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George Otto Gey 6 Juli 1899 in Pittsburgh Pennsylvania 8 November 1970 in Baltimore Maryland war der Zellbiologe am Johns Hopkins Hospital der die Zelllinie von Henrietta Lacks Gebarmutterhalskrebs bekannt gemacht hat Er forschte dort 35 Jahre lang und war an verschiedenen wissenschaftlichen Durchbruchen beteiligt Inhaltsverzeichnis 1 Kindheit und Ausbildung 2 Wissenschaftliche Karriere 2 1 Geys Zellkulturmedium und die Technik der Huhnerblutabnahme 2 2 Tissue Culture Association TCA 2 3 Kontroversen 3 Privates Leben und Tod 4 Nachwirken 5 Auszeichnungen und Ehrungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseKindheit und Ausbildung BearbeitenGeboren wurde Gey am 6 Juli 1899 in Pittsburgh Pennsylvania Seine Eltern waren die deutschen Einwanderer Frank und Emma Gey Er hatte einen alteren Bruder und eine jungere Schwester Gey besuchte die Peabody High School und erwarb 1920 einen Abschluss in Biologie an der University of Pittsburgh 1 Er finanzierte sein Studium indem er als Tischler und Maurer arbeitete Um 1926 herum heiratete er Margaret K 1900 1989 und sie zogen spater nach Baltimore wo er sein Medizinstudium an der Johns Hopkins University absolvierte In diesem Zeitraum musste er sein Studium wegen finanzieller Schwierigkeiten immer wieder kurz unterbrechen 2 Wissenschaftliche Karriere Bearbeiten nbsp Erstes Foto von HeLa Zellen aufgenommen von Dr Gey 1951 Unmittelbar nach seinem Abschluss an der Johns Hopkins Universitat begann Gey seine 37 jahrige Dozententatigkeit an der renommierten Johns Hopkins Medical School 1 Im Jahr 1951 isolierte Geys Forschungsassistentin Mary Kubicek Zellen von einem Cervixtumor der in einer Patientin namens Henrietta Lacks entdeckt worden war Diese Zellen erwiesen sich als sehr aussergewohnlich da sie in einem Nahrmedium wachsen konnten welches durch eine von Gey selbst entwickelte Apparatur fortwahrend in Bewegung gehalten wurde Sie benotigten keine Glasoberflache um darauf zu wachsen und waren somit raumlich nicht limitiert 3 Sobald Gey der Robustheit und Langlebigkeit dieser Zellen die er HeLa Zellen nannte gewahr wurde begann er sie mit wissenschaftlichen Kollegen uberall auf der Welt zu teilen und der Gebrauch von HeLa Zellen fand weite Verbreitung 4 Die Zellen wurden bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen Kinderlahmung verwendet ermoglichten den ersten Klon einer menschlichen Zelle trugen zu der Entdeckung bei dass Menschen 46 Chromosomen besitzen und kamen bei der Entwicklung der In Vitro Fertilisation zum Einsatz Zu der Zeit als Gey in einer kurzen Veroffentlichung auf seinen eigenen Beitrag bei der Entwicklung dieser Zelllinie verwies waren die Zellen bereits bei Wissenschaftlern auf der ganzen Welt in Gebrauch 5 Das ungewohnliches Wachstumsvermogen der HeLa Zelllinie hatte allerdings auch den Effekt dass durch sie zahlreiche Zellkulturen verunreinigt und dadurch Jahre an Forschungsarbeit zunichtegemacht wurden wie Stanley Gartler 1966 herausfand 3 Wie sich herausstellte konnten die Zellen durch Staubpartikel ungewaschene Hande oder gebrauchte Pipetten weitergetragen werden und so in andere Zellkulturen geraten 6 Durch ihr Wucherungsverhalten konnte bereits eine einzige dieser Zellen eine komplette Kultur verdrangen Geys Zellkulturmedium und die Technik der Huhnerblutabnahme Bearbeiten Gey und seine Ehefrau entwickelten ihr eigenes Nahrmedium auf dem Zelllinien fortbestehen konnten Ihre grosste Schwierigkeit dabei war die Kontaminierung Georgs biologische Grundausbildung hatte ihn nicht auf Verunreinigungsprobleme in Fallen wie diesem vorbereitet und seine Frau Margaret brachte hier das erforderliche Wissen mit ein Die Rezepte fur die Zellkultur wurden wiederholt geandert und modifiziert Eines von ihnen enthielt ungewohnliche Zutaten wie Huhnerblut und Kalberfoten So kamen die beiden Eheleute auf die Technik der Huhnerblutabnahme welche sie schliesslich zu Papier brachten und anderen interessierten Forschern zuganglich machten Es handelt sich hier um eine Methode einem Haushuhn Blut zu entnehmen indem man es gewaltsam an Fussen und Hals befestigt und ihm dann eine Injektionsnadel ins Herz fuhrt 7 Tissue Culture Association TCA Bearbeiten Wahrend seiner Lehrtatigkeit an der Johns Hopkins Universitat grundete Gey die Tissue Culture Association TCA und war ihr erster Vorsitzender Vorrangiges Ziel der TCA war es Wissenschaftler in Gewebe und den Umgang mit Zellkulturen einzufuhren sowie technisches Assistenzpersonal auszubilden Die TCA ist heute bekannt als Gesellschaft fur In Vitro Biologie mit mehr als 1500 Mitgliedern Nach jahrelangem Fundraising konnte Gey dafur eine dauerhafte Zentrale am Lake Placid New York eroffnen das W Alton Jones Cell Science Center 8 Unter den medizinischen Forschungsbeitragen welche die TCA erzielte sind das Klonen von Nagetierzellen Entwicklung von Zeitrafferaufnahmen und die elektronenmikroskopische Betrachtung von Zellstrukturen Kontroversen Bearbeiten Es gab eine Kontroverse um die Art wie Gey sich die Zellen zu eigen machte beruhmt geworden durch das Buch The Immortal Life of Henrietta Lacks Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks denn diese Zellen wurden aus Henrietta Lacks ohne ihr Wissen oder ihre Einwilligung entnommen Dies stellt einen schwerwiegenden Verstoss gegen medizinische Ethik dar und ihre Familie erfuhr davon erst in den 1970er Jahren Gey war sorgsam darauf bedacht ihren tatsachlichen Namen geheim zu halten sodass dieser erst nach seinem Tod offentlich gemacht wurde 3 Privates Leben und Tod BearbeitenGey und seine Frau hatten zwei Kinder George O Gey Jr und Frances Green 9 George O Gey Jr wurde Kardiologe im Johns Hopkins Bayview Medical Center 10 Am 8 November 1970 starb Gey in Baltimore Maryland an einer Krebserkrankung der Bauchspeicheldruse weniger als ein Jahr nach der Erstdiagnose Bei einer Notoperation mussten die Arzte feststellen dass der Krebs sich bereits uber Lymphknoten Lunge und Herz ausgebreitet hatte und somit nicht mehr operativ zu entfernen war Gey reiste nach New York City um dort als Patient an einer experimentellen chemotherapeutischen Studie teilzunehmen 4 Er wollte dass Chirurgen ein Stuck seines Pankreastumors herausschnitten um eine neue Zelllinie fur die Krebsforschung heranzuzuchten Die Arzte allerdings kamen zu dem Befund dass der Krebs schon zu viele Organe befallen hatte als dass sie gefahrlos etwas davon fur Forschungszwecke hatten entnehmen konnen Gey war ausser sich als er nach dem Aufwachen aus der Narkose davon erfuhr 3 Nachwirken BearbeitenGey kommt die Erfindung der Rolltrommel zu die fur die Entwicklung der HeLa Zelllinie unerlasslich war Dieser Apparat war einer der ersten mit denen das Wachstum von Zellkulturen mechanisch unterstutzt wurde Die Rolltrommel bestand aus verschiedenen Einbuchtungen in denen die Gewebe und die entsprechenden biochemischen Substanzen jeweils positioniert waren Die Trommel rotierte um die Substanzen zu vermischen und sie einmal pro Stunde der Umwelt auszusetzen bis sich die Trommel erneut weiterdrehte und die Zellen wieder in Flussigkeit tauchte Weiterhin gilt Gey als einer der ersten die Zellteilungen und Wachstum filmisch dokumentierten Er fertigte mit gebrauchten Teilen von einem Schrottplatz in der Nachbarschaft eine vier Meter hohe Zeitrafferkamera an mit einem thermostatisch kontrollierten Brutkasten Eine bedeutende Hinterlassenschaft Geys an die wissenschaftliche Weltgemeinschaft waren seine Lehrbeitrage Im Labor galt fur ihn das Credo wer seine Zellkulturen umbringen will muss nur schlampig mit der Technik sein 4 Er wies hunderte Forscher aus aller Welt in seine sterilen Arbeitstechniken ein und zeigte was sorgfaltige Studien sind Auch wenn Gey bis zu seinem uberraschenden Tod nicht mehr dazu kam in der wissenschaftlichen Literatur uber seine Forschung zu publizieren oder Patente anzumelden hat er uns ein besseres Verstandnis von Krebs hinterlassen und die Fundamente gelegt auf denen sich die moderne Krebsforschung mit Zellkulturen entwickelt hat 4 Auszeichnungen und Ehrungen Bearbeiten1954 verlieh das Memorial Sloan Kettering Cancer Center Gey fur seine Beitrage zur Krebsforschung den Katherine Burken Judd Award 11 1956 gewann er ausserdem den Wien Award for Cancer Cytology 12 Literatur BearbeitenFedoroff S 1971 George Otto Gey 1899 1970 Anat Rec 171 1 127 128 Hanks J H and F B Bang 1971 Dr George Otto Gey 1899 1970 In Vitro 6 4 3 4 Harvey A M 1975 Johns Hopkins the birthplace of tissue culture the story of Ross G Harrison Jones H W Jr V A McKusick et al 1971 George Otto Gey 1899 1970 The HeLa cell and a reappraisal of its origin Obstet Gynecol 38 6 945 949 Warren Y Lewis and George O Gey Johns Hopkins Med J 136 3 142 149 Skloot R Obsessed With Culture George Gey and his quest to cure cancer with the help of Henrietta Lacks 2001 Weblinks BearbeitenAlan Mason Chesney Medical Archives Johns Hopkins Medical InstitutionsEinzelnachweise Bearbeiten a b Medical Archives Personal Paper Collections The George O Gey Collection In medicalarchives jhmi edu Archiviert vom Original am 7 September 2018 abgerufen am 26 April 2017 englisch nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www medicalarchives jhmi edu RebeccaSkloot The immortal life of Henrietta Lacks 2020 ISBN 978 1 4114 8040 7 a b c d The Immortal Life of Henrietta Lacks by Rebecca Skloot a b c d University of Pittsburgh Pitt Magazine In pittmag pitt edu Archiviert vom Original am 24 September 2018 abgerufen am 26 April 2017 englisch Charles T Ambrose The Tissue Culture Laboratory of Dr George Otto Gey 60 yrs ago as recalled by a former student In In Vitro Cellular amp Developmental Biology Animal Band 53 Nr 5 11 Januar 2017 ISSN 1071 2690 S 467 473 doi 10 1007 s11626 016 0128 8 PMID 28078501 englisch Brendan P Lucey Walter A Nelson Rees Grover M Hutchins Henrietta Lacks HeLa Cells and Cell Culture Contamination In Archives of Pathology amp Laboratory Medicine Band 133 Nr 9 21 Oktober 2009 S 1463 7 doi 10 5858 133 9 1463 PMID 19722756 englisch Online Skloot Rebecca 1972 author The immortal life of Henrietta Lacks 2020 ISBN 978 1 4114 8040 7 About SIVB The Society for In Vitro Biology SIVB In The Society for In Vitro Biology 10 Oktober 2013 abgerufen am 15 Oktober 2021 amerikanisches Englisch George O Gey 71 Cancer Lab Head In The New York Times 9 November 1970 abgerufen am 26 Februar 2020 amerikanisches Englisch Dr George Gey Jr MD Seattle WA In Doximity Abgerufen am 26 Februar 2020 englisch Katharine Berkan Judd Awards for Cancer Research In Nature Band 173 Nr 4409 Mai 1954 ISSN 1476 4687 S 804 805 doi 10 1038 173804c0 bibcode 1954Natur 173S 804 englisch John H Hanks Frederick B Bang Obituary Dr George Otto Gey 1899 1970 In Cancer Research Band 31 Nr 9 1 September 1971 ISSN 0008 5472 S 1316 englisch Online Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 17 November 2022 Personendaten NAME Gey George Otto KURZBESCHREIBUNG US amerikanischer Zellbiologe GEBURTSDATUM 6 Juli 1899 GEBURTSORT Pittsburgh Pennsylvania STERBEDATUM 8 November 1970 STERBEORT Baltimore Maryland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title George Otto Gey amp oldid 243534392