt Lucknow in Masuren verbringt schliesst Zygmunt eine schicksalhafte Freundschaft mit dem gleichaltrigen Konrad Conny Karrasch dem Sohn des Gefangnisdirektors Damals erscheint ihm sein Heimatland ein idyllischer Ort zu sein noch das Stadtgefangnis wird als das schonste Gefangnis Masurens bezeichnet doch diese Idylle bekommt sehr schnell erste Risse Auf einer winterlichen Wolfsjagd werden beide Kinder Zeugen des Todes eines Angehorigen der polnischen Minderheit bei dem nicht klar wird ob es sich um einen Jagdunfall oder eine unerkannte Gewalttat handelt Als Schuler erleben sie den Ausbruch des Ersten Weltkrieges der fur Zygmunt mehrere Schicksalsschlage bereithalt so wird er als Plunderer beinahe exekutiert erlebt den Tod seines Vaters durch Granatenbeschuss und schliesslich werden Mutter und Sohn von dem unsympathischen Grossvater aus ihrem kleinen Haus vertrieben Zygmunts Onkel Adam nimmt die beiden auf Das ist ein Wendepunkt in Zygmunts Leben Denn sein Onkel Adam ist freiberuflicher Heimatforscher und sein Haus mit seinen Sammlungen ist schon ein Museum als die beiden dort einziehen Begeistert wird er der Gehilfe seines Onkels und auch seine Berufswahl als er nach Kriegsende die Schule verlasst hat einen starken Heimatbezug Er erlernt die Kunst des Webens masurischer Teppiche bei der grossten lebenden Meisterin dieses Fachs der Teppichwirkerin Sonja Turk die ihn als den einzigen Lehrling akzeptiert den sie je angenommen hat Zeit ihres Lebens wird sie ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen Konrad Karrasch wird zunachst Druckerlehrling Mag Onkel Adam als Heimatforscher ohne Ansehen der Sache sammeln was ihm in die Finger gerat solange es nur historische Zeugniskraft besitzt so ist er doch ein Teil der deutschen Honoratiorenschaft der Stadt und als nach dem Krieg im Jahr 1920 die Bevolkerung in Ost und Westpreussen vor die Wahl gestellt wird ob sie zu Deutschland oder zu Polen gehoren will greift er ohne Zogern auf die Bestande seiner Sammlung zuruck um Propaganda fur die deutsche Seite zu machen Durch Zufall entdeckt Zygmunt dass sein Freund Conny gemeinsam mit seinem Meister Weinknecht der fur Conny eine ebenso grosse Bedeutung hat wie Sonja Turk fur ihn Propagandaplakate fur Polen klebt Dessen ungeachtet ergibt sich eine Mehrheit fur Deutschland die wie ein Sieg gefeiert wird Scheinbar friedlich vergehen die Jahre Onkel Adam erkrankt an schwerem Gedachtnisverlust und kehrt irgendwann nicht mehr nach Hause zuruck Schliesslich erhalt Zygmunt Nachricht von seinem Unfalltod und ubernimmt nun das Museum als sein Erbe das in dieser Zeit auch den regularen Besucherbetrieb eroffnet Zygmunt beendet seine Ausbildung und erhalt seinen Meisterbrief Konrad Karraschs Talent fur Worte wird entdeckt und er wird vom Drucker zum redaktionellen Mitarbeiter der Lucknower Zeitung angetrieben vom Widerspruchsgeist gegen die uberall aufstrebende nationalistische Gesinnung die sich auch immer wieder in Aggressionen gegen die polnische Minderheit entladt An dem Tag als Zygmunt Connys Schwester Edith heiratet kann auch er nicht mehr die Augen verschliessen denn der Segen des Pfarrers geht in dem lautsprecherverstarkten Drohnen einer Hitlerrede unter Nach der Machtergreifung wird Zygmunt von den Behorden aufgefordert das Heimatmuseum im Sinne volkischer Kriterien neu zu organisieren und insbesondere alle Ausstellungsstucke herauszunehmen die auf slawische und insbesondere polnische Einflusse und Traditionen in Masuren hinweisen Er entzieht sich diesen Forderungen indem er sein Museum immer noch eine private Sammlung fur die Offentlichkeit schliesst Er und seine Familie sind damit zwar aus der Schusslinie doch die scheinbare Idylle um ihn herum wird immer bruchiger So liegt eines Tages ein Toter in der polnischen Arbeitersiedlung von Lucknow bei dem es sich um Connys Meister Weinknecht handelt und dessen Leichnam offensichtlich nach seinem Tode dorthin gebracht wurde um einen Vorwand fur die Deportation der Polen zu finden Conny Karrasch selbst schreibt eine launige Geschichte uber einen ortlichen Gedenktag zum Ersten Weltkrieg die zu seiner sofortigen Entlassung und zum Zwangsverkauf der Lucknower Zeitung fuhrt Und Orte und Menschen in Masuren legen im Rahmen einer freiwilligen Germanisierung ihre allzu slawisch klingenden Namen ab Als der Zweite Weltkrieg ausbricht wird Zygmunt nach kurzer Zeit zur Wehrmacht einberufen doch findet dieser Abschnitt seines Lebens nach einer Konfrontation mit polnischen Partisanen aufgrund einiger Granatsplitter in seinem Korper ein jahes Ende Solange der Krieg fur Deutschland gunstig verlauft scheint Masuren ansonsten davon nur zu profitieren wenn auch bald als erstes Menetekel ausgebombte Stadter aus dem Westen Deutschlands dorthin fliehen Und mit dem Kriegswinter 1941 42 und dem Stocken des deutschen Angriffs vor Moskau endet auch der allgemeine Optimismus Conny Karrasch klebt anonyme Plakate die zum Nachdenken ermahnen sollen Eine Weile lang bleibt er unentdeckt wird dann aber verhaftet kurz bevor die sowjetische Armee Masuren einschliesst Lucknow wird viel zu spat evakuiert und auf dem Fluchtlingstreck in den Westen sterben alle Mitglieder der Familie Rogalla ausser Zygmunt Er selbst findet sich mit dem letzten geretteten Inventar seines Heimatmuseums in Schleswig Holstein am Ufer der Schlei wieder Ein Neuanfang scheint zu gelingen Zygmunt heiratet zum zweiten Mal und mit der Hilfe seiner Frau und zudem seines Meisterschulers Marian und seines alten Mitschulers Simon Gayko die den Krieg uberlebt haben kann er nicht nur eine eigene Weberei grunden sondern in unmittelbarer Nachbarschaft dazu auch ein masurisches Kemenatenhaus errichten in dem das Heimatmuseum wiedereroffnet wird Am Tag der Eroffnung trifft er auch wieder mit seinem alten Freund Konrad Karrasch zusammen der die letzten Jahre in einem sowjetischen Straflager verbracht hat Aber der hat sich komplett verwandelt Aus dem Apostel der Toleranz gegenuber nationalen Minderheiten ist ein verbissener Verteidiger des Rechts auf Heimat geworden Das Verhaltnis der beiden Freunde bleibt kuhl Mit den Jahren wird Zygmunt ausserdem immer deutlicher vor Augen gefuhrt nicht zuletzt von seinen eigenen Kindern dass das Interesse an der alten Heimat nur bedingt auf die jungere Generation ubertragbar ist Er erkennt Niemand kann das Insekt im Bernstein zum Leben erwecken Umso bitterer stosst ihm das Verhalten von Conny Karrasch auf der immer starker dazu tendiert das Heimatmuseum fur politische Forderungen zu instrumentalisieren Als Karrasch zu diesem Zweck auch noch mit dem ehemaligen Nazi Statthalter von Lucknow paktiert und von Zygmunt dieselbe politisch motivierte Sauberung des Museumsinventars fordert der er sich unter den Nazis entzogen hat beschliesst Zygmunt die Zeugen der Vergangenheit endgultig vor solchem Missbrauch zu schutzen durch ihre Vernichtung Verfilmung Bearbeiten1988 erschien der Fernseh Dreiteiler Heimatmuseum unter der Regie von Egon Gunther und mit Helmut Zierl in der Rolle des Zygmunt Rogalla Einzelnachweise Bearbeiten Siegfried Lenz Heimatmuseum In Heidtmanns Bucher meinebuecher net abgerufen am 21 Mai 2018 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heimatmuseum Roman amp oldid 234952425