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Dieser Artikel befasst sich mit dem Okonomen und Journalisten Franz von Puttkamer Zum Generalmajor siehe Franz Friedrich von Puttkamer Franz Olaf Nicolai von Puttkamer 29 Marz 1890 in Posen 21 April 1937 in Davos war ein deutscher Nationalokonom Journalist und politischer Aktivist Puttkamer war unter anderem Mitglied der verfassungsgebenden Bayerischen Nationalversammlung provisorischer Nationalrat vom November 1918 bis Januar 1919 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Beruf 2 Betatigung als Spitzel in Munchen 1922 1923 und Verwicklung in die Affare Baur 3 Spateres Leben 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben und Beruf BearbeitenPuttkamer entstammte einem alten Uradelsgeschlecht aus Hinterpommern Er war der Sohn des Generals Franz Ernst Wilhelm Bernhard von Puttkamer 1851 1930 und seiner Gattin Kathinka von Puttkamer geb Fritzner 1861 1936 Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er Nationalokonomie in Berlin Munchen und Freiburg Am Ersten Weltkrieg nahm Puttkamer als Unteroffizier in der bayerischen Armee teil 1917 wurde er schwer verletzt 1918 ging Puttkamer als Nationalokonom nach Munchen Anlasslich der auf die Niederlage des Deutschen Reiches im Ersten Weltkrieg folgenden Novemberrevolution von 1918 wurde Puttkamer Mitglied des Munchner Soldatenrats Als burgerlicher Demokrat wurde er vom Munchner Soldatenrat in den Bayerischen Soldatenrat gewahlt Als Mitglied des bayerischen Soldatenrates gehorte er von November 1918 bis Januar 1919 dem provisorischen Nationalrat des Freistaates Bayern an Sowohl im Bayrischen Soldatenrat als auch im Nationalrat zahlte Puttkamer zur demokratischen Fraktion Wahrend dieser Zeit arbeitete er mit Klingelhofer und Ernst Toller zusammen 1919 stand Puttkamer in Verbindung zur Thule Gesellschaft und beteiligte sich an der Organisation der Weissen Garden Wahrend der Zeit der Kommunistenherrschaft in Munchen wahrend der bayerischen Raterepublik floh er nach Bamberg Um 1919 wurde Puttkamer Redakteur bei der Sozialdemokratischen Korrespondenz in Berlin sowie bei der Volksstimme in Frankfurt am Main Puttkamer arbeitete seit Sommer 1922 als Korrespondent fur den Berliner Borsen Courier fur die Korrespondenz Deutsche Nachrichtenagentur Dena und dann fur den Vorwarts 1 Betatigung als Spitzel in Munchen 1922 1923 und Verwicklung in die Affare Baur Bearbeiten1922 kehrte Puttkamer nach Munchen zuruck wo er sich als Journalist sowie als Spitzel fur die sozialdemokratische Presse und die republikanische Polizei betatigte Er forschte bis 1923 die volkische Bewegung in Munchen aus indem er sich in ihre Organisationen einschleuste und sich als Sympathisant des Gedankengutes und der Ziele der radikalen Rechten ausgab Zum Jahreswechsel 1922 1923 verkehrte Puttkamer in Kreisen der fruhen NSDAP sowie der Munchener Rossbachgruppe und des Blucher Bundes Insbesondere zu dem aus Wismar stammenden Studenten Karl Baur 1901 1923 einem wilden volkischen Aktivisten den er in der 20 Munchener SA Hundertschaft kennen lernte trat Puttkamer im Fruhjahr 1923 in enge Fuhlung Als Baur ihm von Attentatsplanen auf den ehemaligen Reichskanzler Philipp Scheidemann berichtete die er Baur hegte bestarkte Puttkamer ihn in diesen Planen Puttkamer wurde hierzu von der Absicht bewogen Baur so lange wie moglich gewahren zu lassen um so moglichst viel uber die Geldgeber und Hintermanner rechtsradikaler Gewalttaten zu erfahren Um das Risiko fur Scheidemanns Leben auszuschliessen warnte Puttkamer diesen Mitte Januar 1923 personlich und avisierte das Zentralparteiburo in Berlin und die Dienststelle des Reichskommissars zur Uberwachung der offentlichen Ordnung dem Aquivalent der Weimarer Republik zum Verfassungsschutz der Gegenwart durch einen SPD Abgeordneten uber Baurs Absichten Nachdem Karl Baur im Februar 1923 ermordet worden und seine Leiche im Marz 1923 in der Isar entdeckt worden war wurde Puttkamer aufgrund des Verdachtes einer Involvierung in die Ermordung Baurs von der Munchener Polizei in Untersuchungshaft genommen Auch Puttkamers Bruder und dessen Freundin wurden in Untersuchungshaft genommen Obwohl die Ermittlungen der Polizei schliesslich ergaben dass Baur von seinen eigenen Gesinnungsfreunden umgebracht worden war da diese zu der Auffassung gelangt waren dass Baur ein Schadling sei der die volkische Bewegung fur seinen eigenen Vorteil missbrauche und ihr durch sein lautes Auftreten Schaden zufuge wurde Puttkamer vergleichsweise lange in Haft gehalten Claudia Hoffmann die die einschlagigen Polizeiakten ausgewertet hat gelangte in ihrer Studie zu den Fememorden in Bayern in den 1920er Jahren zu dem Ergebnis dass die Munchener Polizeidirektion 1923 unzweideutig mit der radikalen Rechten sympathisierte und deshalb Puttkamer seine Spitzeltatigkeit zugunsten des bestehenden republikanischen Staates dem die Polizei offiziell diente verubelte In dem von Hoffmann eruierten zeitgenossischen Polizeibericht wird vielsagend festgehalten dass kein Beweis einer Mitschuld der Bruder von Puttkamer an Baurs Tod erbracht werden konne dass es jedoch einwandfrei feststehe dass Puttkamer sich als Spitzel in nationale Kreise eingeschlichen habe und er anschliessend auf Basis der dort von ihm in Erfahrung gebrachten Informationen Spitzelberichte verfasst habe die er der sozialdemokratischen Zeitung Munchener Post sowie norddeutschen Regierungsstellen zur Verfugung gestellt habe Fuhrende Reprasentanten der Staatsgewalt in Munchen versuchten Puttkamer im Zusammenhang mit dem Tod Baurs zu belasten indem sie die These aufstellten dass Baur offensichtlich deshalb ermordet worden sei weil er mit Puttkamer in Kontakt gestanden habe so dass Baur aufgrund seiner Beziehung zu Puttkamer eine Gefahr fur den Blucherbund dargestellt habe Dieser Versuch eine Mitschuld Puttkamers bei Baurs Tod zu konstruieren scheiterte schliesslich da die Zeugenaussagen diese Sichtweise nicht untermauerten Die Munchener Post sah eine Stimmungsmache der Polizei gegen Puttkamer durch ihre Offentlichkeitsarbeit am Werk indem diese ihn in ihren Presseerklarungen als fragwurdige Person hinstellte was von den burgerlichen Zeitungen aufgegriffen wurde Dieser Tendenz versuchte sie entgegenzuwirken Insbesondere kritisierte die sozialdemokratische Zeitung dass Puttkamer trotz des Fehlens von Beweisen ungerechtfertigt lange in Haft behalten wurde und rugte insbesondere die Tendenz der Polizei die Veroffentlichungen von internen Informationen rechtsstehender Verbande als ungesetzlich zu charakterisieren Letztlich warf die Post der Polizei vor Puttkamer nur deshalb verhaftet zu haben weil er ein sehr intimer Kenner des Netzes von Rechtsverschworungen sei was sie als einen Schlag gegen die journalistische Freiheit wertete Wenige Wochen nach seiner Freilassung wurde Puttkamer aufgrund eines neuen Haftbefehls vom 10 April 1923 erneut in Haft genommen Diesmal wurde als Inhaftierungsgrund geltend gemacht dass er sich dadurch dass er Baur im Januar in seiner Absicht Scheidemann zu ermorden bestarkt habe der Aufforderung zum Mord sowie nachgeordneter kleinere Delikte schuldig gemacht habe In der Verhandlung vor dem Munchener Volksgericht am 26 Juli 1923 wurde Puttkamer vom Gericht wegen Aufforderung zum Mord in Tateinheit mit einem Vergehen der Aufforderung zu einer Gewalttatigkeit zu einer Gefangnisstrafe von acht Monaten verurteilt Die sechswochige Untersuchungshaft wurde ihm angerechnet Ausserdem wurde ihm eine Geldstrafe von 500 000 RM auferlegt Das Gericht fuhrte zu Puttkamers Gunsten die Benachrichtigungsversuche an Scheidemann an die er seinerzeit vorgenommen hatte lastete ihm aber zugleich an dass Scheidemann sich zur kritischen Zeit im Januar 1923 in Augsburg befunden hatte wahrend die Warnungen nur nach Kassel weitergegeben wurden Auch wurde ihm vorgeworfen dass die von ihm eingeleiteten Sicherungsmassnahmen nicht ausreichend gewesen seien da er beispielsweise nie ein Foto Baurs an den Reichskommissar zur Uberwachung der offentlichen Ordnung geschickt habe dass es Personenschutzern und Ermittlern ermoglicht hatte Baur zu identifizieren wenn er versucht hatte sich Scheidemann zu nahern Das Fazit des Gerichtes lautete dass sich Puttkamer seinerzeit mit Sicherheit bewusst gewesen sei dass seine Tatigkeit eine ernsthafte Gefahrdung fur Scheidemann bedeutete Daher so das Gericht konne er sich nicht darauf berufen dass Attentat nur zum Schein unterstutzt zu haben Wie Hoffmann bei der Auswertung der Polizeiakten feststellte lag auch diesen Ermittlungen gegen Puttkamer eine durch die politische Einstellung der Munchener Polizei motivierte Voreingenommenheit derselben gegen Puttkamer wegen dessen gegen die politische Rechte gerichteten Tatigkeit zugrunde So konnte sie den Akten entnehmen dass die Munchener Polizei im Falle des Freikorpsfuhrers Gerhard Rossbach gegen den ebenfalls stark belastende Hinweise hinsichtlich einer Mitwisserschaft Rossbachs von Baurs Attentatsplanen vorlagen sehr viel weniger grundliche Ermittlungen anstellte als im Falle von Puttkamer um die Frage zu klaren inwieweit er von Baurs Attentatsplanen Kenntnis gehabt hatte Spateres Leben BearbeitenKurz nach seiner Haftentlassung meldete Puttkamer sich im April 1924 von Munchen nach Berlin ab Als Gegner des Nationalsozialismus ging Puttkamer 1933 in die Emigration Als Emigrant lebte er in Ungarn Frankreich und Spanien 1937 starb er an einer schweren Tuberkuloseerkrankung Literatur BearbeitenUlrike Claudia Hoffmann Verrater verfallen der Feme Fememorde in Bayern in den zwanziger Jahren 2000 Joachim Lilla Bearb Der Bayerische Landtag 1917 19 bis 1933 Wahlvorschlage Zusammensetzung Biographien herausgegeben von der Kommission fur bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Bd 21 Munchen 2008 S 463 Eintrag 436 Einzelnachweise Bearbeiten Eca Prozess Puttkamer Berliner Borsen Zeitung 27 Juli 1923 S 2 Zeitungsportal Normdaten Person GND 1245955500 lobid OGND AKS VIAF 3581163756432634480009 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Puttkamer Franz vonALTERNATIVNAMEN Puttkamer Franz Olaf Nicolai von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Nationalokonom Journalist und politischer AktivistGEBURTSDATUM 29 Marz 1890GEBURTSORT PosenSTERBEDATUM 21 April 1937STERBEORT Davos Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franz von Puttkamer amp oldid 239170867