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Werden Fluorophore mit linear polarisiertem Licht angeregt so strahlen sie bis auf wenige Ausnahmen ebenfalls linear polarisiertes Licht ab Diese Erscheinung wird Fluoreszenzpolarisation genannt Sind die Fluorophore beweglich und nicht fest im Raum angeordnet so wird die Fluoreszenzpolarisation durch die Drehung der beweglichen Fluorophore beeinflusst das heisst durch die Rotationsdiffusionskonstante Die Lebenszeit des angeregten Zustandes das heisst die Zeit zwischen Absorption eines Photons und Emission eines Photons die sogenannte Fluoreszenzlebensdauer ist zwar sehr klein sie liegt im Nanosekunden Bereich jedoch ist die durchschnittliche Rotationsgeschwindigkeit der beweglichen Fluorophore meist gross genug dass sie Einfluss auf die gemessene Fluoreszenzpolarisation nimmt Inhaltsverzeichnis 1 Bestimmung der Fluoreszenzpolarisation 1 1 Messtechnischer Grundaufbau 1 2 Polarisation Anisotropie Gesamtintensitat 1 2 1 Zusammenhange zwischen Polarisation und Anisotropie 1 2 2 Heterogene Fluorophor Populationen 2 Abhangigkeit der Fluoreszenzpolarisation von der Beweglichkeit des Fluorophors 3 Literatur 4 EinzelnachweiseBestimmung der Fluoreszenzpolarisation BearbeitenMesstechnischer Grundaufbau Bearbeiten nbsp Schematisches Diagramm zur Bestimmung von I displaystyle I parallel nbsp und I displaystyle I perp nbsp Das Anregungslicht wird mit einem Polarisator linear polarisiert und fallt dann auf die Probe Das Emissionslicht wird mit einem zweiten Polarisator dem Analysator analysiert Dazu wird die Intensitat des Emissionslichtes bei zwei Stellungen des Analysators relativ zur Stellung des Polarisators gemessen Stehen Polarisator und Analysator parallel zueinander so wird die Fluoreszenzintensitat parallel zur Ebene des Anregungslichtes gemessen Diese Intensitat die parallele Strahlung wird als I displaystyle I parallel nbsp bezeichnet Stehen Polarisator und Analysator senkrecht zueinander so wird die Fluoreszenzintensitat senkrecht zur Ebene des Anregungslichtes gemessen Diese Intensitat die perpendikulare Strahlung wird als I displaystyle I perp nbsp bezeichnet Polarisation Anisotropie Gesamtintensitat Bearbeiten Die Differenz D zwischen I displaystyle I parallel nbsp und I displaystyle I perp nbsp wird als Mass fur den Grad der Polarisierung des Emissionslichts verwendet Ist D gleich null so ist die Rotationsgeschwindigkeit der untersuchten Fluorophore so schnell dass sich innerhalb der Fluoreszenzlebenszeit des angeregten Fluorophors die Ausrichtungen der Fluorophore stochastisch verteilen Es wird dann vollstandig unpolarisiertes Emissionslicht gemessen Ist D gleich eins so ist die Rotationsgeschwindigkeit der untersuchten Fluorophore so langsam dass sich innerhalb der Fluoreszenzlebenszeit des angeregten Fluorophors die Ausrichtungen der Fluorophore nicht verandern Die Polarisation des Anregungslichtes bleibt im Emissionslicht erhalten Dazu muss allerdings das Emissionslicht im gleichen Winkel wie das Anregungslicht vom Fluorophor abgestrahlt werden Das ist meistens nicht der Fall das heisst es gibt eine intrinsische Drehung des emittierten Lichtes zum absorbierten Licht durch das Fluorophor auch wenn es nicht rotiert Die Differenz D wird stets mit einem Faktor normiert Dabei haben sich zwei verschiedene Werte etabliert die sich in ihrer Normierung unterscheiden die Polarisation P und die Anisotropie A Die Polarisation P ist definiert als P I G I I G I displaystyle P frac I parallel G cdot I perp I parallel G cdot I perp nbsp Der Gewichtungsfaktor G ist ein separat zu bestimmender Geratefaktor Die gemessenen Werte fur I displaystyle I parallel nbsp und I displaystyle I perp nbsp weichen von den idealen Werten ab da das Empfindlichkeitsverhaltnis des Detektorsystems fur parallele und perpendikulare Strahlung unterschiedlich sein kann Im idealen Fall ist G 1 Die Anisotropie A ist definiert als A I G I S I G I I 2 G I displaystyle A frac I parallel G cdot I perp S frac I parallel G cdot I perp I parallel 2 cdot G cdot I perp nbsp Die Gesamtintensitat S ist definiert als S I 2 G I displaystyle S I parallel 2 cdot G cdot I perp nbsp Der Geratefaktor G lautet G i i displaystyle G frac i perp i parallel nbsp Der G Faktor wird vor der eigentlichen Messung anhand einer fluoreszenten Probe bestimmt Die beiden Intensitaten i displaystyle i perp nbsp und i displaystyle i parallel nbsp werden dabei genau gegenteilig wie die Intensitaten I displaystyle I perp nbsp und I displaystyle I parallel nbsp bestimmt Wird I displaystyle I perp nbsp so bestimmt dass der Polarisator bei 90 und der Analysator bei 0 steht so wird i displaystyle i perp nbsp bestimmt wenn der Polarisator bei 0 und der Analysator bei 90 steht Wird I displaystyle I parallel nbsp so bestimmt dass der Polarisator bei 90 und der Analysator bei 90 steht so wird i displaystyle i parallel nbsp bestimmt wenn der Polarisator bei 0 und der Analysator bei 0 steht Zusammenhange zwischen Polarisation und Anisotropie Bearbeiten Zwischen der Polarisation und der Anisotropie bestehen folgende Zusammenhange P 3 A 2 A displaystyle P frac 3 A 2 A nbsp A 2 P 3 P displaystyle A frac 2 P 3 P nbsp Die Polarisation und die Anisotropie lassen sich also direkt ineinander umformen Heterogene Fluorophor Populationen Bearbeiten Sind verschiedene Fluorophor Populationen vorhanden so wird eine Mischpolarisation P displaystyle overline P nbsp bzw eine Mischanisotropie A displaystyle overline A nbsp gemessen Fur die Mischpolarisation P displaystyle overline P nbsp kann nach Gregorio Weber 1 folgender Zusammenhang geschrieben werden 1 P 1 3 1 i 1 n f i 1 P i 1 3 displaystyle frac 1 overline P frac 1 3 frac 1 sum i 1 n frac f i frac 1 P i frac 1 3 nbsp Dabei ist P i displaystyle P i nbsp die Polarisation des iten Fluorophor Population und f i displaystyle f i nbsp der Anteil der iten Fluorophor Population an der Gesamtintensitat S f i S i j 1 m S j S i S displaystyle f i frac S i sum j 1 m S j frac S i S nbsp Wegen des Zusammenhanges zwischen Polarisation und Anisotropie kann die Weber sche Formel fur die Mischanisotropie A displaystyle overline A nbsp gebildet werden A i 1 n f i A i displaystyle overline A sum i 1 n f i A i nbsp Ein spezieller Fall einer heterogenen Fluorophor Population liegt vor wenn eine Hintergrundintensitat vom eigentlichen Messsignal abgezogen werden soll P I I H i n t e r g r u n d G I I H i n t e r g r u n d I I H i n t e r g r u n d G I I H i n t e r g r u n d displaystyle P frac I parallel I parallel mathrm Hintergrund G I perp I perp mathrm Hintergrund I parallel I parallel mathrm Hintergrund G I perp I perp mathrm Hintergrund nbsp A I I H i n t e r g r u n d G I I H i n t e r g r u n d I I H i n t e r g r u n d 2 G I I H i n t e r g r u n d displaystyle A frac I parallel I parallel mathrm Hintergrund G I perp I perp mathrm Hintergrund I parallel I parallel mathrm Hintergrund 2 G I perp I perp mathrm Hintergrund nbsp Dabei mussen die Intensitaten der parallelen und perpendikularen Strahlung des Hintergrundes in einer separaten Messung bestimmt werden Abhangigkeit der Fluoreszenzpolarisation von der Beweglichkeit des Fluorophors BearbeitenDie Abhangigkeit der Fluoreszenzpolarisation von der Beweglichkeit des Fluorophors bei stationaren Fluoreszenzmessungen wurde von Francis Perrin 2 1926 aus der Theorie der Brownschen Molekularbewegung hergeleitet Die nach ihm benannte Perrin Gleichung beschreibt den Zusammenhang zwischen der gemessenen Polarisation der Fluoreszenzlebensdauer t displaystyle tau nbsp und der Rotationsrelaxationszeit r displaystyle rho nbsp Die Perrin Gleichung lautet 1 P 1 3 1 P 0 1 3 1 3 t r displaystyle left frac 1 P frac 1 3 right left frac 1 P 0 frac 1 3 right left 1 frac 3 tau rho right nbsp Dabei ist P 0 displaystyle P 0 nbsp die intrinsische Polarisation des unbeweglichen Fluorophors Wegen des Zusammenhanges zwischen der Polarisation P und der Anisotropie A und des Zusammenhangs r 3 8 displaystyle rho 3 theta nbsp zwischen der Rotationsrelaxationszeit r displaystyle rho nbsp und der Rotationskorrelationszeit 8 displaystyle theta nbsp kann die Perrin Gleichung umgeschrieben werden zu 1 A 1 A 0 1 t 8 displaystyle frac 1 A frac 1 A 0 left 1 frac tau theta right nbsp Dabei ist A 0 displaystyle A 0 nbsp die intrinsische Anisotropie des unbeweglichen Fluorophors analog zu P 0 displaystyle P 0 nbsp Es wird meist folgende Darstellung der Perrin Gleichung bevorzugt da sie im Vergleich zur ursprunglichen Formulierung der Gleichung kompakter ist A 0 A 1 t 8 displaystyle frac A 0 A 1 frac tau theta nbsp Die Fluoreszenzlebensdauer t displaystyle tau nbsp ist fur jedes Fluorophor eine feste Stoffgrosse sofern es nicht zu dynamischen Quenching Prozessen kommt Wenn 8 displaystyle theta rightarrow infty nbsp das heisst wenn die Fluorophore praktisch nicht mehr rotieren zum Beispiel in einer hochviskosen Losung dann strebt der Quotient A A 0 displaystyle A A 0 nbsp gegen eins das heisst A wird gleich der intrinsischen Anisotropie A0 Wenn dagegen 8 0 displaystyle theta rightarrow 0 nbsp das heisst die Rotation der Fluorophore ist unendlich schnell dann strebt die Anisotropie A ebenfalls gegen 0 Weil t displaystyle tau nbsp und 8 displaystyle theta nbsp nur Werte grosser gleich null annehmen konnen und wegen des linearen Zusammenhanges der Perrin Gleichung folgt dass die Anisotropie A nur Werte zwischen null und der intrinsischen Anisotropie A0 annehmen kann Analog gilt dass die Polarisation P ebenfalls nur Werte zwischen null und der intrinsischen Polarisation P0 annehmen kann Fur ein kugelformiges Molekul in wassriger Losung kann fur die Rotationskorrelationszeit 8 displaystyle theta nbsp folgender Zusammenhang aufgestellt werden 8 h V R T displaystyle theta frac eta V R T nbsp Dabei ist h displaystyle eta nbsp die Viskositat des Losungsmittels T ist die Temperatur R ist die Gaskonstante und V ist das molekulare Volumen des Fluorophors Aus der Perrin Gleichung folgen bei diesen Bedingungen die generellen Zusammenhange Die Anisotropie A nimmt zu wenn das Volumen des Fluorophors zunimmt Die Anisotropie A nimmt zu wenn die Viskositat des Losungsmittels zunimmt Die Anisotropie A nimmt ab wenn die Temperatur zunimmt Die Anisotropie A nimmt ab wenn die Fluoreszenzlebensdauer t displaystyle tau nbsp zunimmt Literatur BearbeitenJoseph R Lakowicz Principles in Fluorescence Spectroscopy 3 Auflage Springer 2006 ISBN 0 387 31278 1 Michel Daune Molekulare Biophysik Vieweg 1997 ISBN 3 528 06689 X Einzelnachweise Bearbeiten Gregorio Weber Polarization of the Fluorescence of Macromolecules 1 Theory and experimental Method Biochemical Journal 51 145 155 1952 Francis Perrin Polarisation de la Lumiere de Fluorescence Vie Moyenne des Molecules dans L Etat Exite Journal de Physique 7 No 12 390 401 1926 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fluoreszenzpolarisation amp oldid 226336022