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Eine Gassorptionsmessung 1 erlaubt die Charakterisierung der Porositat von Pulvern 2 und Festkorpern durch die Bestimmung des absorbierten Gasvolumens in Abhangigkeit vom Partialdruck Hierbei konnen Mikroporen die innere Oberflache und Mesoporen vermessen werden Inhaltsverzeichnis 1 Messverfahren und Auswertungsbereiche 1 1 Mikroporen 1 2 Innere Oberflache 1 3 Mesoporen 2 Siehe auch 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseMessverfahren und Auswertungsbereiche Bearbeiten nbsp Sorptionsisothermen mit Hysterese sowie Bereiche der speziellen DatenauswertungFur Gassorptionsmessungen an festen Proben wird als Messgas in der Regel Stickstoff verwendet wobei das adsorbierte Volumen als Funktion des Partialdrucks aufgetragen wird Vor der Analyse muss das Probenmaterial bei erhohten Temperaturen im Vakuum behandelt werden um bereits adsorbierte Gase oder Feuchtigkeit zu entfernen Dies kann die Untersuchung thermisch empfindlicher Materialien erschweren N2 Sorptionsmessungen finden bei 196 C statt Bei dieser Temperatur wird davon ausgegangen dass Physisorption durch Van der Waals Wechselwirkungen mit Adsorptionsenthalpien unter 4 kJ mol stattfindet Wenn hierbei Adsorption und Desorption nicht identisch verlaufen spricht man von einer Hysterese Aus verschiedenen Bereichen der Sorptionsisothermen lassen sich Informationen uber Mikroporen die innere Oberflache und Mesoporen erhalten 3 Mikroporen Bearbeiten nbsp Adsorption in Poren und Mikroporen nbsp Typ 1 Isotherme nach BDDT KlassifikationBei nicht porosen Materialien kann man vereinfacht von der Gasadsorption auf einer planaren Oberflache ausgehen Bei Mikroporen lt 2 nm muss berucksichtigt werden dass das Adsorbat auch mit einer gekrummten Oberflache bzw mit einer gegenuberliegenden Porenwand wechselwirkt Dies erhoht die effektive Adsorptionsenthalpie und fuhrt im Gegensatz zu einem planaren Substrat zu erhohter Adsorption bei kleineren Partialdrucken Primar mikroporose Feststoffe resultieren nach einer Klassifikation von Brunauer Deming Deming und Teller BDDT 4 in sogenannten Typ I Isothermen die keine Hysterese zeigen Grundlegende Arbeiten zur Adsorption in mikroporosen Materialien wurden vom russischen Chemiker Michail Michailowitsch Dubinin geleistet 5 Innere Oberflache Bearbeiten Aus dem vorderen Bereich der Sorptionsisothermen konnen Informationen uber die spezifische Oberflache des untersuchten Materials erhalten werden die in m2 pro Gramm angegeben wird Einer Auswertung der Messungen mussen Modellannahmen uber den Adsorptionsvorgang zugrunde gelegt werden So geht beispielsweise das Langmuir Modell von der Adsorption einer Monolage aus wobei keine Wechselwirkung zwischen benachbarten Adsorbatmolekulen angenommen wird Das Modell nach Brunauer Emmett und Teller BET 6 geht von einer realistischeren Adsorption von Multilagen aus Wenn eine Messung nach Langmuir ausgewertet wird ist die errechnete spezifische Oberflache immer hoher als die eine BET Analyse Ursache hierfur ist dass alle real in den Multilagen adsorbierten Gasmolekule nach Langmuir der spezifischen Oberflache zugeschrieben werden die somit uberschatzt wird Mesoporen Bearbeiten Bei hoheren Partialdrucken adsorbiert das Messgas in Poren mit Radien uber 2 nm wobei kleinere Poren fruher gefullt werden als grosseren Der Zusammenhang zwischen dem Gleichgewichtsdampfdruck uber Flussigkeitsmenisken und deren Krummungsradius beschreibt hierbei die Kelvin Gleichung Die reale Porengeometrie wird bei den Gassorptionsmessungen durch die Gefugestruktur des jeweilig untersuchten Materials bestimmt nbsp Darstellung des kumulativen und differentiellen Porenvolumens bestimmt nach der BJH Methode Unter der Annahme einer zylindrischer Geometrie wurde 1951 von Barrett Joyner und Halenda BJH 7 eine Methode veroffentlicht um aus Sorptionsisothermen Porenradienverteilungen zu errechnen Im Radienbereich von 2 nm bis 100 nm kann zunachst das kumulative Porenvolumen in cm3 g aufgetragen werden Aus der Grafik ist zu entnehmen welches Porenvolumen in einem bestimmten Radienintervall lokalisiert ist Es ist jedoch nicht moglich aus diesen Angaben die Gesamtporositat eines Materials bekannter Dichte zu berechnen weil Mikroporenvolumina und das Volumen in Makroporen gt 100 nm nicht erfasst werden Anschaulicher als die Auftragung des kumulativen Porenvolumens ist die ihrer Ableitung die differentiellen Porenradienverteilung Maxima bezeichnen hier den haufigsten mittleren Porenradius In der Materialwissenschaft sind besonders Vergleiche zwischen bei verschiedenen Temperaturen behandelten Proben instruktiv weil sich z B das Zusammensintern kleiner Poren und der Verlust von Mesoporositat dokumentieren lasst nbsp Sorptionsisitherme Typ IV mit schematischer Darstellung der Fullung zylindrischer Poren sowie BJH Auswertung Bei der Untersuchung von mesoporosen Proben wird eine Hysterese zwischen den Adsorptions und Desorptionsisothermen beobachtet Dementsprechend erhalt man auch unterschiedliche BJH Porenradienverteilungen je nachdem welche Isotherme zur Auswertung herangezogen wird Als mikroskopische Ursache der Hysterese werden in zylindrischen Poren die verschiedenen Menisken des flussigen Adsorbates bei Adsorption und Desorption diskutiert Beim Adsorptionsvorgang wird Innenseite des Porenzylinders mit einer wachsenden Schicht des flussigen Messgases bedeckt bis sie vollstandig gefullt ist Bei der Desorption entsteht am Poreneingang ein konkaver Meniskus In dieser gekrummten Oberflache sind die Wechselwirkungen zwischen den Molekulen des Adsorbats hoher als in einer planaren Adsorbatschicht weshalb die Desorption bei niedrigeren Partialdrucken stattfindet Unter Zuhilfenahme der Kelvin Gleichung kann plausibel erklart werden dass die aus den Adsorptionsdaten abgeleitete Porenradiusverteilung doppelt so gross ist wie die aus dem Desorptionszweig 8 nbsp Schematische Darstellung der Sorption in einer Flaschenhalspore sowie zugehorige Porenradienverteilung nach BJH Die aus der Adsorptionsisotherme abgeleitete Porenradienverteilung kann jedoch auch deutlich mehr als das Doppelte des aus dem Desorptionszweig berechneten Wertes betragen Dies kann durch das Vorliegen sogenannter Flaschenhalsporen bei denen der Zugang zu einem grosseren Volumen durch engere Zugange begrenzt ist erklart werden Zu Beginn findet eine Adsorption auf der gesamten inneren Oberflache des porosen Gefuges statt Bei erhohten Partialdrucken konnen die begrenzenden Halse gefullt werden aber die grossen ungefullten Hohlraume sind immer noch im Gleichgewicht mit der ausseren Umgebung Man kann sich die Situation so vorstellen dass die innere Blase durch adsorptive Permeation durch den Meniskus im Engpass im Gleichgewicht mit der ausseren Umgebung steht Bei p p0 1 wird die Pore vollstandig gefullt Wird der Druck nun wieder verringert ist theoretisch zuerst die Desorptionsbedingung fur die grossen Poren erfullt Da es keinen freien Zugang zu den grosseren Hohlraumen gibt wird deren Inhalt metastabil Erst wenn die Desorptionsbedingung des Flaschenhalses erfullt ist wird die grosse ubersattigte Pore schnell entleert Dieser Argumentation folgend kann der aus den Desorptionsdaten berechnete Porenradius als Mass fur die kleinen Poren genommen werden die zu den grosseren Hohlraumen Zugang haben Der Gesamtbereich der Poren wird dann besser durch den Adsorptionszweig charakterisiert Siehe auch BearbeitenAdsorption Porosimetrie SorptionsisothermeWeblinks BearbeitenSciFox Lernvideo Auswertung von AdsorptionsisothermenEinzelnachweise Bearbeiten S J Gregg K S W Sing Adsorption surface area and porosity Academic Press London New York 1967 S Lowell Joan E Shields Powder Surface Area and Porosity 3 Auflage Springer Netherlands Dordrecht 2013 ISBN 978 94 015 7955 1 Raoof Bardestani Gregory S Patience Serge Kaliaguine Experimental methods in chemical engineering specific surface area and pore size distribution measurements BET BJH and DFT In The Canadian Journal of Chemical Engineering Band 97 Nr 11 2019 S 2781 2791 doi 10 1002 cjce 23632 Brunauer S Deming L S Deming W E and Teller E 1940 On a Theory of the van der Waals Adsorption of Gases Journal of the American Chemical Society 62 1723 1732 doi 10 1021 ja01864a025 M M Dubinin The Potential Theory of Adsorption of Gases and Vapors for Adsorbents with Energetically Nonuniform Surfaces In Chemical Reviews Band 60 Nr 2 1960 S 235 241 doi 10 1021 cr60204a006 Naderi Majid Surface Area Brunauer Emmett Teller BET Progress in filtration and separation Academic Press 2015 585 608 Barrett Elliott P Leslie G Joyner and Paul P Halenda The determination of pore volume and area distributions in porous substances I Computations from nitrogen isotherms Journal of the American Chemical society 73 1 1951 373 380 Peer Lobmann Characterization of sol gel thin films by ellipsometric porosimetry J Sol Gel Sci Tec 84 2017 2 15 doi 10 1007 s10971 017 4473 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gassorptionsmessung amp oldid 237478137