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Fluchtpunkt ist ein 1962 erschienener Roman von Peter Weiss der uber weite Strecken einem autobiografischen Bericht 1 gleicht aber auch fiktionale Elemente enthalt Er knupft inhaltlich an Weiss Erzahlung Abschied von den Eltern an Weiss geht in dem Werk seinen Erlebnissen als Emigrant in den Jahren zwischen 1940 und 1947 nach die vom Kampf um seine Existenz als Kunstler gepragt waren Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Literarische Einordnung 3 Figuren des Romans und ihre realen Vorbilder 4 Literatur 5 EinzelnachweiseInhalt Bearbeiten Die erste Halfte des in 59 Abschnitte gegliederten Romans erzahlt vor allem von den Auseinandersetzungen um die Rolle der Kunst und des Kunstlers in den Kreisen der schwedischen Emigration die zweite Halfte schildert uberwiegend die verzweifelten Anpassungsversuche 2 des Ich Erzahlers in der neuen Heimat Schweden 3 Der Bericht stellt dar wie der Erzahler nach langeren Studienaufenthalten in der Schweiz und an der Prager Kunstakademie im Alter von 24 Jahren in Stockholm eintrifft 1 Dort hat er die Absicht sich als Kunstler jener Bindungslosigkeit auszusetzen die Familie und Erziehung ihm bisher verwehrten 1 Wahrend es dem Ich Erzahler anfangs noch moglich ist sich mit der antisemitischen Vernichtungspolitik NS Deutschlands nicht naher auseinanderzusetzen andert sich dies angesichts der Nachrichten uber die Endlosung der Judenfrage schon bald grundlegend 1 Er gerat in eine Krise aus der er sich erst durch eine spontan unternommene Reise nach Paris befreien kann Diese Reise lost einen ungeheuren Schock der Freiheit 4 in ihm aus Das neu gewonnene Freiheitsgefuhl gelangt am Ende des Berichts in der Erkenntnis zum Ausdruck dass ich teilhaben konnte an einem Austausch von Gedanken der ringsum stattfand an kein Land gebunden 5 Literarische Einordnung BearbeitenDie literarische Bedeutung des Romans und autobiografischen Rechenschaftsberichts Fluchtpunkt liegt in der ruckhaltlose n Offenheit 1 mit der der Ich Erzahler aus grosser zeitlicher Distanz heraus den Lebensabschnitt rekapituliert der den Beginn seiner Emigrationsjahre in Schweden markiert Der Text der eine eigentumliche Mittelstellung zwischen Roman und reiner Autobiographie einnimmt 1 beendete fur Weiss eine Phase monologisch angelegter Prosatexte wie Arnd Beise unter Verweis auf den Romanschluss konstatierte Die Hinwendung zum Dialog am Ende von Fluchtpunkt bedeutet die Abwendung von der literarischen Nabelschau der vorangegangenen Erzahlung 6 Weiss selbst stand dem veroffentlichten Buch spater durchaus mit einiger Skepsis gegenuber In einem seiner Notizbucher findet sich zu Fluchtpunkt der Satz mehr als eine Aussage uber meine Wahnvorstellungen und Verirrungen was es eigentlich hatte sein sollen wurde das Buch zu einer Beweisfuhrung meiner vermeintlichen Ausdauer und Starke und der Folgerichtigkeit meiner Handlungen 7 Dennoch nachdem Weiss eigene Biografie narrativ gebannt schien zeichnete sich die weitere literarische Tatigkeit des Autors durch eine Verlagerung auf historische Stoffe aus Figuren des Romans und ihre realen Vorbilder BearbeitenPeter Weiss hat fur die meisten literarischen Figuren seines Romans die reale Personen zum Vorbild haben nicht deren Realnamen sondern Pseudonyme eingesetzt Einige der betreffenden Realnamen lassen sich Weiss Kopenhagener Journal bzw dem Kommentar der Kritischen Ausgabe dieses Journals 8 entnehmen Max Bernsdorf Max Barth Anatol Endre Nemes Hoderer Max Hodann Baahl Dr Iwan Bratt Psychoanalytiker Edna Helga Henschen Malerin und Bildhauerin verheiratet mit Weiss von 1943 bis 1947 Hieronymus Erik Heinertz aus der Schweiz stammender Nationalokonom und Maler Cora Carlota Dethorey verheiratet mit Weiss kurzzeitig in 1949Literatur BearbeitenAusgaben Fluchtpunkt Roman Mit vier Collagen von Peter Weiss Frankfurt am Main Suhrkamp 1983 Sekundarliteratur Rainer Gerlach Isolation und Befreiung Zum literarischen Fruhwerk von Peter Weiss In Rainer Gerlach Hrsg Peter Weiss Frankfurt am Main Suhrkamp 1984 S 147 181 Nils Gobel Wir konnen keine Form erfinden die nicht in uns vorhanden ist Gattungsfragen Intertextualitat und Sprachkritik in Abschied von den Eltern und Fluchtpunkt von Peter Weiss Marburg Tectum 2007 Steffen Groscurth Fluchtpunkte widerstandiger Asthetik Zur Entstehung von Peter Weiss asthetischer Theorie De Gruyter Verlag Boston Berlin 2014 ISBN 978 3 11 034554 4 Sepp Hiekisch Zwischen surrealistischem Protest und kritischem Engagement Zu Peter Weiss fruher Prosa In Heinz Ludwig Arnold Hrsg Text Kritik Band 37 Peter Weiss 2 vollig verand Auflage Munchen edition text kritik 1982 S 22 38 Michaela Holdenried Mitteilungen eines Fremden Identitat Sprache und Fiktion in den fruhen autobiographischen Schriften Abschied von den Eltern und Fluchtpunkt In Gunilla Palmstierna Weiss Jurgen Schutte Hrsg Peter Weiss Leben und Werk Frankfurt am Main Suhrkamp 1991 S 155 173 Andreas Solbach Narzisstisches Bekenntnis bei Peter Weiss Strategien der Verleugnung in der autobiographischen Prosa Zu Abschied von den Eltern und Fluchtpunkt In Literatur fur Leser 24 Frankfurt am Main etc Peter Lang 2001 Heft 1 S 14 36 Rudiger Stehlein Ein surrealistischer Bilddichter Visualitat als Darstellungsprinzip im erzahlerischen Fruhwerk von Peter Weiss In Rudolf Wolff Hrsg Peter Weiss Werk und Wirkung Bonn Bouvier 1987 S 60 87 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Hans Horst Henschen Fluchtpunkt in Kindlers Literaturlexikon 3 vollig neu bearbeitete Auflage Hrsg von Heinz Ludwig Arnold Bd 17 Vil Z Metzler Stuttgart und Weimar 2009 S 302 Peter Weiss Fluchtpunkt Roman In Peter Weiss Prosa 2 Frankfurt am Main Suhrkamp 1991 Peter Weiss Werke in sechs Banden Hrsg vom Suhrkamp Verlag in Zusammenarbeit mit Gunilla Palmstierna Weiss 2 S 143 294 hier S 197 Arnd Beise Peter Weiss Stuttgart Philipp Reclam jun 2002 S 217 Peter Weiss Fluchtpunkt Roman In Peter Weiss Prosa 2 Frankfurt am Main Suhrkamp 1991 S 143 294 hier S 293 Peter Weiss Fluchtpunkt Roman In Peter Weiss Prosa 2 Frankfurt am Main Suhrkamp 1991 S 143 294 hier S 294 Arnd Beise Peter Weiss Stuttgart Philipp Reclam jun 2002 S 221 Peter Weiss Notizbucher 1960 1971 Erster Band Frankfurt am Main edition suhrkamp 1982 S 96 97 Peter Weiss Das Kopenhagener Journal Kritische Ausgabe Herausgegeben von Rainer Gerlach und Jurgen Schutte Gottingen Wallstein Verlag 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fluchtpunkt Weiss amp oldid 237611862