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Die Grosse Synagoge oder Stadtsynagoge in Wilna dem Jerusalem des Nordens war vor dem Zweiten Weltkrieg die grosste Synagoge Wilnas Sie wurde im 16 oder im 17 Jahrhundert als Neun Felder Synagoge auch als Vier Pfeiler Synagoge bekannt errichtet und im 18 Jahrhundert umgestaltet Sie zahlte zu den grossartigen Synagogen in Osteuropa 1 Die Grosse Synagoge und der Synagogenhof wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschadigt und in den 1950er Jahren von den Sowjetbehorden ganz abgerissen Grosse Synagoge in Wilno 1934 Modell der Grossen Synagoge 2018 Modell des Innenraums 2018 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Wiederentdeckung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Entstehung der Grossen Synagoge wird oft auf das Jahr 1573 datiert um das Jahr 1633 soll sie erweitert oder neu erstellt worden sein Carol Herselle Krinsky halt es fur wahrscheinlicher dass die Synagoge erst nach 1661 errichtet wurde als die Juden nach ihrer Vertreibung aus Wilna wieder in die Stadt zuruckkehren durften 2 In der Mitte des 18 Jahrhunderts wurde die Synagoge von dem deutschstammigen Wilnaer Johann Christoph Glaubitz im Stil der italienischen Renaissance umgestaltet Die Neuausstattung der Bima soll ein Geschenk von Judah ben Eliezer genannt Jesod gestorben 1762 gewesen sein Die Juden Wilnas waren fur ihre Gelehrsamkeit sowie fur ihre anti chassidische und anti mystische Einstellung bekannt In einem 1901 fertiggestellten Vorbau am Eingang zur Synagoge befand sich die bekannte Bibliothek von Matitjahu Straschun 1817 1885 mit schatzungsweise 35 000 Buchern 25 000 davon konnten nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit 15 000 Buchern aus der Bibliothek des YIVO nach New York gebracht werden wo sich heute das in Wilna entstandene YIVO befindet 3 Zwischen den beiden Weltkriegen lebten in Wilna mehr als 56 000 Juden die uber 40 der Stadtbevolkerung ausmachten Es gab uber hundert Synagogen viele davon meist wahrend des 19 Jahrhunderts erbaut und von der neuentstandenen Klasse judischer Industrieller finanziert Die Grosse Synagoge trug als die bedeutendste aller Wilnaer Synagogen den Titel Kleines Heiligtum in Anlehnung an den antiken Tempel in Jerusalem Im Zweiten Weltkrieg brannte die Synagoge wahrend der Schlacht um Wilna im Juli 1944 aus 4 Die nach dem Krieg ubriggebliebenen ausgebrannten Teile wurden abgetragen Der Synagogenkomplex wurde mit Wohnhausern uberbaut Drei Originalteile der Synagoge uberlebten die Zerstorung und wurden im Judischen Museum aufgestellt das nach Elija ben Salomon Zalman benannt ist Beschreibung BearbeitenDie Synagoge wurde als Neun Felder Synagoge oder auch Vier Pfeiler Anlage genannt mit Kreuzgewolbe uber einem zentralen Grundriss erbaut Der Bau war etwa funf Stockwerke hoch der Boden lag unterhalb des Strassenniveaus die Fenster waren hoch oben in die Mauer eingelassen Der Hauptraum mass 22 5 21 Meter Im Zentrum der Synagoge befand sich die Bima die von vier massiven toskanischen Saulen umgeben war Die nahe beieinander stehenden Saulen in der Raummitte bildeten ein kleines zentrales Mittelgewolbe Das mittlere Gewolbe wurde von acht grosseren Gewolbefeldern eingerahmt Der Scheitelpunkt erreichte in allen acht Gewolbefeldern die gleiche Hohe wodurch das Gewolbefeld des kleineren neunten Mittelfeldes betont wurde und wie eine besondere Kuppelform wirkte Durch den Grundriss mit neun Gewolbefeldern entstanden auf jeder der vier Seiten drei die Aussenmauer beruhrende Gewolbefelder In jedem Feld der Aussenmauer befand sich ein Fenster insgesamt zwolf Fenster Das Innere war auf die vier Pfeiler mit der Bima konzentriert In der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts wurde die Bima mit prachtigen Anlagen im spaten Rokokostil neu ausgestattet Diese bestanden aus einem Uberbau der auf zwolf Saulen ruhte Auch der Toraschrein wurde neu gestaltet Dieser erhielt Gesimse in Stein gemeisselte Reliefs mit gesprengten Giebeln und anderen Formelementen aus dem spaten Rokokostil Um 1800 wurde aussen eine mehrstockige holzerne Galerie im russischen Stil angebaut moglicherweise als Durchgang zum neuerstellten Frauenanbau Der Hof zur Hauptsynagoge war von mehreren kleinen Synagogen und Lehrhausern dem Ritualbad Brunnen Schlachthof und den Gemeindeburos umgeben In der Vorhalle der Synagoge befand sich bis ins 20 Jahrhundert ein Pranger der der rabbinischen Rechtsprechung diente Wiederentdeckung BearbeitenMit Hilfe eines Bodenradars haben Experten der Israelischen Antiquitatenbehorde im Juni 2015 unterirdische Uberreste der Grossen Synagoge und des Synagogenhofs entdeckt Die Reste befinden sich nun teilweise unter einer Schule und sollen ab dem darauffolgenden Jahr in einer Ausgrabung freigelegt werden 5 Im Stadtarchiv von Vilnius wurde eine Bauakte aus dem spaten 19 Jahrhundert gefunden die Plane zur Renovierung des Badehauses enthalt Das Badehaus hatte zwei Stockwerke viele Raume und ein grosses Nebengebaude Es gab zwei Mikwen Die Archaologen unter Leitung von Jon Seligman Israelische Altertumerbehorde Mantas Daubaras Litauische Kulturerbeorganisation und Richard Freund Hartford University konnten sich bei der Ausgrabung 2017 an diesen Informationen orientieren Sie stiessen im Juli auf die beiden gekachelten Ritualbader die den Zustand des fruhen 20 Jahrhunderts zeigen 6 Siehe auch BearbeitenGeschichte der Juden in Litauen Geschichte der Juden in Polen Liste von Synagogen in LitauenLiteratur BearbeitenCarol Herselle Krinsky Europas Synagogen Architektur Geschichte und Bedeutung Fourier Wiesbaden 1997 ISBN 3 925037 89 6 vor allem S 99 100 196 198 und 214 217 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grosse Synagoge Vilnius Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Carol Herselle Krinsky Europas Synagogen Architektur Geschichte und Bedeutung Fourier Wiesbaden 1997 S 99 100 Carol Herselle Krinsky Europas Synagogen Architektur Geschichte und Bedeutung Fourier Wiesbaden 1997 S 214 A Brief History of the Strashun Library Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive YIVO englisch Romuald Twardowski Bylo nie mielo Wspomnienia kompozytora Warszawa 2000 S 25 polnisch Newsletter der Botschaft des Staates Israel vom 30 Juli 2015 Two Ritual Baths Miqva ot of the Great Synagogue of Vilna are Exposed Seventy Years after their Destruction in the Holocaust In Israel Antiquities Authority Abgerufen am 17 Marz 2019 englisch 54 679712 25 284755 Koordinaten 54 40 47 N 25 17 5 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosse Synagoge Vilnius amp oldid 238472963