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Glis Glis ist eine Erzahlung des deutschen Schriftstellers Albert Vigoleis Thelen Der genaue Titel lautet Glis Glis Siebenschlafer Bilch Buchmaus Eine zoo gnostische Parabel Entstanden als Fingerubung eines Seh Gestorten Glis glis der Siebenschlafer Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehungsgeschichte 3 Rezeption 4 Form Sprache Parabel Deutungen 5 Literatur 5 1 Textausgaben 5 2 Zitat 5 3 Sekundarliteratur 6 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenIn der Bibel blieben der Siebenschlafer Glis glis sowie die anderen Bilche unbenannt und so beginnen die Tiere unerwartet fur die Menschen aus Rache einen Vernichtungsfeldzug gegen das Buch der Bucher und zernagen samtliche Exemplare Gift oder Steigerung der Bibelproduktionen konnen den Sieg der Tiere nicht verhindern Im zweiten nicht mehr fiktiven sondern autobiographischen Teil erzahlt der Autor der mit seiner Frau Beatrice das Schweizer Haus einer Millionarin als Einhuter und Diebsverbeller versorgt zum Beispiel von einem Bibelexemplar das in diesem Gebaude ebenfalls von Nagern zerstort worden ist In einem 46 seitigen Anhang befinden sich neben einigen Fotoabbildungen Kopien zahlreicher Briefe die der Autor in den Jahren 1967 1977 an den Verleger in Bezug auf die Veroffentlichung von Glis Glis verfasst hatte Entstehungsgeschichte BearbeitenNach der Anerkennung die sein Roman Die Insel des zweiten Gesichts erhielt litt Thelen darunter dass sein zweiter Roman Der schwarze Herr Bahssetup ein volliger Misserfolg wurde und wollte deshalb keine Prosa mehr schreiben Sein am 1 Mai 1959 fertiggestelltes Manuskript Glis Glis das zunachst keinen Verleger fand schenkte er deshalb dem befreundeten Hildesheimer Verleger Walter Georg Olms der es 1967 veroffentlichte Thelen litt an einem Augenleiden Glaskorperabhebung sein Kollege Karl Otten hatte ihm deswegen geraten einmal das Blindtippen zu probieren so ist der autobiographisch zu verstehende Untertitel Fingerubung eines Seh Gestorten entstanden Rezeption BearbeitenObwohl die Schriftstellerkollegen Robert Neumann und Erich Maria Remarque 1 die Erzahlung lobten war das Medienecho zunachst gering In der FAZ wurde die Neuauflage ausfuhrlich von Ulrich Holbein besprochen 2 der darauf hinwies dass Thelens Prosa heute die damals aktuellen Nachkriegstexte mittlerweile arg verblassen lassen und x mal mehr als diese vorauseilend heutige Situationen kommentieren Auch die Literaturwissenschaft beschaftigte sich mit der Erzahlung so untersuchte zum Beispiel der belgische Ordinarius fur Neuere Deutsche Literatur in Antwerpen Jean Paul Bier die zahlreichen Deutungs und Interpretationsmoglichkeiten des Textes 3 Form Sprache Parabel Deutungen BearbeitenDie Erzahlung ist eine Mischung aus Erzahlung und Essay von Phantasie und Realitat sowie von Komik und Grauen Sie beginnt wie ein Marchen Es war einmal ein Marchen das kam von weit her und variiert und kommentiert essayistisch das Grundthema der langsamen Zersetzung 4 In Wirklichkeit zerstoren ja nicht die Bilche das Buch der Bucher sondern es nagt der Zahn der Zeit daran die Rettungsversuche sind vergebens Jurgen Putz meint Thelens Abrechnung mit dem Katholizismus in der Insel 5 wird in der Parabel von der Vernichtung der Bibel endgultig zum Abschluss gebracht 6 Auffallend wie so oft bei Thelen sind sein Wortschatz bzw seine Wortbildungen fur Bilch finden sich zahlreiche Synonyme zum Beispiel feistwampige Zischmaus Billmaus Lullmaus Grauel Grauelratze Schrotmaus Schrotbille Zieseltier Relle Schrattratz Kellerscheuche Schlummerlunze wuhlender Vorscharr Oberschnoberer und weitere Jean Paul Bier analysiert in seiner Abhandlung 7 uber Glis Glis Thelens Sprache und zeigt zahlreiche Interpretationsmoglichkeiten auf er fasst zusammen Aus der realitatsfernen Parabel seines mythisch und anspielungsreich formulierten geistigen Abenteuers ergibt sich die spate Lebensweisheit dass der moderne marchenbedurftige Mensch den marchenzerstorerischen Kraften die er hervorgerufen hat nicht mehr gewachsen sei und schliesst etwas kritisch Es bleibt aber die Frage ob jener beklagte Zeitgenosse in seiner Rolle als Leser die Geduld aufzubringen vermag eine solche grandios versprachlichte Banalitat zu entratseln 8 Literatur BearbeitenTextausgaben Bearbeiten Glis Glis Siebenschlafer Bilch Buchmaus Eine zoo gnostische Parabel Entstanden als Fingerubung eines Seh Gestorten 2 Auflage mit Zeichnungen von Paul Konig Beigebunden sind faksimilierte Briefe 1967 1977 des Autors an Walter Georg Olms Olms Hildesheim Zurich New York 2001 ISBN 3 487 08432 5 Glis Glis Eine zoo gnostische Parabel Entstanden als Fingerubung eines Seh Gestorten G Olms Hildesheim 1967Zitat Bearbeiten Starr glaserten die Kugelglotzen mir entgegen unter dem herabfallenden Schweif dessen Grannen den Blick wie umflort erscheinen liessen Ich verlor die Fassung oder sei es dass ich sie erst recht gewann denn ich schleuderte einen Pickelhammer den ich des Stoberns wegen bei mir hatte gegen die unsattige Grauelratze die Kellerscheuche einer Apokalypse das kielkropfig scheusalige Untier meines Hexenspuks 9 Sekundarliteratur Bearbeiten A Jean Paul Bier Thelen erzahlt Marchen Betrachtungen zum mythischen Anspruch der Fabulierkunst in Glis Glis In Albert Vigoleis Thelen Herausgeber Jattie Enklaar und Hans Ester Rodopi Amsterdam 1988 ISBN 90 6203 820 4 B Ulrich Holbein Zieseltier und Lullmaus Albert Vigoleis Thelens Zoosophie der Siebenschlafer In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 13 Dezember 2001 C Werner Jung Albert Vigoleis Thelen In Kritisches Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur KLG Hrsg von Heinz Ludwig Arnold D Jurgen Putz Doppelganger seiner selbst Der Erzahler Albert Vigoleis Thelen Deutscher Universitats Verlag Wiesbaden 1990 ISBN 3 8244 4048 2 E Hermann Wallmann Laudatio auf Albert Vigoleis Thelen In Hommage a Albert Vigoleis Thelen Herausgeber Horst Winz Juni Monchengladbach 1989 ISBN 3 926738 04 9Einzelnachweise Bearbeiten Briefe des Autors an W Georg Olms In Textausgabe 2001 Seite 76 78 siehe Sekundarliteratur B Seite 46 siehe Sekundarliteratur A Seite 70 83 Sekundarliteratur A Seite 76 gemeint ist Albert Vigoleis Thelens Roman Die Insel des zweiten Gesichts Sekundarliteratur D Seite 56 Sekundarliteratur A Seite 70ff Sekundarliteratur A Seite 82 Textausgabe 2001 Seite 41 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glis Glis Erzahlung amp oldid 239269717