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Die Franzosische Kapelle in Soest in Westfalen ist ein im Jahre 1940 von franzosischen Kriegsgefangenen ausgestalteter Sakralraum von 7 5 m Lange und 6 m Breite im Block I der Colonel BEM Adam Kaserne in Soest Die Kapelle gehort heute kirchenrechtlich zur katholischen Heilig Kreuz Gemeinde in Soest ist de facto aber zu einem Ort okumenischer Begegnung geworden Neben diesem katholischen Andachtsraum gab es ursprunglich auch ein evangelisches Gegenstuck das aber schon seit Oktober 1944 nicht mehr existiert Eingangsbereich der Kaserne in der sich die Kapelle befindet historisches Foto Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Nutzung der Kaserne als Gefangenenlager 1 3 Die Franzosische Kapelle 2 Nutzung heute 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten Der Bau von insgesamt vier Kasernen in Soest in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts ist eng verbunden mit der jeweiligen starken allgemeinen Aufrustung vor den beiden Weltkriegen Die jungste der Soester Kasernen ist die von den Nationalsozialisten ab 1938 errichtete Infanteriekaserne die in den 1950er Jahren von den dort stationierten belgischen Besatzungstruppen den Namen Colonel BEM Adam Kaserne erhielt Sie war fur etwa 800 Soldaten auf einem Gelande von ca 10 ha Grosse geplant worden Nutzung der Kaserne als Gefangenenlager Bearbeiten nbsp Die ehemalige Kaserne Colonel BEM Adam in Soest im April 2011Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs am 1 September 1939 war die Kaserne noch nicht fertiggestellt Dennoch wurden hier schon kurz nach Beginn des Krieges polnische Soldaten als Gefangene untergebracht Am 15 November 1939 wurde die noch unfertige Anlage dann zum Stammlager fur Mannschaftsdienstgrade dem Stalag VI E Nachdem bereits ab Anfang Juni 1940 die ersten gefangenen Offiziere belgischer Nationalitat eintrafen wurde sie ab dem 5 Juni 1940 zum Offizierslager und in Oflag VI A umbenannt 1 Kriegsgefangenenlager fur Offiziere im Wehrkreis VI Nach dem Waffenstillstand mit den Niederlanden wurde die Kaserne auch zum Gefangenenlager fur niederlandische Offiziere Die erste grosse Schar franzosischer Offiziere insgesamt 1 277 erreichte Soest am 31 Juli 1940 Sie waren in Lothringen gefangen genommen worden und wurden von Nancy aus mit der Bahn nach Soest verbracht Die Kaserne wurde in der Folge nach und nach zum reinen franzosischen Offizierslager denn im August 1940 trafen weitere 600 franzosische Offiziere aus dem Oflag VI B Dossel bei Warburg ein und im Februar 1941 weitere 300 aus dem aufgelosten Oflag XVIII C Spittal in Osterreich Ab Februar 1941 waren in der Kaserne die fur 800 Soldaten gebaut worden war etwa 2 000 gefangene Offiziere und Ordonnanzen untergebracht Im September 1944 wurde das Oflag VI D Munster mit rund 2 500 gefangenen franzosischen Offizieren nach Soest verlegt was eine drangvolle Enge zur Folge hatte Die bisher in vier Mannschaftsblocken lebenden Offiziere des Oflag VI A mussten auf zwei Blocke zusammenrucken Am 19 Marz 1945 trafen dann noch einmal 1 200 Offiziere nach einem fast achtwochigen Fussmarsch in Soest ein Sie kamen aus dem aufgelosten Oflag II B Arnswalde in Pommern Befreit wurde das Lager am 6 April 1945 durch die Amerikaner insgesamt ist von mehr als 5 000 Franzosen und 1 000 Russen die Rede Letztere waren in einem abgetrennten Teil des Lagers untergebracht Allerdings ist von ihnen sehr wenig bekannt wahrscheinlich kamen sie erst in den letzten Kriegsmonaten nach Soest 1 Die Franzosische Kapelle Bearbeiten nbsp Innenansicht HeiligenkarteUnter den am 31 Juli 1940 angekommenen Offizieren waren 32 katholische Priester wahrscheinlich auch ein evangelischer Geistlicher und 110 Hochschulprofessoren Der Dechant der katholischen Priester Oberstleutnant Joseph Collin Erzpriester aus Montmedy hatte sich nach dem Bezug des Lagers fur die Einrichtung einer katholischen Kapelle eingesetzt Er berief sich dabei auf Artikel 16 der Genfer Konvention der es Offizieren erlaubt ihren Glauben frei zu praktizieren Die Gestaltung eines Raumes im Dachgeschoss des ersten Mannschaftsblocks den man den Katholiken zur Verfugung stellte wurde einer Gruppe von Kunstlern ubertragen Hauptmann Rene Viellard Feldprediger ubernahm die Auswahl der ikonographischen Themen fur die Ausgestaltung der Kapelle Rene Coulon und Guillaume Gillet beide Absolventen der Ecole des Beaux Arts in Paris wo sie Literatur Malerei und Architektur studiert hatten malten den Raum mit Unterstutzung einiger Mitarbeiter aus nbsp Innenansicht der KapelleJeder Wand wurde ein Thema zugeordnet Sudwand Der auferstandene Christus umgeben von sechs Engeln die die Marterwerkzeuge der Passion tragen Westwand Dachschrage Die Berufe aus christlicher Sicht und die sechs Werke der Barmherzigkeit aus dem Matthaus Evangelium Nordwand Eine Pieta Ostwand Eine Frankreichkarte ohne Grenzen mit Darstellungen der Heiligen Frankreichs Sud West und Nordwand wurden von Guillaume Gillet gestaltet wahrend die Ostwand auf den Kunstler Rene Coulon zuruckgeht Der Altar und das Altartuch wurden von den Hauptleuten de Leger und Jean Catillon hergestellt Als vorherrschende Farben fur die Ausmalung der Kapelle wurden in Anlehnung an die Trikolore Blau Weiss und Rot gewahlt Nutzung heute BearbeitenDie Franzosische Kapelle ist heute Mittelpunkt der Gedenkstatte Colonel BEM Adam Kaserne die 1995 unter Denkmalschutz gestellt wurde denn Gebaude und Kapelle sind fast unverandert erhalten geblieben Die Franzosische Kapelle selbst ist ein einmaliges Kunstwerk von europaischer Dimension sie bietet noch heute Gelegenheit dem religiosen Empfinden der hier fur funf Jahre eingesperrten Franzosen nachzuspuren Seit 1997 bemuht sich der Verein Geschichtswerkstatt Franzosische Kapelle Soest nicht nur die Geschichte des Kriegsgefangenenlagers zusammenzutragen aufzuarbeiten und zu dokumentieren sondern auch die der folgenden Nutzer ehemalige Zwangsarbeiter jetzt Displaced persons 1945 1946 Ostvertriebene aus Schlesien 1946 1951 und belgische Besatzungstruppen 1951 1994 2 Anfang 2018 ist die weitere Ausgestaltung und museale Nutzung ein Thema der Soester Lokalpolitik insbesondere wegen der Finanzierung als mogliches kunftiges Museum Die Beteiligten darunter die Stiftung Museum der Belgischen Streitkrafte in Deutschland und der Landschaftsverband Westfalen Lippe LWL bemuhen sich um ein Konzept dafur Literatur BearbeitenGisela Rogge Das Oflag VI A gefangen in Westfalen die Geschichte der franzosischen Kriegsgefangenen in Soest Hrsg Geschichtswerkstatt Franzosische Kapelle e V Soest Geschichtswerkstatt Franzosische Kapelle Soest Bad Sassendorf 1999 Barbara Koster Die Franzosische Kapelle in Soest Heimat Heilige Hintergrunde Hrsg Geschichtswerkstatt Franzosische Kapelle klartext Verlag Essen 2004 ISBN 3 89861 285 6 Joseph Collin Guillaume Gillet Der Kreuzweg aus dem Kriegsgefangenenlager fur Offiziere Oflag VI A in Soest Westfalen Hrsg Deutsches Liturgisches Institut Geschichtswerkstatt Franzosische Kapelle Soest Deutsches Liturgisches Institut Trier 2011 franzosisch Le chemin de croix Ubersetzt von Edith Engelbach Geschichtswerkstatt Franzosische Kapelle Hrsg Das O Lager 1946 1951 Ostvertriebene in Soest 2004 Guillaume Gillet Architekt Maler Literat Herausgeber Geschichtswerkstatt Franzosische Kapelle Soest Raymond Gangloff Cinq ans d Oflags La Captivite des officiers francais en Allemagne 1940 1945 Paris 1987 Georges Hyvernaud Carnets d Oflag Paris 1999 Lettres de Pomeranie Collection Pour memoire 2002 Hans Larive The man who came in from Colditz London 1975 Charles Douw von der Krap Komm lebend zuruck wenn du kannst Erinnerungen eines niederlandischen Marine Offiziers Berlin 1991 Jules Wolf Dans l ombre et le silence Brussel 1977Weblinks BearbeitenGeschichtswerkstatt Franzosische Kapelle Soest Ohne Konzept keine solide Zukunft fur Franzosische Kapelle in Soest mit Bildbeispiel Soester Anzeiger 28 Februar 2018Einzelnachweise Bearbeiten Geschichte Sakrale Nutzung51 561113 8 091221 Koordinaten 51 33 40 N 8 5 28 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Franzosische Kapelle Soest amp oldid 234757194