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Das Generic Model of Psychotherapy dt Allgemeines Modell der Psychotherapie von David Orlinsky und Kenneth I Howard ist ein auf empirischen Ergebnissen basierendes Modell aus dem Bereich der Psychotherapieforschung Es dient der Integration der Ergebnisse einer Vielzahl von einzelnen Studien aus dem Bereich der Prozess Ergebnis Forschung in einen einheitlichen konzeptuellen Rahmen 1 Es wurde erstmals 1986 veroffentlicht und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt 2 3 4 5 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Allgemeines 1 2 1 Formale Beziehung Therapeutic Contract 1 3 2 Therapeutische Aktivitaten Therapeutic Operations 1 4 3 Informelle Beziehung Therapeutic Bond 1 5 4 Selbstbezogenheit Participant Self Relatedness 1 6 5 Unmittelbare Einflusse der Sitzung In session Impacts 1 7 6 Zeitliche Muster Temporal Patterns 2 Bedeutung 3 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Psychotherapie kann als Interaktion zwischen ublicherweise zwei Personen Patient und Therapeut verstanden werden die in einem bestimmten kontextuellen Rahmen stattfindet Diese Interaktion wird beeinflusst durch das Leben und die Personlichkeit sowohl des Patienten als auch des Therapeuten Weitere Kontextfaktoren sind z B die therapeutische Umgebung treatment setting z B Klinik private Praxis das Versorgungssystem service delivery system z B Krankenversicherung andere soziale Institutionen innerhalb oder ausserhalb des Versorgungssystems other social institutions z B Familien des Patienten und des Therapeuten gemeinnutzige Institutionen Gerichte sowie soziale okonomische oder politische Ereignisse Trends currents of change z B Ferienzeit wirtschaftliche Rezession nationale Krisen Zudem haben kulturelle normative Vorstellungen uber die normale Personlichkeit adaquate emotionale Erlebens bzw Ausdrucksformen Normen der Kommunikation Art und Grunde von Abweichung Pathologie die richtige Art zu Helfen etc einen wichtigen Einfluss auf das therapeutische Geschehen Somit uben sowohl individuelle als auch kollektive Kontextfaktoren einen Einfluss auf den therapeutischen Prozess aus input Umgekehrt ubt das therapeutische Geschehen auch einen Einfluss nicht nur auf das Leben und die Personlichkeit des Patienten aus outcome sondern auch auf den Therapeuten die Gesellschaft etc output Das psychotherapeutische Handlungssystem psychotherapeutic action system d h alle Interaktionen zwischen Patient und Therapeut wahrend der therapeutischen Sitzungen sowie das damit zusammenhangende Verhalten und Erleben ausserhalb der Sitzungen wird als Therapieprozess treatment process bezeichnet Davon abgegrenzt wird der empirisch zu beobachtende Veranderungsprozess change process Ausgehend von der damaligen Forschungsliteratur wurden 1986 funf Aspekte beschrieben Weiterentwicklungen der sequentiellen Analyse zeitlicher Prozesse bzw Abfolgen fuhrten 1994 dazu dass das Modell um einen sechsten Aspekt erganzt wurde Formale Beziehung therapeutic contract normativer bzw organisatorischer Aspekt Therapeutische Aktivitaten therapeutic operations technischer bzw prozeduraler Aspekt Informelle Beziehung therapeutic bond interpersoneller Aspekt Selbstbezogenheit self relatedness intrapersoneller bzw reflexiver Aspekt unmittelbare Einflusse der Sitzung in session impacts klinischer bzw pragmatischer Aspekt zeitliche Muster temporal patterns sequentieller Aspekt zeitliche Abfolge 1 1 Formale Beziehung Therapeutic Contract Bearbeiten Hier wird zum einen der normative Rahmen beschrieben in dem sich Patient und Therapeut bewegen z B soziale Rollen bzw Normvorstellungen etwa wie sich ein idealer Patient bzw ein idealer Therapeut zu verhalten hat Diese sind auf Therapeutenseite z B durch die Therapieausbildung und Supervision beeinflusst auf Patientenseite z B durch Fernsehen Filme oder Erzahlungen aus dem privaten Umfeld Zudem werden Rahmenbedingungen wie z B die therapeutische Ausrichtung des Therapeuten Psychoanalyse Verhaltenstherapie etc beschrieben Contractual provisions beschreibt die formalen therapeutischen Vereinbarungen d h die i d R mit der therapeutischen Orientierung zusammenhangenden Behandlungsziele Methoden z B Einzel Gruppen Paar Familientherapie Anzahl der Sitzungen pro Woche finanziellen Vereinbarungen etc Contractual implementation bezeichnet die konkreten Verhaltensweisen die zur Durchfuhrung der Vereinbarungen ausgefuhrt werden z B das Vereinbaren von Therapiezielen die Erfullung der Normen durch den Patienten der Umgang mit Vertrags bzw Normverletzungen etc 2 Therapeutische Aktivitaten Therapeutic Operations Bearbeiten Therapeutische Aktivitaten konnen rollenabhangig beschrieben werden als Problemprasentation problem presentation der Patient muss eine Moglichkeit haben sein Problem mitzuteilen Verstandnis des Therapeuten expert understanding der Therapeut muss seine professionellen Fahigkeiten und sein Expertenwissen einsetzen um das Problem des Patienten zu erfassen Intervention des Therapeuten therapist intervention der Therapeut muss auf o g Basis einen Vorschlag machen wie mit dem Problem umgegangen werden kann Kooperation des Patienten patient cooperation der Patient muss sich in irgendeiner Weise aktiv bei der Umsetzung des Vorschlags beteiligen bzw kooperieren3 Informelle Beziehung Therapeutic Bond Bearbeiten Hier werden die informellen und interpersonellen Aspekte der Beziehung zwischen Patient und Therapeut qualitativ beschrieben z B durch die Qualitat der Zusammenarbeit collaborative teamwork basierend auf der personlichen Involviertheit personal investment d h das Ausmass in dem Patient oder Therapeut ihre Rolle ausfullen oder der Koordination der Interaktionen interactive coordination d h wie gut oder schlecht ihre Handlungen aufeinander abgestimmt sind die Qualitat des personlichen Rapports personal rapport basierend auf dem emotionalen Ausdruck expressive attunement d h wie effektiv und empathisch sie kommunizieren und der affektiven Einstellung zueinander affective attitudes d h wie stark und wie positiv bzw negativ sie fureinander empfinden 4 Selbstbezogenheit Participant Self Relatedness Bearbeiten Beschrieben werden Aspekte wie Selbstwahrnehmung Selbstkontrolle und Selbstwert von Patient und Therapeut die bei jeder Interaktion eine Rolle spielen z B Wahrnehmung und Erzeugung von physiologischer Erregung Stimmungen Wunschen Absichten Ausubung von Selbstkontrolle bei Handlungsimpulsen Wahrnehmung von Selbstwirksamkeit etc sowie die intuitive bzw unbewusste Wahrnehmung dieser Vorgange beim Interaktionspartner Negative Aspekte von Selbstbezogenheit in der Therapie waren z B Abwehr oder Einengung positive Aspekte z B Offenheit oder Zufriedenheit 5 Unmittelbare Einflusse der Sitzung In session Impacts Bearbeiten Beschrieben werden unmittelbare kurzfristige positive oder negative Auswirkungen einer Therapiesitzung Positive Beispiele beim Patienten sind z B Einsicht in Zusammenhange insight Katharsis Losung interpersoneller Konflikte Erfahrung der Selbstwirksamkeit Zunahme von Hoffnung etc Es kann jedoch auch zu negativen Auswirkungen wie z B Verwirrung Beschamung oder Angst kommen Auch fur Therapeuten konnen positive oder negative Auswirkungen von Therapiesitzungen beschrieben werden z B Selbstwirksamkeits vs Frustrationserleben berufliche Weiterentwicklung vs Burnout 6 Zeitliche Muster Temporal Patterns Bearbeiten Bis zu den fruhen 1990er Jahren spielte hier lediglich die Therapiedauer zeitlich oder Sitzungszahl eine Rolle Verbesserte statistische Moglichkeiten fuhrten seitdem vermehrt zur Untersuchung zeitlicher Muster innerhalb der Sitzungen session development aufeinanderfolgender Sitzungen treatment stage oder einer ganzen Therapie treatment course Bedeutung BearbeitenDieses Modell ist nach Klaus Grawe ein Markstein in der Entwicklung der psychotherapeutischen Prozessforschung 6 S 152 153Einzelnachweise Bearbeiten a b Michael J Lambert Hrsg Bergin and Garfield s Handbook of Psychotherapy and Behavior Change 5 Auflage John Wiley amp Sons New York NY 2004 ISBN 0 471 37755 4 S 316 ff David Orlinsky Kenneth Howard Process and Outcome in Psychotherapy In S L Garfield A E Bergin Hrsg Handbook of Psychotherapy and Behavior Change 3 Auflage Wiley New York 1986 S 311 384 David E Orlinsky Kenneth I Howard A generic model of psychotherapy In Journal of Integrative amp Eclectic Psychotherapy 6 1 1987 S 6 27 1 David E Orlinsky Klaus Grawe Barbara K Parks Process and outcome in psychotherapy Noch einmal In Allen E Bergin Sol L Garfield Handbook of psychotherapy and behavior change 4 Auflage 1994 S 270 376 David E Orlinsky Michael Helge Ronnestad Ulrike Willutzki Fifty Years of Psychotherapy Process Outcome Research Continuity and Change In Michael J Lambert Hrsg Bergin and Garfield s Handbook of Psychotherapy and Behavior Change 5 Auflage Wiley New York 2004 S 307 389 Klaus Grawe Psychotherapieforschung zu Beginn der neunziger Jahre In Psychologische Rundschau 43 1992 S 132 162 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Generic Model of Psychotherapy amp oldid 173798807