Die Dinefwr-Dynastie auch Haus Dinefwr war eines der Königshäuser von Wales, die auf Rhodri den Großen (walisisch Rhodri Mawr), auch Rhodri ap Merfyn Frych (Rhodri, Sohn des Merfyn des Sommersprossigen) (* ca. 820; † 878) zurückgehen. Dieser war König von Gwynedd (844 bis 878), König von Powys (854 bis 878) und König von Seisyllwg (855 bis 878) und damit Herrscher eines Großteils von Wales. Nach seinem Tod wurden seine Söhne Anarawd ap Rhodri, König von Gwynedd (878–916) und Cadell ap Rhodri, König von Seisyllwg zu Stammvätern zweier Linien. Die Linie des älteren Sohnes regierte das Königreich (später Fürstentum) Gwynedd bis 1283 (Gefangennahme von Dafydd III. Fürst von Gwynedd durch König Eduard I. von England).
Die hier zu behandelnde jüngere Linie, die von Rhodris jüngerem Sohn, Cadell ap Rhodri ausgeht, wurde als Dinefwr-Dynastie oder englisch „House of Dinefwr“ bezeichnet. Diese leitet ihren Namen von Dinefwr Castle (Burg Dinefwr) ab, die angeblich im 9. Jahrhundert von König Rhodri zur Sicherung seiner Herrschaft nahe der Stadt Llandeilo am Ufer des Flusses Tywi im heutigen Carmathenshire in Wales erbaut worden war. Da dessen Enkel, König Hywel Dda ap Cadell ap Rhodri die Festung Dinefwr zu seinem Regierungssitz machte, wurde deren Namen zur Bezeichnung der ganzen Dynastie. Diese Dynastie regierte das Königreich (später: Fürstentum) Deheubarth, das König Hywel Dda durch Zusammenlegung der walisischen Königreiche von Seisyllwg und Dyfed im ersten Jahrzehnt des zehnten Jahrhunderts geschaffen hatte, mit kurzen Unterbrechungen bis 1201, dem Tod von Gruffydd ap Rhys Fürst von Deheubarth (1197–1201) Dieser hinterließ zwei Söhne, die jedoch nicht als Fürsten nachfolgten.
Stammreihe (auszugsweise) Bearbeiten
- Cadell ap Rhodri, König von Seisyllwg (878–909) ⚭ Ne
- Hywel Dda (Howell der Gute), König von (fast) ganz Wales (909–950), König von Dyfed c. 904, König von Seisyllwg 909, König von Gwynedd 942 † 950 ⚭ Elen ferch Llywarch, T. v. Llywarch ap Hyfaidd König von Dyfed
Näherer Stammvater war:
- Owain ap Hywel Dda, König von Deheubarth (Seissllwg und Dyfed) (950–988), regiert gemeinsam mit seinen älteren Brüdern Rhodri († 953) und Edwin († 954), dann alleine. ⚭ Ne.
- Cadell ap Einion
- Maredudd ab Owain, König von Deheubarth (988–999) ⚭ Ne
Der nähere Stammvater war:
- Rhys ap Tewdwr, König von Deheubarth (1078–1093) ⚭ Ne
- Gruffydd ap Rhys, Fürst von Deheubarth (1135–1137); wurde zunächst nach Irland genommen, kehrte 1113 zurück und konnte 1135 die Herrschaft übernehmen. ⚭ 1.) Ne; ⚭ 2.) 1016 Gwenllian ferch Gruffydd, eine Tochter von Gruffydd ap Cynan, König von Gwynedd (1081–1137)
Der nähere Stammvater war:
- Rhys ap Gruffydd, Fürst von Deheubarth (1153–1197), Lord Rhys (* 1132, † 28. April 1197), ⚭ Gwenellian ferch Madog von Powys, Tochter von Madog ap Maredudd, König von Powys (1132–1160)
Nach seinem Tod kam das Fürstentum Deheubarth unter die Kontrolle der Fürsten von Gwynedd, wodurch die Angehörigen der Dinefwr-Dynastie statt als Könige oder Fürsten nur noch als „Lords“ – und das nur über einzelne Teile – des ihres ererbten Fürstentums herrschten.
- Maredudd ap Rhys, Lord von Cantref Brychan, † fällt 2. Juli 1201
- Maelgwn ap Rhys, Lord von Ceredigion (* ca. 1170, † 1230) (Nachkommen)
- Gwenellian ferch Rhys ⚭ Ednfed Fychan ap Cynwrig, Seneschall von Gwynedd (Ferner Stammvater des Hauses Tudor in männlicher Linie.)
Weitere Nachkommen Bearbeiten
Bemerkenswert sind zwei Nachkommen in weiblicher Linie die wohl zu den berühmtesten Walisern zählen:
- Owain Glyndŵr (um 1355–um 1416), war ein walisischer Nationalheld, der am Ende des 14. Jahrhunderts – vergeblich – versuchte, die Herrschaft Englands abzuschütteln und die walisische Unabhängigkeit wiederherzustellen (Rebellion von Owain Glyndŵr). Der Legende nach sei er nicht gestorben, sondern warte auf den richtigen Zeitpunkt, um die walisische Unabhängigkeit wiederherzustellen Er war in männlicher Linie ein Nachkomme von Gruffydd Maelor ap Madog, Lord von Powys Fadog. In weiblicher Linie stammte er von Gruffydd ap Rhys, Fürst von Deheubarth (1197–1201) aus der Dinefwr-Dynastie ab. Dies, da seine Mutter, Elen ferch Thomas (of Iscoed) eine Nachkommin 5. Generation von dessen Sohn, Owain ap Gruffydd († StrataFlorida 18. Jänner 1236) war.
- Owen Tudor (um 1400–1461) wurde durch seine Ehe mit der Witwe des englischen Königs Heinrich V., Catherine de Valois (1401–1437) zum Stammvater des Hauses Tudor, stammte in männlicher Linie von Ednyfed Fychan ap Cynwrig, Seneschall des Königreiches Gwynedd († 1246) ab. In weiblicher Linie war er unter anderem ein Nachkomme des Rhys ap Gruffydd, Fürst von Deheubarth (1153–1197) aus der Dinefwr-Dynastie, da dessen Tochter Gwenellian den oben genannten Ednyfed Fychan ap Cynwrig heiratete. Deren Enkel, Tudur Hen († 1311) war der Namensgeber der späteren Dynastie, die mit Gwenellians Nachkommen in siebter Generation, Harri Tewdwr, dem Enkel von Owen Tudor, als Heinrich VII. (1485–1509) den Thron von England bestieg.
Damit waren sowohl der größte walisische Rebell gegen die englische Herrschaft als auch der Waliser, der schließlich – in Umkehrung der Verhältnisse – die Herrschaft über das Königreich England übernahm, Nachkommen der Dinefwr-Dynastie.
Siehe auch Bearbeiten
Literatur Bearbeiten
- John Edward Lloyd: A history of Wales from the earliest times to the Edwardian conquest. Longmans, Green & Co., London 1911 (archive.org).
- John Davies: A History of Wales. Penguin Group, London 1993, ISBN 0-713-99098-8.
- Mike Ashley: The Mammoth Book of British Kings and Queens. Robinson, London 1999, ISBN 1-84119-096-9.
- Egerton Phillimore: The Annales Cambriae and Old Welsh Genealogies, from Harleian MS. 3859. In: Y Cymmrodor. The Magazine of the Honourable Society of Cymmrodorion. Band 9, 1888, S. 141–183 (archive.org).
- Burke’s Guide to the Royal Family. Burke’s Peerage Limited, London 1973 (archive.org).
Weblinks Bearbeiten
- Rhodri the Great (in englischer Sprache)
- Rhodri Mawr - King of Wales (Über das vermutlich von Rhodri erbaute Dinefwr Castle in Carmathenshire – in englischer Sprache)
- http://www.tudorhistory.org/
Einzelnachweise Bearbeiten
- Mike Ashley: The Mammoth Book of British Kings and Queens. S. 346.
- Burke’s Guide to the Royal Family. S. 323.
- ↑ Burke’s Guide to the Royal Family. S. 325.
- Burke’s Guide to the Royal Family. S. 326.